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„Der Netzwerkgedanke ist ein wichtiger Teil der GVB-Veranstaltungen – damals wie heute“

Saskia König ist Veranstaltungsmanagerin beim Genossenschaftsverband Bayern:

Ich kümmere mich gemeinsam mit dem Veranstaltungsteam des GVB um verschiedene Projekte wie die GENO-Sommerspiele oder das Marketing- und VertriebsForum. Die Aufgaben sind vielfältig und ich kann im Team arbeiten, was mir sehr liegt. Veranstaltungsmanagement ist eine Daueraufgabe, die viel Planungs- und Organisationsgeschick erfordert. Der zeitliche Vorlauf bei Großveranstaltungen beträgt oft mehr als ein Jahr. Kaum ist ein Event vorbei, steht schon das nächste vor der Tür.

Meine Lieblingsveranstaltung sind die GENO-Sommerspiele, die nächstes Jahr am 21. und 22. Juni 2024 in Roth bei Nürnberg stattfinden. Diese Großveranstaltung hat im GVB eine lange Tradition, die längste Zeit jedoch als „GENO-Winterspiele“. Gestartet sind diese 1971 als „Skiwettbewerb der Raiffeisenorganisation“. Wörtlich heißt es im „Bayerischen Raiffeisenblatt“ vom 15. Dezember 1970: „Unter dem Motto ,Raiffeisengemeinschaft und Sport‘ findet am Samstag, 6. Februar 1971, in Oberammergau ein Riesentorlauf (500 m Höhenunterschied) statt. Teilnahmeberechtigt sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mitgliedsgenossenschaften, der zentralen Geschäftsanstalten und des Bayerischen Raiffeisenverbandes.“ Die Startgebühr betrug zehn D-Mark. Außerdem sollte es einen „Bayerischen Abend“ in Oberammergau geben.

Alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, erinnern sich gerne an die GENO-Winterspiele. Für manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sie über Jahrzehnte hinweg ein Fixpunkt im Kalender, so wie bei Toni Tsitsos aus Donauwörth. Doch Veränderungen lassen sich nicht aufhalten. Nachdem die Veranstaltung wegen Corona im Jahr 2021 abgesagt werden musste, verlegte sich der GVB in Absprache mit der ausrichtenden Kreditgenossenschaft für die Spiele im Jahr 2022 auf den Sommer, um einer abermaligen Absage wegen der Pandemie sowie möglichen Problemen aufgrund von Schneemangel zu entgehen. Nach zwei gelungenen Durchläufen in Inzell und Neu-Ulm lässt sich sagen: Der Wechsel von Winter- zu Sommerspielen hat sich bewährt.

Mir ist wichtig zu betonen, dass die GENO-Sommerspiele nicht nur für die Volksbanken und Raiffeisenbanken gedacht sind, sondern für alle Genossenschaften, die Mitglied im GVB oder im Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) sind. Seit 2001 ist der BWGV Mitveranstalter der Spiele. In erster Linie sollen die Spiele eine Motivationsveranstaltung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Genossenschaften sein, um ihre Arbeit wertzuschätzen. Außerdem bieten die Spiele eine gute Gelegenheit, sich in einem lockeren Rahmen mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu vernetzen.

Der Netzwerkgedanke trägt übrigens nicht nur die GENO-Sommerspiele, sondern alle Veranstaltungen des GVB – und er ist auch ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Bei den Events lerne ich die Mitglieder des GVB kennen. Zu vielen von ihnen habe ich mittlerweile ein sehr gutes Verhältnis, wir arbeiten vertrauensvoll zusammen. Wie wichtig der persönliche Austausch auch für die GVB-Mitglieder ist, hat man beim jüngsten Marketing- und VertriebsForum in Fürstenfeldbruck gesehen. Die Anmeldezahlen haben sich überschlagen, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach drei Jahren Corona-Pandemie einfach froh waren, endlich wieder mal von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Ich habe überall nur strahlende Gesichter gesehen. Solche Momente führen mir jedes Mal vor Augen, warum meine Arbeit wichtig ist und ich gerne als Veranstaltungsmanagerin für den GVB tätig bin.

„Rechnungsprüfung gab es schon im Mittelalter – heute ist der Ansatz viel umfassender“

Philipp Roeckl ist Verbandsprüfer beim Genossenschaftsverband Bayern:

Die deutsche und vor allem die bayerische Genossenschaftsgeschichte hat mich schon immer interessiert. Deshalb bin ich auch Mitglied im Historischen Verein bayerischer Genossenschaften. 2015 habe ich zudem über die „Geschichte der Genossenschaftsgesetzgebung im Königreich Bayern“ promoviert. Damit untrennbar verbunden ist der heute oft vergessene Genossenschaftspionier Joseph Völk, der in den 1860er Jahren das bayerische Genossenschaftsgesetz auf den Weg gebracht hat.

Die Prüfung seiner Mitglieder gehört schon immer zu den Hauptaufgaben des GVB – sie hat genauso eine historische Entwicklung durchlaufen wie das Genossenschaftswesen insgesamt. „Revision“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet nichts anderes als „wieder ansehen“ („revidere“). Die Rechnungsprüfung ist ein uralter Vorgang. Schon im Mittelalter war es üblich, dass der Rentmeister die unteren Finanzbehörden (Kastenämter) im Herzogtum Bayern jährlich geprüft hat. Der Rentmeister war als Stellvertreter des Herzogs in den Rentämtern München, Straubing, Ingolstadt, Landshut, Amberg oder Burghausen bis ins 18. Jahrhundert für die Kontrolle der Unterbeamten zuständig, die vor ihm Rechnung legen mussten. Seine gefürchteten jährlichen Kontrollen nannte man „Rentmeisterumritte“. In keinem Land des Heiligen Römischen Reiches gab es eine ähnliche Einrichtung.

Im Brockhaus-Lexikon aus dem 19. Jahrhundert heißt es: „Im Rechnungswesen versteht man unter Revision die Prüfung einer Rechnung, und zwar werden die Staats- und Gemeinderechnungen regelmäßig durch dazu angestellte Beamte revidiert. Wird dann auch diese Revision einer nochmaligen Prüfung durch eine höhere Instanz unterzogen, so spricht man von einer Superrevision.“ Diese ist auch ein Teil der Verbandsprüferausbildung beim GVB. Auch die Prüfungsassistenten des GVB müssen sich bei der ersten eigenständigen Prüfungsleitung bei einer Mitgliedsbank einer Superrevision unterziehen.

Ab dem 19. Jahrhundert war es dann auch im Gesellschafts- und Vereinsrecht üblich, dass jeder, der mit fremdem Geld arbeitet, sich einer Rechnungsprüfung unterziehen lassen muss, auch die Genossenschaften. Diese Prüfungspflichten sind heute im Genossenschaftsgesetz in den Paragrafen 53 ff. GenG verankert. Bestanden die Prüfungsberichte, in denen der Prüfungsverband seine Prüfungsergebnisse darlegt, früher aus wenigen Seiten, umfassen sie heute mit Anlagen bis zu mehrere Hundert Seiten. Mit dem Ende der Papierform wurde auch die händische Unterschrift ersetzt. Heute stellt der GVB seine Berichte den Adressaten elektronisch und digital unterschrieben zur Verfügung. Bei der Einführung der qualifizierten elektronischen Signatur war der GVB Vorreiter.

Geprüft wird heute nicht nur der Jahresabschluss, sondern zum Beispiel auch, ob die bankaufsichtsrechtlichen Regelungen eingehalten werden, ob die Organisation der Bank stimmig ist oder ob die internen Kontrollsysteme (IKS) sowie das Risikomanagement angemessen sind. Als Prüfer sind wir viel unterwegs und kommen bei den Genossenschaften mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt. Es macht Spaß, mit ihnen fachlich zu diskutieren. Das geht über sämtliche Bereiche von den Spezialisten bis zum Vorstand der Bank. Dabei arbeiten wir beim GVB immer als Team. Durch die enge Verzahnung der Prüfung vor Ort mit den Facheinheiten des Verbands – dazu gehören etwa die Einheiten Grundsatz Prüfung, Aufsichtsrecht und Prüfungsnahe Betreuung – bietet der GVB seinen Mitgliedern ein Rundumpaket an fachlicher Unterstützung. Mit einer einfachen Rechnungsprüfung im Sinne von „revidere“ hat das schon lange nichts mehr zu tun. Dafür ist die Welt viel zu kompliziert geworden.

Dissertation über die Genossenschaftsgesetzgebung

Philipp Roeckl hat seine Dissertation über die Geschichte der Genossenschaftsgesetzgebung im Königreich Bayern verfasst. In der „Profil“-Ausgabe 4/2016 gibt es einen Auszug aus seiner Arbeit. Thema: Der vergessene Pionier Joseph Völk, der in den 1860er Jahren das bayerische Genossenschaftsgesetz auf den Weg brachte. Der Beitrag kann hier abgerufen werden.

„Der GVB – fest verbunden mit der Geschichte der Türkenstraße in München“

Roland Steininger, Team Personal beim Genossenschaftsverband Bayern:

Für Geschichte habe ich mich schon immer interessiert. Ein super Geschichtslehrer stachelte meinen Ehrgeiz an, ähnlich viel zu wissen wie er und manche Fragen, die er damals stellte, beschäftigen mich heute noch. Bezeichnenderweise hieß er mit Spitznamen „der Türken-Meier“, da er längere Zeit an der deutschen Schule in Istanbul unterrichtet hatte. Nomen est omen: Vielleicht ist das auch eine Erklärung für mein Faible für die Münchner Türkenstraße.

Auch die Geschichte des Genossenschaftsverbands Bayern ist eng mit der Türkenstraße verknüpft. Die Gründungsversammlung des Bayerischen Landesverbands landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine am 28. November 1893 gilt als „Geburtstag“ des GVB. Seinen Sitz hatte der Landesverband in der Prinz-Ludwig-Straße 2, Ecke Türkenstraße. Das ursprüngliche Gebäude gibt es heute nicht mehr. 1923 zog der Verband in das noch existente Raiffeisen-Haus in der Türkenstraße 16 um, bis er schließlich 1978 sein heutiges Domizil in der Türkenstraße 22 fand. Mitte der 90er kam die Hausnummer 24 dazu. Außerdem wurde nach hinten parallel zum Oskar-von-Miller-Ring der Bauteil C in Leichtbauweise neu errichtet. Bei Bauteil D handelt es sich um eine ehemalige Druckerei, die in Büroräume umgewandelt worden ist. So ist es möglich, den GVB sowohl von der Amalien- als auch von der Türkenstraße aus zu betreten; der GVB verbindet somit beide Parallelstraßen miteinander. Die Bauvorhaben finanzierte der GVB durch den Verkauf des noblen, aber für Bürozwecke eher ungeeigneten Gebäudes des ehemaligen Bayerischen Genossenschaftsverbands in der Georgenstraße 8, das sogenannte Pacelli-Palais, sowie eines Geschäftshauses in der Amalienstraße 17.

Kennzeichnend für die städtebauliche Lage des Verbands ist heute das Eingangstor der ehemaligen Türkenkaserne vis-à-vis zum GVB. Nur noch das Zufahrtstor erinnert an die zur Alten Pinakothek hin offene Dreiflügel-Anlage. 1823 war der Rohbau fertiggestellt, die Kaserne wäre heuer also 200 Jahre alt geworden. Von dort rückte die Bayerische Landespolizei aus, um am 9. November 1923 den Hitler-Ludendorff-Putsch an der Feldherrnhalle niederzuschlagen. Die Türkenstraße bietet also nicht nur dem GVB seit 130 Jahren eine Heimat, sondern sie hat auch selbst eine bewegte Historie. Heute laden auf dem Areal der ehemaligen Kaserne die Pinakothek der Moderne und das Museum Brandhorst sowie Kunstinstallationen zur Freizeitgestaltung ein. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbands verbringen bei schönem Wetter dort ihre Pause.

Als ich vor über 30 Jahren beim GVB anfing, war die Ausstattung gediegen dunkelbraun mit ebensolchen Stores und grünen Möbeln aus Stahl von der Firma Mauser. Der Pförtner befand sich, eingenebelt von Zigarettenrauch und deshalb allenfalls erahnbar, hinter Glas in einem kleinen Büro neben dem Eingang, damals noch Türkenstraße 22. Etliche sehr langjährige Mitarbeiterinnen legten größten Wert darauf, als Fräulein angesprochen zu werden. „Das haben wir noch nie so gemacht“, hörte man nicht eben selten. Mit Willibald Folz, Verbandspräsident von 1990 bis 1999, wurde vieles anders. Offen für Neues liebte er Licht, die Farbe Weiß und moderne Kunst. Nachfolgende Präsidenten setzten diese Linie fort, freilich mit unterschiedlichen Akzenten.

Am Verband schätze ich besonders seine offene Geisteshaltung bei gleichzeitiger Verlässlichkeit. Es freut mich zu sehen, dass es beim GVB immer noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, die von der Ausbildung bis zur Rente ihr gesamtes Arbeitsleben beim Verband verbringen. Für mich ist das ein Zeichen, dass es der GVB bisher immer geschafft hat, ein guter und vor allem interessanter Arbeitgeber zu sein.

„Wie aus der Verbandskundgabe von 1894 das digitale Mitgliedermagazin Profil wurde“

Florian Christner leitet die Redaktion von „Profil – das bayerische Genossenschaftsblatt“:

Die erste „Verbandskundgabe“ des Bayerischen Landesverbands landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine erschien bereits 1894. Die Geschichte des heutigen GVB-Magazins „Profil“ reicht also fast so weit zurück wie die des Verbands. Schon damals lieferte die Kundgabe praktische Tipps, etwa eine „Anleitung für den schriftlichen Verkehr der Genossenschafts-Vorstände mit den Registergerichten“.

Ein stärkerer Mitgliederfokus führte 1919 zu einem neuen Titel. Zur Begründung ist zu lesen: „Wenn nun naturgemäß der Name des Organs mit seiner Aufgabe und seinem Inhalt sich decken soll, so bestand bei unserem früheren etwas schwerfälligen Titel der ,Verbandskundgabe‘ die Gefahr der Einseitigkeit, die zu beseitigen wir leicht in der Lage waren durch eine gefällige und volkstümliche Änderung in ,Bayerisches Genossenschaftsblatt‘“. Die Ausgaben spiegelten das Zeitgeschehen aus genossenschaftlicher Perspektive, etwa die Not der ländlichen Bevölkerung oder die Hyperinflation Anfang der 1920er Jahre.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich erneut der Name: Die erste Ausgabe der „Mitteilungen des Bayerischen Raiffeisenverbandes in München“ erschien am 15. Mai 1947. „Die Militärregierung hat nun in Würdigung der Bedeutung der landwirtschaftlichen Genossenschaften uns die ,Mitteilungen‘ halbmonatlich und vierseitig in einer Auflage von 7.000 Exemplaren genehmigt, so dass wir jeder Genossenschaft wenigstens ein Exemplar zustellen lassen können“, hieß es im Blatt.

1950 wurde aus den Mitteilungen das „Bayerische Raiffeisen-Blatt“. Erst mit der Fusion des Bayerischen Raiffeisenverbands und des Bayerischen Genossenschaftsverbands (Schulze-Delitzsch) zum heutigen GVB 1989 änderte sich die Bezeichnung wieder zu „Bayerisches Genossenschaftsblatt“. Im Juni 2006 erhielt das Magazin schließlich seinen aktuellen Namen: „Profil – das bayerische Genossenschaftsblatt“. Anfang 2018 kam mit der Digitalisierung die vorerst letzte größere Umstellung.

Ich selbst schreibe seit Anfang 2015 für „Profil“. Für mich sind neun Jahre eine lange Zeit. Andererseits: Wenn ich mir vor Augen führe, dass die erste „Verbandskundgabe“ bereits 1894 erschienen ist, dann wird mir bewusst, dass ich das Genossenschaftsblatt in seiner langen Geschichte bisher nur auf einer sehr kurzen Wegstrecke begleitet habe. Ich sehe mich als Teil einer großen Gemeinschaft, die seit rund 130 Jahren mit ihrer journalistischen Arbeit dazu beitragen will, Mitgliedernutzen zu stiften.

Was die Erscheinungsform betrifft, war die Umstellung der gedruckten Zeitschrift auf ein rein digitales Magazin ab der ersten Ausgabe 2018 mit Sicherheit die einschneidendste Veränderung in der Geschichte des Verbandsmagazins. Der Kern meiner Tätigkeit – die journalistische Recherche – hat sich dadurch allerdings nur wenig verändert. Persönliche Gespräche und Besuche bei Genossenschaften vor Ort sind nach wie die Essenz meiner Arbeit und jeder Internetrecherche vorzuziehen.

Es gibt aber auch Fragen, die mit keiner Recherche zu beantworten sind. Was wird die bayerischen Genossenschaften in zehn, 20 oder 50 Jahren bewegen? In welcher Form wird darüber berichtet? Die Zeit wird es zeigen. Ich bin mir aber sicher, dass es engagierte Menschen geben wird, die sich der Sache der bayerischen Genossenschaften annehmen – und ein Medium, das Sie, liebe Leserinnen und Leser, darüber auf dem Laufenden hält. Wie wäre es mit Hologramm-Reportagen, die Eindrücke in 3D unmittelbar erfahrbar machen? Das würde ich gerne noch erleben.

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