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Das sanfte Licht der Bühnenscheinwerfer erleuchtet die vollbesetze NeuStadtHalle in Neustadt an der Aisch. Es erklingt der Chor zu „Hallelujah“ von Georg Friedrich Händel. Auf der Bühne ist ein Pastor zu sehen, der im Innenhof eines Klosters an einem Holztisch sitzt. Hinter ihm an der Wand hängen ein Kreuz und ein Heiligenbild, Kamin und Klohäusl ergänzen das Bild. Aus dem Stall nebenan ist eine aufgebrachte Männerstimme zu hören: „Au, nicht doch! Jetzt pass' halt auf, Pankrazia! Du verdrehst mir ja das Gestell um 180 Grad! Oohh!“

Theater-Ensemble spielte zwölf Mal

Vorhang auf für das Theaterensemble der VR meine Bank, eine Niederlassung der VR Bank Metropolregion Nürnberg! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreditinstituts spielen seit 1948 jedes Jahr ein Theaterstück. Das dürfte ziemlich einmalig sein. Nach dreijähriger Corona-Pause feierte die Gruppe Anfang 2024 ihr Comeback. An zwölf Terminen, davon zwei Sonderveranstaltungen für geladene Gäste sowie für Bankmitarbeiter, präsentierte sie den Dreiakter „Heribert, der Klosterfraunarzissengeist“ aus der Feder von Autorin Beate Irmisch. Sie hat seit 2007 rund 50 Theater-Stücke geschrieben.

Ins Leben gerufen wurde das Theaterensemble von Lorenz Lunz, seinerzeit Aufsichtsratsvorsitzender der ehemaligen Raiffeisenbank Neustadt. Er wollte die Menschen unterhalten und sie von ihren Sorgen ablenken. Es war die Nachkriegszeit, der Alltag für viele Leute mühsam und beschwerlich. In den folgenden Jahrzehnten fusionierte die Bank mehrmals, auch die Gesellschaft veränderte sich. Doch die Motivation, warum die Mitarbeiter des Kreditinstituts jedes Jahr eine Aufführung realisieren, ist weitestgehend gleich geblieben: „Wir spielen lustige Volkstheater-Stücke, um der Region und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Gerade in der heutigen Zeit, in der es viele Krisen gibt, möchten wir die Menschen für zwei Stunden zum Lachen bringen“, erzählt Vorstandssprecher Klaus Gimperlein. Er hat dieses Jahr die Rolle des Klostergeists übernommen. „Ich habe schon zwei Mal mitgespielt. Als mich die Kollegen gefragt haben, ob ich wieder mitmachen würde, war ich sehr gerne dabei“, sagt er.

Energiekrise und Corona machten 2023 einen Strich durch die Rechnung

Die Aufführungen finden immer im Januar statt. Eigentlich wollte die Bank schon Anfang 2023 wieder spielen. Doch im Herbst zuvor war der Höhepunkt der Energiekrise, es wurde darüber diskutiert, ob Hallen beheizt werden dürfen. Und wegen der Corona-Pandemie war es unklar, ob nicht vor verringerter Kapazität gespielt werden müsste. „Wir haben uns dann schweren Herzens dazu entschieden, nicht zu spielen. Meine Hauptsorge war, dass es die Schauspieler demotiviert, in halbvollen und kalten Hallen zu spielen. Das wäre jammerschade gewesen. Gleichzeitig haben wir uns das Versprechen gegeben, 2024 wieder ein Stück auf die Bühne zu bringen“, berichtet Gimperlein. Im Rückblick betrachtet sei diese Entscheidung richtig gewesen. Denn heuer waren alle zwölf Aufführungen in Neustadt, Uffenheim, Münchaurach, Münchsteinach, Obermichelbach und Scheinfeld ausgebucht. Insgesamt kamen über 4.000 Zuschauer.

Dass bei der VR Bank seit über 70 Jahren jedes Jahr ein Theaterstück aufgeführt wird, ist der Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihr Engagement ist ehrenamtlich und freiwillig. „In der Bank herrscht ein besonderer Geist, der über Generationen weitergetragen wird“, bekräftigt Gimperlein. Für das Theater kommen Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen wie Privatkundenberatung, KundenDialogCenter und Marktfolge zusammen. Der Erfolg schweiße zusammen, das Zusammengehörigkeitsgefühl halte auch das Jahr über, so der Vorstandssprecher. Ihm ist wichtig zu betonen, dass er es den Mitarbeitern überlässt, ob und was gespielt wird. „Es gibt keine Ansage des Vorstands. Stattdessen übernehmen die Kolleginnen und Kollegen die Initiative, wählen ein Stück aus, besetzen die Rollen. Es ist ein intrinsischer Antrieb, weil sie es gerne tun und den Menschen eine Freude machen möchten“, betont Gimperlein.

Regisseur ist seit über 40 Jahren dabei

Werner Schmidt ist einer derjenigen, die sich Jahr für Jahr mit Herzblut für das Theater engagieren. Der Baufinanzierungsspezialist spielt seit 1982 mit, seit 2012 führt er zusätzlich Regie. „Mir macht das Theater unglaublichen Spaß, das Miteinander ist einfach super. Durch die gemeinsame Zeit bei den Proben und Aufführungen entwickelt man eine ganz andere Verbindung zu den Kollegen in der Bank“, sagt er. Schmidt ist auch für die Auswahl der Stücke verantwortlich. Er setzt auf unterhaltsame und kurzweilige Titel, vor allem von Beate Irmisch. In den Jahren vor Corona wurde zum Beispiel „Der Urlaubsmuffel“ oder „Geht die Katze, tanzen die Mäuse“ gespielt. Nun hat er sich gemeinsam mit dem Team für „Heribert, der Klosterfraunarzissengeist“ entschieden. „Das Stück hat mir auf Anhieb gefallen, ich hatte es schon seit Jahren im Blick. Allerdings braucht man insgesamt zwölf Darsteller. Das war heuer gegeben, ich freue mich, dass es endlich geklappt hat“, sagt Schmidt.

Die Story von „Heribert, der Klosterfraunarzissengeist“

Und darum geht es in dem Dreiakter: Im Kloster Abendrot herrscht Aufregung. Das Bistum möchte aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation den Orden auflösen und die Nonnen auf andere Klöster aufteilen. Dazu kommt, dass der geldgierige Bürgermeister die Pacht für die Obstwiesen und Weinberge gekündigt hat. Und das, wo die Nonnen gerade angefangen haben, erfolgreich Schnaps zu brennen sowie Wein zu keltern – natürlich im Geheimen. Um die Zustände im Kloster zu untersuchen und den Verkauf voranzutreiben, kommt der Domkapitular vorbei. Zwei Geschäftsfrauen sind ebenfalls vor Ort und wittern einen lukrativen Deal. Doch sie haben die Rechnung ohne die schlagfertigen Nonnen sowie den Klostergeist Heribert gemacht. Lässt sich der Verkauf des Klosters stoppen?

Die Story von „Heribert, der Klosterfraunarzissengeist“: Im Kloster Abendrot herrscht Aufregung – das Bistum möchte den Orden auflösen und die Schwestern Appolonia, Gottfrieda und Pankrazia auf andere Klöster verteilen.

Domkapitular Hansemann treibt den Verkauf des Klosters voran, die Geschäftsfrauen Gräfin Elvira von Suppenhahn und Brunhilde Schnappes wittern einen lukrativen Deal.

Können die Nonnen und „Klosterfraunarzissengeist“ Heribert den Verkauf des Klosters aufhalten?

Um das Stück aufzuführen, wird ab Oktober zwei Mal pro Woche geprobt, in der Woche vor der Premiere Anfang Januar täglich. Einer der schönsten Momente in dieser Zeit sei stets die erste Kostümprobe, erzählt Gimperlein. Es sei stets ein großer Spaß, wenn jeder erstmals in seinem späteren Bühnenoutfit erscheine. Die zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler werden zudem tatkräftig unterstützt: So kümmern sich beispielsweise die Hausmeister des Kreditinstituts um das Bühnenbild sowie den Auf- und Abbau. Das Marketing hilft bei den Reservierungen, die Berater informieren ihre Kundinnen und Kunden. Insgesamt seien rund 70 Mitarbeiter mit unterschiedlicher Intensität eingespannt, erklärt der Vorstandssprecher: „Das ist eine riesige Teamleistung. Ohne das Zutun vieler Kolleginnen und Kollegen im Hintergrund könnten die Spieler nicht im Rampenlicht stehen. Sie sind die heimlichen Helden unseres Theaters.“

Die Aufführungen sind heuer gut angekommen. Fast überall habe es lange Standing Ovations gegeben, berichtet Gimperlein. Besonders gelobt wurden zwei Faktoren. Erstens die Professionalität. „Wir hören häufig, dass man gar nicht merkt, dass wir eine Laienschauspielgruppe sind“, betont der Vorstandssprecher. Zweitens werde der hohe Einsatz der Darsteller und aller Helfer hervorgehoben, die einen großen Teil ihrer Freizeit für die Proben und die Aufführungen investieren. Man spüre den Teamgeist, der in der Bank herrsche.

Kein Eintritt, aber Spenden für guten Zweck erwünscht

Die Zuschauerinnen und Zuschauer zahlen für den Theaterbesuch keinen Eintritt. Stattdessen bittet die Bank um Spenden. Diese kommen zu 100 Prozent gemeinnützigen Vereinen und Organisationen zugute. Zudem können die Menschen Vorschläge unterbreiten, welche Einrichtungen unterstützt werden sollen. Dieses Jahr sind 24.261,60 Euro zusammengekommen – ein neuer Spendenrekord. Da die Bank heuer ihr 75-jähriges Bühnenjubiläum nachfeiert (im eigentlichen Jubiläumsjahr 2023 gab es wie erwähnt keine Aufführung), verdoppelt sie die Spendensumme. Insgesamt kamen auf diese Weise 48.523,20 Euro zusammen. Die Spenden werden in Kürze übergeben. Das Resümee von Klaus Gimperlein: „Durch das VR-Bank-Theater präsentieren wir uns als authentische und nahbare Bank, ziehen Aufmerksamkeit auf uns und leben das genossenschaftliche Miteinander. Gleichzeitig bereichern wir das kulturelle Leben in der Region. Es ist toll, dass es das Theater gibt und ich hoffe, dass es weiterhin so engagierte Mitarbeiter gibt, damit wir noch viele Jahre spielen werden.“

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Video-Beitrag zum Theaterstück der VR-Bank. Video: Christof Dahlmann und Karl-Peter Lenhard, Genossenschaftsverband Bayern

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