Mehrwert: Die Bürgergenossenschaft Reischach setzt sich mit Projekten wie einer ambulant betreuten Wohngruppe dafür ein, dass ihre Gemeinde attraktiv bleibt.
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Die Gesellschaft wird immer älter. „Und alt werden sollen die Menschen in Würde“, sagt Anton Ismair, Vorstand der Raiffeisenbank Parkstetten. So war es der Genossenschaftsbank ein großes Anliegen, den Menschen in ihrer Region etwas Gutes zu tun.
„Wir haben uns gefragt, was wir als Genossenschaft der Gesellschaft zurückgeben können“, sagt Ismair. Auf diese Frage haben sie eine Antwort gefunden: Die Raiffeisenbank Parkstetten hat in Oberalteich im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen eine Wohnanlage für Menschen ab 65 Jahren oder Personen mit Pflegebedarf geschaffen. „Betreutes Wohnen gab es bei uns bisher nicht.“ Seit Mai 2024 gibt es nun 19 barrierefreie Zwei- und Dreizimmerwohnungen im sogenannten Raiffeisenhaus.
Investition in ehemalige Bankfiliale
Das Projekt nahm seinen Anfang, als der Edeka-Markt vor Ort einen Neubau bezog. „Da unsere Bankfiliale in die Jahre gekommen war, stand bei uns ohnehin die Entscheidung an, ob wir in unser Gebäude investieren sollten“, erinnert sich Ismair. Doch attraktiver erschien dem Vorstand der Raffeisenbank Parkstetten, sich den Neubau-Plänen des Edeka-Markts anzuschließen. „Und so entschieden wir uns, unsere Filiale Oberalteich in den neuen Supermarkt zu verlagern.“
Aber was sollte mit dem Gebäude, aus dem die Bank ausgezogen war, passieren? „Mit dem Gedanken, den Menschen in der Region eine Tagespflege anbieten zu können, spielten wir schon länger. Doch es hatte sich mittlerweile ergeben, dass wir die ehemalige Klosterschenke erwerben konnten. Dort hatten wir bereits das Projekt Tagespflege realisiert“, berichtet Ismair weiter.
Als der Bank noch das Nachbargrundstück neben ihrem ehemaligen Bankgebäude zum Kauf angeboten wurde, reifte eine Idee. Sie hätten nun also zwei Gebäude nebeneinander zur Verfügung und könnten etwas schaffen. Und zwar für ältere Menschen in der Region, für die es im Alter zunehmend schwierig wird, allein im eigenen Haus zu leben. In ein Heim zu ziehen, und das womöglich weiter weg, davor scheuen sich viele, weiß Ismair. „Wie wäre es also, wenn wir den Menschen vor Ort eine Zwischenlösung bieten können, eine betreute Wohnanlage“, sagt Ismair.
Mehrwert für die Region
Innerhalb der Bank, aber auch unter anderem mit einem guten Freund, der Bauunternehmer ist, stellte Ismair erste Planungen für eine Wohnanlage bestehend aus ihrem alten Bankgebäude und dem Nachbarhaus an. „Zum einen wollten wir nachhaltig für unsere Bank Erträge generieren, zum anderen einen Mehrwert für die Menschen in der Region schaffen.“ Da die Genossenschaftsbank bereits ein ehemaliges Lagerhaus zu einer Anlage mit 20 Wohnungen umgebaut hatte, hatte sie „immobilienmäßig“ bereits Erfahrung. „Nun gingen wir einen Schritt weiter. Nicht nur Wohnungen zu bauen, sondern dem Riesenbedarf an betreutem Wohnraum nachkommen“, berichtet Ismair.
Der Aufsichtsrat der Genossenschaftsbank war von der Idee schnell überzeugt. Und so wurde aus der Umgestaltung des alten Bankgebäudes in eine betreute Wohnanlage ein „Reputationsprojekt“, das vor Ort die Chance bietet, „als Institut wahrgenommen“ zu werden.
Wohnen und Wohlfühlen
Trotz aller Euphorie zu Beginn der Projektplanung vergingen etwa vier Jahre – von der ersten Idee bis zum Bezug der Wohnungen. „Zwei Jahre hat es – dank des Amtsschimmels – gedauert, bis wir eine Baugenehmigung bekommen haben“, fasst Ismair den langwierigen Prozess und das Jonglieren mit immer wieder geänderten Förderungsmaßnahmen zusammen. Eine Odyssee sei das gewesen – doch dank des großen Fleißes und Engagements der Genossenschaft gibt es nun das Raiffeisenhaus mit dem Schriftzug „Wohnen und Wohlfühlen“.
Die ersten Mieter sind in ihre neuen Wohnungen im Mai 2024 gezogen. „Bis Weihnachten 2024 werden wir voll belegt sein“, freut sich Ismair. Bei 13 der 19 Wohneinheiten gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK), das für die jeweiligen Bewohner Pflegeleistungen übernimmt. Die anderen sechs Wohnungen erfüllen dieselben Voraussetzungen. Auch Bewohner dieser Wohnungen können die Dienstleistungen des BRK bei Bedarf und Wunsch hinzubuchen. „Es gibt eine Art Angebotskatalog vom BRK, da kann es beispielsweise um Hilfe bei der Körperpflege, Begleitung bei Behördengängen oder eine Haushilfe gehen“, erklärt Ismair. Alle Wohnungen verfügen zudem über einen Hausnotruf, der rund um die Uhr im Notfall genutzt werden kann. Die Hausverwaltung hat die Raiffeisenbank Parkstetten selbst übernommen.
Etwas gegen die Einsamkeit im Alter unternehmen
Derzeit seien die Mieter etwa 75 Jahre und älter, berichtet der Raiffeisenbankvorstand. Für viele sei es ein schwerer Schritt gewesen, zum Beispiel das eigene Haus aufzugeben und umzuziehen, weiß Ismair. Doch der Schritt habe sich für sie gelohnt. Allein schon deswegen, weil sie etwas gegen eine mögliche Einsamkeit im Alter unternommen haben. „Herzstück unserer Wohnanlage ist der Gemeinschaftsraum mit einem großen Tisch und einer Küche“, betont Ismair. „Dort können sich die Mieter ganz zwanglos treffen, gemeinsam kochen oder auch einen Geburtstag feiern.“
Überdies ist die Lage des Raiffeisenhauses ideal. Lebensmittelgeschäfte und eine Drogerie sowie die ÖPNV-Haltestelle erreichen die Bewohner im Umkreis von etwa 500 Metern zu Fuß. Und das Gebäude befindet sich mitten in einer ruhigen Wohngegend im ländlich geprägten Oberalteich, einem Ortsteil der Stadt Bogen.
Auch ihre Bank erreichen die Raiffeisenhaus-Mieter fußläufig. So spricht der Vorstand der Raiffeisenbank Parkstetten von einer eindeutigen Win-win-Situation. 19 Wohneinheiten bedeuteten auf alle Fälle 19 Bankkunden.
Genossenschaftlich Projekte anpacken
Ismair freut sich, ein Projekt für ältere Menschen genossenschaftlich in Angriff genommen zu haben. Und im Rückblick zu wissen, dass sie von Anfang an mit ihrer Idee, betreuten Wohnraum zu schaffen, auf breite Zustimmung gestoßen sind. Denn die Raiffeisenbank Parkstetten hat mit dem Umbau der alten Bankfiliale Wohnraum speziell für ältere Menschen geschaffen. „Unser Gedanke: Etwas zu schaffen, damit sich die Bürgerinnen und Bürger mit der Region, in der sie leben, weiter identifizieren können“, sagt der Bankvorstand. „Und lieber selbst zu handeln, bevor ein Großinvestor in fünffacher Größe baut.“