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Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Sonnenstrom Niederbergkirchen Genossenschaft

Auf der Fahrt von Neuötting zum rund drei Kilometer entfernten Bahnhof auf der anderen Seite des Inns weist Pascal Lang auf neue Gewerbebetriebe hin, die sich links und rechts der Straße angesiedelt haben. Große, graue Logistikgebäude mit Parkflächen für Lkw davor. „Bis vor wenigen Jahren war hier noch grüne Wiese“, erzählt er. Schließlich fügt er an: „Schade, hier wurde jedes Mal eine große Chance vertan.“

Dabei ärgert sich Lang nicht über die Gewerbeansiedlungen an sich, denn sie bringen Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze in den Landkreis Altötting. Stattdessen wurmen ihn die ungenutzten Flachdächer. Auf jedem wäre ausreichend Platz für eine große Photovoltaik-Anlage, die ihren Beitrag zur Energiewende leisten könnte. Doch kaum ein Unternehmen nutze diese Gelegenheit, sagt Lang. Warum er sich über diesen Missstand so aufregen kann, hängt mit seinem Beruf zusammen – und mit seiner Begeisterung für grünen Strom: Lang ist Energie- und Klimaschutzmanager für den Landkreis Altötting und ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG (EGIS eG).

Zwölf Projekte in fünf Jahren

So ganz lassen sich sein Job und sein Ehrenamt nicht trennen, denn die Ziele der Genossenschaft und des Landkreises Altötting stimmen bei der Energiepolitik überein. Beide wollen die lokale Energiewende voranbringen und die Bürger dabei mitnehmen. „23 von 24 Gemeinden und der Landkreis sind bei der EGIS eG Mitglied“, berichtet der Vorstandsvorsitzende stolz. 2018 feierte die Genossenschaft ihr fünfjähriges Bestehen – und blickt bereits auf eine beachtliche Projekthistorie zurück. Fünf Freiflächenanlagen, vier Dachanlagen und drei Sonderprojekte hat sie in dieser Zeit auf die Beine gestellt. Dazu gehören die Restaurierung des Mühlrads der Altöttinger Herrenmühle (siehe Video), der Bau einer Lärmschutzwand mit integrierten Photovoltaik-Modulen an der Bundesstraße 12 in Neuötting („Profil“ 11/2016) oder die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Amazon-Logistikzentrums in Frankenthal („Profil“ 5/2017) – die größte Aufdachanlage, die 2016 in Europa errichtet wurde.

22 Millionen Euro hat die EGIS mittlerweile in ihre Projekte investiert. Der Löwenanteil stammt von den Mitgliedern. Sie können jederzeit bis zu fünf, projektbezogen sogar bis zu 1.000 Anteile à 150 Euro zeichnen. 1.000 Mitglieder will die EGIS eG gewinnen, um mehr finanziellen Spielraum für kleine regionale Vorhaben und Prototypen zu bekommen. Diesem ehrgeizigen Ziel ist die Genossenschaft schon recht nahe gekommen: Ende Januar waren es bereits rund 850 Mitglieder. „95 Prozent der Mitglieder sind Bürgerinnen und Bürger, die unsere Ziele unterstützen wollen. Die eine Hälfte kommt aus dem Landkreis, die andere aus ganz Deutschland“, erzählt Lang.

Digitale Mitglieder- und Anlagenverwaltung

Das hat seinen Grund, denn die EGIS eG investiert nicht nur regional, sondern deutschlandweit. Sie betreibt Anlagen in Sachsen, Thüringen und Rheinland-Pfalz. „Große Projekte helfen uns dabei, kleine zu finanzieren“, erklärt Lang. Dabei ist die Genossenschaft trotz sinkender EEG-Förderung erfolgreich, und der Vorstandsvorsitzende der EGIS eG verbindet damit auch eine kleine Botschaft an andere Energiegenossenschaften: „Photovoltaik lohnt sich immer noch, man muss nur die richtigen Vorhaben finden.“

Die Verwaltung sowie die Anlagensteuerung hat die EGIS eG mittlerweile nahezu komplett digitalisiert. Die Mitglieder können online ihre Daten verwalten oder einen Aufnahmeantrag stellen. Wenn Lang den Zustand der EGIS-Anlagen kontrollieren will, muss er nur eine App auf seinem Smartphone öffnen. Dort sieht er alle Daten und kann schnell reagieren, wenn etwas nicht stimmt. „Anders wäre das bei so vielen Mitgliedern und bei der Entfernung der Anlagen auch gar nicht mehr möglich“, sagt Lang.

Zwei Großprojekte auf einen Schlag

Ende 2018 zog die EGIS eG erneut zwei Großprojekte an Land: Bei Aichen im Landkreis Günzburg und bei Niederbergkirchen im Nachbarlandkreis Mühldorf am Inn entstanden in den vergangenen Monaten zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen mit einer Spitzenleistung von sieben und drei Megawatt. Mit ihnen lassen sich rechnerisch rund 2.500 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. Lang gibt zu, dass bei diesen Projekten etwas Glück im Spiel war, aber auch ein gutes Netzwerk. Denn die Stromvergütung war nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von der Bundesnetzagentur ausgeschrieben worden. Der Zuschlag ging ursprünglich an eine private Projektgesellschaft, die jedoch ihr Vorhaben wegen eines negativen Bürgerentscheids vor Ort nicht umsetzen konnte.

Das hatte die MaxSolar GmbH aus Traunstein – bevorzugter Projektpartner der EGIS eG – mitbekommen und die Projektrechte übernommen. Weil sie sich außerdem schon auf Vorrat die Flächen in Aichen und Niederbergkirchen gesichert hatte, konnte die MaxSolar das Vorhaben sofort umsetzen und schlüsselfertig an die EGIS eG als neue Eigentümerin und Betreiberin übergeben. Durch den Umzug des ursprünglichen Projekts auf einen neuen Standort musste die EGIS eG einen kleinen Abschlag bei der Vergütung hinnehmen. Die Genossenschaft organisierte vor Ort Versammlungen, um die Bürger über die beiden Anlagen zu informieren und um Einlagen zu werben. „Wir legen Wert darauf, dass wir die Bürger vor Ort in die Projekte einbeziehen, denn nur dann erhalten wir die nötige Akzeptanz“, sagt Lang. „Als Gewerbesteuerzahler vor Ort ist uns das wichtig.“

Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Erneuerbare Energien EEG Sonnenstrom Genossenschaft Genossenschaftsverband Bayern GVB Niederbergkirchen Landkreis Mühldorf am Inn
Jüngstes Projekt der EGIS eG ist die PV-Anlage in Niederbergkirchen im Landkreis Mühldorf am Inn mit 3 MW Spitzenleistung. Wegen des Untergrunds wurde die Trafostation mit einem selbstfahrenden Kettenfahrzeug an Ort und Stelle gebracht. Fotos: EGIS eG
Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Erneuerbare Energien EEG Sonnenstrom Genossenschaft Genossenschaftsverband Bayern GVB Aichen Landkreis Günzburg
Ebenfalls neu ist die PV-Anlage in Aichen im Landkreis Günzburg mit 7 MW Spitzenleistung. 21.450 Solarmodule und 75 Wechselrichter wurden verbaut. Im Bild fehlen noch zahlreiche Module, mittlerweile ist die Anlage komplett.
Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Erneuerbare Energien EEG Sonnenstrom Genossenschaft Genossenschaftsverband Bayern GVB Wasserhochbehälter Reischach Landkreis Altötting
Im Sommer 2018 errichtete die EGIS eG auf dem Wasserhochbehälter der Gemeinde Reischach auch noch eine PV-Anlage für 50.000 Euro. Seitdem werden die Pumpen statt mit Nachtstrom tagsüber mit Sonnenstrom betrieben.

In Aichen und Niederbergkirchen funktionierte das wunderbar. „Zusammen haben wir durch diese beiden Projekte rund 100 neue Mitglieder gewonnen, in Niederbergkirchen wurden sogar 100 Prozent der Anteile von den Bürgern vor Ort gezeichnet“, berichtet Lang. Probleme, neue Anteilszeichner zu finden, hat die Genossenschaft schon lange nicht mehr. „Wir haben ab dem ersten Jahr Gewinn gemacht und unsere Dividende seitdem jedes Jahr gesteigert. So etwas spricht sich herum. Inzwischen werden uns die Türen eingerannt“, so Lang.

Die Höhe der staatlichen Förderung wird für Solaranlagen mit einer Spitzenleistung über 750 Kilowatt von der Bundesnetzagentur in einem Ausschreibungsverfahren ermittelt. Den Zuschlag erhalten die Bieter mit dem niedrigsten Gebot, bis das ausgeschriebene Fördervolumen ausgeschöpft ist. Die EGIS eG erhält für die Anlagen in Aichen und Niederbergkirchen eine Vergütung von nur 5,4 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh). Die Förderung für Sonnenstromprojekte unter 750 Kilowatt Spitzenleistung beträgt für Neuanlagen auf freier Fläche aktuell 8,3 Ct/kWh. Zum Vergleich: Der Endverbraucher zahlt inklusive aller Umlagen und Steuern im Grundversorgertarif rund 30 Ct/kWh.

Unglücklicher Schnellschuss vom Bund

Lang ist froh, dass die EGIS eG derzeit keine größeren PV-Dachanlagen plant. Denn für Projekte auf Hausdächern mit einer Spitzenleistung zwischen 40 und 750 Kilowatt hat der Bund kurzfristig außerordentliche Kürzungen bei der Vergütung beschlossen. So sieht das vor dem Jahreswechsel auf den Weg gebrachte Energiesammelgesetz vor, die Vergütung für solche Anlagen bis April schrittweise von 10,4 auf nur noch 8,9 Ct/kWh zu senken – eine Kürzung von 14 Prozent. Weil insbesondere kleinere Dachanlagen teilweise aufwendiger zu planen und zu bauen sind als Freiflächenanlagen, sind sie in der Regel auch teurer. Ursprünglich sollte die Vergütung sogar noch deutlicher gekürzt werden. Davon sind auch Vorhaben betroffen, die vor der Verabschiedung des Gesetzes bereits geplant worden sind, aber nicht bis zum Jahreswechsel umgesetzt werden konnten.

Der EGIS-Vorsitzende kritisiert vor allem die äußerst kurze Frist für die Kürzungen. Dieser Schnellschuss sei für viele Energiegenossenschaften ein Schock gewesen.  „Wer gerade eine solche Dachanlage plant, den treffen die Kürzungen hart. Das kann einem Vorhaben das Genick brechen“, sagt Lang. Denn den Genossenschaften werde schlagartig die Planungsgrundlage entzogen. „Mit 14 Prozent weniger Einnahmen lässt sich die Kalkulation unter Umständen nicht mehr aufrechterhalten. Schlimm ist, wenn in solche Projekte bereits Arbeit und Geld investiert wurde. Der Planer will in jedem Fall bezahlt werden“, so der EGIS-Vorsitzende.

Ein Drittel mehr Leistung auf gleicher Fläche

Trotzdem ist Photovoltaik für die Genossenschaft noch immer ein lohnendes Geschäft. Denn die Preise für Module und Wechselrichter sinken stetig, während ihre Leistung steigt. „Vor zehn Jahren hatte ein Solarmodul eine Spitzenleistung von vielleicht 200 Watt. Aktuell kaufen wir Module mit 315 Watt. Das heißt, wir können heute auf der gleichen Fläche mindestens ein Drittel mehr Strom produzieren als vor zehn Jahren“, rechnet Lang vor. Auf den beiden neuen Flächen sind insgesamt rund 31.000 Module verbaut. Als Großeinkäufer kann die EGIS eG den Preis zusätzlich drücken. „Davon profitieren dann auch unsere kleinen Projekte. Was wir dafür an Material brauchen, bestellen wir bei einem Großeinkauf einfach mit“, erklärt Lang.

Doch der Gesetzgeber eröffnet über die Wahl des Verbrauchsmodells noch eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten, wie kleine Photovoltaik-Anlagen preislich attraktiv gestaltet werden können. Beispiel Töging am Inn: Im Sommer knallte die Sonne auf den Parkplatz des städtischen Freibads und sorgte für kochend heiße Autos, während die Umwälzpumpen der Becken zur gleichen Zeit Höchstleistungen vollbringen mussten. Zusammen mit der Stadt schlug die EGIS eG 2017 zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie überdachte 55 Parkplätze des Bads und installierte darauf eine PV-Anlage mit 99 Kilowatt Spitzenleistung. Anschließend verpachtete sie diese für 20 Jahre an die Stadt. „Seitdem parken die Autos im Schatten und die Stadt spart durch den selbst produzierten Strom Kosten. Im August 2018 waren es 3.000 Euro, weil der Eigenverbrauch bei 98 Prozent lag“, erklärt Lang.

Das Modell funktioniert so: Durch die Verpachtung wird die Stadt zur Betreiberin der Anlage. Für den selbst verbrauchten Strom muss sie keine Mehrwertsteuer und nur eine verminderte EEG-Umlage abführen, weil das allgemeine Stromnetz nicht belastet wird. Die EGIS eG profitiert dagegen von einer jährlichen Pachtzahlung auf 20 Jahre ohne Ertragsrisiko, mit der sie ihre Investitionskosten amortisiert. Nach Ablauf der 20 Jahre geht die PV-Anlage in das Eigentum der Stadt Töging über.

Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Erneuerbare Energien EEG Sonnenstrom Genossenschaft Genossenschaftsverband Bayern GVB Frankenthal Amazon Logistik
Die EGIS-Kollektoren auf dem Amazon-Logistikzentrum im rheinland-pfälzischen Frankenthal bilden die größte Aufdach-PV-Anlage, die 2016 in Europa errichtet wurde. Investitionskosten: 3,6 Millionen Euro. Fotos: EGIS eG
Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Erneuerbare Energien EEG Sonnenstrom Genossenschaft Genossenschaftsverband Bayern GVB Herrenmühle Mühlrad Altötting
Das historische Wasserrad der Altöttinger Herrenmühle versorgt das Jugendübernachtungshaus des Kreisjugendrings Altötting seit 2016 mit Strom. Betrieben wird es von der EGIS eG. Im Bild wird gerade die grundüberholte Welle des Mühlrads wieder eingebaut.
Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Erneuerbare Energien EEG Sonnenstrom Genossenschaft Genossenschaftsverband Bayern GVB Schallschutzwand Lärmschutzwand B12 Neuötting Landkreis Altötting
Mit dem Bau einer Lärmschutzwand an der B12 in Neuötting mit integrierten PV-Modulen leistete die EGIS eG im Jahr 2016 Pionierarbeit. So etwas gab es bis dahin nicht.
Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG EGIS Photovoltaik Erneuerbare Energien EEG Sonnenstrom Genossenschaft Genossenschaftsverband Bayern GVB Freibad Töging Landkreis Altötting Carport
Die von der EGIS eG errichtete PV-Anlage auf dem Parkplatz des Töginger Freibads leistet gleich doppelte Dienste: Sie versorgt das Bad mit Strom und spendet den Autos der Badegäste Schatten.

Konkurrenzfähiger Ökostrom

Das ist für beide Seiten ein gutes Geschäft, findet der EGIS-Vorsitzende. „Ein normaler Elektriker könnte so ein Pachtmodell gar nicht anbieten, weil ihm dafür die juristische Expertise fehlt. Dafür sind umfangreiche Verträge notwendig“, sagt Lang. Mit ihrem gebündelten Fachwissen sei die Genossenschaft inzwischen ein gefragter Ansprechpartner der Kommunen.

Ähnlich attraktiv ist das sogenannte Lieferstrommodell, weil es ebenfalls auf Eigenverbrauch setzt. Im Unterschied zum Pachtmodell bleibt die Anlage jedoch in der Verantwortung der Genossenschaft. Sie liefert die Energie ohne Umweg über das allgemeine Netz direkt an den Verbraucher. Deshalb werden keine Netzentgelte und andere Umlagen fällig, die EEG-Umlage und Mehrwertsteuer müssen aber abgeführt werden. Die EGIS eG setzt sowohl beim Wasserrad der Herrenmühle als auch bei der PV-Lärmschutzwand auf diese Variante.

„Wegen der steuerlichen Vergünstigungen können wir beim Lieferstrommodell regionalen Ökostrom für 23 bis 25 Ct/kWh liefern. Das macht uns konkurrenzfähig“, erklärt Lang. Sauberer Ökostrom mit Zertifikat sei für Verbraucher auf dem freien Markt ab etwa 27 Ct/kWh zu haben. Auch bei der geplanten Sonnenstromanlage auf dem Dach des Altöttinger Sportheims will die EGIS eG den Strom direkt liefern.

Tag der bayerischen Energiegenossenschaften

Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) veranstaltet am 7. und 8. März 2019 den zweiten Tag der bayerischen Energiegenossenschaften im Tagungszentrum Beilngries der Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG). Bei diesem Netzwerktreffen tauschen sich Vertreter der bayerischen Energiegenossenschaften und Fachleute über ihre Erfahrungen aus und geben neue Impulse. Außerdem stehen wieder konkrete Fachvorträge zur Umsetzung neuer Geschäftsmodelle und zur strategischen Weiterentwicklung der Energiegenossenschaften auf dem Programm. Zu der Veranstaltung sind auch die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken eingeladen, die Interesse an den Themen Energie und Energiewende haben oder Energiegenossenschaften finanzieren. Weitere Informationen und das ausführliche Programm gibt es auf der Webseite der ABG. Dort können sich die Teilnehmer bis 15. Februar 2019 auch online anmelden.

Zusammenarbeit mit Projektpartnern

Energiegenossenschaften, die ebenfalls in weitere Projekte investieren wollen, macht Lang Mut. In den kommenden drei Jahren werde die Bundesnetzagentur die Förderung von vier Gigawatt Solarstrom gesondert ausschreiben, weil der Bund seinen Ausbauzielen bei den erneuerbaren Energien hinterherhinkt. „Wer davon profitieren will, sollte jetzt anfangen, geeignete Flächen zu suchen und für sich zu sichern“, rät Lang. Das A und O sei ein naheliegender Einspeisepunkt in das Netz, um die Kosten für den Netzanschluss niedrig zu halten. Abgesehen davon seien PV-Freiflächenanlagen unter 750 Kilowatt aufgrund der relativ stabilen Vergütung von derzeit 8,3 Ct/kWh immer noch interessant, so Lang.

Darüber hinaus rät der EGIS-Vorsitzende zur Zusammenarbeit mit den Kommunen. „In der Regel lassen sich neue Anlagen immer mit einem Eigenverbraucher vor Ort kombinieren. Dafür sind Pacht oder Lieferstrom interessante Modelle“, sagt er. Um solche Projekte umzusetzen, brauche es aber geeignete Projektentwickler und Fachleute als Partner. Das könne ein Anwalt für die Vertragsgestaltung, ein Steuerberater für die korrekte Abrechnung oder ein Planer sein. „Alleine kann das eine Genossenschaft meistens nicht mehr leisten, denn der Gesetzgeber hat aus dem ursprünglich einfachen EEG ein hochkomplexes Unterfangen mit zahllosen Auflagen gemacht. Da kann man nur durchblicken, wenn man täglich damit arbeitet“, sagt Lang.

Niemals den Kopf hängen lassen

Vor diesem Hintergrund hat der EGIS-Vorsitzende noch einen ganz besonderen Tipp für Genossenschaftsmitglieder parat. Niemals den Kopf hängen lassen, wenn sich ein Projekt nicht wie geplant verwirklichen lässt. „Von 30 angedachten Vorhaben werden 20 dann doch ohne die Genossenschaft realisiert, drei bis vier scheitern komplett, aber beim Rest zahlt sich der Durchhaltewillen aus“, schätzt er. Er habe schon viele schlaflose Nächte wegen der EGIS eG gehabt, aber am Ende habe sich für jedes Problem eine Lösung gefunden. Lang: „Wichtig ist, dass man negative Erfahrungen schnell in positive Energie umwandelt. Das sollte die Bürgerenergiewende doch wert sein.“

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