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„Wir sind unerschütterlich und haben einen gewissen Starrsinn.“ Mit diesen Worten und einem Grinsen beschreibt Alfred Buchner die Akteure der Uffinger Back & Brau eG. Buchner ist erster Vorsitzender der Genossenschaft, neben ihm Tisch in ihrer Gaststube an der Schöngrubstraße 22a in Uffing sitzt Rudolf Sailer, der zweite Vorsitzende. Wer den Blick in der Stube umherschweifen lässt, dem fallen am Zapfhahn Anpreisungen von mehreren Biersorten und eine große Kuchentheke ins Auge. Denn: Die Uffinger brauen und backen – als Genossenschaft seit November 2022.

Am Ortsrand von Uffing in der Nähe des Staffelsees hat ihre sogenannte Café-Stubn an vier Tagen pro Woche geöffnet: freitags von 14 bis 22 Uhr, samstags von 12 bis 22 Uhr, sonntags von 12 bis 20 Uhr und montags von 14 bis 20 Uhr. Neben Kuchen und Torten gibt es für die Ausflügler, darunter viele Radlfahrer, und die „Spezies Einheimische“ ebenso eine Brotzeit-Auswahl. An warmen Sommerabenden können die Gäste draußen sitzen, haben die Berge im Blick und beobachten den Sonnenuntergang. Und wer mag, trinkt dazu ein Bier aus der hauseigenen Brauerei oder ein Uffinger Trinkwasser.

Begeisterung für das Backen und Brauen

Doch angefangen hat ihre Geschichte schon ein paar Jahre vor der Gründung der Genossenschaft, erzählen Buchner und Sailer. „Ein gelernter Brauer bin ich nicht“, sagt Buchner. „Ich bin Diplom-Ingenieur der Luftfahrzeugtechnik. Das Brauen war für mich ein Hobby. Zu einer Zeit, als es beruflich plötzlich schwierig wurde, hab‘ ich sozusagen meinen Schwerpunkt verlagert.“ 2016 gründeten Buchner und Sailer, ein Bäckermeister, einen gemeinnützigen Verein und veranstalteten regelmäßig Back- und Brautage. Diese Events kamen gut an, wann immer es Gelegenheiten gab wie am 1. Mai, am Josefitag oder zur Kirchweih schenkten sie selbstgebrautes Bier aus und boten selbsthergestellte Backwaren an. „Unsere Einnahmen nutzen wir, um für die nächste Veranstaltung Rohstoffe einzukaufen – natürlich nur aus der Region. Und im Laufe der Zeit hatten wir immer mehr Gerätschaften“, sagt Sailer. Die Uffinger wurden professioneller bei ihrem Anliegen, „das Brau- und Backwesen in seiner Ursprungsform zu erhalten“, sagt Buchner.

Dann allerdings kam ihnen wie so vielen anderen auch die Corona-Pandemie dazwischen „Unser Verein hatte zu dieser Zeit etwa 80 bis 90 Mitglieder, die sind auch weiter hinter uns gestanden“, sagt Buchner. Wie eingangs erwähnt, gab es da diesen „Starrsinn“, der ihnen half, „unerschütterlich“ weiterzumachen. Die Uffinger machten sich kundig, wie nicht nur ein Weitermachen aussehen könnte, sondern wie sie ihr Wirken auch noch verändern könnten: Sie dachten an die Bewirtung von Gästen in einem eigenen Gastraum – „und das zu einer Zeit, in der im Gastrobereich eigentlich alles brach lag“, erinnert sich Buchner.

„Für unsere gemeinnützige Arbeit bekamen wir als Verein eine Corona-Unterstützung. Und diese steckten wir gleich in die Genossenschafts-Gründung“, sagt der erste Vorsitzende. „Bei uns mag das alles ein wenig anders abgelaufen sein. Als Genossenschaft sind wir schon mit Gerätschaften gestartet, für diese brauchten wir nicht um Geld zu betteln“, fügt der zweite Vorsitzende hinzu. „Wir waren lediglich auf der Suche nach weiteren gleichgesinnten Mitgliedern, die unsere Idee unterstützen wollten.“ Und diese Idee war, den Wert von regionalen Lebensmitteln gemeinsam zu schätzen. „Dementsprechend lautet unser Motto: Aus der Region, von der Region, für die Region“, fasst Buchner zusammen.

Genossenschaftsgründung im Jahr 2022

Dank der Unterstützung des „wohlgeschätzten“ Max Riedl von der Gründungsberatung des Genossenschaftsverband Bayern seien die Uffinger schnell startklar gewesen. „Im Mai 2022 hielten wir die Gründungsveranstaltung unserer Genossenschaft ab“, sagt Buchner. „Dennoch dauerte es bis Anfang November, bis wir so richtig loslegen konnten. Die Bürokratie spielte uns eine Art Schildbürgerstreich.“ Denn Verein und Genossenschaft durften nicht den gleichen Namen tragen; erst als dies geändert war, erhielt die Uffinger Back & Brau Genossenschaft ihre Ausschank-Erlaubnis und konnte ihr Café eröffnen.

Ein Vereinsmitglied hatte ihnen in Uffing geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Vorne befindet sich ihre Café-Stubn, dahinter ihre Brauerei mit zwei Gärbehältern. Ein Stockwerk drüber wird gebacken. „Das Equipment haben wir aus dem ganzen Bundesgebiet zusammengesammelt“, sagt Sailer und schaut sich um. „Hier stecken rund 1.000 freiwillige Stunden drin.“ Und mit einem zufriedenen Grinsen fügt Buchner hinzu: „Wir sind schon Macher.“

Markant in der Stube ist eine Wand aus alten Ziegeln mit einer Tür sowie einem Fenster, von einem alten, etwa 250 Jahre alten Hof. „Mit dieser Wand bringen wir in unser Stüberl Charakter rein, sie macht es urig“, freut sich Sailer. Beide Vorsitzenden sind weiter ehrenamtlich für die Uffinger Back & Brau tätig. „Festangestellt haben wir mittlerweile eine Konditormeisterin, meine Tochter Felicitas“, sagt Buchner. „Wenn ihr das macht, dann bin ich dabei“ habe sie zu ihnen gesagt und hielt Wort. Minijobber, die bei der Speisenzubereitung und beim Service unterstützen, ergänzen das Team.

Auch wenn sie bereits zur Genossenschaftsgründung ein eingespieltes Team waren, sei das erste Jahr mit eigener Café-Stubn „zach“ gewesen. „Es brauchte wohl eine gewisse Zeit, bis sich rumgesprochen hatte, dass es uns gibt“, erinnern sich die beiden Vorsitzenden. „Doch mittlerweile planen die Ausflügler, viele davon sind mit dem Radl unterwegs, ihre Route so, dass sie bei uns einkehren.“ Und für die Uffinger Bevölkerung bieten sie einen willkommenen Rückzugsort abseits der üblichen Biergarten-Trubels.

Nach wie vor stehe bei ihnen nur Regionales im Angebot. „Ob Fleisch oder Käse – bei uns kommen die Zutaten von Landwirten, die etwa 500 Metern entfernt von uns ihre Höfe bewirtschaften. Was geht, kaufen wir bei ihnen ein.“ So steht die Wertschätzung von Lebensmitteln auch in ihrer Satzung drin.

Um diese Wertschätzung und die Verwertung zu Produkten zu betonen, bieten sie auch Führungen an: Der Blick hinter die Kulissen soll die Augen dafür öffnen, wie viele Schritte zum Beispiel beim Bierbrauen erforderlich sind. „Allein im Hinblick auf die Hygiene. Passt diese nicht, dann passt auch das Bier nicht. Mit dem Wissen, wie viel es zu beachten gilt, wird die Halbe hernach ganz anders getrunken.“ Ebenso lädt Bäckermeister Sailer Interessierte dazu ein, hinter den Kulissen mitzuwirken: „Bei uns darf man gerne mal mitbacken. Denn wer beim Entstehungsprozess dabei ist, kann so viel mehr schätzen, wie viel Arbeit wir in unsere Produkte stecken“, betont Sailer. Ohnehin wünschen sich beide bei so manchem Gast auch gelegentlich mehr Gelassenheit. „Was es gibt, gibt’s. Und was aus ist, ist aus“, sagt Buchner.

Jeden dritten Freitag im Monat gibt’s bei den Uffingern Livemusik. „Jungen Musikern aus der Region bieten wir eine Plattform“, sagt Sailer, der sich um die Koordination dieser Termine kümmert. „Die Resonanz ist da, mal haben wir eine Stubnmusi, mal Zithermusik, dann eine Sechs-Mann-Truppe – je nachdem, wie es zur Jahreszeit passt.“ Der Plan stehe bereits für das gesamte Jahr, keine Musikgruppe trete zwei Mal auf. Es gebe genügend Anfragen von Gruppen, ob sie auftreten können. Für Vereinsmitglieder und Genossen veranstalten sie auch Taufen – „und wir haben schon zwei Hochzeiten hier gefeiert“, sagt Sailer.

Genossenschaft stemmt nun auch die Bäckerei im Nachbarort

Handwerklich Produkte zu erzeugen und der Bevölkerung anzubieten, ein Arbeitgeber zu sein und sich in der Region einen Namen zu machen – das sind die Ziele der Uffinger Genossenschaft. „Zunächst stemmen wir zwei das als Vorstandsteam“, sind sich Buchner und Sailer einig. „Als Initiatoren fühlen wir uns dem vorerst verpflichtet.“ Die Kraft ist ihnen trotz des intensiven ehrenamtlichen Engagements bisher noch nicht ausgegangen.

Im Gegenteil: Im Nachbarort Seehausen hat die Uffinger Back & Brau Genossenschaft die einzige Bäckerei am Ort übernommen. „Der Bäcker Reinmund Lutz, der zuvor die Bäckerei betrieben hat, war auch begeistert von der Genossenschaftsidee. Er wollte allein nicht mehr weitermachen. Nun ist er bei uns festangestellt“, sagt Sailer. Geöffnet hat die Bäckerei an vier Tagen in der Woche: Montag, Donnerstag, Freitag und Samstag von jeweils 7 bis 12:30 Uhr.

Aus „Jux und Dollerei“ habe alles vor ein paar Jahren angefangen. Freude bereitet das Backen und Brauen ihnen auch weiterhin. Mit der Gründung der Genossenschaft allerdings kommen nun regelmäßig viel mehr Menschen in den Genuss ihrer Produkte, die sie in ihrer Caféstubn, auf der Terrasse oder in der Bäckerei in Seehausen anbieten.

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