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Viele junge Menschen verfolgen sehr zielstrebig ihren beruflichen Ziele. Sie arbeiten schon früh daran, später ihren Traumberuf ausüben zu können. Gleichzeitig gibt es eine gar nicht so kleine Gruppe von jungen Erwachsenen, die zwar über einen Schulabschluss verfügen, aber bisher weder eine Ausbildung noch ein Studium angefangen haben. Das hat das Marktforschungsunternehmen rheingold Institut aus Köln analysiert. Für die bayerischen Genossenschaften kann es interessant sein, speziell diese Menschen für eine potentielle Karriere zu begeistern. Doch wie lassen sich die jungen Erwachsenen ansprechen? Was gilt es zu beachten? „Profil“ berichtet, was das rheingold Institut herausgefunden hat.

In Träumereien aus der Jugendzeit verhaftet

Es gibt verschiedenste Ursachen, warum einige junge Menschen nach der Schule weder eine Ausbildung noch ein Studium beginnen. Das rheingold Institut hebt zwei hervor. So sei ein Teil dieser jungen Menschen in ihren Jugendfantasien verhaftet. Sie haben beispielsweise früher davon geträumt, Fußballprofi, Influencer oder Arzt zu werden. Gleichzeitig haben sie nichts investiert, um dieses Ziel später zu erreichen. In der Folge haben sie keinen Antrieb und keinen Mut entwickelt. Stattdessen hoffen sie noch immer, ihren Wunschberuf ohne Anstrengung zu erreichen. An einer Ausbildung stört sie, dass die dort nicht so viel verdienen sowie lange Arbeitszeiten haben. Kurzum: Wer einmal davon geträumt hat, erfolgreicher YouTube-Influencer zu sein, tut sich schwer damit, im ersten Lehrjahr an der Kasse zu sitzen oder Serviceaufträge zu erledigen.

Ein anderer Teil dieser jungen Menschen fühlt sich laut rheingold Institut fremden Erwartungen nicht gewachsen. Sie denken, dass ihr Können nicht ausreicht, um bei einem Unternehmen einzusteigen. Also verfallen sie in eine Antriebslosigkeit und finden sich nach und nach mit dieser Rolle ab. Ihr Motto: Ich bin nicht gut genug für einen Job.

Viele Jugendliche waren während Corona isoliert

Ein zentraler Grund, warum aktuell auffallend viele junge Erwachsene nicht in den Beruf einsteigen, ist laut rheingold Institut die Corona-Pandemie. Viele Jugendliche waren isoliert, die gewohnte Tagesstruktur ist verlorengegangen. Außerdem konnten sie beispielsweise ihre Hobbys nicht ausüben, eine geplante Reise nicht antreten oder auch ihren Schulabschluss nicht gebührend feiern. Das hat sie deprimiert, als Folge haben sie sich zurückgezogen oder sogar soziale Ängste entwickelt. Ebenfalls ein wichtiger Faktor: Da die Eltern häufig gezwungen waren, ebenfalls von zu Hause aus zu arbeiten, haben viele Jugendliche deren Arbeitsalltag kennengelernt. Wenn die Erwachsenen nun gestresst waren und sich tagtäglich über ihre Aufgaben beklagten, dann waren sie ein schlechtes Vorbild. Viele junge Menschen sagen sich: So möchte ich später nicht werden.

Darüber hinaus gibt es noch andere Ursachen, warum sich manche junge Menschen nicht um einen Ausbildungs- oder Studienplatz kümmern. Dazu gehört zum Beispiel ein Laissez-faire-Erziehungsstil der Eltern. Wenn diese ihren Kindern nichts oder nur wenig zumuten, dann fehlt diesen der Antrieb, Herausforderungen anzugehen. Außerdem haben die Forscher des rheingold Instituts beobachtet, dass sich viele Jugendliche in virtuelle Welten flüchten. Sie zocken intensiv Online-Spiele oder sind auf YouTube unterwegs. Auf diese Weise fühlen sie sich zu einer erfolgreichen Community zugehörig, ohne etwas dafür getan zu haben.

Junge Menschen lassen sich für Ausbildung begeistern

Die gute Nachricht für Unternehmen: Diese jungen Erwachsenen sind für eine Ausbildung nicht verloren, sondern es ist möglich, sie dafür zu begeistern. Doch wie geht das? Das rheingold Institut hat vier verschiedene Personentypen herausgearbeitet:

  • Die Träumer,
  • Die Selfmade-Männer und -Frauen,
  • Die Hochmütigen,
  • Die Selbstzweifler.

Außerdem wurden Strategien entwickelt, wie Unternehmen die Vertreter der jeweiligen Gruppen ansprechen und für sich gewinnen können.

Die Träumer

Merkmale: Bei diesen jungen Menschen stehen die großen Träume aus der Jugendzeit nach wie vor im Mittelpunkt. Sie verspüren keinen großen Entwicklungsdruck, sondern verharren in ihrer Wohlfühlwelt. Häufig haben die jungen Erwachsenen einen hohen Bildungsabschluss, ein festes soziales Umfeld und wohnen noch bei ihren Eltern. Zudem haben sie einen ordentlich bezahlten Nebenjob, der ausreicht, um am Wochenende feiern zu gehen oder günstige Reisen zu unternehmen.

Ansprache: Unternehmen sollten solchen Personen konkrete Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigen. Zudem ist die Aussage wichtig, dass nach einer Ausbildung verschiedene Tätigkeiten denkbar sind. Wer zum Beispiel eine Bankausbildung macht, kann später von der Kundenberatung ins Backoffice wechseln oder umgekehrt. Eine Karriere vom Azubi zur Führungskraft ist möglich.

Die Selfmade-Männer und -Frauen

Merkmale: Diese jungen Menschen haben sich ohne Ausbildung oder Studium etwas aufgebaut, etwa mit einem gut bezahlten Teilzeitjob. Sie sind beispielsweise Teamleiter bei einem Lieferdienst, stoßen aber nun an institutionelle Grenzen. Ein weiterer Aufstieg oder ein Jobwechsel ist ohne Zusatzqualifikation häufig nicht möglich. Gleichzeitig haben sich diese jungen Leute einen Lebensstandard erarbeitet und wohnen in einer kleinen Wohnung oder haben ein eigenes Auto. Sie denken, dass sie ihren aktuellen Status nicht halten können, wenn sie eine Ausbildung beginnen.

Ansprache: Unternehmen müssen Wege aufzeigen, wie diese Menschen eine Ausbildung nachholen oder eine Zusatzqualifikation abschließen können, ohne dabei ihren Lebensstandard einschränken zu müssen. Wichtig ist es, ihre bisherigen Leistungen anzuerkennen und zu würdigen.

Die Hochmütigen

Merkmale: Diese Personen neigen zur Hybris. Sie möchten am besten direkt als Chef einsteigen, haben eine überhöhte und unrealistische Selbstwahrnehmung. Gleichzeitig haben sie häufig mit Unsicherheiten zu kämpfen. Eine Ausbildung erscheint ihnen als unattraktiv, da sie denken, dort als Hilfskraft ausgebeutet zu werden.

Ansprache: Menschen mit diesem Persönlichkeitsprofil orientieren sich häufig an Vorbildern. Also müssen Unternehmen Erfolgsgeschichten kommunizieren, am besten aus dem eigenen Haus. So können sie etwa zeigen, dass auch derzeitige Führungskräfte vor Jahren als Auszubildende angefangen haben. Die jungen Menschen brauchen eine Herausforderung, dürfen aber nicht überfordert werden. Ihre Frustrationsgrenze ist gering, sie müssen regelmäßig an die Hand genommen werden.

Die Selbstzweifler

Merkmale: Einerseits haben Selbstzweifler eine Vorstellung davon, welche Tätigkeiten sie beruflich ausüben möchten. Andererseits fehlt ihnen ein konkreter Plan, wie sie ihren Wunsch in die Realität umsetzen können. Sie haben nicht gelernt, sich selbst zu organisieren. Außerdem sind sie überfordert von den vielfältigen Ausbildungsoptionen oder sie verstehen das Bildungssystem nicht.

Ansprache: Diese Menschen brauchen eine Anleitung. Sie benötigen jemanden, der sie niederschwellig an die Hand nimmt, sie unterstützt und ihnen strukturiert Karrierewege aufzeigt. Solchen Menschen ist häufig ein Teamgefüge sehr wichtig, sie möchten zu einer Gruppe dazugehören. Außerdem wünschen sie sich Anerkennung und Wertschätzung.

Praxis-Beispiele

Welche Botschaften kommen bei jungen Menschen gut an? Anbei zwei Beispiele für gelungene Anzeigenkampagnen:

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