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1. Genossenschaften als wichtiger Arbeitgeber

Im Freistaat herrscht Vollbeschäftigung. „Mit 2,7 Prozent haben wir die niedrigste Arbeitslosenquote aller Zeiten in einem Juli in Bayern“, jubelte Ende Juli Bayerns Arbeitsministerin Kerstin Schreyer. Am hohen Beschäftigungsgrad haben die 1.260 Genossenschaften im Freistaat ihren Anteil: Sie geben rund 50.000 Menschen Arbeit. Und zwar nicht nur in den großen Städten, sondern auch im ländlichen Raum. Als Ausbildungsbetriebe sind Genossenschaften ebenfalls gefragt: Rund 2.400 junge Leute absolvieren derzeit eine Lehre bei einer der bayerischen Genossenschaften. Allein bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken starteten im September 2018 rund 580 neue Azubis ins Berufsleben.

2. Genossenschaften als Wachstumsfinanzierer

Mittelständler, Existenzgründer, Häuslebauer oder Autokäufer können sich auf die Volksbanken und Raiffeisenbanken verlassen. Die Institute haben aktuell Kredite in Höhe von nahezu 100 Milliarden Euro ausgegeben – und davon etwas mehr als die Hälfte an kleine und mittlere Unternehmen. Damit kommen die Genossenschaftsbanken auf einen Marktanteil von rund 20 Prozent im bayerischen Firmenkunden-Kreditgeschäft. Dabei schätzen die Kunden insbesondere räumliche Nähe und Kontinuität bei der persönlichen Betreuung. Auf diese Weise ermöglichen die Institute Investitionen in ihren Geschäftsgebieten, die Wachstum und Beschäftigung sicherstellen.

3. Genossenschaften als Partner der Landwirtschaft

Bayern ist trotz des anhaltenden Strukturwandels noch immer agrarisch geprägt. Viele Genossenschaften im Freistaat verstehen sich deshalb als Partner der Landwirte in ihrer Region. Dazu gehören die Volksbanken und Raiffeisenbanken, die in Bayern traditionell Marktführer bei der Kreditvergabe an landwirtschaftliche Betriebe sind. Dazu gehören aber auch die Raiffeisen-Warenunternehmen, die an rund 300 Standorten Dünger, Schmier- sowie Baustoffe anbieten und darüber hinaus Getreide handeln und vermarkten. Für Milchviehbetriebe haben die genossenschaftlichen Molkereien eine besondere Bedeutung: Diese verarbeiteten 2017 rund 4,1 Milliarden Kilogramm Milch. Ebenfalls von großer Bedeutung für die Landwirte sind beispielsweise Trocknungsgenossenschaften oder Vieh- und Zuchtgenossenschaften, die Schlacht- und Nutztiere vermarkten.

4. Genossenschaften als Bewahrer von Kulturlandschaften

Die Gegend um den Brombachsee in Mittelfranken bietet Kirschbäumen optimale Wachstumsbedingungen. Traditionell wachsen dort vor allem hochstämmige Sorten auf Streuobstwiesen. Doch das Idyll ist bedroht: Da der Handel die Kirschen wegen der schnelleren Verderblichkeit nicht mehr annimmt, wollten noch vor wenigen Jahren viele Besitzer die Bäume aufgeben. Das hätte das typische Landschaftsbild zerstört und die Artenvielfalt gefährdet. Um den Kirschbauern neue Absatzchancen zu eröffnen, gründeten die umliegenden Orte sowie Vereine die Genossenschaft Echt Brombachseer. Sie nimmt die Kirschen ab und sorgt für Marketing und Vertrieb. Mit Erfolg: Die Produkte kommen gut an, die Bäume blieben stehen. Die Kirschbäume aus Mittelfranken sind aber nur ein Beispiel dafür, wie sich Genossenschaften für den Erhalt der Kulturlandschaften im Freistaat einsetzen. Ein weiteres sind die Sennereien oder die fränkischen Winzergenossenschaften: Sie bewahren mit ihrem Geschäftsmodell die Weinberge, die sich an den Hängen des Mains und der nahen Umgebung erstrecken.

5. Genossenschaften als regionale Investoren

Um wettbewerbsfähig zu sein, investieren Bayerns Genossenschaften in ihre Zukunft. Davon profitieren Handwerker und Dienstleister aus der Region. Das Geld bleibt im örtlichen Wirtschaftskreislauf. Zwei Beispiele:

  • Die Volksbank Raiffeisenbank Würzburg sowie die Freisinger Bank eG Volksbank-Raiffeisenbank haben vor Kurzem neue Geschäftsstellen eröffnet beziehungsweise komplett saniert („Profil“ berichtete). Zudem investieren die Institute in den Ausbau der digitalen Kanäle wie die Kundendialogcenter oder die „VR-BankingApp“. Insgesamt wollen die Volksbanken und Raiffeisenbanken allein in diesem Jahr mehr als 100 Millionen Euro in ihre Vertriebskanäle investieren.
  • Die Raiffeisenbank Hemau-Kallmünz hat jüngst einen neuen Standort für ihr Warengeschäft in Pfraundorf (Landkreis Regensburg) errichtet. Dort entstanden auf 25.000 Quadratmetern eine Getreideerfassungsanlage, eine Trocknungsanlage, eine Palettenlagerhalle, eine Düngemittelhalle sowie ein Bürogebäude („Profil“ berichtete​​​​​​​).

6. Genossenschaften als regionale Nahversorger

Um Wohngebäude zu heizen, sind in den vergangenen Jahren in ganz Bayern zahlreiche Nahwärmenetze entstanden. Ganz nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ sorgen Genossenschaften dafür, dass die Wärme aus zentralen Biogasanlagen oder Hackschnitzelöfen zu den Bürgern kommt. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur dezentralen Energieversorgung. Viele von ihnen lassen zudem Glasfaserkabel verlegen, damit auch in entlegenen Regionen schnelle Internetverbindungen entstehen. Nach dem gleichen Prinzip arbeiten seit vielen Jahren Energiegenossenschaften, die Strom an Haushalte oder Unternehmen liefern. Außerdem gibt es mehr als 40 Wassergenossenschaften in Bayern, die ihre Mitglieder mit Wasser aus eigenen Quellen versorgen.

7. Genossenschaften als Spender

Die Freiwillige Feuerwehr braucht ein neues Fahrzeug, der Kindergarten neue Spielsachen und der Fußballverein neue Trikots: Viele Einrichtungen und Vereine kommen mit ihren knappen Etats bei solchen Anschaffungen an ihre finanziellen Grenzen. Hier springen die bayerischen Genossenschaften in die Bresche und übernehmen Verantwortung für ihre Heimatregionen. Allein die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Freistaat spendeten 2017 rund 15,5 Millionen Euro. Zudem engagieren sich viele Vorstände und Mitarbeiter ehrenamtlich – sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Seit einiger Zeit bieten viele genossenschaftliche Kreditinstitute Vereinen und Einrichtungen die Möglichkeit an, im Internet für Spenden zu werben. Dazu stellen sie die Crowdfunding-Plattform „Viele schaffen mehr“ bereit. In ganz Deutschland kamen so schon über 12 Millionen Euro für mehr als 3.000 Projekte zusammen.

8. Genossenschaften als verlässliche Steuerzahler

Bei der Haushaltsplanung kann sich Bayerns Finanzminister auf die Genossenschaften verlassen. Sie werden 2018 nach Schätzungen voraussichtlich mehr als 450 Millionen Euro an Steuern zahlen. Davon wird erfahrungsgemäß die Hälfte als Gewerbesteuer an die Städte und Gemeinden fließen – eine wichtige Quelle für die Finanzierung der flächendeckenden Daseinsversorgung der Kommunen.

9. Genossenschaften als Identitätsstifter

Wenn die Gaststätte im Dorf schließt oder der Supermarkt auf die grüne Wiese zieht, bleibt den Menschen vor Ort nichts anderes übrig als sich selbst zu helfen. Sie schließen sich zusammen, um gemeinsam eine Dorfwirtschaft oder einen Dorfladen zu betreiben – häufig in der Rechtsform eG. Ein Beispiel dafür ist die „Ein Dorf wird Wirt“ eG aus Altenau, die sich 2013 gründete, um ein zugesperrtes Wirtshaus zu übernehmen, zu sanieren und neu zu eröffnen. Die Genossenschaft aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen wurde bei der Gründung vom Bayerischen Rundfunk begleitet und fand deutschlandweit Beachtung.

Ebenfalls ein Identitätsgefühl für ihre Region schaffen die Brauereigenossenschaften. In den vergangenen Monaten gab es einen kleinen Gründungsboom: In Oberhaching, Ismaning, Schleißheim und Nürnberg entstanden genossenschaftliche Brauereien. Sie alle eint das Ziel, für ein „Wir-Gefühl“ zu sorgen. „Wir wollen nicht in Konkurrenz zu den großen Brauereien treten oder ein Szenegetränk herstellen. Wir wollen die Gemeinschaft im Ort stärken und Menschen aller Altersklassen und sozialer Herkunft einbinden“, sagt Florian Schärpf, Vorstandsmitglied bei der Brauereigenossenschaft Oberhaching.

10. Genossenschaften als regionale Lebensmittelproduzenten

Die bayerischen Genossenschaften versorgen die Menschen in Bayern mit Genussmitteln von daheim. Ob Milch und Joghurt, Fleisch und Wurst, Kartoffeln und Gelbe Rüben, Wein und Bier, Semmeln oder Brezen: Viele Lebensmitteln gehen durch die Hände von Genossenschaften. Einen Überblick dazu lieferte „Profil“ in der Titelstrecke der April-Ausgabe 2018. Ebenso positionieren sich Unternehmen mit der Rechtsform eG in Nischen und erfüllen die Wünsche der Menschen nach Spezialprodukten. Im Metzgerhandwerk etwa verarbeiten die Tagwerk eG oder die Simsseer Weidefleisch eG Schweine und Rinder direkt nach der Schlachtung, ohne künstliche Zusätze und ohne Massentierhaltung. Sennereigenossenschaften wie in Gunzesried oder Bremenried verarbeiten und verkaufen Käse und Milchprodukte vor Ort. Und spezialisierte Genossenschaften wie die Gelbe Bürg eG bietet lokale Schmankerl wie Walnussöl, Fruchtaufstriche und eingewecktes Obst aus dem südlichen Mittelfranken.

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