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Die neue Unternehmenszentrale der Raiffeisenbank Regensburg-Wenzenbach ist leicht zu finden. Wer auf der Straubinger Straße in Regensburg stadtauswärts unterwegs ist, muss nur auf der linken Seite nach einem fünfstöckigen Gebäude mit auffallend blauer Metallfassade Ausschau halten. Nebenan liegt ein Rewe-Center, auf der anderen Seite entsteht eine Gewerbeimmobilie mit Flächen für Einzelhandel und Büros. Die Adresse des neuen Bankgebäudes lautet Kastenmaierstraße 1, intern „K1“ genannt. „Unsere neue Unternehmenszentrale ist das Herzstück des Candis-Quartiers, das derzeit im Osten von Regensburg entsteht“, sagt Florian Mann, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Regensburg-Wenzenbach. Der Name des Quartiers ist schnell erklärt: Bis 2007 produzierte die Südzucker AG dort Kandiszucker. „Wo wir uns heute befinden, wurden früher Rüben gelagert und gewaschen“, erzählt Mann.

Ansprüche an Bankzentrale haben sich verändert

Die Unternehmenszentrale hat die Bank selbst gebaut und hält sie im Eigentum. Zuvor residierte das Kreditinstitut mit einer Bilanzsumme von rund 810 Millionen Euro in gemieteten Räumlichkeiten am Neupfarrplatz in der Innenstadt von Regensburg. Diese Lage sei nicht mehr ideal gewesen, erzählt Mann. Beispielsweise habe sich die Erreichbarkeit mit dem Auto in den vergangenen Jahren spürbar verschlechtert, viele Kunden und Mitarbeiter beschwerten sich über fehlende Parkplätze. Da die Bank am Neupfarrplatz zudem nur Mieter war, gab es einen Investitionsstau. Die Räume entsprachen nicht mehr dem heutigen Standard. Kurzum: „Wir waren mit unserem ehemaligen Standort nicht mehr glücklich. Für eine Bankzentrale mit allen internen Bereichen ist die Innenstadtlage nicht mehr so gut geeignet wie früher“, fasst Mann zusammen.

Der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank ist überzeugt, dass sich die Ansprüche an eine Bankzentrale verändert haben. In Zeiten des Fachkräftemangels sei es wichtiger denn je, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hochwertige Arbeitsplätze zu bieten. Zudem müsse man dem veränderten Kundenverhalten Rechnung tragen. Die Frequenz am Schalter sei seit Jahren rückläufig. Gefragt seien vor allem Beratungsangebote, häufig unterstützt von Spezialisten, zu Themen wie Baufinanzierung oder Vermögensanlage. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, brauche es einen attraktiven Standort, der gut mit dem ÖPNV und dem Auto zu erreichen sei, betont Mann. Dies würde die neue Lage im Regensburger Osten gut erfüllen. Gleichzeitig sei die Präsenz im Stadtzentrum für die Privatkunden weiterhin sehr wichtig, fügt der Vorstandsvorsitzende hinzu. Die Raiffeisenbank hat den Standort am Neupfarrplatz deshalb nicht aufgegeben, sondern neue Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe bezogen. Eine weitere Filiale gebe es unweit der Steinernen Brücke. Man zeige in der Innenstadt weiterhin Flagge, sagt Mann.

Klares Bekenntnis zum Regensburger Osten

Mit dem neuen Standort ist die Bank sehr zufrieden. „Der Regensburger Osten ist ein prosperierendes Gebiet und wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten positiv entwickeln. Davon sind wir fest überzeugt“, sagt Vorstand Hubert Platzer, der den Bau der neuen Unternehmenszentrale federführend vorangetrieben hat. Platzer erwartet, dass sich in den kommenden Jahren weitere Unternehmen in der Nachbarschaft ansiedeln werden. Der Osten der Stadt sei lange vernachlässigt worden. Dabei ist dieser durch die Osttangente (Odessa-Ring) gut an die Autobahn 3 angebunden, mehrere Buslinien fahren die umliegenden Haltestellen an und mit dem Rad sind es nur zehn Minuten in die Innenstadt. Die Raiffeisenbank Regensburg-Wenzenbach ist laut dem Vorstand das erste Kreditinstitut, das in dem Gebiet Präsenz zeigt. Vorher habe es noch nicht mal einen Geldautomaten gegeben. „Die neue Unternehmenszentrale ist ein klares Bekenntnis zu Regensburg und dem neuen Stadtteil Candis-Quartier“, bekräftigt Platzer.

Verwaltungsbereiche gebündelt

Im K1 bündelt die Bank ihre Verwaltungsbereiche. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der internen Abteilungen haben dort ihren Arbeitsplatz. Zuvor saßen sie an zwei Standorten und in unterschiedlichen Etagen. Jetzt belegen sie das vierte Stockwerk des Gebäudes. „Das hat den Austausch untereinander sehr gefördert“, erklärt Mann. Ebenfalls am Standort, im Erdgeschoss, sitzen die Firmenkundenbetreuer sowie die Spezialisten für Baufinanzierung, Immobilien, Versicherungen und Vermögensberatung sowie die Kreditabteilung. Insgesamt arbeitet die Hälfte der Belegschaft, 60 von 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in der neuen Unternehmenszentrale.

Einzel- und Doppelbüros statt Open Space

Die Etagen des K1 sind 17 Meter breit. Bei dieser Gebäudetiefe die ideale Flächenaufteilung zu finden, ist nicht ganz trivial. Doch die Bank hat eine gute Lösung gefunden. Die Büros orientieren sich jeweils zur Außenfassade. Sie haben deckenhohe Fenster, die Möbel sind aus dunklem Holz. Konferenzzimmer und Aufenthaltsräume wie die Kaffeeküche wurden auf den innenliegenden Flächen angeordnet. So werden die Licht- und Raumverhältnisse bestmöglich genutzt. In jedem Büro sitzen jeweils ein oder zwei Mitarbeiter der Raiffeisenbank. Diese hat bewusst keine Open-Space-Büros eingerichtet. „Wir sind der Überzeugung, dass die Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz in Ruhe arbeiten möchten und für den Austausch attraktiv gestaltete Räume wie die Kaffeeküche bevorzugen. Deshalb haben wir uns für Einzel- und Doppelbüros entschieden“, betont Mann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien sehr zufrieden mit dieser Lösung sowie allgemein mit den neuen Räumlichkeiten.

Vier Unternehmen haben Flächen gemietet

Die Bürofläche des K1 umfasst insgesamt etwas mehr als 9.000 Quadratmeter. Einen Teil belegt die Bank selbst, der Großteil ist hingegen langfristig an vier Unternehmen vermietet: an die Stadt Regensburg, das Telekommunikationsunternehmen R-Kom GmbH&Co KG, den Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie vbm/vbw sowie die Verwaltung der Barmherzigen Brüder Behindertenhilfe. „Wir sind sehr froh über diese namhaften Mieter. Dass beispielsweise ein Teil der Stadtverwaltung, namentlich der Finanzreferent der Stadt Regensburg mit den angeschlossenen Ämtern Stadtkämmerei und Stadtkasse, im Gebäude sitzt, ist ein klares Symbol für die nachhaltige Entwicklung des Stadtteils“, betont Platzer. Zusätzlich wird in der fünften Etage derzeit ein Penthouse-Büro ausgebaut, die Dachterrasse bietet einen Blick über Regensburg.

Das Kreditinstitut ist bewusst unter die Bauherren gegangen. 2017 entschied das Vorstandsteam, die Strategie des Kreditinstituts auf drei Säulen aufzubauen. Diese sind erstens das klassische Zinsgeschäft, zweitens das Provisionsgeschäft und drittens das Immobiliengeschäft. Die Überlegung dahinter ist folgende: In Zeiten, in denen das Zinsergebnis bei rund 1,5 Prozent der Bilanzsumme liegt und das Provisionsergebnis bei 0,6 bis 0,7 Prozent, braucht die Bank weitere Erträge, um langfristig stabil zu wirtschaften. Der Immobilienbereich bietet sich als Ergänzung gut an. Denn so können verlässlich Mieteinnahmen generiert werden. Neben der Unternehmenszentrale gehört dem Kreditinstitut beispielsweise auch der benachbarte Rewe-Markt. „Durch die Mieterträge können wir unsere Gewinn- und Verlustrechnung stabilisieren“, betont Platzer.

Spatenstich im Sommer 2020

Die Fläche, auf der die Unternehmenszentrale errichtet wurde, gehört der Bank seit 2015. Im Dezember 2018 trafen die Vorstände zusammen mit dem Aufsichtsrat die Entscheidung für den Bau des Gebäudes, ein Bauvorbescheid war bereits ausgestellt. „Wir haben dann parallel am Bauantrag gearbeitet und nach Mietern gesucht“, sagt Platzer. Im Juni 2020 folgte der Spatenstich, nicht zuletzt dank des milden Winters 2020/2021 schritten die Arbeiten schnell voran. Im März 2022 zog das erste Unternehmen ein, der Umzug der Raiffeisenbank folgte im Spätherbst des Jahres. Den offiziellen Geschäftsbetrieb im K1 nahm das Kreditinstitut im Januar 2023 auf.

Vorstand Platzer übernahm die Steuerung des Bauprojekts und stimmte sich dabei eng mit Architekten, Fachplanern, Bauunternehmen oder Rechtsanwälten ab. „Unser Credo: Was wir können, machen wir selbst. In den Feldern, wo wir kein Know-how haben, nehmen wir Partner mit dazu“, sagt Platzer. Dieses Vorgehen habe sich gelohnt: Der Vorstand war eng in alle Prozesse eingebunden und konnte schnell Entscheidungen treffen. Einmal wöchentlich tagte eine Runde mit den Verantwortlichen aller beteiligten Unternehmen. „Viele Bauvorhaben werden dadurch verlangsamt, weil keine Entscheidungen getroffen werden. Das war bei uns nicht der Fall“, betont Platzer. Ein weiterer Erfolgsfaktor: Die Bank hat zu Beginn sehr detailliert geplant und auf regionale Bauunternehmen und Handwerksbetriebe gesetzt. „Neben dem Preis haben wir stark auf Qualität und Zuverlässigkeit der Partner geachtet. Wenn wir in der Region unsere Bankgeschäfte erfolgreich anbieten wollen, müssen wir auch unser Bauprojekt mit unseren regionalen Kunden verwirklichen“, sagt Platzer.

Die externen Mieter standen bereits frühzeitig fest. Das brachte für beide Seiten Vorteile: Die Bank konnte besser kalkulieren und ging nicht das Risiko ein, ein fertiges Gebäude zu haben, aber keine Mieter. Die Unternehmen konnten ihre Vorstellungen äußern und so ihre Büroräume individualisieren. Ein Beispiel: „Einer unserer Mieter hat sich ein Atrium gewünscht. Das konnten wir nur realisieren, weil wir frühzeitig miteinander gesprochen haben. Nachträglich lässt sich ein Atrium nur schwer oder gar nicht einbauen, allein schon aus statischen Gründen“, erklärt Platzer. Die Mietverträge mit den Unternehmen sind alle langfristig abgeschlossen, teilweise bis zu 15 Jahre.

Im Kostenrahmen geblieben

In das gesamte Gebäude hat die Raiffeisenbank 40 Millionen Euro investiert. Die Bank habe die kalkulierten Kosten eingehalten, wie Vorstand Platzer betont. Dazu hat das Institut mit den am Bau beteiligten Firmen vor allem Pauschalverträge abgeschlossen. Sehr wichtig war dem Vorstand zudem, mehrere Stellen in den Entscheidungsprozess einzubinden. So wurde das Vorhaben intern intensiv geprüft: Die Bank setzte dazu ein internes Kontrollsystem auf, welches durch ein externes Ingenieurbüro, unabhängig von den ausführenden Architekten und Fachplanern, ergänzt wurde. Zudem tauschten sich die Vorstände laufend mit den Aufsichtsräten aus. „In unserem Aufsichtsrat gibt es viel Expertise zum Thema Bauen. Das war sehr hilfreich“, sagt Platzer.

Auch die externe Kontrolle war dem Vorstand wichtig: So informierte die Bank die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Bundesbank über das geplante Vorhaben. Bereits 2019 wurde das K1 in die Kapitalplanung und die Risikotragfähigkeitsberechnungen mit aufgenommen. Außerdem informierte der Vorstand den Genossenschaftsverband Bayern (GVB), der das Institut prüft. „Wir hatten einen sehr engmaschigen, mehrstufigen Kontrollprozess“, fasst Mann zusammen.

PV-Anlage wird nachgerüstet

Die Raiffeisenbank habe durch das Bauvorhaben viel gelernt, betont der Vorstand. Das kommt ihr in Zukunft doppelt zugute. Einerseits versteht das Institut noch besser die Bedürfnisse von Unternehmen, die in der Baubranche tätig sind. Diese sind eine wichtige Kundengruppe der Bank. Andererseits können die Verantwortlichen der Bank das Know-how nutzen, um neue Bauprojekte voranzutreiben. „Derzeit ist nichts in Planung, aber perspektivisch können wir uns sehr gut vorstellen, auf Vorratsgrundstücken weitere Vorhaben in Angriff zu nehmen“, betont Mann.

Zum Abschluss des Projektes wird die Bank noch eine PV-Anlage auf dem Dach der neuen Unternehmenszentrale installieren, um zur Energiewende beizutragen. Die Vorarbeiten seien bereits geleistet, der Aufwand werde sich in Grenzen halten, erklärt Vorstand Platzer. Außerdem erhalten alle 120 Parkplätze nach und nach E-Ladesäulen. Derzeit sind bereits rund 20 Prozent der Parkplätze mit einer Ladestation ausgerüstet.

Strahlkraft für die Region

Die neue Unternehmenszentrale werte das Kreditinstitut massiv auf, betont Florian Mann. Das K1 sei ein klares Statement dafür, dass die Bank wachsen möchte. Zudem habe das Gebäude Strahlkraft für das gesamte Gebiet. „Früher waren wir nicht so gut sichtbar. Jetzt weiß jeder, wo sich die Raiffeisenbank Regensburg-Wenzenbach befindet. Wir merken schon nach wenigen Monaten, dass uns die Kunden deutlich besser wahrnehmen als früher“, bekräftigt Mann. Dazu sichert das Gebäude der Bank langfristig stabile Erträge und trägt zur Arbeitgeberattraktivität bei.

Eine Frage bleibt zum Schluss: Warum ist das Gebäude blau? „In Regensburg gibt es einen Gestaltungsbeirat, der die Stadt bei Bauvorhaben von besonderer städtebaulicher Bedeutung berät. Dort haben wir vorgesprochen und eine blaue Fassade vorgeschlagen. Unser zentrales Argument: Die Farbe verleiht dem Gebäude ein Alleinstellungsmerkmal. Es wird dadurch zum richtigen Hingucker. Insofern sind wir froh, dass der Gestaltungsbeirat unserem Vorschlag grünes Licht gegeben hat. Besonders schön sieht das K1 übrigens nachts aus, wenn es von energieeffizienten LED angestrahlt wird“, sagt Mann.

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