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Einkaufsgenossenschaften haben eine lange Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert schlossen sich Unternehmen oder Selbstständige zusammen, um gemeinsam Waren, Materialien oder Dienstleistungen zu beziehen. Auf diese Weise erhielten sie bessere Preise, als wenn sie eigenständig aufgetreten wären. Die beiden bekanntesten Beispiele für solche Zusammenschlüsse mit genossenschaftlichen Wurzeln sind wohl die Lebensmittelriesen Edeka (Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler) sowie Rewe (Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften).

Auch heute gibt es zahlreiche Einkaufsgenossenschaften. Viele von ihnen haben in den vergangenen Jahren ihr Dienstleistungs-Portfolio ausgebaut. Dadurch können sie ihren Mitgliedern viel mehr bieten als die reinen Preisvorteile. So bleiben sie attraktiv und behaupten sich erfolgreich am Markt.

P.E.G. Einkaufs- und Betriebsgenossenschaft eG: Gesundheitseinrichtungen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen

Ein gutes Beispiel dafür, wie sich Einkaufsgenossenschaften wandeln und an neue Gegebenheiten anpassen können, ist die P.E.G. Einkaufs- und Betriebsgenossenschaft eG. Das Unternehmen wurde 1970 von 24 Inhabern von privaten Kliniken gegründet. Ihr Ziel: Den Einkauf zu zentralisieren, um Kosten zu sparen. Im Laufe der Jahre öffnete sich die Genossenschaft für weitere Mitglieder, heute betreut sie rund 3.500 Einrichtungen, darunter Rehakliniken, Akutkrankenhäuser sowie Senioren- und Pflegeheime. Das Einkaufsvolumen lag zuletzt bei rund 600 Millionen Euro. Und doch betont der Vorstandsvorsitzende Jens Leveringhaus: „Wir verstehen uns nicht mehr als reine Einkaufsgenossenschaft, sondern als Service- und Dienstleistungsgenossenschaft mit dem Schwerpunkt Einkauf. Zudem haben wir uns darauf spezialisiert, Einrichtungen im Gesundheitswesen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen.“

Die Neuausrichtung ist eng mit Leveringhaus verknüpft. Der erfahrene Manager, der vorher unter anderem bei Fresenius Medical Care und Bayer tätig war, ist seit März 2020 Vorstandschef der P.E.G. eG. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte eine Bestandsaufnahme. Denn die Genossenschaft war schon länger nicht mehr nur als Einkäufer tätig, sondern hatte ihr Leistungsspektrum um zahlreiche Tätigkeitsfelder wie IT-Lösungen, Verpflegungsmanagement oder Beratung in den Bereichen Technik, Prozesse und Hygienemanagement erweitert. 2010 war eine eigene Akademie hinzugekommen, um den Mitgliedern professionelle Weiterbildung anzubieten. Das Fazit der Bestandsaufnahme: Die Genossenschaft ist gut aufgestellt, aber langfristig würde das Geschäftsmodell unter Druck geraten. „Der gemeinsame Einkauf lohnt sich auch in Zukunft, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie früher“, erklärt Leveringhaus. Es war abzusehen, dass die P.E.G. perspektivisch einerseits viele Services wie Beratungsleistungen nicht mehr – wie zuvor – quersubventionieren könnte. Andererseits war es unerlässlich, neue Einnahmequellen zu erschließen.

Als Folge stieß Leveringhaus im Laufe des Jahres 2020 einen umfassenden Veränderungsprozess an. „Ziel war und ist es, die Genossenschaft zukunftssicher aufzustellen“, bekräftigt er. Zunächst erarbeitete der Vorstand mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gemeinsame Vision, eine Mission sowie eine darauf aufbauende, neue Strategie. Die Vision lautet „Eine gesunde Welt für gesunde Menschen“ und die Mission: „Gemeinsam stellen wir uns den globalen Herausforderungen unserer Zeit und schaffen durch Green Health Freiräume für die innovative Behandlung und Pflege unserer Mitmenschen.“

Während dieses Prozesses entschied die P.E.G., sich nachhaltig auszurichten. Zunächst arbeitete die Genossenschaft daran, selbst nachhaltiger zu werden. Beispielsweise optimierte sie die Mülltrennung, digitalisierte Werbematerialien, förderte die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und passte ihre Reiserichtlinien an. Zudem erstellt die P.E.G. jährlich eine CO2-Bilanz, um zu überprüfen, in welchen Bereichen CO2 verursacht wird und wo es Einsparmöglichkeiten gibt. Perspektivisch soll die Heizanlage der Unternehmenszentrale im Münchner Osten umweltfreundlich erneuert werden. „Wir drehen an vielen kleinen Stellschrauben, um unsere eigenen Treibhausgasemissionen immer mehr zu reduzieren. 2023 werden wir auch erstmalig einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht für die P.E.G. erstellen“, sagt Leveringhaus.

Die Genossenschaft stellt außerdem passende Leistungen zu Nachhaltigkeitsthemen für die Mitglieder bereit. Dazu hat sie den Markenauftritt „PEGreen“ entwickelt. Ziel ist es, die Gesundheitseinrichtungen dabei zu unterstützen, ihre eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und schließlich Klimaneutralität zu erreichen. Dazu bietet die Genossenschaft einerseits Beratungsleistungen an, etwa, wie sich in Großküchen Energie einsparen lässt. Andererseits klassifiziert die Genossenschaft die Lieferanten und Hersteller von medizinischen Produkten. Auf dieser Basis spricht sie Empfehlungen für einen ressourcenschonenden Einkauf aus. So erfahren die Kliniken, für welche Produkte wie Verbandsmittel, Spritzen oder Kanülen es nachhaltige Alternativen gibt. „Wir sind die Experten für den Einkauf. Insofern ist es nur logisch, dass wir unseren Mitgliedern dabei helfen, nachhaltig einzukaufen“, erklärt Leveringhaus.

Doch wie viel CO2 lässt sich tatsächlich einsparen? Leveringhaus verweist darauf, dass circa 70 Prozent des CO2-Budgets von Krankenhäusern durch den Einkauf beinflussbar sind. „Dieses Feld bietet also den größten Hebel, um sich nachhaltiger aufzustellen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Es lohne sich für Gesundheitseinrichtungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, betont er. Denn einerseits sei klar, dass sich die Gesundheitsbranche grüner aufstellen muss. Der Gesetzgeber werde perspektivisch CO2-Steuern oder CO2-Abgaben einführen, ist Leveringhaus überzeugt. Darauf sollte man sich bereits jetzt vorbereiten. Andererseits ließen sich auch aktuelle Herausforderungen durch eine nachhaltige Ausrichtung besser meistern, bekräftigt er. Beispielsweise hätten einige Kliniken in der Vergangenheit PV-Anlagen aufgestellt oder Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen. „Das kommt ihnen vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise sehr zugute“, sagt Leveringhaus. „Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle, denn junge Menschen schauen bei der Jobauswahl mittlerweile sehr genau auf die Nachhaltigkeit von potenziellen Arbeitgebern.“

In der Außendarstellung der P.E.G. nimmt das nachhaltige Engagement der Genossenschaft die erste Stelle ein. Die Webseite wurde auf die Domain pegreen.de umgestellt, Infos zu den Unterstützungsangeboten im Bereich Nachhaltigkeit gibt es direkt auf der Startseite. Auch bei Gesprächen mit potenziellen Neumitgliedern verweist Leveringhaus auf diesen Aspekt: „Gesundheitseinrichtungen, die sich für das Thema Nachhaltigkeit interessieren, sind bei uns an der richtigen Adresse“, betont er. Das heiße aber nicht, dass die Preisvorteile keine Rolle mehr spielen würden – ganz im Gegenteil. „Vor dem Hintergrund der Inflation und der Lieferengpässe ist es für die Mitglieder von hoher Bedeutung, dass wir den Einkauf bündeln und auf diese Weise bessere Konditionen und Liefersicherheit erzielen. Aufgrund unserer langjährigen und vertrauensvollen Beziehungen zu den Herstellern und Lieferanten können wir diesem Anspruch sehr gut gerecht werden“, sagt Leveringhaus.

Die intensiven Arbeiten im Rahmen des Veränderungsprozesses haben sich gelohnt, ist der Vorstandsvorsitzende überzeugt. Denn so habe die Genossenschaft ihre Kernaufgaben geschärft sowie neue Einkunftsmöglichkeiten geschaffen. „Die P.E.G. eG ist nun zukunftsfähig aufgestellt, um ihre Mitglieder bei den vielfältigen Herausforderungen bestmöglich unterstützen zu können“, betont Leveringhaus.

Dachdecker-Einkauf Süd eG: Erstklassiger Service, umfassendes Sortiment

Dachziegel, Kunststoffbahnen, Dämmstoffe, Holz, Schieferhammer, Solarmodule und Wechselrichter: Was Dachdecker und Zimmerer für ihre Arbeit benötigen, finden sie in den rund 30 Niederlassungen der Dachdecker-Einkauf Süd eG. Der gemeinsame Einkauf ist die Kernleistung der Genossenschaft. „Wir sind Vollsortimenter für alles rund um Dach und Fassade. Unsere Mitglieder profitieren neben unserem erstklassigen Service von einem umfassenden Sortiment, das ideal auf ihre Anforderungen zugeschnitten ist“, betont Björn Augustin, geschäftsführender Vorstand der Dachdecker-Einkauf Süd eG.

Die Genossenschaft macht einen Jahresumsatz von über 470 Millionen Euro und betreut etwa 2.300 Mitglieder. In den vergangenen zwei Jahren war es eine Herausforderung, diese mit Materialien zu versorgen. Denn auch die Dachdecker-Einkauf Süd eG hatte mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen. Die Genossenschaft hat deshalb zusätzliche Lagerflächen gekauft sowie ihren Warenbestand deutlich erhöht. „Auf diese Weise konnten wir sowohl Engpässe überbrücken als auch die Preiserhöhungen etwas abfedern. Keines unserer Mitglieder musste aufgrund eines Materialmangels in Kurzarbeit gehen“, bekräftigt Augustin.

Neben ihrer Kernleistung, dem günstigen Einkauf, bietet die Dachdecker-Einkauf Süd eG zahlreiche weitere Services an. „Die Zusatzleistungen werden immer wichtiger“, sagt Augustin. Die Mitglieder können beispielsweise Schulungen besuchen, ihren (Kran-)Fuhrpark inspizieren und warten lassen oder Großmaschinen wie Autokräne erwerben. Ein weiteres Angebot sind Dienstleistungen im Bereich Logistik. „Wir unterhalten eine der besten Lkw-Flotten in der Branche. Auf Wunsch liefern wir die Materialien bis zur Baustelle und mit unseren Kranfahrzeugen sogar bis aufs Dach“, erklärt Augustin. Die eigene Logistik funktioniere sehr zuverlässig. Das sei zunehmend ein Wettbewerbsvorteil, betont Augustin. Schließlich seien die Handwerker darauf angewiesen, dass das Material genau dann geliefert wird, wenn sie es benötigen. Eine weitere Leistung der Genossenschaft sind die Beratungsangebote der Fachabteilungen in den Niederlassungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Mitgliedern mit Ratschlägen zur Seite und helfen bei Problemen. Besonders beliebt ist dieser Service bei nicht alltäglichen Aufgaben. So gibt es etwa Spezialisten, die bei der Planung von komplexen Flachdächern, PV Anlagen oder industriellen Leichtdächern unterstützen.

Dank ihrer Nähe zu den Mitgliedern kann die Genossenschaft schnell auf neue Marktbedingungen reagieren. Zuletzt ist beispielsweise die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen stark gestiegen. Schließlich möchten wegen der hohen Energiepreise immer mehr Menschen Strom für den eigenen Bedarf produzieren. Zudem hat der Gesetzgeber bürokratische Hürden abgebaut und beispielsweise eine Steuerbefreiung für PV-Anlagen bis zu einer bestimmten Leistung eingeführt. Darüber hinaus gibt es in einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg nun die Pflicht, auf neugebauten oder sanierten Dächern PV-Anlagen zu installieren. Andere Bundesländer werden folgen.

Um die Mitglieder bei allen Themen rund um Solarstrom zu unterstützen, hat die Dachdecker-Einkauf Süd eG ihre entsprechende Abteilung personell deutlich aufgestockt. In der Fachabteilung helfen bereits 15 geschulte Fachkräfte weiter. „Wir suchen in diesem Bereich sogar weiter qualifiziertes Personal“, betont Augustin. Konkret helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Handwerkern, die PV-Anlagen zu planen. Anschließend können die Dachdecker die benötigten Produkte wie Module, Wechselrichter und Speicher direkt vor Ort erwerben. „Wir bieten das gesamte Paket an – von der Erstberatung bis hin zur Lieferung auf das Dach“, sagt Augustin.

Neben PV-Anlagen liegen Begrünungen im Trend. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, auf ihren Dächern Stauden, Sträucher, Gräser oder Rasen wachsen zu lassen. Die Gründe: Begrünte Dächer sorgen dafür, dass das Gebäude im Sommer nicht so stark aufheizt. Außerdem halten sie Regenwasser zurück und tragen so dazu bei, die Kanalisation etwa bei Starkregen zu entlasten. Darüber hinaus können sie die Lebensdauer von Dächern verlängern, da diese so vor schlechter Witterung besser geschützt sind. Um die steigende Nachfrage nach passenden Lösungen zu decken, hat die Genossenschaft eine Eigenmarke für Begrünungen ins Leben gerufen. Beispielsweise bietet sie Drainageplatten oder Substratersatzmatten an. „Die Produkte sind leistungsstark, leicht zu verlegen und haben einen attraktiven Preis“, wirbt Augustin.

Den Großteil der Waren kaufen die Dachdecker wie eh und je vor Ort ein. Gleichzeitig erhält das digitale Geschäft einen immer höheren Stellenwert. Die Genossenschaft hat deshalb einen Online-Shop samt App eingerichtet. Dort können die Mitglieder nicht nur rund um die Uhr das Sortiment durchforsten und Produkte bestellen, sondern zusätzlich ihre Rechnungen und Aufträge einsehen oder Einkaufslisten anlegen. „Durch den Online-Shop können sich die Mitglieder unterwegs über Waren und Preise informieren und die Ware direkt auf der Baustelle oder abends am PC bestellen. So sparen sie sich viel Zeit“, erklärt Augustin.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Mitglieder kontinuierlich gestiegen. Waren es 2017 noch 2.111, sind es mittlerweile rund 2.300. Augustin freut sich über den Zuspruch: „Wir bieten Dachdeckern und Zimmerern ein attraktives Gesamtpaket. Wichtig sind neben den Vergünstigungen beim Einkauf auch die zahlreichen Zusatzleistungen sowie eine attraktive Dividende und eine stabile Rückvergütung von drei Prozent auf die Umsätze.“

Aktuell treibt den Vorstand besonders der Fachkräftemangel um. Auch die Genossenschaft muss sich anstrengen, um genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Bedarf gibt es beispielsweise bei Lkw-Fahrern. Die Genossenschaft wirbt verstärkt auf digitalen Kanälen, beispielsweise mit einem Recruiting-Video. Zudem hat sie zuletzt in moderne und leistungsfähige Fahrzeuge investiert, um einen attraktiven Arbeitsplatz anbieten zu können. „Wir sehen uns sehr gut aufgestellt, um die Mitglieder in Zukunft weiterhin ideal unterstützen zu können“, resümiert Augustin.

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