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1. Gründung der Genossenschaft 1923

Hyperinflation, Zusammenbruch der Wirtschaft, Besetzung des Ruhrgebiets: Die Gründung der Einkaufs- und Liefergenossenschaft der Bäcker-Innung München (ELBIM) fiel in eine Zeit großer wirtschaftlicher Unsicherheit und stellte die Vorzüge der Genossenschaftsidee besonders deutlich heraus. Schon seit der Jahrhundertwende musste sich das gesamte Handwerk immer stärker neuen Herausforderungen und veränderten Bedingungen stellen. Nicht mehr allein das handwerkliche Können stand bei der Tätigkeit im Vordergrund. Auch kaufmännisches und zukunftsorientiertes Denken waren nun zur Existenzsicherung dringend notwendig.

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Dieser Text ist ein Auszug aus der Chronik „100 Jahre BÄKO München – Heute Gestern Morgen“. Die komplette Chronik mit vielen Hintergrundinformationen zum Zeitgeschehen von 1923 bis heute sowie zahllosen Bildern aus 100 Jahren BÄKO kann online angesehen werden: baekomuenchen-chronik.com.

Die Idee, in München eine Genossenschaft für Bäcker zu gründen, kam bereits 1873 auf, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Das änderte sich ab 1920, als die Inflation dem Bäckerhandwerk, wie allen anderen Handel- und Gewerbetreibenden, stark zusetzte. Während 100 Kilogramm Mehl am 1. Januar 1922 52.000 Mark kosteten, stieg der Preis innerhalb von zehn Monaten auf 55 Millionen Mark. Die genossenschaftliche Idee der Selbsthilfe in einer Gemeinschaft mit den gleichen Interessen sollte die bedrängten Bäcker in München durch gemeinsamen Waren- und Rohstoffbezug unterstützen. So wurde in einer Innungsversammlung am 11. Dezember 1922, kurz vor dem absoluten Höhepunkt der Inflation, die Gründung einer Genossenschaft beschlossen.

Gegründet wurde die „ELBIM Einkaufs- und Lieferungsgenossenschaft der Bäcker-Innung München“ am 23. Januar 1923 als eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht und Sitz in München. Gegenstand des Unternehmens war satzungsgemäß die „Förderung des Erwerbs und die Stärkung der Wirtschaft ihrer Mitglieder, insbesondere durch gemeinschaftlichen Einkauf, Herstellung und Verkauf der zum Betriebe des Bäckergewerbes und verwandter Berufe erforderlichen Rohstoffe und Bedarfsartikel, ev. die Beteiligung an derartigen Unternehmungen“. Die Mitgliedschaft konnten alle Personen erwerben, die „das Bäckergewerbe selbständig betreiben und sich durch Verträge verpflichten können“. Von der Idee, eine Solidargemeinschaft zum gemeinsamen Wareneinkauf zu gründen, ließen sich in dieser Innungsversammlung 275 Bäcker überzeugen. Die Zahl der Mitglieder stieg schnell an, sodass Ende 1923 nahe alle Mitglieder der Bäckerei-Innung München ebenfalls Mitglied der ELBIM waren. Ihren ersten Geschäftssitz fand die Genossenschaft im Gebäude der Münchner Bäcker-Innung in der Maistraße 12.

2. Krisen- und Kriegszeiten

Trotz der wirtschaftlichen Erholung und der ersten erfolgreichen Geschäftsjahre sahen sich die Mitglieder der ELBIM bald vor neue Herausforderungen gestellt. Der allgemeine Drang zur Rationalisierung und zum Konzentrationsprozess sowie die sich dadurch ergebende Konkurrenz zwangen kleinere Betriebe, sich im verschärften Wettbewerb gegen Großkonzerne zu behaupten. Die ELBIM stellte sich diesem Konkurrenz- und Preiskampf durch eine erste Erweiterung ihres Leistungsangebots. Neben dem Großeinkauf und dem Vertrieb übernahm sie zudem die Beratung ihrer Mitglieder. Dies war der erste Schritt zu einer „umfassenden ideellen und materiellen Betreuung“, der sie auch heute noch nachgeht: einer durch systematische Information, den Wissensaustausch und eine individuelle, auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Herausforderungen des einzelnen Mitglieds ausgerichteten Beratung.

Kurz nach dem zehnjährigen Bestehen der ELBIM übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. Die Genossenschaft wurde – so wie alle Unternehmen – in die allgemeine Wirtschaftsorganisation der Diktatur eingegliedert. Die ELBIM wirtschaftete auch in dieser Zeit stabil, im Jahr vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erzielte sie mit 3,5 Millionen Reichsmark den bisher höchsten Umsatz und war nach eigener Aussage eine der bestgeführten Bäckergenossenschaften Bayerns. Zur Umsatzsteigerung hatte auch das von der Münchner Bäcker-Innung übernommene Hefegeschäft beigetragen. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs war geprägt von Lebensmittelrationierungen und Mangel. Die ELBIM erhielt Produkte wie Mehl oder Zucker nur noch gegen Bezugsscheine. Da viele Männer an der Front kämpften, nahmen Frauen ihren Platz in den Bäckereien ein. Oftmals mussten sie die Familienbetriebe allein betreiben.

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Der Film zum Jubiläum „100 Jahre BÄKO München – Heute Gestern Morgen“: Mit Blick auf die 100-jährige Tradition der BÄKO München spannt der Jubiläumsfilm 2023 den Bogen von der Gründung bis in die Zukunft. Quelle: BÄKO München

3. Vielfältiger Neuanfang

In der Nachkriegszeit stellte wiederum der Warenmangel die ELBIM vor schier unlösbare Herausforderungen. Die Versorgung mit Mehl war schlecht, selbst einfache Arbeitsmittel wie Backbretter oder Sauerteigkübel waren nicht verfügbar. Nur mit großer Mühe gelang es der ELBIM, ihre Mitglieder wenigstens mit dem Notwendigsten zu versorgen. Die Situation verbesserte sich merklich durch die Währungsreform im Jahr 1948, für die Genossenschaft bedeutete die Reform einen nahezu vollkommenen Neuanfang.

Schuttarbeiten in der Maistraße 12 im Jahr 1948.

Anbruch- und Mehllager der ELBIM im Gebäude der Münchner Bäcker-Innung in der Maistraße 12. Fotos: Archiv der BÄKO

Einen zukunftsweisenden Schritt unternahm die ELBIM 1957 mit dem Bau ihres ersten eigenen Geschäftsgebäudes mit Büro-, Lager- und Ausstellungsräumen in der Maistraße 14. Durch die räumliche Begrenzung des Bauplatzes war eine Ausdehnung nur in die Höhe möglich. Das umfangreiche, 2.000 Bedarfsartikel für das Bäckerhandwerk umfassende Lager musste also auf fünf Etagen verteilt werden. Doch nicht nur das Geschäftsgebäude war neu, auch die Aufgaben der Genossenschaft haben sich in dieser Zeit stark verändert, vor allem aber ausgeweitet. Neben ihren traditionellen Aufgaben, dem gemeinsamen Waren- und Rohstoffeinkauf, sah sich die ELBIM mehr und mehr auch als allumfassendes Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen für ihre Mitglieder bei allen betrieblichen Fragen und Problemen: Ladenbau, Werbung, personelle, finanzielle, rechtliche und technische Unterstützung.

Die Ausweitung des Leistungsportfolios wirkte sich bereits im ersten Jahr positiv auf die Umsatzentwicklung aus. Während der Umsatz 1957 noch bei 22,5 Millionen D-Mark lag, stieg er im Jahr 1958 auf knapp 25 Millionen D-Mark und bis 1963 auf nahezu 31 Millionen D-Mark. Auch die Mitgliederzahl nahm bis 1963 kontinuierlich auf 1.415 zu, den bisher höchsten Stand in der Geschichte der Genossenschaft.

4. Neue Größe

Am 1. Oktober 1969 kam es zu einer wegweisenden Entscheidung, die die Genossenschaft bis heute prägt. Durch den Zusammenschluss der ELBIM mit der bis dato in der Landsbergerstraße beheimateten Konditoreneinkauf AG wurde die ELBIM zur BÄKO: Bäcker- und Konditoren-Einkauf München eG. Auch durch diesen Zusammenschluss setzte sich das stetige Umsatzwachstum weiter fort.

Der verstärkte Wettbewerb, steigende Personalkosten und der stetige Zuwachs an Aufgaben ließen einen rationellen Arbeitsablauf in den Geschäftsräumen in der Maistraße 14 nicht mehr zu. Deshalb entschied sich die BÄKO für die Errichtung einer neuen Zentrale. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort wurde die Genossenschaft in Taufkirchen fündig. Die verkehrsgünstige Lage sowie ein 23.000 Quadratmeter großes Grundstück sprachen ebenso klar für diesen Standort wie die deutlich niedrigeren Grundstückspreise. Nach nur zehn Monaten Bauzeit konnten am 25. Juni 1971 die Schlüssel für das neue Geschäfts- und Betriebsgebäude der BÄKO übergeben werden. Die Zentrale umfasste unter anderem ein 6.300 Quadratmeter großes Warenlager.

In der Zeit ab 1970 veränderte sich das Konsumverhalten der Menschen. Das Bäcker- und Konditorhandwerk musste sich auf die Bedürfnisse der Ein- und Zweipersonenhaushalte sowie die zunehmende Außer-Haus-Verpflegung einstellen. Die steigenden Mieten in den Innenstadtlagen zwangen viele Bäckerbetriebe, ihre Produktionsstätten in die Umgebung zu verlagern. Sowohl bei der Standortanalyse und den Ladenneubauanalysen als auch bei der indirekten Vermittlung von Gründerkrediten unterstützte die BÄKO ihre Mitglieder.

In den 1970er Jahren stieg der bundesweite Umsatz des Bäckerhandwerks von 9,8 Milliarden D-Mark auf 15 Milliarden D-Mark. Die Zahl der Bäckereibetriebe nahm hingegen ab. Während 1970 bundesweit noch 42.000 selbstständige Bäckereibetriebe bestanden, waren es 1979 nur noch 35.500. Auch die Zahl der bayerischen Bäckergenossenschaften sank von 35 im Jahr 1945 auf zwölf im Jahr 1976. Mit einem Umsatz von 74 Millionen D-Mark belegte die BÄKO München dabei den ersten Platz.

5. Ins Millennium

Der Umsatz der BÄKO wuchs kontinuierlich und überschritt 1982 erstmals die 100-Millionen-D-Mark-Marke. Um mit dem stetig steigenden Umsatz und den sich verändernden Bedürfnissen ihrer Mitglieder Schritt halten zu können, baute die BÄKO 1990 ein neues Frischezentrum mit Kühlhaus und Tiefkühlhaus. Zudem wurde das Lager der Zentrale in Taufkirchen erweitert.

Verkaufsförderungsnachmittag der BÄKO 1985.

Verkaufsförderungsnachmittag der BÄKO 1985. Fotos: Archiv der BÄKO

Nach der Jahrtausendwende fusionierte die BÄKO mit zwei weiteren bayerischen Bäcker- und Konditorengenossenschaften. Den Anfang machte 2003 die Fusion mit der 1912 gegründeten BÄKO Ostbayern Bäcker- und Konditorengenossenschaft eG. Es folgte 2013 der Zusammenschluss mit der BÄKO Schwaben Bäcker- und Konditorengenossenschaft eG. Seitdem firmiert die Genossenschaft als BÄKO München Altbayern und Schwaben eG.

6. Aktuell

Ihre Mitglieder in allen Zeiten bestmöglich zu unterstützen und zu fördern, dies ist nicht nur der Anspruch der BÄKO, es ist ihr Satzungsauftrag. Wie dies seit nun mehr 100 Jahren vortrefflich gelingt, hat einen einfachen Grund: Ein gleichbleibendes Wertegerüst garantiert den Mitgliedern nicht nur Stabilität, Nachhaltigkeit und Kundennähe, sondern auch eine immer gleichbleibende Qualität. Mit wirtschaftlicher Weitsicht wird die BÄKO seit 100 Jahren von Menschen geleitet, die zuversichtlich in die Zukunft blicken und sich das Vertrauen ihrer Mitglieder über Jahre hinweg immer wieder aufs Neue verdienen. Durch die Verbindung von regionaler Verwurzelung und genossenschaftlichem Zusammenhalt werden Herausforderung zusammen, in der Gemeinschaft, gelöst.

Im Vordergrund stand und steht auch heute noch das Genossenschaftsmitglied. In der BÄKO erlebt dieses seit 100 Jahren eine enge Verbundenheit, keine Anonymität, sondern langjährige Ansprechpartner, die um die Sorgen und Nöte, Wünsche und Bedürfnisse ihrer Mitglieder wissen und sich gezielt auf diese einstellen. Nur so ist eine individuelle und zugleich ganzheitliche Beratung möglich. Auch der Spagat, die Vielfalt aller Mitglieder zu berücksichtigen und zugleich immer darauf zu achten, dass sie sich untereinander im Wettbewerb befinden, gelingt der BÄKO seit 1923.

Die BÄKO hatte immer den Anspruch, nicht nur adäquat auf Ereignisse zu reagieren, sondern sie vielmehr aktiv mitzugestalten, die Genossenschaft leistungsfähig und im Sinne ihrer Mitglieder aufzustellen. Hierbei zeigten sich die federführenden Menschen immer gewillt, den Wandel mitzugestalten und sich den Gegebenheiten nicht einfach nur anzupassen.

Gerade in den an Krisen nicht armen vergangenen Jahren hat sich die BÄKO als verlässlicher Partner für ihre Mitglieder erwiesen. Während der Covid-19-Pandemie versorgte sie ihre Mitglieder und stellte somit die Versorgung der Bevölkerung sicher. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise und dem Einbruch in den Lieferketten erwies sich die BÄKO als Mangelbeschaffer, als moderner und leistungsfähiger Dienstleister. Sie hat ihre Mitglieder in unruhigen Fahrwassern zuverlässig und zu fairen Preisen versorgt. Regional verwurzelt, aber mit dem Anspruch, ihre Mitglieder zu jeder Jahreszeit zuverlässig mit den für ihre Arbeit notwendigen Produkten aus aller Welt zu versorgen.

Festakt zum Jubiläum 100 Jahre BÄKO München

280 Gäste feierten Mitte Oktober 2023 im GOP Varieté-Theater München das 100-jährige Bestehen der BÄKO München Altbayern und Schwaben eG, die auf die 1923 gegründete „ELBIM Einkaufs- und Liefergenossenschaft der Bäcker-Innung München“ zurückgeht. Nach einem feierlichen Empfang startete der Festakt mit der Präsentation des Jubiläumsfilms. Dieser spannt den Bogen von der Gründung der BÄKO bis zur Gegenwart. Statements von einem Mitglied, einem Lieferanten, einem langjährigen Gremienmitglied, einem langjährigen Vertriebsmitarbeiter und dem amtierenden geschäftsführenden Vorstand verdeutlichen die vertrauensvolle Partnerschaft der BÄKO mit den Bäckern und Konditoren.

Anschließend moderierte Ursula Heller vom „Bayerischen Rundfunk" eine lockere Gesprächsrunde mit dem ehrenamtlichen Vorstand Heinrich Traublinger jun., dem Aufsichtsratsvorsitzenden Bernhard Zöttl, dem geschäftsführenden Vorstand Helmut Wiedemann sowie dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands, Eckhard Ott. Diskutiert wurde unter anderem darüber, warum sich Genossenschaften wie die BÄKO selbst über viele Jahrzehnte als sehr krisenfester und starker Partner ihrer Mitglieder und Kunden erweisen. Dazu trage auch die regionale Verwurzelung der BÄKO bei, obwohl sie die Produkte für ihre Mitglieder weltweit einkauft. Alleinstellungsmerkmal der BÄKO seien die Sicherung einer hohen Qualität und die zuverlässige Verfügbarkeit der Waren zu stabilen Preisen auch in Krisenzeiten, wie die Teilnehmer der Podiumsdiskussion betonten.

Nach einem festlichen Essen präsentierte das GOP Varieté-Theater seine aktuelle Show „Changes“. Insgesamt genossen die Gäste einen lockeren und sehr vergnüglichen Abend. Anlässlich des Jubiläums erhielten die Mitglieder der BÄKO im Oktober fünf Prozent Rabatt auf alle Lagerartikel aus dem umfassenden Rohstoffsortiment. „Ein zusätzlicher toller Vorteil und Gewinn für alle Kunden und Mitglieder – extra und nur im Jubiläumsjahr“, bekräftigte der geschäftsführende Vorstand Helmut Wiedemann.

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