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Mahnende Worte von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): Auf der Jahrespressekonferenz 2018 äußerte sich der Exekutivdirektor für die Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, Frank Grund, zur Lage der Pensionskassen im Niedrigzinsumfeld. Die Situation sei ernster als vor zwei Jahren. Und wenn die Zinsen auf dem aktuellen Niveau bleiben, werde sie sich noch weiter verschärfen.

Die Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation ist trotz Niedrigzinsumfeld gut aufgestellt, wie das abgelaufene Geschäftsjahr belegt. 2017 schrieb die Kasse durch die Bank sehr erfreuliche Zahlen, das Jahr stand ganz in der Tradition vorausgegangener Perioden. Die Bilanzsumme stieg im Vorjahresvergleich um nahezu 5 Prozent auf 484 Millionen Euro an. Der Überschuss belief sich auf rund 6 Millionen Euro. Die vereinnahmten Prämien liegen bei rund 18,7 Millionen Euro, auch diese sind im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Die laufende Verzinsung der Vermögensanlagen liegt in einer Bandbreite von rund 3,5 Prozent netto bis mehr als 4 Prozent brutto. Im Vorjahr haben genossenschaftliche Unternehmen fast 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Pensionskasse neu versichert.

Die Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation

Die Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation VVaG ist eine Einrichtung der betrieblichen Altersversorgung. Sie ist verpflichtet, bei Eintritt in den Ruhestand, Berufsunfähigkeit oder Ableben Rentenleistungen an den Versicherten oder dessen Hinterbliebene zu zahlen. Damit sichert sie vielen Arbeitnehmern genossenschaftlicher Unternehmen einen bedeutenden Teil der Altersversorgung. Ende 1969 gegründet, nahm sie Mitte 1970 in München ihren Geschäftsbetrieb auf. Gründungsmitglieder waren 28 bayerische Kredit- und Molkereigenossenschaften, der Bayerische Raiffeisenverband (heute GVB) und der Verband Genossenschaftlicher Geschäftsleiter in Bayern. Derzeit sind rund 400 genossenschaftliche Unternehmen sowie rund 23.800 Einzelpersonen Mitglied der Pensionskasse. 5.178 Rentenempfänger bezogen Ende 2017 von ihr Leistungen. Die Pensionskasse nimmt nur Mitglieder auf, die zur genossenschaftlichen Organisation gehören oder dieser nahe stehen. Sie ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG). Arbeitgeber und Beschäftigte sind Mitglieder einer Risiko-Gemeinschaft. Sie sind nicht nur Versicherungsnehmer, sondern auch Eigentümer der Pensionskasse.

Diversifiziertes Portfolio

Wie geht die Pensionskasse mit dem Niedrigzinsumfeld um? Zunächst: Es ist nicht nur das Zinsniveau allein, das Lebensversicherer wie Pensionskassen berücksichtigen müssen. Alle Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge (EbAV) sind einer Gemengelage unter anderem aus niedrigen Zinsen, Kapitalmarktrisiken und konjunkturellen Einflüssen ausgesetzt. Auf der anderen Seite stehen die langfristigen Garantien der betrieblichen Altersversorgung. Deshalb verfolgt die Pensionskasse mehrere Ansätze, um trotz der vielfältigen Risiken die versprochenen Leistungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genossenschaftlicher Unternehmen auch in Zukunft zuverlässig auszahlen zu können.

So hat sich die Kasse bereits vor längerer Zeit darauf eingestellt, dass es in absehbarer Frist nicht zu einer Zinswende kommen wird. Die Kapitalanlagen werden deshalb seit Jahren Zug um Zug breiter gestreut, als dies früher der Fall war. Beispielsweise wurde der Anteil der zinstragenden Papiere der Finanzdienstleistungsindustrie kontinuierlich reduziert. Stattdessen investiert die Pensionskasse zunehmend in alternative Anlagen und nicht zinstragende Produkte. Dazu gehören Immobilien, Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie Pflegeheime oder Kindergärten oder Investitionen in die umweltschonende Energieerzeugung. Ziel ist es, die Portfoliostruktur weiter zu diversifizieren und die Abhängigkeit vom zinstragenden Geschäft zu reduzieren.

Büro-Immobilie in Regensburg, Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation.
Büro- und Geschäftshaus in Regensburg: Das Gebäude in Universitätsnähe gehört der Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation. Sie investiert einen Teil ihrer Geldanlagen in Immobilien, um das Risiko möglichst breit zu streuen. Foto: Pensionskasse
Büro-Immobilie in München, Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation.
Auch das modern ausgestattete Bürogebäude in der Münchner Herzog-Heinrich-Straße gehört der Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation. Sie hat dort auch ihren Sitz. Die restlichen Flächen sind vermietet.

Eine große Rolle spielen bei der Kasse heute sachwert- und infrastrukturbezogene Vermögensanlagen wie zum Beispiel Immobilien. In diese war die Kasse immer schon stark investiert und ist es auch heute noch. Zum Ende des letzten Geschäftsjahres hatte die Pensionskasse mehr als 18 Prozent ihrer Vermögenswerte in direkt gehaltenem Grund und Boden angelegt. Durch diese breit diversifizierte Anlagestruktur erzielt die Kasse eine mehr als ausreichende Performance und kann darüber hinaus auch ihre Risiken weiter streuen. Damit sind die mit der Vermögensanlage zwingend einzugehenden Unsicherheiten beherrschbar. Der Grundsatz „Sicherheit vor Rendite“ hat für die Pensionskasse nach wie vor höchste Priorität.

Rechnungszins wird angepasst

Damit auf der Seite der Kapitalanlagen (also der Aktivseite) nicht unnötig hohe Risiken eingegangen werden müssen, ist es ebenso von entscheidender Bedeutung, die Passivseite zu entlasten, sprich die Zinsanforderungen den Gegebenheiten anzupassen. Die Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation hat – zum Teil aus den Gründungsjahren – noch Versicherungstarife, die mit einem Rechnungszins von 3,5 Prozent kalkuliert wurden. Mit dem Rechnungszins werden die Rückstellungen einer Pensionskasse oder eines Lebensversicherers kalkuliert, damit die für das Alter vereinbarten Leistungen mit dem Versicherten in jedem Fall gedeckt sind. In einem ersten Schritt hat die Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation bei diesen Alttarifen den zugrundeliegenden Rechnungszins für künftige Beitragszahlungen um 0,1 Prozentpunkte abgesenkt. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist voraussichtlich für Anfang Januar 2019 geplant. Diese Maßnahmen führen dazu, dass der durch die Kapitalanlagen durchschnittlich zu erbringende Rechnungszins sinkt. Die Kasse kann somit ihre bestehenden und künftigen Verpflichtungen aus dem Versicherungsgeschäft leichter erfüllen.

Neugeschäft auf hohem Niveau

Hierzu gibt es aber noch einen weiteren Hebel: Die Pensionskasse nimmt neue Vertragsverhältnisse heute nur noch in Tarifen an, die mit einem Rechnungszins von 1,25 Prozent kalkuliert sind. Sie liegt damit noch deutlich über dem Rechnungszins der Lebensversicherungsunternehmen. Zudem genießt die Kasse in der genossenschaftlichen Organisation großes Vertrauen. Sie gewinnt ständig neue Mitgliedsunternehmen hinzu, die für ihre Beschäftigten betrieblich Vorsorge treffen wollen. Durch dieses kontinuierlich auf sehr hohem Niveau gezeichnete Neugeschäft kann der durchschnittlich von der Passivseite der Bilanz geforderte Rechnungszins langfristig zusätzlich abnehmen.

Zum Abschluss lässt sich feststellen, dass die Politik des billigen Geldes alle Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge weiter vor große Herausforderungen stellen wird. Der größte Teil der Unternehmen wird jedoch auf hohem Niveau professionell gemanagt. Für die Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation gilt dies in besonderem Maße. In ihren Gremien sitzen viele genossenschaftliche Interessenvertreter, die ihren Teil zum Erfolg der Kasse beitragen. Das sind der Genossenschaftsverband Bayern, die Mitgliedsunternehmen, der Verband Genossenschaftlicher Geschäftsleiter sowie die Versicherten selbst. Die Kasse sieht sich deshalb gut aufgestellt, dem Niedrigzinsumfeld auch in Zukunft die Stirn bieten zu können. Sie wird ihre solide Geschäftspolitik der vergangenen Jahre fortführen. Die Beschäftigten der Genossenschaftsorganisation sind bei ihr gut aufgehoben.
 

Thomas Schätz ist geschäftsführender Vorstand der Pensionskasse der Genossenschaftsorganisation VVaG mit Sitz in München.

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