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Endlich Frühling! Auf dem Hof des Raiffeisen-Lagerhauses in Moorenweis ist es ruhig. Zwei Lastwagen stehen in der Sonne, die Fahrer machen Pause. Elmar Weiss lässt den Blick über das Betriebsgelände schweifen. Ein paar Vögel zwitschern, von der Straße her ist ab und zu ein Auto zu hören. Weiss schaut auf die Uhr. Kurz vor 13 Uhr. „In fünf Minuten ist das hier ganz anders. Dann ist hier wieder Hochbetrieb.“

Der Geschäftsführer des Raiffeisen-Lagerhauses behält Recht. Kaum ist die Mittagspause zu Ende, rollt der erste Landwirt mit seinem Gespann auf die Fuhrwerkswaage. Kurz darauf folgt der zweite, dann der dritte, und schon wird es voll auf dem Hof. Mit der Ruhe ist es schlagartig vorbei. Die Landwirte wollen das schöne Wetter ausnutzen, um die erste Düngergabe auf ihren Feldern auszubringen. Oder sie liefern Getreide aus der letzten Ernte an, weil die Preise gerade attraktiv sind. Ende März ist außerdem die Zeit, um Sommergerste und Hafer zu säen und erste Maßnahmen im Pflanzenschutz zu setzen. Es gibt viele gute Gründe, beim Raiffeisen-Lagerhaus in Moorenweis vorbeizuschauen.

Rupert Dellinger aus Luttenwang hat auf seinem Anhänger rötlich gefärbte Gerstenkörner geladen. Er hat diese im vergangenen Jahr selbst nachgebaut und vor der diesjährigen Aussaat im Lagerhaus gegen sogenannte samenbürtige Krankheiten aufbereiten und beizen lassen – daher die rötliche Farbe durch das Beizmittel. „Getreide dürfen nur zertifizierte Betriebe beizen. Die strengen regulatorischen Auflagen bei der Lagerung von Pflanzenschutz und Düngemitteln kann ein einzelner Landwirt oft gar nicht mehr erfüllen. Deshalb sind wir als Lagerhaus ein wichtiges Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Industrie“, sagt Weiss. Landwirt Dellinger weiß den guten Service genauso wie die kurzen Wege zu schätzen. „Ein Lagerhaus ist für die Landwirtschaft viel wert. Ich kaufe hier alle meine Betriebsmittel und ich liefere hier auch meine gesamte Ernte ab“, sagt er. Früher habe es in jedem zweiten Dorf ein kleines Lagerhaus gegeben, ergänzt ein Kollege. „Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Für uns ist es gut, dass es in Moorenweis einen modernen Standort gibt. Die Landwirtschaft braucht Lagerhäuser.“

Martin Sieber aus Egling an der Paar hat mit seinem Neffen Louis 25 Tonnen Winterweizen gebracht, die er bisher auf seinem Hof gelagert hatte. Weiss hat ihm im Vorfeld einen guten Preis genannt und geraten, seine Lagerbestände zu vermarkten. Deshalb wartet Sieber jetzt darauf, dass er abladen darf. Bis dahin dauert es noch ein paar Minuten, denn die Annahmegosse wird noch durch einen Lkw blockiert, der 24 Tonnen Qualitätsweizen für die Kurz-Mühlen in Memmingen lädt. Die kurze Zwangspause macht Sieber nichts aus. „Hier am Lagerhaus Moorenweis ist die Logistik sehr gut ausgelegt. Woanders steht man Stunden beim Abladen, wenn es schlecht läuft. Hier weiß ich, dass ich nach ein paar Minuten wieder vom Hof fahren kann.“

Sieber baut Getreide und Zuckerrüben an. Wie Landwirt Dellinger verkauft er nicht nur seine Ernte an das Lagerhaus, sondern bezieht von dort auch seine Betriebsmittel. „In der zweiten Runde bringen wir noch einmal 25 Tonnen Weizen, dann nehmen wir auf dem Rückweg gleich noch Dünger mit“, sagt Sieber. Beim Lagerhaus in Moorenweis fühlt er sich gut aufgehoben. „Der Service ist gut, menschlich passt es, und der Preis stimmt auch.“ Sieber ist froh über das Lagerhaus. „Bayern ist nach wie vor kleinbäuerlich strukturiert. Wir Landwirte sind auf regionale Händler angewiesen, die unsere Ernte abnehmen, wenn die eigenen Lager voll sind. Was wäre wohl, wenn niemand mehr da wäre?“, überlegt Sieber.

Darüber hat auch Elmar Weiss schon nachgedacht. „Wenn die Infrastruktur der regionalen Lagerhäuser wegfällt, müssten wahrscheinlich viele kleine Familienbetriebe und Nebenerwerbsbetriebe aufgeben, weil ihnen im Bezugs- und Absatzgeschäft in der Region ein Partner fehlt, der auch für kleinere Betriebe Betriebsmittel und Futtermittel vorrätig hält, die erzeugten Produkte zu einem fairen Preis aufkauft und mit dem nötigen Know-how bei spezifischen Fragen zur Seite steht“, sagt Weiss.

In der Konsequenz würde wahrscheinlich eine Agrarstruktur wie in Ostdeutschland entstehen, mit extrem großen Betrieben, die ihre Ernte komplett einlagern können und diese dann ab Hof über Streckengeschäfte direkt zum Verarbeiter bringen. Jene Großbetriebe kaufen auch ihre Betriebs- oder Futtermittel über den Großhandel direkt bei der Industrie. Regionaler Handel findet dort nicht mehr statt. „Auch bei uns in der Region ist der Markt hart umkämpft. Sowohl das Bezugs- und Absatzgeschäft unter privaten und genossenschaftlichen Agrarhändlern, aber auch der Pachtmarkt unter Landwirten. Bei dem Wettbewerb um immer mehr Fläche, den steigenden Investitionskosten für immer größere Ställe und noch modernere Technik könnten dann gerade kleinere Betriebe ohne die nötige Infrastruktur nicht mehr mitmachen“, sagt Weiss.

Das Raiffeisen-Lagerhaus Moorenweis in Zahlen

10,61 Millionen Euro setzte die Raiffeisen-Lagerhaus Moorenweis GmbH & Co. KG im vergangenen Jahr ausschließlich im Agrarhandel um. Alleiniger Gesellschafter (Komplementär) ist die Raiffeisenbank Westkreis Fürstenfeldbruck. Der Warenumschlag betrug im vergangenen Jahr 42.740 Tonnen. Von den Landwirten kaufte das Lagerhaus im vergangenen Jahr rund 35.200 Tonnen Getreide und Ölsaaten an, im Gegensatz bezogen die Landwirte vom Lagerhaus rund 6.800 Tonnen Betriebsmittel. Darunter fallen Düngemittel, Futtermittel, Pflanzenschutzmittel, Agrarkunststoffe und landwirtschaftliche Bedarfsartikel.

Seit Juni 2003 befindet sich das Lagerhaus am neuen Standort außerhalb von Moorenweis an der Türkenfelder Straße. Für eine bessere Auslastung des neuen Standortes wurde damals die rund zwölf Kilometer entfernte Lagerhausfiliale in Steindorf aufgegeben, die zudem veraltet und zu klein war. Nachdem das Geschäft kontinuierlich zunahm, wurde die Anlage am neuen Standort im Jahr 2012 nochmals erweitert. Das Einzugsgebiet des Raiffeisen-Lagerhauses Moorenweis umfasst einen Umkreis von rund 50 Kilometern, im Norden bis in den Raum Aichach-Friedberg, im Westen bis zum Lech, im Süden bis in den Raum Weilheim und im Osten bis nach München.

Die typischen Getreidesilos aus Wellblech gibt es in Moorenweis nicht, das Getreide wird vor allem in zwei großen Hallen in sogenannten Flachboxen gelagert. Die haushohen Silos sind durch Betonwände unterteilt und belüftet, damit das Getreide immer die richtige Lagertemperatur von 15 Grad und darunter hat. Insgesamt verfügt das Raiffeisen-Lagerhaus Moorenweis über eine Lagerkapazität von 15.000 Tonnen, verteilt auf Boxen und Silozellen unterschiedlichster Größe, um große wie kleine Chargen einheitlich zusammenfassen zu können. „Aus optischen Gründen hat man sich beim Neubau gegen Silos aus Wellblech entschieden, weil sich das Lagerhaus so besser in die Landschaft einfügt“, sagt Weiss.

Sobald ein Landwirt mit seinem Gespann auf dem Hof ankommt, fährt er auf eine der beiden Fuhrwerkswaagen, die das gesamte Fuhrwerksgewicht bis maximal 60 Tonnen auf 5 Kilogramm genau erfassen. Noch auf der Waage wird eine Durchschnittsprobe der angelieferten Feldfrüchte gezogen. Dazu sticht eine Probenlanze automatisch einmal durch die gesamte Ladung. „Anschließend testen wir im Labor unterschiedliche Qualitätsparameter wie zum Beispiel Feuchtigkeit, Eiweißgehalt und Hektolitergewicht bei Getreide oder bei Ölsaaten auch den Ölgehalt“, erklärt Weiss. Außerdem wird untersucht, ob die Feldfrüchte frei von Schädlingen sind. Für den Fall der Fälle wird von jeder angelieferten Charge ein Rückstellmuster dokumentiert. „Sollte zum Beispiel mal eine Getreidemühle bei einer Lieferung von uns doch eine mangelhafte Qualität feststellen, dann könnten wir genau nachvollziehen, in welcher Box das Getreide gelagert war, und den Schaden schnell eingrenzen“, erklärt Weiss.

Anschließend wird der Landwirt zu einer der beiden Gossen mit einer Annahmekapazität von je 150 Tonnen pro Stunde geschickt. Dort kippt der Landwirt seine Ernte ab. Die Gosse ist in den Boden versenkt und mit einem stabilen Rost gesichert, den der Landwirt mit seinem Gespann zum Entladen befahren kann. Über sogenannte Getreideredler, Elevatoren und Förderbänder gelangen die Feldfrüchte in das passende Silo. Auf dem Weg dorthin werden sie noch gesiebt und mit Druckluft von Streu, Staub und fremden Samen gereinigt. „Unser Bestreben ist es, den Abnehmern ganzjährig gesunde Ware von gleichbleibender Qualität zu liefern“, sagt Weiss.

Sobald der Landwirt abgeladen hat, fährt er zurück auf eine der beiden Fuhrwerkswagen. Über den Gewichtsunterschied erfasst das Lagerhaus, wie viel Getreide der Landwirt angeliefert hat oder wie viel Düngemittel er mitnimmt. Sobald der Landwirt seine Wiegedokumente und Lieferscheine hat, kann er wieder vom Hof rollen und erhält bald darauf auch sein Geld oder die Rechnung.

Weiss steht auf einem Laufgang über dem Getreidelager in luftiger Höhe. Teilweise sind die Silos randvoll, teilweise schon gut geleert. Mit etwas Fantasie erinnern die Getreideberge an Wüstenlandschaften mit goldgelben Sanddünen, die sich in Wellen bis zum Horizont erstrecken. Der Körnermais geht dagegen eher ins Gold-Orange, die Ölsaaten erinnern an schwarze Vulkanlandschaften. „Rund 60 Prozent des Getreides geht ins Ausland, hauptsächlich nach Italien, den Rest vermarkten wir regional an Mühlen, Mälzereien oder Futtermittelhersteller“, berichtet Weiss. Vier bis fünf Mal pro Woche erhalten zum Beispiel die Kurz-Mühlen in Memmingen eine Lkw-Lieferung aus Moorenweis, die Ölsaaten gehen an Ölmühlen in Straubing und Mannheim, die Sommergerste geht über die Mälzereien des benachbarten Lechfelds an regionale Brauereien. Der Körnermais wird in der eigenen Trocknung getrocknet. Dabei wird die Kornfeuchte von etwa 35 Prozent auf 14 Prozent reduziert, um den Mais lagerfähig zu machen.

„Bei Preisverhandlungen ist es schon passiert, dass wir uns minutenlang am Telefon angeschwiegen haben.“

Weiss verhandelt entweder direkt oder über Makler mit den italienischen Mühlen. Die Kontakte nach Italien knüpfte noch sein Vorgänger Franz-Xaver Drexl. „Ich spreche italienisch. Das kann ich bei den Preisverhandlungen gut gebrauchen“, sagt Weiss. Wie muss man sich so Preisfindungsgespräch vorstellen? „Es gibt verschiedene Preisindikatoren, zum Beispiel die Preise der Pariser Warenterminbörse MATIF oder der bayerischen Warenbörse in München. Das sind schon einmal gute Anhaltspunkte“, sagt Weiss. Sobald jeder seine Preisvorstellung genannt hat, kommt es ganz aufs Verhandlungsgeschick an. „Da ist es auch schon passiert, dass wir uns minutenlang am Telefon angeschwiegen haben. Irgendwann macht einer den Anfang und geht einen Schritt auf den anderen zu, bis man sich schließlich einig wird“, erzählt Weiss.

„Geht da noch was beim Preis?“, hört der Geschäftsführer des Raiffeisen-Lagerhauses Moorenweis immer wieder. Manchmal geht noch was – „mit Bauchweh“, wie Weiss sagt, manchmal geht aber auch nichts mehr. „Wenn ich 500 Tonnen Weizen für 225 statt 226 Euro pro Tonne verkaufe, habe ich gleich mal 500 Euro weniger in der Kasse. Gleiches muss man aber auch beim Einkauf von landwirtschaftlichen Erzeugnissen oder Betriebsmitteln beachten. Auf Dauer kann ich mir das nicht leisten“, rechnet der Lagerhaus-Chef vor.

Letztendlich säßen Produzenten, Erfasser und Verarbeiter aber alle im gleichen Boot. Der Landwirt brauche einen guten Preis für seine Ernte, um betriebswirtschaftlich über die Runden zu kommen, der Erfasser benötige eine gesunde Ware und eine angemessene Marge für die Aufbereitung und Lagerung, und der Verarbeiter erhebe Anspruch auf eine ganzjährig gleichbleibende Qualität der Ware. Alles habe seinen Preis. „Das muss immer auch ein Geben und Nehmen sein. Am Ende der Preisverhandlung lacht man zusammen oder man weint zusammen, heißt es. Das stimmt tatsächlich“, berichtet Weiss.

Ein Arbeitstag im Raiffeisen-Lagerhaus

Wie sieht ein durchschnittlicher Arbeitstag von Elmar Weiss im Raiffeisen-Lagerhaus Moorenweis aus? „Das kommt ganz darauf an“, sagt Weiss. Auch außerhalb der Ernte sei er viel damit beschäftigt, Getreidebestände jener Landwirte zu vermarkten, die im Sommer ihr Getreide am eigenen Hof eingelagert haben und durch die Lagerung einen Preisvorteil erzielen möchten. Im Oktober und November trocknet das Raiffeisen-Lagerhaus zusätzlich zur Anbausaison der Winterkulturen Körnermais. Eine weitere Aufgabe ist es, die Verfügbarkeit von Betriebsmitteln sicherzustellen, also zum Beispiel Düngemittel, Pflanzenschutz und Saatgut in passender Menge bei der Industrie zu bestellen. „Wir benötigen ausreichend Ware, um den Bedarf decken zu können, aber auch nicht zu viel, um Kosten und Lagerkapazität optimal auszunutzen“, sagt Weiss. Einen guten Teil seiner Zeit verbringt Weiss am Telefon oder im persönlichen Gespräch mit den Landwirten.

Eine wichtige Aufgabe ist außerdem die Beratung der Landwirte. Weiss beantwortet Fragen rund um Ackerbau, Pflanzenschutz, Düngemittel und Sortenauswahl. „Ich empfehle den Landwirten verschiedene Sorten, die zu ihren Betrieben und ihrer Bewirtschaftungsweise passen und zudem in Versuchen gut abgeschnitten haben. Oder die Landwirte fragen, wie sich der Einsatz von Düngemitteln bei bestimmten Kulturen optimieren lässt“, erklärt der Geschäftsführer.

Ebenso bedeutend sind Preisverhandlungen. Preise für Düngemittel werden in der Saison täglich festgesetzt, bei Preisauskünften für Getreide spielt dagegen immer der Zeitpunkt der Anlieferung eine Rolle. In diesem Frühjahr sind vor allem die Tagespreise für Düngemittel eine Herausforderung, aber auch eine Chance für Weiss: „Wenn ich da im Herbst ein gutes Händchen hatte, kann ich heute den Landwirten gegenüber unseren Wettbewerbern bessere Preise offerieren. Das spricht sich natürlich herum.“

Eine Ausnahme ist jedes Jahr die Haupterntezeit im Juli und August. „Das sind drei bis vier harte Wochen, wo es Montag bis Sonntag ab 8 Uhr mit offenem Ende richtig rund geht. Da stauen sich trotz unserer modernen und schlagkräftigen Technik die Traktoren die Straße entlang bis vor zum Kreisverkehr. Wir arbeiten so lange, bis der letzte Bauer mit seinem Schlepper vom Hof gefahren ist, und das kann auch mal um 3 Uhr nachts sein“, erzählt Weiss. Weil die Ernte durch die immer größer werdende Agrartechnik in immer kürzerer Zeit eingefahren wird, müsse auch in immer kürzerer Zeit immer mehr Ware angenommen werden. „Ein klassischer Sommerurlaub ist für die Mitarbeiter eines Raiffeisen-Lagerhauses de facto nicht möglich.“ Deshalb sei es wichtig, die passenden Mitarbeiter zu finden und auch zu halten. „Nach getaner Arbeit trinken wir oft noch ein Bier zusammen. Das muss sein. Denn nur wenn die Stimmung passt, geht jeder über sich hinaus. Trotzdem tut man sich in der Branche schwer, junge Leute zu finden, die sich noch für den Agrarhandel begeistern lassen“, sagt Weiss.

Die Agrarpreise hängen schon lange nicht mehr allein vom Verhandlungsgeschick eines Einzelnen ab, sondern sie werden von den Weltmärkten diktiert. „Wir haben weltweit eine Überschussproduktion. Der Markt ist hart umkämpft. Da muss man schauen, wo man bleibt“, sagt Weiss. Die Welt sei zum Dorf geworden, heiße es so schön. „Aber da ist was dran. Wenn ich meinen Instagram-Account öffne, sehe ich als Erstes Bilder von der Sojaernte in Brasilien – oft auf gerodeten Flächen, wo früher Urwald stand. Die Drescher sind digital vernetzt. Sobald der Fahrer sein Schneidwerk auf das Feld absenkt, weiß der Händler in Sao Paulo und kurz darauf auch der Händler in Hamburg, wie die Ernte einzuschätzen ist und welche Mengen auf dem Weltmarkt landen werden. Dies beeinflusst auch den Preis bei uns. Da können wir nur mit Qualität mithalten, nicht aber bei Menge und Preis. Dafür ist der europäische Binnenmarkt zu klein“, sagt Weiss.

Er würde sich deshalb wünschen, dass die Bedeutung und die Qualität regional produzierter Lebensmittel viel mehr geschätzt werde. „Das müsste der Handel viel mehr bewerben, damit die Menschen im Supermarkt nicht immer nur den Preis sehen, sondern sich dessen bewusst werden, was die Landwirtschaft alles leistet, und zwar hier in der Region vor den Türen der Menschen. Wir produzieren Lebensmittel von höchster Güte, die streng kontrolliert werden. Schwarze Schafe gibt es aber überall.“

Durch die weltweite Preistransparenz sei aber auch bei den Landwirten das Urvertrauen in den genossenschaftlichen Landhandel nicht mehr ganz so stark ausgeprägt wie noch vor Jahren. „Da gibt es schon welche, die anderswo einen besseren Preis gesehen haben und wissen wollen, ob das Lagerhaus da mitgehen kann. Denen muss ich dann sagen, dass die Infrastruktur eines regionalen Lagerhauses nicht zum Nulltarif zu haben ist. Trotzdem versuche ich, dem Landwirt einen guten marktüblichen Preis zu zahlen, um ein Geschäft zu ermöglichen. Denn auch hier in der Region habe ich einige Mitbewerber, die im gleichen Teich fischen. Im Großen und Ganzen haben Redlichkeit und Handschlagqualität im genossenschaftlichen Landhandel aber nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert“, sagt Weiss.

Auf dem Betriebsgelände rangieren derweil zwei Lkw. Der eine lädt Ölsaaten. „Ich bin aus Neu-Ulm gekommen. Jetzt lade ich in Moorenweis Raps, liefere den im Hafen Straubing ab und dann geht’s ab nach Hause in Richtung Traunstein“, berichtet der Fahrer. Der zweite Lkw kippt einen großen Berg orangefarbenen Split auf den Asphalt – so sieht es jedenfalls aus. „Das ist ein Kalidünger für Grünland- und Biobetriebe, um den Futterwert des Grases zu erhöhen. Kainit wirkt sich auf die Leistung, Fruchtbarkeit und die Schmackhaftigkeit des Futters aus“, klärt Weiss auf. Im benachbarten Silo lagert Kalkammonsalpeter mit einem Stickstoffanteil von 27 Prozent. „Das ist unser meistgehandelter Dünger. Den beziehen wir direkt von der Industrie“, sagt Weiss. Doch die immer strengere Regulatorik schränkt den Handel mit Betriebsmitteln zunehmend ein. „Bei Pflanzenschutz und Düngemitteln war in den letzten sieben Jahren der Umsatz stark rückläufig. Das liegt hautsächlich an Betrieben, die in den letzten Jahren auf ökologische Bewirtschaftungsweise umgestellt haben“, berichtet Weiss.

Ein Kommen und Gehen: Der Lkw links hat Ölsaaten (Raps) im Raiffeisen-Lagerhaus Moorenweis abgeholt. Die Fracht ist für den Hafen Straubing bestimmt. Der Lkw rechts hat Kalidünger angeliefert. Die Lkw stehen auf den beiden Fuhrwerkswaagen des Lagerhauses. Diese erfassen das Gewicht der Fuhrwerke bis 60 Tonnen auf 5 Kilogramm genau. An dem Ausleger über dem Lkw ist die Probenlanze montiert, mit der das Lagerhaus Getreideproben zieht.

24 Tonnen Kalidünger für die Landwirtschaft: Die Salzminerale sind wasserlöslich, deshalb müssen sie bei Regen abgedeckt werden. Lagerhaus-Geschäftsführer Elmar Weiss schätzt, dass die Menge in wenigen Tagen verkauft sein wird.

Bezahlt hat der Lagerhaus-Chef den Dünger bereits im Herbst vergangenen Jahres über Vorkontrakte. Durch einen frühzeitigen Vertragsabschluss teilweise Monate vor der Lieferung kann Weiss im Ein- und Verkauf seine Lagerkapazitäten besser steuern und frühzeitig kalkulieren. Er geht allerdings auch das Risiko ein, nicht den optimalen Preis zu erzielen. Während Weiss beim Düngemitteleinkauf frühzeitig zugeschlagen hat, wartete er beim Getreideverkauf lieber ab, obwohl er dann beim Getreide im schlimmsten Fall zum ungünstigsten Zeitpunkt verkaufen muss, um vor der neuen Ernte die Lager freizubekommen. „Sogenannte Druckverkäufe sind unangenehm und sollten nicht passieren, aber hin und wieder kommt das vor, gerade wenn dringend Lagerraum benötigt wird“, sagt Weiss.

Bis jetzt ging seine Rechnung jedoch auf. „Gegenüber dem Herbst haben sich die Preise für Düngemittel um 30 bis 40 Prozent erhöht. Da haben wir also billig eingekauft. Auch beim Weizen erzielen wir heute deutlich bessere Preise als noch vor wenigen Monaten.“ Das kommt auch den Kunden des Raiffeisen-Lagerhauses Moorenweis zugute. Denn bei allen Preisschwankungen verfolgt Weiss ein festes Ziel: „Wir wollen jedem Kunden zu jeder Zeit ein marktgerechtes Angebot unterbreiten und auch in schwierigen, unruhigen Zeiten ein konstanter und verlässlicher Partner sein.“

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