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Rund 60 Stunden pro Woche oder 8,5 Stunden pro Tag: So viel Zeit verbringen Jugendliche in Deutschland laut einer aktuellen Studie durchschnittlich pro Woche im Internet – also mehr als ein Drittel ihrer Lebenszeit. Um online zu gehen, nutzen die Jugendlichen bevorzugt das Smartphone, es folgen Laptop, Desktop-PC und Tablet. Für Unternehmen heißt das: Um junge Menschen zu erreichen, müssen sie auf den entsprechenden Kanälen im Netz präsent sein. Dafür bieten sich beispielsweise die sozialen Medien an – oder eine eigens für die Bedürfnisse der Jugendlichen entwickelte App.

Die wichtigsten Informationen zusammengefasst

  • Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Freizeit im Internet. Um sie zu erreichen, müssen Unternehmen online präsent sein.
  • Apps für Smartphones und Tablets können eine interessante Möglichkeit für Banken sein, die Leistungen ihrer Jugend-Clubs an die Zielgruppe zu kommunizieren.
  • Ersetzt die App ein gedrucktes Heft, lässt sich in kurzer Zeit Geld einsparen.
  • Regionale Unternehmen haben ein hohes Interesse daran, als Werbepartner in der App aufzutauchen.

Auch die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken passen sich dem veränderten Nutzungsverhalten der Jugendlichen an. Beispielsweise haben die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu sowie die VR-Bank Neu-Ulm unabhängig voneinander eigene Apps für ihre Jugend-Clubs entwickelt. Beide Institute verfolgen das gleiche Ziel: Die Zusatzleistungen ihrer Clubs, etwa die regelmäßigen Ausflüge zu Freizeitparks oder Vergünstigungen im regionalen Einzelhandel, noch bekannter zu machen.

VR-Bank Neu-Ulm: Studierende entwickeln App

Seit 2010 können junge Kunden der VR-Bank Neu-Ulm bis 27 Jahre, die ein kostenloses VR-MeinKonto besitzen, dem „Youngstar-Club“ des Instituts beitreten. Angeboten werden unter anderem gemeinsame Fahrten und Vergünstigungen bei Kooperationspartnern. 2017 kam erstmals die Idee auf, eine passende App zu entwickeln. „Damit wollten wir dem veränderten Medienverhalten der Jugendlichen Rechnung tragen“, sagt Carolyn Mayer, Jugendmarktkoordinatorin und Ansprechpartnerin für den Youngstar-Club.

Bei der Konzeption der App ging die Bank nicht den klassischen Weg: Statt eine Agentur zu beauftragen, kooperierte sie mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm. Die Studierenden im Wahlpflichtfach App-Entwicklung erhielten die Aufgabe, ein Konzept zu erstellen. „Daraus sind viele gute Ideen entstanden, die wir anschließend intensiv diskutiert haben“, sagt Mayer. Gemeinsam mit Kai Häckel, der bei der VR-Bank Neu-Ulm als Consultant Digital Business und Innovation tätig ist, erstellte sie ein Konzept und stimmte dieses mit dem Vorstand ab. Einige Studierende der Hochschule, darunter der wissenschaftliche Mitarbeiter Fabian Kaimer, erklärten sich bereit, die Entwicklung der App zu übernehmen. „Während des gesamten Prozesses konnten wir viele Erfahrungen sammeln und einiges voneinander lernen, beispielsweise, wie aufwendig es ist, eine Smartphone-Anwendung zur Marktreife zu bringen“, sagt Häckel.

Seit Mitte Dezember 2019 ist die App für Android- und Apple-Geräte verfügbar. Junge Kunden der Bank können sich die App herunterladen und sich anmelden. Anschließend können sie sich durch die Rubriken „Freizeit“, „Essen“, „Sport“, „Einkaufen“ sowie „Aktionen“ klicken und die dazugehörenden Gutscheine ansehen – etwa ein kostenloses Probetraining im Fitnesscenter oder ein Rabatt im Schwimmbad. Wollen die Jugendlichen einen Gutschein einlösen, müssen sie sich beim Kooperationspartner legitimieren. Dazu scannen sie vor Ort einen QR-Code ein und erhalten anschließend den Rabatt. Außerdem weist die Bank in der Youngstar-App auf Sonderaktionen hin: Zum Beispiel ist jeden zweiten Freitag im Monat Youngstar-Kinotag und die Mitglieder erhalten vergünstigte Tickets.

App ausprobieren

Die VR-Bank Neu-Ulm bietet allen interessierten Mitarbeitern der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken die Möglichkeit an, die Youngstar-App kostenlos auszuprobieren. Dazu können sie die Anwendung auf der Webseite des Kreditinstituts herunterladen. Anschließend müssen sie beim erstmaligen Start der App sowohl den Aktivierungscode1: 112020 als auch den Aktivierungscode2: 99999 eingeben.

Rund anderthalb Monate nach Veröffentlichung haben rund 10 Prozent der angeschriebenen Jugendlichen die App heruntergeladen. Die Bank kann anonymisiert nachverfolgen, wie häufig welche Gutscheine abgerufen werden. „Mit den ersten Zahlen sind wir zufrieden, es gibt definitiv einen Bedarf“, sagt Carolyn Mayer. In Zukunft möchte die Bank die App kontinuierlich weiterentwickeln und möglicherweise eine White-Label-Lösung für andere Unternehmen bereitstellen.

Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu: App statt Print

Um die Leistungen ihres Jugend-Clubs zu präsentieren, hat die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu bis 2017 vierteljährlich ein gedrucktes Heft herausgegeben. Das Magazin sei schön gewesen, erzählt Karin Pfefferle, Leiterin Marketing, doch die Nachteile hätten immer mehr überwogen: „Erstens haben wir nicht mehr alle Jugendliche mit dem Magazin erreicht. Zweitens hat uns die Flexibilität gefehlt. Als sich bei einer unserer Club-Fahrten die Fahrtroute geändert hat, mussten wir kurzfristig über 100 Eltern per Telefon informieren. Drittens wollten wir die Kosten von rund 13.000 Euro jährlich, die vor allem für Druck, Verpackung und Versand angefallen sind, einsparen“, sagt Pfefferle. Um den jungen Kunden eine moderne Anwendung an die Hand zu geben, entschied sich die Bank dafür, eine App herauszubringen. Der Name: raiba4.me.

Bei der Entwicklung der App arbeitete die Bank mit der Mindelheimer IT-Firma Sicor KDL zusammen. Mit dem Unternehmen hatte das Institut schon vorher gute Erfahrungen gemacht. „Sicor KDL hat uns gut unterstützt und betreut raiba4.me noch heute. Wir sind zufrieden“, sagt Pfefferle. Im Mai 2017 ging die Anwendung rund sechs Monate nach Projektstart im Google Play Store sowie im Apple Store online. Für die Entwicklung zahlte die Bank rund 10.000 Euro. „Die Kosten haben sich bereits im zweiten Jahr amortisiert“, sagt Pfefferle.

Um die Anwendung bekannt zu machen, hat die Raiffeisenbank unter anderem jeden jungen Kunden zwischen zwölf und 17 Jahren per Brief angeschrieben. Mittlerweile nutzen rund 1.200 von ihnen die App. Sind sie registriert, überträgt das Institut die Daten ins Kernbankensystem agree BAP. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Kunden keine weiteren Briefe mit Informationen über die App erhalten.

Die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu ist mit raiba4.me sehr zufrieden. Über die App bietet sie Gutscheine von Partner-Unternehmen an. Viele jungen Kunden nutzen diese regelmäßig und informieren sich über Aktionen und Neuigkeiten. Auch die Unternehmen spiegeln die guten Erfahrungen zurück. „Viele unserer Partner schätzen die Möglichkeit, dass sie über die App neue Kunden gewinnen können“, sagt Pfefferle.

Mittelfristiges Ziel der Bank sind 1.500 aktive Nutzer. Dazu sucht sie derzeit nach neuen attraktiven Partner-Unternehmen. „Es sollte schon alle ein bis zwei Wochen etwas Neues geben, damit die Jugendlichen nicht das Interesse verlieren“, sagt Pfefferle. Außerdem möchte die Bank die Struktur der Anwendung überarbeiten und übersichtlicher gestalten. „Wir haben noch einiges vor“, ergänzt die Marketingleiterin.

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