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Herr Müller, der GVB blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Was hat der Verband 2024 für seine Mitglieder geleistet?

Stefan Müller: Wir haben unsere Mitglieder auch 2024 praxisnah begleitet – mit betreuender Prüfung, modernen Bildungsangeboten, fundierter fachlicher Beratung und starker Interessenvertretung. Im Fokus stand dabei, unnötige Bürokratie abzuwehren und bei politischen Entscheidungen die genossenschaftlichen Besonderheiten zu vertreten – etwa bei Nachhaltigkeitsvorgaben oder der Bankenregulierung. Gleichzeitig haben wir unsere Beratungsangebote gezielt weiterentwickelt: zu Produktstrategie, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kundenakquise. Mit unserem Ansatz der betreuenden Prüfung sorgen wir für Stabilität und Sicherheit. Unsere Akademie bietet Fortbildungsangebote auf der Höhe der Zeit an. Unser Anspruch ist klar: Wir wollen Orientierung geben und spürbar im Alltag entlasten.

Sie sind seit August 2024 GVB-Präsident. Daher war das Jahr auch für Sie persönlich ereignisreich...

Müller: ... das stimmt wohl. Nach mehr als 20 Jahren in der Politik bin ich als gelernter Banker und Bankbetriebswirt zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Das bedeutet für mich einen neuen Lebensabschnitt. Den Schritt habe ich aber nie bereut. Ich bin beeindruckt von der Kraft, die in der genossenschaftlichen Gruppe steckt. Und ich bin begeistert von der Leistungsfähigkeit des Verbands.

Welche Themen haben den GVB und seine Mitglieder im vergangenen Jahr besonders beschäftigt?

Müller: 2024 war von Unsicherheiten geprägt – geopolitisch, wirtschaftlich und politisch. Unsere Mitglieder – ob Banken oder beispielsweise Energiegenossenschaften, gewerbliche und ländliche Genossenschaften – haben klar gemacht, wo es hakt: bei der Bürokratie, wachsenden Berichtspflichten und dem hohen Anpassungsdruck der Transformation. Diese Rückmeldungen haben wir aufgenommen und uns für pragmatische Lösungen eingesetzt. Denn wer die Region stärken will, muss die Leistungsträger vor Ort handlungsfähig halten. Die neue Bundesregierung startet mit großen Erwartungen. Der Koalitionsvertrag enthält einige richtige Ansätze. Jetzt wird sich zeigen, ob ihnen auch Taten folgen.


Welche Themenschwerpunkte hat die Interessenvertretung gesetzt?

Müller: Wir haben dort angesetzt, wo konkrete Hürden bestehen – etwa bei planungsrechtlichen Hemmnissen für Energieprojekte oder überzogenen regulatorischen Anforderungen für Regionalbanken und kleine und mittlere Unternehmen. Besonders intensiv eingebracht haben wir uns bei Gesetzesinitiativen wie dem Bürgerbeteiligungsgesetz oder dem Bürokratieentlastungsgesetz. Wir haben sehr konkrete und praxisnahe Vorschläge zum Bürokratieabbau im Bankenwesen gemacht. Auch bei den EU-Vorhaben zur Einlagensicherung oder der kommunalen Wärmeplanung haben wir für die Interessen unserer Mitglieder geworben. Gleichzeitig haben wir Vorschläge zur Modernisierung des Genossenschaftsgesetzes gemacht, um Neugründungen zu erleichtern. Interessenvertretung heißt für uns nicht nur Kritik, sondern auch konstruktive Lösungen bieten. Deshalb stehen wir im engen Austausch mit der Politik.

Wohin geht die Reise? Welche Themen nimmt der GVB 2025 in den Blick?

Müller: 2025 gehen wir mit klarer programmatischer Orientierung an: Weniger Bürokratie, mehr Planungssicherheit und ein starker ländlicher Raum stehen ganz oben auf der Agenda. Wir bringen uns ein in Debatten zur privaten Altersvorsorge, zur Kapitalmarktunion oder zur Energiewende – immer mit dem Ziel, die Anliegen unserer Mitglieder wahrnehmbar zu machen. Dafür braucht es eine klare politische Stimme – und die wollen wir sein. Unsere Überzeugung ist: Genossenschaften passen mit ihrer Langfristperspektive, der Philosophie von Solidität und Hilfe zur Selbsthilfe und ihrer regionalen Verankerung besonders gut in diese Zeit – gerade auch in unsicheren Phasen.

„Entwicklungen wollen wir frühzeitig antizipieren – etwa bei der digitalen Transformation oder bei regulatorischen Fragen.“

Wie will sich der Verband weiterentwickeln?

Müller: Der GVB versteht sich als moderner Partner unserer Mitglieder und als starke Interessenvertretung   – und daran arbeiten wir stetig weiter. Wir bleiben offen für neue Formate, intensivieren den Dialog mit Mitgliedern und reagieren flexibel auf deren Bedürfnisse. Entwicklungen wollen wir frühzeitig antizipieren – etwa bei der digitalen Transformation oder bei regulatorischen Fragen. Auch unsere interne Zusammenarbeit haben wir verbessert: bereichsübergreifend, koordiniert, effizient. Das alles führen wir aktuell in einer neuen Gesamtstrategie zusammen, die unserem Handeln eine noch klarere Richtung geben soll. Dabei leitet uns ein klares Bild: Wir sind erfolgreich, wenn unsere Mitglieder erfolgreich sind.

„Im Mittelpunkt unserer Erwägungen stehen Mitgliedernutzen, Dienstleistungsorientierung und Wirtschaftlichkeit – das sehe ich als unseren Kernauftrag.“

Welche Leitlinien steuern diesen Strategieprozess?

Müller: Im Strategieprozess leitet uns das Zielbild „GVB 2030“. Es geht um die Frage: Wohin wollen wir uns in den kommenden fünf Jahren entwickeln? Im Mittelpunkt unserer Erwägungen stehen Mitgliedernutzen, Dienstleistungsorientierung und Wirtschaftlichkeit – das sehe ich als unseren Kernauftrag. Gleichzeitig wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern. Dadurch sichern wir unsere solide Finanzlage. All das zusammen schafft die Basis für Innovation, Unabhängigkeit und eine starke GVB-Marke – auch als Arbeitgeber. Unser Fundament dabei sind die genossenschaftlichen Werte: Eigenverantwortung, Solidarität, Hilfe zur Selbsthilfe – das macht uns als Gruppe einzigartig.


Wie ist der Stand bei der neuen Strategie?

Müller: Die Analysephase ist abgeschlossen. Alle Mitarbeitenden konnten sich einbringen, was wertvolle Erkenntnisse gebracht hat. Im nächsten Schritt haben sich die Führungskräfte und anschließend der Vorstand intensiv mit strategischen Optionen sowie der Weiterentwicklung von Mission und Vision auseinandergesetzt. Nun geht es darum, den strategischen Rahmen zu konkretisieren und entsprechende Handlungsfelder zu definieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Stabilität, Wahrnehmbarkeit und Zukunftssicherheit für die Mitglieder, aber auch uns als GVB zu stärken. Ich danke allen, die sich bis hierher engagiert eingebracht haben. Entscheidend ist, dass am Ende alle im GVB ein gemeinsames Verständnis davon haben, was die Strategie bedeutet – und wie sie sich auf die tägliche Arbeit auswirkt.


Bis wann soll die neue Strategie stehen?

Müller: Wir planen, die neue Strategie im Sommer vorzustellen – und zwar beim GVB-Mitarbeiterfest am 16. Juli. Mein Vorstandskollege Alexander Leißl und ich werden die Gelegenheit nutzen, dass bei dieser Veranstaltung Prüfungsaußendienst und Innendienst zusammenkommen, um die strategischen Eckpunkte den Mitarbeitenden zu präsentieren. Auch gegenüber unseren Mitgliedern werden wir die Strategie zu gegebener Zeit erläutern.

„Nähe zum Mitglied ist für uns kein Schlagwort, sondern gelebte Praxis.“

Was beschäftigt die Mitglieder besonders?

Müller: Die Themen sind vielfältig – von operativen Fragen bis zu strategischen Herausforderungen. Was fast alle Rückmeldungen eint, ist der Wunsch nach Orientierung in einem komplexer werdenden Umfeld. Unsere Mitglieder erwarten, dass wir für ihre Belange kämpfen, klare Positionen vertreten und umsetzbare Lösungen bieten – sei es bei Gesetzesvorhaben, bei Projekten vor Ort oder durch unsere Beratungs- und Weiterbildungsangebote. Nähe zum Mitglied ist für uns kein Schlagwort, sondern gelebte Praxis.

2025 ist das Internationale Jahr der Genossenschaften. Welche Rolle spielt das für den GVB?

Müller: Das ist eine großartige Gelegenheit, um zu zeigen, was Genossenschaften leisten – für ihre Mitglieder, für die Gesellschaft, für die Zukunft. Der GVB unterstützt das aktiv: mit Materialien für unsere Mitglieder, durch Veranstaltungen und mit einer starken Präsenz in der Öffentlichkeit. Zum Beispiel haben wir einen modernen Imagefilm produziert, der die Besonderheiten des genossenschaftlichen Modells greifbar macht [verlinken]. Unser Ziel ist, das Modell Genossenschaft wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken – als Antwort auf viele aktuelle Herausforderungen: Energiewende, Daseinsvorsorge, sozialer Zusammenhalt. Unser Motto bringt das auf den Punkt: „Genossenschaften machen’s besser – für Dich, für uns, für morgen.“

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