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Die wichtigsten Informationen

  • Die Kommunale Altenhilfe Bayern eG (KABayern) wurde im Dezember 2019 gegründet. Aktuell zählt die Genossenschaft 18 Mitglieder mit 63 angeschlossenen Pflegeeinrichtungen.
  • Das vorwiegende Ziel der Genossenschaft ist der Wissenstransfer, damit die Einrichtungen aktuelle und künftige Herausforderungen besser meistern können.
  • Um dem demografischen Wandel gerecht zu werden, müssen die Mitglieder ihre Häuser erweitern und modernisieren. Mit finanzieller Unterstützung durch den Freistaat ließen sich diese Investitionen besser stemmen. Dafür setzt sich die KABayern ein.

Für die Bewohner von Altenheimen ist das Corona-Virus eine besondere Belastung. Für sie und das Pflegepersonal ist äußerste Vorsicht geboten, da Infektionen bei älteren Menschen im Vergleich zu jüngeren Menschen deutlich häufiger lebensgefährlich oder gar tödlich verlaufen. Zusätzlich leiden viele pflegebedürftige Menschen unter der sozialen Isolation. Sie können ihre Angehörigen – wenn überhaupt – nur unter Auflagen sehen.

„Die Situation ist für alle Beteiligten ein massiver Eingriff in ihr soziales Leben. Während geistig nicht eingeschränkte Bewohner zumindest die Umstände der Isolation nachvollziehen können, ist es vor allem für demenzkranke Menschen schwer. Sie verstehen häufig nicht, was passiert und warum“, sagt Alexander Schraml, Vorstand der im Dezember 2019 gegründeten Kommunalen Altenhilfe Bayern eG (KABayern). Neben seinem Ehrenamt führt Schraml als Vorstand das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg, das unter anderem Träger der kreiseigenen Main-Klinik Ochsenfurt und der Senioreneinrichtungen des Landkreises ist. Auch für die Mitarbeiter sei die Lage belastend, berichtet er weiter: „Viele haben ihre sozialen Kontakte eingeschränkt, schließlich möchte niemand das Virus ins Heim tragen.“

In der KABayern eG haben sich kommunale Pflegeeinrichtungen bayerischer Landkreise, Städte, Märkte und Gemeinden zusammengeschlossen. Ihr Hauptziel ist es, Know-how auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Das kommt den Heimen nicht nur in der Corona-Krise zugute: „Mithilfe der Genossenschaft steigern wir die Wettbewerbsfähigkeit der Häuser und bewältigen gemeinsam die aktuellen und kommenden Herausforderungen“, sagt Schraml.

Die Kommunale Altenhilfe Bayern eG in Zahlen

Der Genossenschaft gehören ein Jahr nach der Gründung 18 Träger mit 63 Pflegeeinrichtungen als Mitglied an. Diese unterhalten rund 6.250 Betten und repräsentieren damit rund fünf Prozent aller Pflegeheimkapazitäten in Bayern. Zudem beschäftigen die Einrichtungen über 5.600 Mitarbeiter, davon knapp 400 Auszubildende. Der Jahresumsatz der Mitglieder liegt zusammen bei circa 310 Millionen Euro.

Zu den Herausforderungen zählt der Vorstand vor allem den konstanten Druck zu immer mehr Professionalisierung und Standardisierung im Gesundheitswesen. Gerade Häuser mit einer Kapazität von nur 70 oder 80 Betten stehen vor großen Aufgaben: „In den vergangenen Jahren sind nicht nur die Anforderungen an das Personal, sondern auch die Vorschriften an die Qualität und Hygiene stark gestiegen. Das ist für kleinere Heime kaum zu schaffen“, sagt Schraml. Die größeren Pflegeeinrichtungen haben vergleichbare Probleme: Der Bedarf an Pflegemitarbeitern ist hoch, es gibt jedoch deutlich zu wenig ausgebildete Fachkräfte. Aktuell müssen sich die Pflegeeinrichtungen außerdem beim Einkauf von dringend benötigten Materialien wie Desinfektionsmittel oder Schutzmasken anstrengen, weil diese nicht flächendeckend verfügbar sind.

Zwar erstatten Bund und Länder im Rahmen des COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes Corona-bedingte Mindereinnahmen, allerdings betrifft das nur die Leistungen der Pflegeversicherung sowie die finanziellen Anteile der Pflegebedürftigen für Unterkunft und Verpflegung, wenn zum Beispiel Tagespflegeeinrichtungen geschlossen oder Kurzzeitpflegen abgesagt werden müssen. Die sogenannte Investitionskostenumlage, der dritte Baustein des Heimentgelts, sind Ländersache und werden dabei nicht berücksichtigt.

Normalerweise legen die Betreiber diese Kosten auf die Bewohner um und refinanzieren damit die sogenannte „kritische“ Infrastruktur, also die Gebäude und die Ausstattung der Pflegeeinrichtungen. Doch bei einem Aufnahmestopp in einem Heim oder wenn Kurzzeit-, Tages- oder Nachtpflegeplätze nicht mehr angeboten werden können, dann lassen sich auch die Investitionskosten nicht mehr umlegen. „Das führt letztlich zu Finanzierungslücken, wodurch die Qualität der Versorgung langfristig leidet. Es wäre wünschenswert, wenn der Freistaat auch die nicht gedeckten Investitionskosten übernimmt“, sagt Schraml.

Der Vorstand hofft, dass die Anliegen der Mitglieder durch die Genossenschaft mehr Gehör bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern finden. Neben den Investitionskosten brennt den Pflegeeinrichtungen vor allem ein Thema auf den Nägeln: die Finanzierung der Erweiterung und Modernisierung der Einrichtungen. Viele Heime wollen dem demografischen Wandel gerecht werden und deshalb Begegnungsstätten sowie Plätze in der Kurz- und Dauerpflege und in ambulant betreuten Wohngemeinschaften schaffen. Dafür hat das bayerische Gesundheitsministerium im Dezember 2019 das Förderprogramm „PflegesoNah“ gestartet. „Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist das Fördervolumen völlig unzureichend und das Programm dementsprechend mehrfach überzeichnet. Damit sich die Pflegeeinrichtungen fit für den demografischen Wandel machen können, brauchen sie ein völlig neues und gut finanziertes Programm“, sagt Schraml.

Fünf Gründe für die Genossenschaft

Die Kommunale Altenhilfe Bayern ist in der Rechtsform Genossenschaft organisiert. Dafür gibt es laut Vorstand Alexander Schraml vor allem fünf Gründe:

  1. Die Rechtsform schafft verbindliche Strukturen für die Mitglieder.
  2. Die Mitglieder haben – unabhängig von der Höhe ihrer Geschäftsanteile – eine Stimme und können gleichberechtigt entscheiden.
  3. Die kompetente Unterstützung sowie insbesondere die Prüfung durch den Genossenschaftsverband Bayern (GVB): „Gerade für die Kommunen ist es sehr wichtig, dass eine externe Stelle die wirtschaftlichen Verhältnisse prüft und die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung bescheinigt.“
  4. Ein professioneller und gemeinsamer Auftritt nach außen.
  5. Die positiven Erfahrungen mit der Klinik-Kompetenz-Bayern eG, nach deren Vorbild die Kommunale Altenhilfe Bayern eG entstand. „Das Modell hat sich bewährt“, sagt Schraml.

Wie aber hilft die Genossenschaft im Alltag weiter? Dafür wurden Arbeitskreise eingerichtet, zum Start für die Bereiche Personal, Qualitätsmanagement, Marketing und Benchmark. Die Mitglieder tagen mindestens zweimal pro Jahr und tauschen ihre Erfahrungen aus. In Zukunft möchte die Genossenschaft Schritt für Schritt weitere Arbeitskreise aufbauen, um das gesamte Geschehen eines Pflegeheims abzubilden. Beispielsweise hat sich vor Kurzem eine Gruppe zur Digitalisierung gebildet. Dort diskutieren die Mitglieder zum Beispiel, wie moderne technische Hilfsmittel die Arbeitsabläufe im Heim unterstützen können. Auch ein Arbeitskreis zum Thema Essen ist angedacht, bei dem sich die Köche etwa über eine möglichst effiziente und gesunde Verpflegung der Bewohner austauschen können.

Alexander Schraml ist davon überzeugt, dass die Bedeutung der kommunalen Pflegeheime zunimmt. Dies habe nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt. Viele Einrichtungen hätten in dieser Zeit Ausnahmegenehmigungen beantragt, um neue Bewohner aufzunehmen – „im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern“, wie der Vorstand betont. Auf diese Weise hätten die kommunalen Häuser ihre wichtige Rolle bei der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen im Freistaat unterstrichen. „Auch in schwierigen Zeiten die Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten sowie an das Gemeinwohl zu denken: Das sind die größten Stärken der bayerischen kommunalen Pflegeeinrichtungen“, sagt Schraml.

Kliniken auf Corona vorbereitet

Das Corona-Virus hat sich im Spätherbst in Deutschland weiter ausgebreitet, die Zahl der Infizierten hat zugenommen. Alexander Schraml, der neben seiner Tätigkeit bei der Kommunalen Altenhilfe Bayern eG auch Vorstand der Klinik-Kompetenz-Bayern eG ist, sieht die Mitgliedshäuser gut vorbereitet: „Die Kliniken stehen in Habachtstellung. Sie haben derzeit ausreichend Kapazitäten, um schnell reagieren zu können, falls sich die Lage zuspitzt. In besonders betroffenen Gebieten wurden zudem elektive Operationen zurückgestellt, also Eingriffe, die nicht akut sind. Dadurch schonen die Häuser ihre Betten- und Personalkapazitäten. Außerdem haben die Einrichtungen den Sommer genutzt, um sich intensiv über die Erfahrungen aus dem Frühjahr auszutauschen. Sie stehen Tag und Nacht für die Patienten bereit.“

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