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In der Getränkebranche macht Holger von Dorn drei Trends aus:

  1. Alkoholische Mischgetränke wie Wodka mit Energydrink, Rum mit Cola oder Gin mit Tonic sind beliebt. Die Hersteller bieten zunehmend solche und weitere fertig gemischte Cocktails in der Dose oder in der Glasflasche an. „Die Produkte kommen besonders bei der jungen Zielgruppe gut an, weil man sie unkompliziert mitnehmen und draußen trinken kann“, sagt von Dorn.
  2. Ein Schwerpunkt bei Produktneuheiten liegt auf den sogenannten Funktionsgetränken, die nicht nur den Durst löschen, sondern gleichzeitig die Gesundheit fördern sollen. Dazu werden beispielsweise Vitamine, Mineralien oder Ballaststoffe zugesetzt.
  3. Die Getränke-Hersteller widmen sich verstärkt dem Thema Nachhaltigkeit. Beispielsweise achten sie auf natürliche Inhaltsstoffe oder umweltfreundliche Verpackungen.

Von Dorn ist Vorstandsmitglied der Großeinkaufsring des Süßwaren- und Getränkehandels eG (GES). Hinter der Genossenschaft stehen rund 830 mittelständische Getränkefachgroßhändler und filialisierte Getränkemarktbetreiber sowie Convenience-Fachgroßhändler und Automatenbetreiber aus ganz Deutschland. Herzstück im Leistungsportfolio der Genossenschaft ist die Zentralregulierung. Das heißt, die GES übernimmt Bezahlung und Abwicklung der Ware für die Mitglieder. So erhalten sie bessere Konditionen im Einkauf. Zudem bietet die GES verschiedene Dienstleistungen in Feldern wie Warenhandel oder Digitalisierung an. „Wir stellen dem Fachhandel ein Rundum-Sorglos-Paket zur Verfügung“, sagt von Dorn.

GES mit Rekordergebnis

Der Regulierungsumsatz der GES eG ist 2022 auf die Rekordhöhe von 1,15 Milliarden Euro gestiegen (2021: 881 Millionen Euro). „Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagt Vorstand Holger von Dorn. Er führt den stark gestiegenen Umsatz vor allem auf das sehr gute Konsumverhalten zurück. „Die Getränkebranche hat 2022 eindeutig von Nachholeffekten aus der Hochphase der Corona-Pandemie profitiert. Die Menschen sind häufig weggegangen und haben sich regelmäßig teure Getränke gegönnt“, erklärt von Dorn. Auch viele Mitglieder der Genossenschaft seien sehr zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2022.

Warenhandel gewinnt an Bedeutung

Für die GES eG hat der Zwischenfachhandel einen immer höheren Stellenwert. Die GES-Tochterunternehmen Schokoring Getränke und Süßwaren, Bremen Spirituosen Contor und Horst Lehmann Getränke beliefern den Fachhandel mit Tausenden Artikeln – von der Einzelflasche bis zu kompletten Lkw-Ladungen. Die Zentrallager befinden sich in Nürnberg und Bremen. „Der Warenhandel gewinnt an Bedeutung, da die Sortimente immer vielfältiger werden. Der Fachhandel hat, schon aus Kapazitätsgründen, nicht jedes Produkt in großer Menge vorrätig. Stattdessen nutzen sie uns als verlängertes Lager“, erklärt von Dorn. Neben der hohen Warenverfügbarkeit schätzen die Kunden vor allem, dass sie von den GES-Tochterunternehmen binnen 48 Stunden beliefert werden. Häufig erhalten sie die Produkte bereits innerhalb eines Tages.

Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft ist aus einem weiteren Grund attraktiv. Die GES eG ist die einzige nationale und unabhängige Verbundgruppe in der Getränkebranche. Die anderen Anbieter gehören entweder zum Lebensmitteleinzelhandel oder zu Brauereien. „Unsere Unabhängigkeit sowie unsere Nähe zum Fachhandel ist für viele Unternehmen ein wichtiges Argument“, betont von Dorn. 2022 konnte die Genossenschaft einige neue Mitglieder gewinnen.

Stammdaten für die Mitglieder

Um am Puls der Zeit zu bleiben, erweitert die GES ihr Leistungsspektrum kontinuierlich. „Wir stellen uns immer die Frage, welche Leistungen die Mitglieder in fünf bis zehn Jahren von uns erwarten. Wenn man stehenbleibt, ist man irgendwann obsolet“, sagt von Dorn. Ein Beispiel für ein neues Projekt, in das sich die Genossenschaft einbringt, ist der Aufbau von einheitlichen Artikel-Stammdaten. Die sogenannten Stammdaten eines Artikels enthalten grundlegende Informationen über das Produkt wie etwa den Preis, die Menge oder die Beschreibung. Sie bilden die Basis für Bestellung, Rechnungsabwicklung sowie Lagerhaltung.

In der Getränkebranche gibt es bisher jedoch kein einheitliches und umfassendes System. Die GES kooperiert daher mit dem Unternehmen Gedat, das eine entsprechende Datenbank für Stammdaten aufbaut. Diese Daten kann die Genossenschaft dann ihren Mitgliedern zur Verfügung stellen. Bereits im ersten Halbjahr 2023 sollen Basis-Daten geliefert werden. Darüber hinaus möchte die GES perspektivisch eine umfangreichere Datenbank mit zusätzlichen Infos aus der Taufe heben. Von Dorn rechnet bei diesem Projekt mit einer Zeitspanne von bis zu zwei Jahren. „Das ist ein sehr ambitioniertes, aber auch ein sehr wichtiges Vorhaben, weil es viel Nutzen für unsere Kunden schafft. Die Stammdaten werden sehnsüchtig erwartet“, berichtet von Dorn.

Getränke mit „Octopus“ bestellen

Während die Stammdaten noch Zukunftsmusik sind, bietet die GES bereits seit 2017 erfolgreich eine andere Leistung an: Den digitalen Bestelldienst „Octopus Order“. Mit der dazugehörigen App können Gastronomen ihre benötigten Waren vollautomatisiert von überall und zu jeder Zeit bestellen. Zudem können sie ihre Bestellhistorie ansehen oder Listen anlegen. Der Aufwand für die Abwicklung der Order reduziert sich mit Octopus um bis zu 80 Prozent, betont von Dorn. Mit der Marktdurchdringung ist er zufrieden, rund 200 Händler nutzen die App mit der vollautomatisierten Schnittstelle. Das Ziel liegt bei 250 Händlern.

Lkw-Fahrer: Engpässe drohen

Trotz der hohen Inflation hat von Dorn bisher keinen großen Knick beim Konsum festgestellt: „Die Menschen gehen weiter gerne aus und konsumieren auch teurere Getränke.“ Für das Geschäftsjahr 2023 möchte er dennoch keine Prognose abgeben, da sich die Lage schnell ändern könne. Eine weitere Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar. Da sie keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, haben viele Restaurants ihre Öffnungszeiten teils drastisch eingeschränkt, wie der GES-Vorstand beobachtet hat. Dadurch sinkt der Umsatz. Besonders schwierig sei es zudem, Lkw-Fahrer zu finden. Schon heute würden 70.000 Fahrer fehlen. „Wir müssen den Fahrberuf attraktiver machen. Das ist eine zentrale Aufgabe für die ganze Branche. Ansonsten drohen Engpässe, weil wir die Ware schlicht nicht von A nach B bekommen“, sagt von Dorn.

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