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Training im Fitnessstudio von f+p.

Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken sind der Kreditpartner des Mittelstands. Das belegen die Zahlen eindrucksvoll: 59 Milliarden Euro und damit rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr hatten die Kreditgenossenschaften im Freistaat zum Halbjahr 2020 an ihre Firmenkunden ausgereicht. Hinter den nackten Zahlen stehen tausende persönliche Verbindungen zwischen Unternehmern und ihren regionalen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Stellvertretend dafür hat „Profil“ bei zwei Firmenkunden nachgefragt, was sie an den genossenschaftlichen Kreditinstituten schätzen und welche Rolle dabei die Bankberater spielen.

Hubdrive: Vollumfängliche Software-Lösungen für den Personalbereich, Planungssicherheit durch die VR-Bank Würzburg

Der Aussage, dass die Digitalisierung für Unternehmen viele Chancen bietet, würde wohl fast jeder Manager zustimmen. Schon schwieriger ist es, den richtigen Anwendungsbereich zu identifizieren. Ist es etwa sinnvoll, große Anstrengungen in die Implementierung von Künstlicher Intelligenz zu stecken? Oder soll die Produktion digitalisiert werden? „Da wäre ich skeptisch. Meiner Meinung nach bietet Digitalisierung in den Personalabteilungen und bei Mitarbeiter-Services das größte Potenzial“, sagt Franziskus Lorey, Gründer und Geschäftsführer von Hubdrive. Das Würzburger Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, Mitarbeitern das Arbeitsleben zu erleichtern und gleichzeitig die Produktivität zu erhöhen. Dazu bietet Hubdrive auf Basis der Microsoft Dynamics 365 Business Plattform Software-Lösungen für die Bereiche Recruiting, HR Management, Mitarbeiter Self-Service sowie Projektmanagement und Zeiterfassung an.

Warum sich die Digitalisierung im Personalbereich besonders lohnen kann, macht Lorey anhand eines Beispiels deutlich. Durchschnittlich nutzen Unternehmen sieben verschiedene Software-Programme in diesem Bereich. Das Problem: Die meisten Anwendungen sind in sich geschlossen, die Übertragung von Daten häufig nicht automatisch möglich. Das macht die Bedienung zeitaufwendig und ist obendrein fehleranfällig. „Unsere Lösung funktioniert hingegen vollumfänglich – die Personalabteilungen müssen den Mitarbeiter im System nur noch einmal anlegen, von der Bewerbung bis zum Ausscheiden aus der Firma“, sagt Lorey. Er schätzt, dass ein Mittelständler mit 200 Mitarbeitern durch den Einsatz der Hubdrive-Lösungen pro Jahr rund 9.000 Mitarbeiter-Stunden für sinnvollere Tätigkeiten aufwenden kann.

Das Unternehmen ist seit der Gründung vor über zehn Jahren stark gewachsen und betreut mittlerweile Kunden aus 36 Ländern – von Jamaica über die USA bis nach Singapur. Bei der Finanzierung setzt Lorey auf die VR-Bank Würzburg, bei der er zuvor auch schon als Privatkunde war. „Das war natürlich einerseits eine sehr naheliegende Entscheidung. Andererseits ist es mir sehr wichtig, dass mein Bankberater vor Ort ansprechbar ist und sich Zeit nimmt, um sich in unser Geschäftsmodell einzuarbeiten“, sagt Lorey. Als Beispiel führt er an, dass seine Firma Software-Abonnements vertreibt. Die Erträge können allerdings im ersten Jahr unter den Akquise-Kosten für den Kunden liegen. Erst nach einer gewissen Zeit amortisieren sich die Kosten, bis sich schließlich ein deutlicher Gewinn einstellt. Lorey: „Mein Firmenkundenberater Manfred Mark hat sich von Beginn an auf unser Geschäftsmodell eingelassen und gesehen, dass wir langfristig wiederkehrende Umsätze generieren.“

Auch während der Corona-Pandemie zeigte sich die VR-Bank Würzburg als zuverlässiger Partner von Hubdrive. Bereits im März tauschte sich Lorey mit seinem Berater intensiv darüber aus, wie lange die Liquidität im Worst-Case-Szenario ausreichen würde. „Das hat mir Planungssicherheit gegeben“, berichtet der Unternehmer. Ihm ist die Verlässlichkeit der VR-Bank Würzburg sehr wichtig. Dass es auch anders kommen kann, hat Lorey im Bekanntenkreis beobachtet. Dort habe er schon mehrmals gesehen, dass Unternehmen in Nöte geraten sind, weil ihnen die Bank kurzfristig eine Anschlussfinanzierung verweigert habe. „Probleme möchte ich mir schon selbst machen und nicht über Nacht in Schwierigkeiten geraten, weil jemand in einem Hochhaus in Frankfurt plötzlich seine Strategie ändert“, sagt Lorey.

Wie Hausbanken für ihre Firmenkunden mitdenken können

Porträtfoto von Claudia Schlebach, Abteilungsleiterin Unternehmensförderung bei der IHK für München und Oberbayern.

Die Regionalbanken sind auch in der Corona-Krise ein verlässlicher Finanzpartner des Mittelstands. Das bestätigt Claudia Schlebach, Abteilungsleiterin Unternehmensförderung bei der IHK für München und Oberbayern (Foto). „Die Hausbanken vor Ort haben sich als stabiler Partner bewährt, gerade für den regionalen Mittelstand.“ Doch die Krise ist noch nicht vorbei und die Unternehmen müssen zusätzlich noch viele andere Herausforderungen wie den Strukturwandel oder die Digitalisierung bewältigen. In „Profil“ gibt Schlebach Tipps, wie Hausbanken für ihre Firmenkunden mitdenken können.

Auf die Bonität von Kunden und Lieferanten achten

Die Versorgung der Unternehmen mit Liquidität durch Förderkredite und Eigenkredite der Banken habe in der Corona-Krise hervorragend funktioniert, sagt Claudia Schlebach. Das zeige auch die jüngste Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags. Dort haben finanzielle Probleme in der allgemeinen Risikobetrachtung der Unternehmen nur einen untergeordneten Stellenwert. „Eine Kreditklemme ist nicht absehbar, das macht den Unternehmen am wenigsten Sorgen“, sagt Schlebach. Trotzdem sollten die Unternehmen verstärkt auf die Bonität ihrer eigenen Kunden und Lieferanten achten, sagt Schlebach. Spätestens wenn die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht Ende des Jahres ausläuft, könnte es bei einigen Unternehmen doch zu finanziellen Engpässen kommen. „Dafür sollten die Banken ihre Firmenkunden sensibilisieren“, sagt Schlebach.

Finanzkommunikation stärken

Grundsätzlich sei es sowohl für das Unternehmen als auch für die Bank gerade in herausfordernden Zeiten extrem wichtig, die Finanzkommunikation zu verstärken. Darüber hinaus wünschten sich viele mittelständische Unternehmen einen Finanzpartner an ihrer Seite, der sie über viele Jahre begleite und sich in wichtige Themen aktiv einbringe. Schlebach zählt dazu den digitalen Transformationsprozess. „Viele Mitarbeiter arbeiten zum Beispiel auf einmal im Mobile Office. Daraus ergibt sich für die Firmen ein Finanzbedarf, da sie die technische Infrastruktur für Mobile Office schaffen müssen. Das ist meistens eine lohnende Investition in die Zukunft. So etwas sollten die Banken im Auge behalten und den Unternehmen bei Veränderungen zur Seite stehen.“

Unternehmen für Nachhaltigkeit und Sustainable Finance sensibilisieren

Aber auch bei anderen übergeordneten Themen forderten viele Unternehmen eine aktive Rolle ihrer Hausbank ein, berichtet Schlebach. „Die Banken können ihre Firmenkunden dafür sensibilisieren, was alles auf sie zukommt, insbesondere beim Thema Nachhaltigkeit und Sustainable Finance, und sie bei der Umsetzung unterstützen“, sagt die IHK-Expertin. Das sei ein Zukunftsthema, mit dem sich jedes Unternehmen früher oder später auseinandersetzen müsse. „Dazu bedarf es aber auch auf Seiten der Banken kompetenter Ansprechpartner, die jederzeit erreichbar sind“, sagt Schlebach.

Bonitätsanalysen durch individuelle Betrachtungen ergänzen

Und noch ein aktuelles Thema hat die IHK-Expertin ausgemacht, auf das die Banken in nächster Zeit ein besonderes Augenmerk legen sollten. „2020 wird ein außerordentliches Bilanzjahr, das sich mit standardisierten Methoden nur schlecht erfassen lässt. Die Kreditinstitute sollten deshalb ihre maschinellen Bonitätsanalysen durch individuelle Betrachtungen der Zahlen ergänzen und vor allem frühzeitig an dem Thema arbeiten.“ Denn die Unternehmen brauchten schnell Sicherheit, wie es weitergeht. „Da sind die Regionalbanken klar im Vorteil, weil sie ihre Firmenkunden kennen. Diese Karte gilt es zu spielen“, sagt Schlebach.
Zusammengefasst von Florian Christner

f+p: Ganzheitliches Gesundheitskonzept mit der Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu als Sparringspartner

1995 eröffneten die Geschäftspartner Ralf Fetzer und Robert Pfund eine Praxis für Krankengymnastik in Kempten. „Wir kannten uns aus der Arbeit und haben dann gemeinsam den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt“, sagt Pfund. Die Praxis war 100 Quadratmeter groß, die Frau von Pfund kümmerte sich um das Sekretariat. Aus dem Drei-Personen-Betrieb entwickelte sich bis heute nach eigenen Angaben der größte Anbieter für gesunde Bewegung im Allgäu.

f+p (für Fetzer und Pfund), so der Name des Unternehmens, beschäftigt rund 170 Mitarbeiter und bietet auf 3.500 Quadratmetern in Kempten ein breites Leistungsspektrum an: Neben Physio- und Ergotherapie gibt es Diagnostik, ambulante Reha, betriebliche Gesundheitsförderung, Ernährungsberatung und ein Fitnessstudio. Zudem unterhält f+p Filialen in Bad Grönenbach, Memmingen und Immenstadt. „Wir freuen uns sehr über die Entwicklung und geben weiter alles für unser Ziel, den Menschen ein ganzheitliches Gesundheitskonzept anzubieten“, sagt Pfund.

Die Corona-Pandemie hat auch f+p getroffen. Das Unternehmen musste zwischenzeitlich etwa den Fitnesspark schließen und konnte keine Ergotherapie mehr anbieten. Auch im Bereich Physiotherapie blieben viele Menschen aus Angst vor einer Ansteckungsgefahr weg. In dieser Situation entschieden sich Fetzer und Pfund dafür, eine Gesundheits-App in Kooperation mit einer Online-Rehabilitationsplattform aufzulegen. Die Patienten erhalten so einen individuellen Trainingsplan, bei dem sie die Übungen eigenständig absolvieren können. Via Smartphone-Kamera kann ein Bewegungsspezialist die Übungen live kontrollieren und unter Umständen korrigieren – und zwar von mehrere Patienten gleichzeitig. „Wir machen uns die Digitalisierung zunutze, um unsere Leistungen standortunabhängig anzubieten und unsere Kapazitäten möglichst effizient einzusetzen“, sagt Pfund.

Die Entwicklung von f+p hat die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu seit der Jahrtausendwende begleitet. „Wir waren zunächst bei einem anderen Kreditinstitut. Als dort der regionale Ansprechpartner wegfiel, haben wir eine andere Bank gesucht. Da ich den damaligen und heutigen Vorstand Rainer Schaidnagel aus früheren Zeiten kannte, sind wir auf die Raiffeisenbank zugegangen. Und das Angebot hat uns direkt überzeugt“, sagt Pfund. Zunächst übernahm das Kreditinstitut die Finanzierung kleinerer Investitionen. Doch über die Jahre wuchs f+p immer weiter, der Bedarf an Krediten stieg. Die Bank stellte dabei nicht nur die Darlehen zur Verfügung, sondern half auch dabei, Fördergelder zu akquirieren. „Wir hatten bei der Raiffeisenbank immer ein gutes Gefühl, genau den richtigen Partner an unserer Seite zu haben – auch in schwierigen Zeiten“, sagt Pfund.

Der Partner an der Seite ist in diesem Fall vor allem Firmenkundenbetreuer Uwe Parotat. Er sieht sich als Sparringspartner, der den Finger in die Wunde legt. So hat er sich vor der ersten großen Investition lange mit den beiden Geschäftsführern von f+p unterhalten und kritisch nachgefragt: Traut ihr euch den Sprung wirklich zu? Wisst ihr, wie viel Organisationsaufwand auf euch zukommt? „Solche Gespräche sind Stresstests für die Unternehmer. Schließlich möchte ich verstehen, wie das Unternehmen erfolgreich sein und sich gegen die Konkurrenz durchsetzen möchte“, sagt Parotat. Dabei ist es ihm wichtig, dem Gegenüber eine ehrliche Meinung zu geben. Vom Geschäftsplan von f+p war er indes angetan: „Die beiden Unternehmer haben ihr Vorhaben gut strukturiert dargelegt und auch die finanzielle Lage sehr realistisch eingeschätzt.“

Die Ehrlichkeit von Parotat kam bei Robert Pfund von Anfang an gut an. „In Finanz-Fragen ist es uns sehr wichtig, auf die Meinung von Experten zu setzen. Herr Parotat hat uns immer ein sehr konstruktives Feedback zu unseren Geschäftsplänen gegeben. Dadurch wussten wir genau, ob sich die Vorhaben realisieren lassen“, sagt Pfund. Er betont, dass auf diese Weise eine gegenseitige Wertschätzung entstanden ist.

Auch in der Corona-Zeit hat die Raiffeisenbank schnell reagiert. Bereits im März sprachen Parotat und Pfund über mögliche Auswirkungen der Pandemie auf die Geschäfte des Gesundheitsunternehmens. Der Firmenkundenbetreuer zeigte auf, welche Programme der Staat aufstellte und wie f+p davon profitieren könne. „Die schnelle Reaktion in der Krise hat uns wieder bestätigt, warum wir seit Jahrzehnten gerne Kunden der Raiffeisenbank sind. Wir halten es da ganz mit dem bekannten Sportlermotto: Never change a winning team“, sagt Pfund.

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