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Der monatelange Distanzunterricht ist an vielen Schülerinnen und Schülern nicht spurlos vorbeigegangen. Studien zeigen, dass sie einerseits viel Unterrichtsstoff verpasst haben. Andererseits ist es für sie schwieriger, wieder Lernroutinen einzuüben und in der Gruppe zu interagieren. Auch die Abschlussprüfungen haben sie unter dem Eindruck der Pandemie absolviert.

Nun kommt die „Generation Corona“ nach und nach auf den Arbeitsmarkt, einige der Absolventen beginnen eine Ausbildung bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die während der Corona-Pandemie entstandenen Probleme treten nun auch in der Lehrzeit auf. „Wir tauschen uns regelmäßig mit den Berufsschullehrerinnen und -lehrern aus. Diese geben uns die Rückmeldung, dass viele Azubis Wissensdefizite haben, und zwar ausdrücklich nicht nur im Bankenbereich, sondern über alle Ausbildungsberufe hinweg“, erzählt Vanessa Stefan aus dem Bereich Human Resources der meine Volksbank Raiffeisenbank.

Azubis zielgerichtet unterstützen

Das Kreditinstitut mit Sitz in Rosenheim hat auf diese Entwicklung reagiert. Nicht ausschließlich, aber auch wegen Corona hat Vanessa Stefan gemeinsam mit ihrer Kollegin Christine Stoikow das Ausbildungskonzept neu aufgestellt. „Wir möchten unsere Azubis noch besser, noch umfassender und noch zielgerichteter auf dem Weg zum Abschluss begleiten“, sagt Stoikow. Das neue Konzept komplett durchlaufen werden erstmals die Auszubildenden, die diesen September starten. Viele der Initiativen wurden aber bereits für die aktuellen Lehrjahre umgesetzt.

Titelfoto

Das Titelbild zeigt den Ausbildungsjahrgang 2022 der meine Volksbank Raiffeisenbank zusammen mit Vanessa Stefan (Bildmitte sitzend) und Christine Stoikow (rechts daneben) aus dem Bereich Human Resources.

Seminare und Schulungen

Das Ausbildungskonzept besteht aus viele Maßnahmen, die ineinandergreifen. Sehr viel Wert legen die beiden Personalerinnen auf Seminare und Schulungen. Nicht nur fachliche Themen stehen im Mittelpunkt: In Workshops wie „Lernen lernen“ oder „Selbstorganisation“ zeigen Stefan und Stoikow den Auszubildenden, wie diese effektiv lernen sowie ihre Zeitplanung und Arbeitsabläufe optimieren können. „Über das Angebot sind die Azubis sehr dankbar, weil sie in der Schule häufig eben nicht lernen, wie man richtig lernt“, erklärt Stoikow. Die Workshops dauern ein bis zwei Tage.

In Gruppenübungen die eigenen Stärken erkennen

Ebenfalls neu sind Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung. Dort sollen die jungen Menschen zunächst sich selbst besser kennenlernen. So können sie im zweiten Schritt ihre Stärken ausbauen, an ihren Schwächen arbeiten und schließlich ihr volles Potenzial ausschöpfen, auch im Job. „Als Bankmitarbeiter hat man viel Kundenkontakt. Wir sind der Überzeugung, dass man deutlich besser auf andere Menschen zugehen und deren Bedürfnisse verstehen kann, wenn man sich selbst gut kennt und eine gefestigte Persönlichkeit besitzt“, betont Vanessa Stefan.

Das Persönlichkeitsseminar findet im ersten Lehrjahr an zwei Tagen statt. Unter Anleitung von Stefan und Stoikow gibt es mehrere Gruppenübungen. Die Personalerinnen achten beispielsweise darauf, wer dabei die Führung übernimmt, wer geduldig ist und wer emotional reagiert. Nach jeder Übung gibt es eine Nachbesprechung, in der die Azubis über ihre Erfahrungen berichten. Anschließend geben die Personalerinnen ihre Einschätzung ab. „Wir konzentrieren uns insbesondere auf die Stärken der Azubis. Im Vordergrund stehen folgende zwei Fragen: Was können sie besonders gut? Und wie können sie diese Stärken noch besser zum Tragen bringen und im Alltag nutzen?“, erklärt Stefan.

Positives Arbeitsklima

Die Seminare und Schulungen, etwa zur Persönlichkeitsentwicklung, zeigen auch positive Effekte auf weitere Themen. Beispielsweise auf die Teambildung: „Wir sind eine Flächenbank, die Azubis laufen sich nicht täglich über den Weg. Gleichzeitig ist es uns wichtig, dass wir uns als Gemeinschaft verstehen und an einem Strang ziehen. Die Seminare und Schulungen tragen erheblich dazu bei“, sagt Stoikow. Außerdem entstehe ein positives Arbeitsklima, wenn sich die Mitarbeiter untereinander verstehen.

Ein weiteres Ziel der Bank ist es, eine Feedbackkultur aufzubauen. In den Seminaren fordern die Personalerinnen die Azubis ausdrücklich dazu auf, Lob und Kritik zu äußern. Konstruktive Rückmeldungen seien ein zentraler Baustein, um die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbessern, bekräftigt Stoikow. Dies gehe aber nur, wenn ein offenes und wertschätzendes Vertrauensverhältnis untereinander und zu den Führungskräften herrsche. Erst dann sei es selbstverständlich, Feedback zu äußern.

Fit für die Abschlussprüfung

Die Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Selbstorganisation sind ein wichtiges Element des neuen Ausbildungskonzepts der meine Volksbank Raiffeisenbank. Ein zentraler Fokus liegt außerdem darauf, die Azubis ideal auf den Arbeitsalltag und die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Dazu hat das Kreditinstitut das entsprechende Unterstützungsangebot ausgebaut. Zum Beispiel gibt es im Laufe des Lehrjahrs nun mehrere bankinterne Schulungen. Diese werden von erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts geleitet. Sie helfen den Azubis dabei, den Lernstoff zu verstehen.

Des Weiteren führt die Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) jeweils mehrtägige Schulungen zur Vorbereitung auf die beiden Abschlussprüfungen durch. „Das Angebot der Akademie passt ideal, um unsere Auszubildenden fit für die Prüfung zu machen. Im Zusammenspiel mit unseren internen Angeboten greifen wir den Azubis auf diese Weise bestmöglich unter die Arme“, sagt Stoikow. Außerdem gibt es eine gemeinsam organisierte „Zukunftsmesse“ für die Azubis des zweiten Lehrjahrs. Ziel ist unter anderem, Karrierewege bei der Bank nach der Ausbildung aufzuzeigen.

Netzwerktreffen in den Regionen

Die meine Volksbank Raiffeisenbank hat ihr Geschäftsgebiet in zehn Regionen unterteilt. Um die Vernetzung untereinander zu fördern, organisiert sie in jedem der Gebiete einmal pro Quartal ein sogenanntes Netzwerktreffen. Bei diesen Veranstaltungen kommen die Azubis unabhängig vom Ausbildungsberuf und vom Lehrjahr zusammen. Für sie gibt es gemeinsame Events wie Klettern in der Kletterhalle, Escape-Spiele oder ein gemeinsames Essen. Eine der beiden Personalerinnen ist immer dabei. „Die Netzwerktreffen sind eine ideale Gelegenheit, einerseits über die Ausbildung und die Lerninhalte zu sprechen, andererseits sich besser kennenzulernen und gemeinsam etwas zu unternehmen. Es ist ein guter Mix“, erklärt Stefan.

Näher dran an den Azubis

Die aktuellen Auszubildenden haben viele der Angebote bereits nutzen können. Die Rückmeldungen seien sehr positiv, berichten die beiden Personalerinnen. „Besonders gut gefällt den Azubis, dass wir nicht nur zu fachspezifischen Themen unterstützen, sondern auch bei anderen Themen wie eben Lernen lernen oder Selbstorganisation helfen“, betont Stoikow.

Durch das neue Ausbildungskonzept sind auch die Personalerinnen stark gefordert. Beispielsweise müssen sie die Schulungen vorbereiten und durchführen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Doch am Ende des Tages lohne sich die Investition, ist Vanessa Stefan überzeugt. Denn auf diese Weise kann man die Azubis noch besser kennenlernen und sie bestmöglich auf dem Weg zum Abschluss unterstützen. „In den Hochzeiten der Corona-Pandemie hatten wir wenig direkten Kontakt zu unseren Nachwuchskräften. Das hat definitiv gefehlt, auch um einschätzen zu können, wie der Lernfortschritt ist und wie gut sie integriert sind. Dank des neuen Konzepts sind wir nun deutlich näher dran an unseren Auszubildenden“, betont Stefan.

40 Azubis, 1.300 Mitarbeiter

Die meine Volksbank Raiffeisenbank ist Bayerns VR-Bank mit den meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Insgesamt beschäftigt das Kreditinstitut mit Sitz in Rosenheim fast 1.300 Arbeitskräfte. Der Richtwert für einen Azubijahrgang liegt bei rund 40 Auszubildenden. „Der Anspruch an die Bewerberinnen und Bewerber ist hoch. Wir gehen keine Kompromisse ein, nur um auf die gewünschte Anzahl zu kommen“, erklärt Vanessa Stefan aus dem Bereich Human Resources.

Bei der Auswahl achtet die Bank insbesondere auf die Persönlichkeit der jungen Menschen. Das Kreditinstitut organisiert deshalb Assessment Center, um die Fähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber besser einschätzen zu können. „Wir möchten wissen, wie sie sich untereinander verhalten, wie sie in einer Gruppe interagieren und wie sie mit uns vor Ort kommunizieren. Das ist uns wichtiger als gute Schulnoten, wobei diese natürlich auch stimmen müssen“, sagt Stefan. Verbunden mit einer Ausbildung bei der Bank sind zahlreiche Vorteile: Zum Beispiel gibt es einen Zuschuss in signifikanter Höhe für ein iPad. Das Gerät erwerben die Azubis selbst, sie können es also auch privat nutzen.

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