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Die Menschen in Deutschland sorgen sich vor allem um ihre finanzielle Situation. Bei der repräsentativen Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ der R+V Versicherung belegte die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten heuer mit 65 Prozent den ersten Platz. Auch die beiden weiteren Top-Ängste kreisen sich um finanzielle Sorgen: 60 Prozent der Deutschen fürchten, dass Wohnen unbezahlbar wird. Und 57 Prozent haben Angst vor Steuererhöhungen beziehungsweise Leistungskürzungen. Für die Studie hat die R+V Versicherung mehr als 2.400 Menschen nach ihren größten Sorgen befragt. Insgesamt hat sich die Stimmung der Deutschen verschlechtert: Der Angstindex – der durchschnittliche Wert aller gemeinsamen Ängste – stieg auf 45 Prozent (2022: 42 Prozent).

Finanzielle Ängste im Mittelpunkt

Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten belegte bereits im Vorjahr den ersten Platz. Sie ist vor allem auf die hohe Inflation zurückzuführen. „Die Menschen fühlen sich in ihrer Existenzgrundlage bedroht und sehen ihren Lebensstandard gefährdet. Das schürt Abstiegsängste“, kommentiert Professorin Isabelle Borucki, die die R+V-Studie seit diesem Jahr als Beraterin begleitet. Die Furcht vor steigenden Preisen ist ein Dauerbrenner in der Langzeitstudie, die seit 1992 durchgeführt wird: Sie belegte bereits 13-mal den ersten Platz sowie siebenmal den zweiten Platz.

Die zweite Top-Angst in der aktuellen Studie stellt die Sorge vor unbezahlbarem Wohnen dar. Während sich für die einen der Traum vom Eigenheim angesichts der steigenden Zinsen und der hohen Baukosten zerschlägt, wird für die anderen die monatliche Miete zur immer größeren Belastung. „Die eigenen vier Wände bilden die Grundlage für eine sichere Existenz. Hier ist der Staat in der Pflicht – das Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht“, betont Borucki. Vor allem die Menschen in Westdeutschland blicken besorgt auf die angespannte Lage am Wohnungsmarkt (62 Prozent), im Osten sind es 52 Prozent. Den dritten Rang der Top-Ängste belegt die Furcht davor, dass der Staat dauerhaft die Steuern erhöht oder Leistungen kürzt.

Weniger Sorgen vor Rezession

Trotz des Konjunktureinbruchs und der düsteren wirtschaftlichen Prognosen für Deutschland ist die Furcht vor einer schlechteren Wirtschaftslage im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte gesunken und damit so deutlich wie keine andere Angst in diesem Jahr. Insgesamt sorgt sich jeder zweite Befragte (51 Prozent) vor einer Rezession. Das entspricht Platz fünf im Ranking. „Angesichts der vielen aktuellen Krisen rücken für die Befragten individuelle Sorgen in den Fokus: die Angst vor Wohlstandsverlust oder um die eigene Existenz. Sie überlagern das komplexe Thema Rezession“, ordnet Borucki ein.

Zuwanderungsthemen gewinnen an Bedeutung

Auf Platz vier liegt die Angst vor einer Überforderung des Staats durch Geflüchtete (56 Prozent). Diese Sorge legt um elf Prozentpunkte zu, was dem höchsten Anstieg in der aktuellen Studie entspricht. Erstmals ist der Wert in Westdeutschland mit 56 Prozent höher als im Osten, wo er bei 54 Prozent liegt. „Aus einer überwiegend ostdeutschen Sorge ist damit ein Thema geworden, das die Menschen überall in Deutschland gleichermaßen bewegt. Die Befragten haben Angst, dass die Integration nicht gelingt. Diese Entwicklung muss die Politik ernst nehmen und Lösungen aufzeigen, damit Migration als Chance und nicht als Bedrohung erlebt wird“, erklärt Borucki.

Auch die Angst davor, dass das Zusammenleben zwischen Deutschen und Migranten durch einen weiteren Zuzug von Menschen aus dem Ausland beeinträchtigt wird, nimmt deutlich zu. Der Wert liegt bei 47 Prozent (2022: 37 Prozent). Trotz des klaren Anstiegs bleiben beide Sorgen deutlich unter ihren Höchstwerten von 2016. Zum Höhepunkt der Flüchtlingswellen fürchteten sich zwei von drei Befragten vor einer Überforderung des Staats.

Vertrauen in Politik sinkt

Gut jeder zweite Befragte (51 Prozent) fürchtet, dass die Politikerinnen und Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. Diese Sorge nimmt im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte zu und rückt auf Platz sechs im Ängste-Ranking vor. „Deutschland ist im Krisenmodus. Hier erwarten die Bürgerinnen und Bürger zukunftsfähige Lösungen vom Staat, die klar kommuniziert werden. Stattdessen erleben sie ungefilterten Dauerstreit in der Ampel und eine schwache bürgerliche Opposition. Das generell sinkende Vertrauen in die Politik sollte bedenklich stimmen, da es auf eine langsame Gefährdung der Demokratie hindeuten kann“, analysiert Isabelle Borucki.

Weitere Ergebnisse der R+V-Studie

Die R+V Studie zählt noch eine Reihe weiterer Ängste der Deutschen auf, hier zusammengefasst in Kurzform:

  • Spaltung der Gesellschaft: Jeder zweite Deutsche sorgt sich vor einer zunehmenden Spaltung in verschiedene Lager.
  • Klimawandel: 47 Prozent der Deutschen fürchten sich vor den Folgen des Klimawandels, ebenfalls 47 Prozent haben Sorgen davor, dass Naturkatastrophen immer häufiger auftreten.
  • Arbeitslosigkeit: Beim Thema Arbeitslosigkeit sind die Deutschen relativ entspannt. Ein Drittel der Menschen fürchtet steigende Arbeitslosenzahlen, nur jeder Vierte hat Angst, seinen Job zu verlieren.
  • EU-Schuldenkrise: Die Hälfte der Deutschen hat Angst vor höheren Steuern durch die EU-Schuldenkrise.
  • Pflegebedürftigkeit: Dass das Geld für die Pflege nicht reichen wird, fürchten 48 Prozent der Menschen.
  • Autoritäre Herrscher: 46 Prozent der Befragten haben Sorge davor, dass weltweit autoritäre Herrscher auf dem Vormarsch sind.
  • Krieg mit deutscher Beteiligung: 43 Prozent der Deutschen haben die Furcht, Deutschland könnte zur Kriegspartei werden.
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