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Kleine Sterne und Weihnachtsbäume, Brottöpfe, Schalen, Rasseln: Die matt glänzenden Holzprodukte von Drechsler Georg Hörmann sind ein Hingucker auf dem Erlebnis-Weihnachtsmarkt in Bad Hindelang. Seit 2008 betreibt er dort einen Stand. Früher hat Hörmann nebenberuflich gedrechselt, doch mittlerweile hat er sich selbstständig gemacht. Nach Bad Hindelang kommt Hörmann jedes Jahr gerne wieder: „Auf dem Weihnachtsmarkt dort herrscht einfach eine tolle Atmosphäre. Schön ist auch, dass die Leute immer wiederkommen, wenn sie einmal da waren. Die Kinder von Familien, die früher Kreisel und Rasseln bei mir gekauft haben, sind mittlerweile selbst erwachsen geworden“, sagt er.

Ein Weihnachtsdorf mit 80 Hütten

Hörmann ist einer von 130 Ausstellern auf dem Erlebnis-Weihnachtsmarkt in Bad Hindelang. In den ersten zwei Adventswochen verwandelt sich der Ort im Oberallgäu in ein Weihnachtsdorf. In 80 mit Tannenzweigen und Lichterketten geschmückten Hütten sowie im Rathaus und Kurhaus bieten die Händler ihre Produkte wie Krippen, Schmuck, Kleidung oder Accessoires an. Ein Fokus liegt auf traditionellen Handwerksarbeiten: Beim Flechten, Hufschmieden, Klöppeln oder eben Drechseln lassen sich die Handwerker über die Schulter schauen. Auch hungrige und durstige Besucher finden ein großes Angebot vor - unter anderem Glühwein, Feuerzangenbowle, Früchtepunsch, gebrannte Mandeln, Schokofrüchte, Käsespätzle, Burger, Bratwurst, belegte Semmeln, Flammkuchen.

Neben den Ständen gibt es auf dem Weihnachtsmarkt ein umfassendes Erlebnis-Programm. Highlight ist der Weihnachtsumzug, bei dem freitags und sonntags 150 Figuren aus der Weihnachts- und Sagenwelt durch Bad Hindelang ziehen. Auf zwei Bühnen treten täglich Musik-, Jodler- und Gesangsgruppen auf. Zudem werden Ballettstücke gespielt, der Nikolaus tritt auf und Eisfiguren werden geschnitzt. Kinder können beim Christkind ihren Wunschzettel abgeben, im Nostalgiekarussell mitfahren oder sich mit der Eiskönigin fotografieren lassen. Und in Tierställen gibt es lebende Esel und Schafe sowie Zwergziegen zu sehen.

Weihnachtsmarkt besuchen

Der Erlebnis-Weihnachtsmarkt Bad Hindelang hat heuer noch an folgenden Tagen geöffnet:

  • Donnerstag, 1. Dezember: 14 – 21 Uhr (Eintrittspreis: 6 Euro)
  • Freitag, 2. Dezember: 14 – 21 Uhr (Eintrittspreis: 11 Euro mit Weihnachtsumzug)
  • Samstag, 3. Dezember: 10 – 21 Uhr (Eintrittspreis: 9 Euro)
  • Sonntag, 4. Dezember: 10 – 21 Uhr (Eintrittspreis: 11 Euro mit Weihnachtsumzug).

Zudem gibt es Kombitickets. Weitere Infos und Ticket-Buchung auf der Webseite der Genossenschaft.

Den Weihnachtsmarkt gibt es seit 20 Jahren

Für den Adventszauber ist eine Genossenschaft verantwortlich, die Wir für Bad Hindelang eG. Seit 20 Jahren organisiert sie den Weihnachtsmarkt in der rund 5.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde. Gründerin und Ideengeberin ist Brigitte Weber. „Ich liebe Weihnachtsmärkte und habe unzählige besucht. Dabei hat mir aber immer das Besondere gefehlt“, erzählt sie. Also überzeugte sie die Menschen vor Ort zum Mitmachen. 2002 fand der erste Weihnachtsmarkt statt, damals mit zehn Ständen und an drei Tagen. Ein Jahr später wurde die Genossenschaft gegründet, um die Verantwortung auf mehrere Schultern zu legen sowie für finanzielle Sicherheit zu sorgen. Bis 2021 war Brigitte Weber Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, dann übernahm ihre Tochter Anja, die bereits zuvor intensiv an der Organisation und Planung beteiligt war.

Über die Jahre ist der Weihnachtsmarkt immer größer geworden. Inzwischen besuchen Jahr für Jahr rund 60.000 Menschen den Adventszauber in Bad Hindelang. Was macht die Faszination aus? Anja Weber verweist zum einen auf die Atmosphäre. Mit viel Liebe zum Detail – etwa den Dekorationen an den Buden – verwandle man den Ort in ein weihnachtliches Dorf. Zum anderen betont sie den Erlebnis-Charakter, den der „Erlebnis-Weihnachtsmarkt“ bereits im Namen trägt. Zahlreiche Veranstaltungen sowie der in Deutschland einmalige Weihnachtsumzug stehen auf dem Programm: „Der Zug ist ein zentraler Publikumsmagnet und ein absolutes Highlight für Jung und Alt.“ Sehr beliebt ist auch die von Brigitte Weber initiierte Alpenländische Weihnachtsoper „Stille Nacht“, die sich um die Entstehungsgeschichte des gleichnamigen Lieds dreht. Wegen der Unwägbarkeiten von Corona fällt die Oper heuer aus, „nächstes Jahr ist sie aber fest eingeplant“, versichert Anja Weber.

Zwei Jahre Corona-Pause

Apropos Corona: Die Pandemie hat auch die Genossenschaft getroffen. Zwei Jahre lang konnte kein Weihnachtsmarkt stattfinden. Das war schmerzlich. 2020 habe man es gar nicht versucht, 2021 wollte man aber zumindest einen kleineren Markt organisieren, erzählt Weber. Kurz vorher musste dieser abgesagt werden. „Das war schon bitter, in dieser Zeit durch die leeren Straßen zu laufen, wo sonst alles festlich beleuchtet und voller Leben ist“, sagt sie. Außerdem haben während der Corona-Pandemie einige der langjährigen Aussteller ihr Geschäft aufgegeben. Andere finden derzeit kein Personal oder haben Schwierigkeiten, Material für ihre Produkte zu finden. Letztlich sind 20 Aussteller weggefallen und 18 neue hinzugekommen.

Digitales Ticket für die Besucher

Für die Genossenschaft stand im Mittelpunkt, dieses Jahr wieder das Niveau des 2019er Weihnachtsmarkts zu erreichen. „Das ist aus unserer Sicht auch geglückt. Wir haben tolle Aussteller und bieten ein interessantes sowie abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Das war Herausforderung genug“, erzählt Weber. Neuerungen gibt es dafür bei der Organisation: Die Besucherinnen und Besucher können ihre Tickets mittlerweile online kaufen. Außerdem ist der Weihnachtsmarkt in die „Bad Hindelang Plus“-Leistungen integriert. Wer eine Übernachtung bucht, erhält damit freien Zugang zum Markt sowie weitere Vergünstigungen wie die kostenlose Nutzung der Bergbahnen oder des ÖPNV.

Trotz Inflation und dreijähriger Pause sind die Besucherzahlen am Startwochenende stabil geblieben. Während früher viele Menschen mit Reisebussen nach Bad Hindelang gefahren sind, um den Weihnachtsmarkt zu besuchen, kommen dieses Jahr verstärkt Tagesausflügler mit eigenem Auto oder der Bahn, hat Weber beobachtet. Sie hofft, dass das Geschäft mit den Bustouristen nächstes Jahr wieder anzieht.

1.000 ehrenamtliche Helfer

Die Organisation des Markts ist weite Teile des Jahres eine „One-Woman-Show“, erklärt Anja Weber. Im Januar startet sie mit der Planung, besucht Messen, um für den Markt zu werben, und schreibt an Infotexten sowie Broschüren. Ab Oktober beginnt die heiße Phase. Dann kommen 43 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Aushilfen dazu. Auch 1.000 Ehrenamtliche – also rechnerisch jeder fünfte Einwohner Bad Hindelangs – sind involviert. Die ehrenamtlichen Kräfte sitzen an der Kasse, betreuen die Veranstaltungen oder engagieren sich beim Weihnachtsumzug. „Wir haben in Bad Hindelang eine erstklassige Dorfgemeinschaft. Es ist super, wie viel Herzblut und Einsatz die Menschen da reinstecken. Ohne sie könnte der Markt nicht stattfinden“, bekräftigt Weber.

Für die Vorstandschefin sind die zwei Wochen Weihnachtsmarkt eine intensive Zeit. Morgens gegen halb 8 Uhr geht es los mit der Büroarbeit: E-Mails müssen beantwortet, Busse organisiert und die Kassen vorbereitet werden. Während des gesamten Tags – bis zum Ende des Markts um 21 Uhr – ist Weber unterwegs und Ansprechpartnerin bei Problemen jeglicher Art. Ihr Arbeitstag endet gegen 23 Uhr. „Es ist eine super intensive Zeit, aber positiver Stress. Die vergangenen zwei Jahre ohne Markt haben uns deutlich gezeigt, warum sich der ganze Aufwand und Einsatz lohnt“, betont Weber.

Erlebnis-Weihnachtsmarkt 2023 mit Neuerungen

Am 4. Dezember endet der diesjährige Erlebnis-Weihnachtsmarkt in Bad Hindelang. Am nächsten Tag räumen die Aussteller auf, anschließend müssen die Hütten abgebaut werden. Das dauert bis zu einer Woche. Über das Jahr stehen die Hütten in einem Lager. Gebraucht werden sie wieder im nächsten Jahr – wenn die 20. Auflage des Weihnachtsmarkts stattfindet. Eine Veränderung wird es dann geben: Statt durchgehend an zehn Tagen wird der Weihnachtsmarkt ab 2023 an drei Wochen jeweils von Donnerstag bis Sonntag stattfinden. Insgesamt sind das zwölf Tage. „Die meisten Menschen besuchen uns am Wochenende, zudem möchten wir die ehrenamtlichen Kräfte entlasten und ihnen Ruhetage ermöglichen“, erklärt Weber die Gründe.

Fragt man Anja Weber, wie sie auf die vergangenen Jahre zurückblickt, dann muss sie kurz innehalten, bevor sie antwortet: „Der November und der Dezember ist der Beginn der dunklen Jahreszeit. Wir möchten mit dem Erlebnis-Weihnachtsmarkt das Licht nach Bad Hindelang tragen und den Besucherinnen und Besuchern eine schöne Zeit ermöglichen. Es ist einmalig, was wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort, die sich so engagiert beteiligen, jedes Jahr auf die Beine stellen. Wer Weihnachten mag, muss den Erlebnis-Weihnachtsmarkt in Bad Hindelang lieben.“

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