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Darum geht es in diesem Beitrag:

  • Der Raiffeisen-Warenhandel ist ein wichtiger Partner der Landwirte und Handwerker, aber der Veränderungsdruck ist hoch.
  • Zu den Herausforderungen gehören der Strukturwandel in der Landwirtschaft, der Fachkräftemangel und die Digitalisierung.
  • Die Raiffeisen-Warenunternehmen meistern diese Herausforderungen auf ganz unterschiedliche Weise.
  • Sie spezialisieren sich, wie die Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal auf den Baustoffhandel für Profis.
  • Sie schließen sich zusammen, wie die Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH mit dem Warengeschäft der Raiffeisenbank Aschberg.
  • Sie stellen sich breit auf und setzen auf Präsenz in der Fläche, wie die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH.
  • Oder sie locken Kunden mit besonderen Angeboten, etwa einer Düngermischanlage oder einer Tankstelle wie die Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost.

Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost: Rundum-Service mit Tankstelle

Vor welchen Herausforderungen steht der Raiffeisen-Warenhandel? „Vor vielen“, antwortet Roland Petzke. Am Ende kommt der Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost auf eine lange Liste:

  • Der Strukturwandel in der Landwirtschaft schreitet voran. Viele kleine Höfe geben auf, die verbleibenden Betriebe werden immer größer und arbeiten immer professioneller. Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, muss sich auch der Raiffeisen-Warenhandel professionalisieren, sein Beratungsangebot stärken sowie nachfragegerechte Lager- und Lieferkapazitäten vorhalten.
  • Die Digitalisierung macht vor dem Agrarsektor nicht Halt. Diesen Trend dürfen die Raiffeisen-Unternehmen nicht verschlafen.
  • Der Agrarhandel ist global vernetzt und stark umkämpft. Deshalb stehen die Raiffeisen-Unternehmen unter hohem Kostendruck.
  • Immer mehr Verbraucher wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen, wie sie hergestellt werden und wie es in den landwirtschaftlichen Betrieben um das Tierwohl bestellt ist. Entsprechende Informationen und Angebote erwarten die Verbraucher auch vom Raiffeisen-Handel.
  • Verschärfte Vorschriften zum Beispiel bei der Lagerung und dem Transport von Gefahrstoffen sowie neue Umweltauflagen etwa durch die Düngeverordnung erfordern Personal mit hohem Fachwissen, um alle gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und die Landwirte passend zu beraten. Dafür muss der Raiffeisen-Handel seine Mitarbeiter fortlaufend qualifizieren.
  • Neue Mitarbeiter zu finden ist schwer, denn der Fachkräftemangel ist auch für den Raiffeisen-Handel ein großes Problem.
  • Erschwerend kommt die Corona-Krise hinzu, auch wenn der Raiffeisen-Warenhandel bisher mit einem blauen Auge davon gekommen ist (siehe dazu Kasten weiter unten im Text).

Trotz der vielen Herausforderungen wirkt Petzke im Gespräch entspannt, denn die Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost – eine Tochter der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost mit sieben Standorten in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land – sieht sich gut aufgestellt. „Wir haben zum Beispiel viel Geld in die Digitalisierung unseres Warenwirtschaftssystems investiert, um die Kundenbedürfnisse besser zu erkennen. Darauf können wir aufbauen“, sagt Petzke.

Auch an anderer Stelle setzt die Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost auf die Digitalisierung. Wenn etwa ein Landwirt Dünger benötigt, berechnen die Berater mit modernster Software und einer Bodenprobenanalyse des Ackers die benötigte Mischung und die Ausbringungsmenge – so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich, um Umwelt und Geldbeutel des Landwirts zu schonen. Die Mischungen werden dann in der vollautomatischen Düngermischanlage am Hauptstandort in Fridolfing hergestellt.

Außerdem gibt es in Fridolfing eine Futtermischanlage sowie eine Absack- und Palettiermaschine. „Dort können wir regionales Futter nach Bedarf der Landwirte und Kleintierhalter mischen und direkt abpacken, etwa Geflügelfutter für Hühner und Enten. Das kommt gut an“, berichtet Petzke. Dabei legt die Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost viel Wert auf regionale Kreisläufe. Petzke: „Der Bauer bringt sein Getreide, wir reinigen und trocknen es und verwenden es dann für die Futtermischungen. So weiß jeder, wo seine Ware herkommt.“ Sehr stark nachgefragt wird auch zertifiziertes Futter, zum Beispiel mit dem „Ohne Gentechnik“-Siegel. So verlangt etwa die Molkerei Berchtesgadener Land, dass die Kühe ihrer Milchlieferanten nur gentechnikfreies Futter bekommen. Viele Landwirte aus der Region liefern ihre Milch an die Molkerei Berchtesgadener Land. Wenn sie bei der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost zertifiziertes Futter kaufen, erleichtert das die Abwicklung der Kontrollen auf ihren Höfen.

Der Standort Petting der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost.

Der Standort Petting der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost: Die Kombination aus Lagerhaus, Tankstelle, Raiffeisen-Markt und Geschäftsstelle der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost ist für viele Kunden attraktiv. Fotos: Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost

Tankstelle und Waschanlage der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost in Petting.

Tankstelle und Waschanlage der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost in Petting: Auch der Nebenumsatz der Tankstelle ist ein interessantes Zubrot für Raiffeisen-Unternehmen.

Seit 2016 gibt es zudem am Standort in Petting eine Tankstelle mit Waschanlage und 24-Stunden-Service – diese Investition hat Petzke keine Minute bereut. „Die Kunden kommen nicht nur zum Tanken und Auto waschen, sondern gehen dann auch in unseren Raiffeisen-Markt oder bestellen Ware im Lagerhaus. So profitieren alle Bereiche von der erhöhten Kundenfrequenz“, sagt Petzke. Abgesehen davon sei auch der Nebenumsatz der Tankstelle interessant: „Wenn die Kunden ihren Sprit bezahlen, kaufen sie gerne auch Schokolade oder einen Snack. Dieser Umsatz wächst Jahr für Jahr um rund 30 Prozent.“ Allerdings müssten Standorte für neue Tankstellen aufgrund der Entwicklung der Mobilität inzwischen sehr genau geprüft werden, gibt Petzke zu bedenken.

Der Raiffeisen-Warenhandel in der Corona-Krise

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf den Raiffeisen-Warenhandel aus? „Profil“ hat sich Mitte Mai bei Roland Petzke, Josef Negele, Markus Grauer und Josef Karmann nach dem aktuellen Stand der Dinge erkundigt.

Roland Petzke: „Das zweite Halbjahr wird spannend.“

Roland Petzke, Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost: „Nach meiner Einschätzung kommt das Raiffeisen-Warengeschäft nicht um Umsatzeinbußen herum, ist aber nicht in seiner Existenz gefährdet. In der Corona-Krise hat sich bewährt, dass der Raiffeisen-Handel mit seinen Bereichen Agrar, Baustoffe, Energiehandel und Märkte breit aufgestellt ist. So lassen sich Umsatzschwankungen in einer Sparte besser ausgleichen.

In den Bereichen Lebensmitteln, Tiernahrung und Getränke haben wir viele neue Kunden gewonnen und alte Kunden haben uns wiederentdeckt. Das freut uns. Als Warenhandel mit vielen Geschäftsbeziehungen nach Österreich haben uns allerdings die geschlossenen Grenzen vor große Herausforderungen gestellt. Auf einmal war ein Teil unseres Geschäftsgebiets abgeschnitten. Wir konnten trotzdem liefern, aber jeder Transport über die Grenze war eine Einzelfallentscheidung und mit viel bürokratischem Aufwand verbunden. Die Zeitverzögerungen an der Grenze konnten wir teilweise ausgleichen, indem die Lkw-Fahrer auch nachts abladen durften.

Positiv sehe ich die Erfahrung, dass wir sehr schnell handeln können, wenn es die Situation gebietet, etwa bei der Einführung von Hygiene-Maßnahmen. Außerdem haben wir gemerkt, dass man in bestimmten Bereichen auch vollständig von zuhause aus arbeiten kann, ohne dass die Fehlerquote steigt. Das betrifft zum Beispiel unsere fünf EDV-Arbeitsplätze für das Warenwirtschaftssystem. Auch die digitalen Besprechungen haben sich bewährt. In Zukunft werden wir uns sicher genauer überlegen, wann wir uns persönlich treffen und dafür je nach Standort längere Anfahrtswege in Kauf nehmen, oder ob wir das Meeting digital abhalten.

Für ein abschließendes Fazit zur Corona-Krise ist es aber noch zu früh. Abgerechnet wird am Jahresende. Ich erwarte für den Raiffeisen-Handel ein sehr spannendes zweites Halbjahr.“

Josef Negele: „Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung.“

Josef Negele, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Aschberg: „Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung. Das merken wir nicht nur in der Bank, sondern auch im Warengeschäft. Die Kunden sind aufgeschlossener gegenüber digitalen Bestellmöglichkeiten. Während die Landwirte früher für eine Preisanfrage mal schnell zum Lagerhaus gefahren sind, erkundigen sie sich nun per WhatsApp.

Unsere Lieferketten funktionieren Gott sei Dank ohne Einschränkung, da gibt es keine Probleme. Der Umsatz ist stabil. Wir haben auch nicht bemerkt, dass der Beratungsbedarf der Landwirte zurückgegangen wäre. Allerdings beraten wir jetzt viel mehr über Internet und Telefon. Vor allem die jungen Landwirte, die sich für einen Vollerwerbsbetrieb entscheiden, sind bei der Digitalisierung schon ziemlich weit. Das erwarten sie auch von ihren Lieferanten. Da müssen wir unabhängig von der Corona-Krise mitziehen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Außerdem werden immer mehr regulatorische Informationen etwa zur Düngeverordnung digital herausgegeben.

Insgesamt beobachten wir eine gewisse Nervosität am Markt. Niemand weiß genau, ob das Schlimmste schon überstanden ist und ob die Lieferketten halten. Das betrifft uns auch unmittelbar. Dazu ein konkretes Beispiel: Wir haben Mund-Nasen-Masken aus China für unsere Mitarbeiter bestellt. Gekommen sind dann aber nicht die bezahlten Masken, sondern billigere Ware. In diesem Fall war das nicht dramatisch, aber was wäre, wenn wir etwa statt einem hochwertigen Spritzmittel nur ein minderwertiges Produkt geliefert bekommen? Wenn wir das an die Landwirte weitergeben, fällt uns das auf die Füße. Wir sind die Ansprechpartner für unsere Kunden vor Ort. Deshalb müssen wir alles daran setzen, damit wir den Landwirten zu jeder Zeit die gewohnte Qualität bieten können.“

Markus Grauer: „Die Landwirte sind verunsichert.“

Markus Grauer, Geschäftsführer der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH: „Bisher haben wir die Krise gut gemeistert, auch wenn die Mitarbeiter inzwischen auf dem Zahnfleisch daherkommen. Die Lieferketten funktionieren, das ist das Wichtigste. Wegen des guten Wetters arbeiten die Landwirte pausenlos. Das spüren wir natürlich beim Umsatz. Wir merken aber, dass die Bauern sehr verunsichert sind, wie es nach der Krise weitergeht. Wenn die Einnahmen ausbleiben, könnte es sein, dass die Landwirte manche Investitionen aufschieben – dann wird der Stall eben nicht modernisiert, wenn die Milchpreise das nicht hergeben. Das hätte natürlich unmittelbare Auswirkungen auf unser Geschäft.

Weil unsere Raiffeisen-Märkte als systemrelevant eingestuft worden sind, mussten wir nicht schließen. Das hat uns sogar ein leichtes Umsatzplus bei Getränken und Lebensmitteln beschert. Davon wird aber nichts bleiben, denn im Sommer wird unser Getränkeumsatz umso massiver einbrechen, weil wegen Corona keine Feste stattfinden dürfen. Normalerweise entfällt von Mai bis September rund ein Drittel unsers Getränkeumsatzes auf Feiern und Hochzeiten.

Baustoffe und Gartenartikel haben wir den Kunden vor die Tür geliefert, sodass wir auch hier größere Umsatzeinbußen vermeiden konnten. Mitarbeiter mit Kundenkontakt tragen selbstverständlich einen Mundschutz. Allerdings ist die Maskenpflicht im Einzelhandel eine massive Belastung für unsere Mitarbeiter. Im Sommer bei 35 Grad Celsius hält das niemand lange durch. Die Politik sollte hier eine Lösung finden, die die Mitarbeiter mit ständigem Kundenkontakt entlastet.

Insgesamt sehen wir unsere Strategie durch die Corona-Krise bestätigt: Wir sind nah am Kunden, weil dieser uns persönlich braucht. Positiv überrascht sind wir von der Entwicklung des Arbeitsmarkts: In der Krise bewerben sich auf einmal wieder junge, gut ausgebildete Leute bei uns. Offenbar besinnen sich die Menschen darauf, dass wir ein zuverlässiger Arbeitgeber sind, der zu seinen Mitarbeitern steht.“

Josef Karmann: „Wenn die Wirtschaft in die Knie geht, trifft es irgendwann alle.“

Josef Karmann, Leiter der Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal: „Im Baustoffhandel spüren wir die Corona-Krise bisher wenig. Die Auftragslage am Bau ist nach wie vor gut, und auch die Handwerker haben immer noch viel zu tun. Da gibt es ein dickes Polster. Deshalb ist auch bei uns die Nachfrage nach wie vor gut.

Wir hoffen, dass sich daran grundsätzlich nichts ändert. Denn wenn die Wirtschaft insgesamt in die Knie geht, dann trifft es irgendwann alle. Diese Verunsicherung spüren wir. Laufende Projekte werden abgearbeitet. Wie sich die Corona-Krise auf Bauvorhaben, Anschaffungen oder Sanierungen auswirken wird, kann man jetzt noch nicht so richtig greifen. Spurlos wird es nicht an uns vorübergehen.

Die Handwerker waren in jedem Fall erleichtert und dankbar, dass wir auch in der Krise für sie da waren und sie mit allem benötigten Material versorgt haben. An dieser Stelle ein großes Lob an alle unsere Mitarbeiter, die enorm viel leisten, um den Betrieb am Laufen zu halten. Auch unsere starke Logistik hilft uns sehr: So können wir auch in der Krise die Baustoffe genau dann zum Kunden liefern, wenn er sie braucht.

Was wir auch sehen: Im Baustoffhandel insgesamt ist das Thema eCommerce noch nicht so weit vorangeschritten wie in anderen Branchen, vor allem im B2B-Bereich. Spätestens jetzt wird jedem bewusst, wie elementar es ist, bei digitalen Angeboten aufzuschließen. Wenn wir unseren Kunden aus dem Profi-Bereich auch in Zukunft den gewünschten Service bieten wollen, kommen wir um eine Online-Plattform nicht herum. Alleine können wir das jedoch nicht stemmen. Deshalb würde ich mir wünschen, dass der genossenschaftliche Baustoffhandel so ein Projekt gemeinsam aus der Taufe hebt.“

Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH: Kräfte bündeln für die Landwirtschaft

Mit besonderen Angeboten die Kundenfrequenz erhöhen – das funktioniert auch bei der Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH, die von der VR-Bank Handels- und Gewerbebank eG aus Gersthofen und der Raiffeisenbank Aschberg als Gesellschafter getragen wird. Am Standort Holzheim, ein gutes Stück nordwestlich von Augsburg, betreibt das Bezirkslagerhaus eine leistungsfähige Obstpresse. Dort können die Kunden im Herbst ihr eigenes Obst pressen, erhitzen und abfüllen lassen. So wird aus Äpfeln und Birnen aus dem Garten gesunder Saft oder Most. Nachhaltiger und regionaler geht es kaum. „Das kommt super an. Das Einzugsgebiet der Kunden, die extra wegen der Obstpresse zu uns kommen, ist riesig“, berichtet Josef Negele, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Aschberg. Auch Schulen und Kindergärten kommen immer wieder gerne zu Besuch, um die Obstpresse zu besichtigen.

Anfang des Jahres hat die Raiffeisenbank Aschberg ihr Warengeschäft aus der Bank herausgelöst und in die Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH eingebracht, deren Geschicke sie nun als Gesellschafterin mitbestimmt. Die Fusion des Warengeschäfts habe auf der Hand gelegen, berichtet Negele. Bei beiden Unternehmen gab es Modernisierungsbedarf, jedoch in unterschiedlichen Bereichen. Das Bezirkslagerhaus Wertingen war im Energie- und Baustoffhandel sowie bei den Raiffeisen-Märkten stark, während die Raiffeisenbank Aschberg in Holzheim einen modernen Agrarstandort mit elektronisch gesteuerter Getreideannahme und acht Silos betrieb. Die Fusionsgespräche kamen ins Rollen, als das Bezirkslagerhaus vor einigen Jahren seinen Standort in Wertingen um eine moderne Getreideerfassung mit mehreren Silos erweitern wollte. „Dann wären in nur zehn Kilometer Abstand zwei leistungsfähige Standorte in Konkurrenz zueinander gestanden. Das hätte beiden Unternehmen nicht gut getan“, meint Negele.

Das überzeugte alle Beteiligten. Sie setzten sich an einen Tisch, analysierten zusammen mit dem Genossenschaftsverband Bayern (GVB) die Marktchancen und kamen zu dem Schluss, dass eine Fusion des Warengeschäfts genau das Richtige ist. „Wir ergänzen uns perfekt. Durch die Zusammenlegung haben wir uns diversifiziert und können so Ergebnisschwankungen in einzelnen Bereichen besser ausgleichen“, sagt Negele. Außerdem fällt es in einem größeren Haus leichter, Personal für bestimmte Aufgaben zu qualifizieren. Negele: „Unsere Mitarbeiter waren Generalisten. Das hat dazu geführt, dass wir den Landwirten nicht immer die Beratung in der Tiefe anbieten konnten, die sie brauchen.“ Mit der Fusion habe sich das geändert – abgesehen davon habe sich die Mitarbeiterfluktuation reduziert, sagt der Bankvorstand. „Junge, engagierte Mitarbeiter bleiben nun bei uns, weil wir ihnen durch den Zusammenschluss neue Perspektiven im eigenen Unternehmen bieten können, indem sie zum Beispiel aus dem Agrarbereich in den Baustoffhandel wechseln“, berichtet Negele.

Getreidesilos der Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH in Holzheim.

Moderner Standort mit elektronisch gesteuerter Getreideannahme in Holzheim: Weil sich beide Unternehmen perfekt ergänzen, hat die Raiffeisenbank Aschberg ihr Warengeschäft in die Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH eingebracht. Fotos: Raiffeisenbank Aschberg

Obstpresse der Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH in Holzheim.

Alleinstellungsmerkmal: Die Obstpresse mit Pasteurisierung der Bezirkslagerhaus Wertingen GmbH in Holzheim zieht Kundschaft aus Nah und Fern an.

Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH: Ein dichtes Netz an Standorten

Auch die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH hat vor mittlerweile zwei Jahren eine große Fusion gemeistert. Anfang 2018 verschmolzen die Raiffeisen-Waren GmbH Iller-Roth-Günz und die Raiffeisen-Ware Unterallgäu GmbH zum heutigen Unternehmen, hinter dem die Raiffeisenbank Schwaben Mitte, die Genossenschaftsbank Unterallgäu, die Raiffeisenbank Pfaffenhausen und die Raiffeisenbank Türkheim als Gesellschafter stehen. Das Unternehmen ist stark im Agrarbereich und bei den Raiffeisen-Märkten. Das Geschäftsgebiet mit aktuell 27 Standorten erstreckt sich von Günzburg über Memmingen bis südlich von Kempten. „Durch die Fusion können wir zum Beispiel die Logistik besser auslasten. Das reduziert unsere Kosten. Außerdem sparen wir uns doppelte Strukturen beim Führungspersonal, das wir sonst neu hätten einstellen müssen“, sagt Geschäftsführer Markus Grauer.

Außer beim Getreidelager Herrenstetten gibt es an allen Standorten einen Raiffeisen-Markt. Für Grauer ein wesentlicher Faktor für den Geschäftserfolg der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu. „Die Kunden kaufen gerne dort, wo was los ist. Wo der Marktumsatz steigt, steigt auch der Agrarumsatz.“ So bilden die Raiffeisen-Märkte und die Lagerhäuser eine Art Symbiose. Grauer: „Das Agrargeschäft überlebt nur mit den Märkten.“

Raiffeisen-Markt Dirlewang der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH.

Raiffeisen-Markt in Dirlewang: Die Landwirte schätzen das engmaschige Netz an Standorten der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu. Fotos: Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu

Raiffeisen-Markt Ottobeuren der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH.

Vor Ort präsent: Die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu investiert permanent in ihre Standorte, um sie dauerhaft attraktiv zu halten.

Mit den Märkten bleibt die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu außerdem vor Ort präsent. So bleibt auch der persönliche Kontakt zu den Landwirten erhalten. „Unsere Kundenbindung funktioniert über ein engmaschiges Netz an Standorten. Die Landwirte honorieren den Service, den sie bei uns vor Ort erhalten“, sagt Grauer. Das alleine sei aber nicht ausreichend für den Geschäftserfolg. Genauso wichtig sei es, immer wieder in die Standorte zu investieren, um sie dauerhaft attraktiv zu halten. So entsteht derzeit in Wertach ein neues Agrarlager mit einem 600 Quadratmeter großen Raiffeisen-Markt auf der grünen Wiese, der die bisherigen Standorte in Wertach und Oy-Mittelberg ersetzen wird. Ende des Jahres ist Eröffnung. Grauer: „Ein Investitionsstau kommt nicht infrage. Alle zwei bis drei Jahre renovieren oder ersetzen wir einen Standort für zwei bis drei Millionen Euro, damit wir in der Qualität unseres Angebots nicht zurückfallen. So haben wir in den vergangenen zehn Jahren rund zehn Millionen Euro alleine für Neuinvestitionen ausgegeben.“

Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal: Baustoffhandel für Profis

Wer investiert, braucht gute Handwerker, die das Bauvorhaben umsetzen. Und die brauchen wiederum verlässliche Partner, von denen sie ihre Baustoffe beziehen. Das ist die Domäne der Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal. Sie hat sich weit über die Grenzen Bayerns hinaus einen Ruf als Baustoffspezialist für Profis erarbeitet. Josef Karmann ist der Geschäftsleiter. „Was wir machen, wollen wir sehr gut machen“, sagt er. 85 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Baustoffen, der Rest entfällt auf den Agrar- und Brennstoffhandel sowie den Raiffeisen-Markt in Karlshuld.

Seit mehr als 40 Jahren ist die Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal im Baustoffhandel aktiv. Die Entwicklung vom Generalisten zum Spezialisten kam mit der Zeit. „Der Markt hat sich extrem verändert. Die Baustoffhändler werden immer größer und jeder will das Sahnehäubchen abschöpfen. Die Handwerker hingegen wünschen sich einen Partner, auf den sie sich verlassen können. Darin sind wir stark“, berichtet Karmann. Geliefert wird alles, was Estrichleger, Trockenbauer oder Garten-Landschaftsbauer für ihre Arbeit benötigen: Dämmstoffe, Gipskartonplatten, Schüttungen, Natursteine, Trockenbauprofile, Spezialbindemittel, Spachtelmassen sowie Abdichtungen. „Viele unserer Produkte führt ein Generalist gar nicht im Sortiment“, sagt Karmann.

Wer mit Profis zusammenarbeitet, benötige gut geschulte Fachberater, die den Bedarf der Handwerker erkennen und entsprechend bedienen können, sagt Karmann. Wichtig seien außerdem flexible Bestellmöglichkeiten und eine zuverlässige Lieferung. „Wenn ein Kunde am späten Nachmittag bei uns anruft, bekommt er trotzdem noch sein Angebot und wird kurzfristig beliefert.“ Mit dem großen Fuhrpark des Unternehmens kommt das Material dann zum gewünschten Zeitpunkt zur Baustelle. „Wenn der Kunde weiß, er kann sich voll auf uns verlassen, dann ruft er gar nicht mehr woanders an. Das ist aufwendig, aber es lohnt sich. So haben wir schon viele treue Kunden gewonnen“, sagt Karmann.

Fuhrpark der Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal.

Zuverlässigkeit ist das A und O: Mit dem großen Fuhrpark der Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal bekommen die Handwerker ihr Baumaterial just in time genau dann auf die Baustelle geliefert, wenn sie es brauchen. Fotos: Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal

Lager der Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal.

Spezialprodukte für das Handwerk: Die Raiffeisen Ware der Raiffeisenbank im Donautal beliefert vor allem Profis vom Estrichleger und Trockenbauer bis zum Garten-Landschaftsbauer.

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