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Herr Fuchs, am 30. März wäre Friedrich Wilhelm Raiffeisen 200 Jahre alt geworden. Sie sind Ururenkel des Genossenschaftspioniers. Haben Sie seinen Geburtstag gefeiert?

Robert Fuchs: Die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu, bei der ich seit Jahrzehnten Kunde und Mitglied bin, weiß von meinem besonderen Vorfahren. Deshalb hat mich Vorstand Rainer Schaidnagel (Anmerkung der Redaktion: auf dem Foto oben links neben Herrn Fuchs) eingeladen, zum 200. Geburtstag eine Torte anzuschneiden. Dem Wunsch bin ich natürlich gerne nachgekommen.
 

Wann haben Sie erfahren, dass Sie Ururenkel von Friedrich Wilhelm Raiffeisen sind?

Fuchs: Das liegt rund 30 Jahre zurück. Mein Vater Hanns war ein bescheidener Mensch und wollte das Thema nicht an die große Glocke hängen. Durch eine Zeitungsmeldung im Vorfeld zum 100. Todestag von Raiffeisen 1988 hat er erfahren, dass der Verkehrsverein in Weyerbusch, wo Raiffeisen unter anderem Bürgermeister war, erfolgslos auf der ganzen Welt nach direkten Nachfahren gesucht hat. Da hat sich mein Vater verpflichtet gefühlt, sich zu enttarnen – Raiffeisens Tochter Bertha war seine Großmutter. Damals hat er mir und meinen beiden Schwestern von unserem berühmten Vorfahren erzählt.
 

Was ist dann passiert?

Fuchs: Auf die Einladung aus dem Westerwald haben wir das Raiffeisen-Museum in Hamm und das Grab in Neuwied-Heddesdorf besucht. Und beim großen Festzug zum 100. Todestag sind wir auf einer Kutsche durch Weyerbusch gefahren. Aus diesen Ereignissen hat sich ein freundschaftlicher Austausch entwickelt; auch später bin ich noch einige Male im Westerwald gewesen, etwa auf Schützenfesten oder am Grab. Die Chemie zwischen meiner Familie und den Menschen aus dem Westerwald hat gestimmt.
 

Besonders nah waren Sie ihrem Ururgroßvater im Juli 1987…

Fuchs: Dazu muss man wissen, dass das Raiffeisen-Museum in Hamm in seinem Geburtshaus untergebracht ist. In der oberen Etage hat ein Bekannter gewohnt, bei dem wir übernachtet haben. Da aber alle Zimmer belegt waren, mussten wir im Erdgeschoss schlafen. Und wenn einer von uns nachts zur Toilette musste, führte der einzige Weg durch das Büro, wo Raiffeisens Todesmaske, eine Büste und seine Nickelbrille ausgestellt sind. Das war ein ziemlich mulmiges Gefühl!

Weitere Nachfahren

Neben Robert Fuchs gibt es noch weitere Nachfahren Friedrich Wilhelm Raiffeisens, unter anderem die 62-jährige Cornelia Schreiber aus Neustadt a.d. Donau sowie Brigitte Stroh-Berger, 65, aus Kempten – die Schwester von Robert Fuchs. Zum 200. Geburtstag schickten die beiden Ururenkelinnen Videobotschaften, in denen sie ihren berühmten Vorfahren grüßen (siehe Video unten).

Hat sich Ihr Leben verändert, nachdem Sie von Ihrem berühmten Vorfahren erfahren haben?

Fuchs: Es ist nicht so, dass mich die Leute auf der Straße darauf ansprechen. Aber 2004 haben mich die Macher der SWR-Fernsehsendung „Ich trage einen großen Namen“ eingeladen. Da stand ich zusammen mit dem Winnetou-Darsteller Pierre Brice vor der Kamera – eine aufregende und einmalige Erfahrung.
 

Spielt Raiffeisen in Ihrem täglichen Leben eine Rolle?

Fuchs: Zumindest bin ich ja Kunde und Mitglied einer Raiffeisenbank. Und natürlich versuche ich, mich ein Stück weit an seinen Werten zu orientieren. Er hat sich ja zuallererst um andere Menschen gekümmert und war damit ein echtes Vorbild. Außerdem erinnert mich mein Personalausweis an ihn: Mein vollständiger Name lautet Robert Karl Friedrich Fuchs. Darüber habe ich mir lange Zeit keine Gedanken gemacht. Erst als mein Vater mir erzählt hat, dass ich von Raiffeisen abstamme, ist mir bewusst geworden, warum mir meine Eltern Friedrich als Drittnamen gegeben haben.
 

Haben Sie selbst Kinder, die die Linie von Raiffeisen weitertragen?

Fuchs: Ja, mein Sohn Dominik Fuchs ist Raiffeisens Ur-ur-ur-enkel. Und da auch er mittlerweile einen Sohn – Kilian – hat, gibt es sogar einen Ur-ur-ur-ur-enkel. Es wird also hoffentlich noch lange direkte Nachfahren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen geben.
 

Vielen Dank für das Gespräch!

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