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Herr Ullrich, die Volks- und Raiffeisenbanken, Sparkassen und Geschäftsbanken in Deutschland haben ihre Bezahlverfahren unter der einheitlichen Marke „giropay“ zusammengefasst. Welche strategische Bedeutung hat die Initiative der Deutschen Kreditwirtschaft für die genossenschaftliche Finanzgruppe?

Thomas Ullrich: Das säulenübergreifende Projekt #DK der Deutschen Kreditwirtschaft steht nach wie vor weit oben auf der strategischen Agenda der genossenschaftlichen Finanzgruppe im Zahlungsbereich. Der Hashtag #DK steht dabei für „Digitale Kreditwirtschaft“. Ziel ist es, die Anzahl der Transaktionen mit bankeigenen Bezahlverfahren zu erhöhen und Markanteile zu gewinnen. Dafür wurden die Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen paydirekt und giropay unter der Marke „giropay“ zusammengeführt. Zudem wurde das neue giropay um die digitale girocard im E-Commerce erweitert, welche nun sukzessive bei den Händlern sichtbar wird. Mit dieser Zusammenführung gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Europäischer Zahlungsinitiative EPI mit dem Ziel, unseren Kunden in jeder Bezahlsituation das optimale Zahlungsinstrument anbieten zu können.


Woran arbeiten Sie gerade bei giropay?

Ullrich: Funktionell gibt es einige Neuerungen. So wurde der giropay-Check-out um eine neue Bezahlmethode erweitert: die digitale girocard. Damit stehen den Kunden beim Online-Shopping insgesamt drei Möglichkeiten für die Zahlung zur Verfügung. Parallel dazu wurde der Käuferschutz auf alle drei Bezahloptionen ausgeweitet und die Bedingungen wurden optimiert: Der Schutz gilt nun für 100 statt 30 Tage und kann unter bestimmten Voraussetzungen auch bei digitalen Gütern in Anspruch genommen werden. Für Kunden wird das Online-Shopping damit noch komfortabler.

Was hat sich im Hintergrund bei giropay getan, zum Beispiel bei der Anbindung von Händlern?

Ullrich: Auch die Banken profitieren von neuen Prozessen. So erfolgt die Anbindung von Händlerkunden der Genossenschaftsbanken nun vorzugsweise über VR Payment. Die Banken agieren weiterhin als Vermittler, allerdings entfällt der bislang obligatorische Händlerantrag, und die Kommunikation findet über VR Payment statt. Das vereinfacht die Händleranbindung und reduziert gleichzeitig den Aufwand für die Banken.
 

„Der Zahlungsverkehr befindet sich inmitten einer tiefgreifenden Transformation. Sich verändernde Infrastrukturen, Wettbewerber, strategische Initiativen und nicht zuletzt die Regulatorik sorgen für viel Bewegung.“

Neben dem Projekt #DK/giropay beteiligt sich die genossenschaftliche Finanzgruppe auch an der Europäischen Zahlungsinitiative EPI. Warum?

Ullrich: Der Zahlungsverkehr befindet sich inmitten einer tiefgreifenden Transformation. Sich verändernde Infrastrukturen, Wettbewerber, strategische Initiativen und nicht zuletzt die Regulatorik sorgen für viel Bewegung im Zahlungsverkehr. In einem Umfeld mit starken Veränderungen ergeben sich auch Chancen. EPI ist ein von Europa unterstütztes neues Bezahlverfahren unter Nutzung bestehender europäischer Infrastruktur. Es vereint die Vorteile für alle Beteiligten: Konsumenten, Händler, Issuer und Acquirer. Grundsätzlich haben wir das Ziel, dass Kunden der genossenschaftlichen Finanzgruppe – sowohl Endkunden als auch Händler – das für sie passende Zahlungsinstrument in unserem Zahlungsangebot finden.


Was hat Ende 2022 die Entscheidung, sich erneut an EPI zu beteiligen, maßgeblich beeinflusst?

Ullrich: Bereits im ersten Projektaufschlag der EPI hatten wir das Ziel, die Kundeninteressen und funktionalen Mehrwerte mit einem hohen Verbreitungsniveau in Einklang zu bringen und den beteiligten Banken ein betriebswirtschaftlich tragfähiges Lösungsangebot zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang hatte die genossenschaftliche Finanzgruppe Anfang 2022 einen konkreten Vorschlag eingebracht, das Projekt neu zu fokussieren und ein digitales Wallet-Angebot zum Schwerpunkt zu machen. Nachdem im Laufe des Jahres 2022 eine physische Bezahlkarte nicht weiterverfolgt wurde, hat uns das zweite Konzept einer EPI 2.0 mit einem Wallet-Ansatz überzeugt.


Zählt die genossenschaftliche Finanzgruppe trotzdem weiterhin zum Kreis der EPI-Gründer?

Ullrich: Aufgrund der überzeugenden gestalterischen Mitwirkung seit Beginn des EPI-Projekts zählt die genossenschaftliche Finanzgruppe auch nach dem Wiedereinstieg zum Kreis der EPI-Gründer. Die DZ BANK hat sich an der ersten Finanzierungsrunde an der EPI Company SE beteiligt und ist als „Founding Shareholder“ auf epicompany.eu aufgeführt. Damit vertritt die DZ BANK die Beteiligung und gemeinsamen Aktivitäten der genossenschaftlichen Finanzgruppe im Gesamtprojekt.

„Der neue Antritt einer digitalen EPI-Wallet bündelt Kundenbedarfe auf europäischer Ebene und bietet die Grundlage für innovative und marktgerechte Bezahllösungen.“

Was soll die europäische Zahlungsinitiative EPI den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Europa bringen?

Ullrich: Der neue Antritt einer digitalen EPI-Wallet bündelt Kundenbedarfe auf europäischer Ebene und bietet die Grundlage für innovative und marktgerechte Bezahllösungen. Sie soll perspektivisch auch weitere Entwicklungsthemen wie den digitalen Euro oder den elektronischen Identitätsnachweis eID integrieren können.


Was sind die nächsten Schritte bei EPI?

Ullrich: Der Weg zu EPI ist heute noch nicht final definiert, dies wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die genossenschaftliche Finanzgruppe arbeitet im engen Schulterschluss zusammen an einem möglichen Umsetzungsplan und bleibt dabei im engen Austausch mit der deutschen EPI-Community und der EPI-Gesellschaft.


Herr Ullrich, vielen Dank für das Gespräch!

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