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Herr Dr. Schwab, Sie haben zum 1. September 2021 Otto Beierl als Vorstandsvorsitzender der LfA Förderbank Bayern abgelöst. Mit welchen Vorsätzen haben Sie Ihr neues Amt angetreten?

Schwab: Als sich die Möglichkeit eröffnete, für die LfA zu arbeiten, war mir sofort klar, dass ich diese Chance ergreifen möchte. Denn die Arbeit der LfA ist sinnvoll. Förderbanken wie die LfA sind für die Leistungsfähigkeit und Stabilität eines Wirtschaftsstandorts unentbehrlich. Spätestens die Corona-Krise hat dies erneut gezeigt. Alleine können wir aber wenig bewirken. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, die erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Partnern fortzusetzen. Es geht nur gemeinsam. Unsere erfolgreiche Wirtschaftsförderung kann auch künftig nur in enger Abstimmung mit unserem Netzwerk gelingen. Neben unserem Eigentümer, dem Freistaat Bayern, den zuständigen Ministerien, den Kammern und Verbänden gehören dazu ganz entscheidend unsere Bankenpartner wie die Genossenschaftsbanken. Mir liegt sehr daran, den engen Austausch zu pflegen. Nur so ist es uns möglich, weiterhin bedarfsgerechte und fortlaufend optimierte Förderprodukte anzubieten.

„Ganz wichtig ist mir, dass wir, wo immer nötig, unsere Produkte weiter optimieren und die Zusageverfahren für unsere Bankenpartner weiter beschleunigen und automatisieren.“

In welche Richtung wollen Sie die LfA in den kommenden Jahren weiterentwickeln?

Schwab: Kern ist unser gesetzlicher Förderauftrag zur Stärkung der Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltstruktur. Dieser Auftrag gilt. Seine Umsetzung allerdings sollte sich an den aktuellen Entwicklungen orientieren. Das ist Basis für unseren Erfolg. Corona hat aufgezeigt, wie groß der Transformations- und Anpassungsbedarf der Wirtschaft ist. Das gilt hinsichtlich der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung ebenso wie in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Für die Unternehmen ist das zum Teil mit einem enormen Investitions- und Finanzierungsbedarf verbunden. Die zentrale Aufgabe der LfA in den kommenden Jahren wird es aus meiner Sicht deshalb sein, die bayerische Wirtschaft – mit den Mitteln einer Bank – bei diesem tiefgreifenden Wandel bestmöglich zu unterstützen. Das kann natürlich nur gelingen, wenn wir uns als Förderbank auch selbst dem Wandel stellen. Damit wir unseren Förderauftrag bestmöglich erfüllen können, wollen wir unsere Prozesse noch schlanker und flexibler gestalten und die Leistungsfähigkeit unserer IT weiter ausbauen. Ganz wichtig ist mir dabei außerdem, dass wir, wo immer nötig, unsere Produkte weiter optimieren und die Zusageverfahren für unsere Bankenpartner weiter beschleunigen und automatisieren.

Sie haben bereits angesprochen, dass die LfA auch unter Ihrer Führung die erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Partnern fortsetzen möchte. Welche Rolle spielen die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken für den Förderauftrag der LfA?

Schwab: Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken gehören zu den unverzichtbaren und zentralen Partnern in unserem Fördergeschäft. Sie sind fest in ihren jeweiligen Regionen verwurzelt und sorgen so dafür, dass die Fördermittel vor Ort ihre volle Wirkung entfalten können. Dem Mittelstand in Bayern kommen insbesondere die Kundennähe und die Expertise der Kundenberaterinnen und -berater der Genossenschaftsbanken zu unseren Förderprodukten zugute.

„Auch in diesem Jahr leisten die Genossenschaftsbanken wieder ihren unverzichtbaren Beitrag zur Förderung insbesondere der kleinen und mittleren Betriebe in Bayern.“

Im Corona-Ausnahmejahr 2020 haben die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken LfA-Förderkredite in Höhe von 829 Millionen Euro zugesagt. Wie hat sich in diesem Jahr die Nachfrage nach Förderkrediten entwickelt und wie ordnen Sie die Zahlen im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 ein?

Schwab: Mit den 829 Millionen Euro haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Jahr 2020 knapp ein Drittel des gesamten programmgebundenen Förderkreditvolumens der LfA ausgereicht. Und auch in diesem Jahr leisten die Genossenschaftsbanken wieder ihren unverzichtbaren Beitrag zur Förderung insbesondere der kleinen und mittleren Betriebe in Bayern. Insgesamt bewegt sich das Geschäft nach den Corona-bedingten Rekordförderzahlen im Ausnahmejahr 2020 jetzt wieder in etwa auf dem Niveau der Vorkrisen-Jahre. Das sind im langjährigen Vergleich sehr gute Werte. So hat die LfA die bayerischen Betriebe in den ersten drei Quartalen 2021 mit Darlehen in Höhe von insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro gefördert. Bei den Programmkrediten betrug die Nachfrage in diesem Zeitraum rund 1,5 Milliarden Euro. Mit über 1,2 Milliarden Euro lag der Schwerpunkt dabei auf den regulären Förderprogrammen. Der generelle Nachfragerückgang bei unseren Corona-Sonderprogrammen in diesem Jahr zeigt sich auch bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken.
 

Welche Förderkredite der LfA werden derzeit besonders nachgefragt?

Schwab: Stark gestiegen ist 2021 insbesondere die Nachfrage nach unserer Innovationsförderung und der Gründungsförderung. In den ersten drei Quartalen 2021 gab es hier Zuwächse von rund 45 Prozent beziehungsweise von über 25 Prozent. Sehr gefragt ist derzeit auch unsere Wachstumsförderung, etwa im Bereich Investivkredit. Das ist ein erfreuliches Zeichen dafür, dass die bayerischen Betriebe trotz der weiterhin herausfordernden Umstände in ihre Zukunftsfähigkeit investieren.
 

In welchen Bereichen planen Sie neue Angebote?

Schwab: Wir prüfen unsere Produktpalette fortlaufend auf Optimierungsmaßnahmen, wollen dabei aber die Anzahl der Produkte überschaubar halten und Verbesserungen soweit möglich im Rahmen bestehender Programme umsetzen. Im April 2022 werden wir den Startkredit und den Investivkredit an die neue KfW-Mittelstandsfinanzierung anpassen und die beiden bisherigen Teilprogramme des Ökokredits zu einem Produkt zusammenfassen. Zudem wollen wir ebenfalls im Frühjahr 2022 ein neues Programmdarlehen mit dem Themenschwerpunkt regenerative Erzeugung von Strom und Wärme einführen. Mit dem neuen „Energiekredit Regenerativ“ stellen wir das Förderangebot der LfA im Themenkomplex Nachhaltigkeit stärker auf. Im kommenden Jahr werden sich darüber hinaus neue Möglichkeiten der Kooperation mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) auf Basis des Programms „Invest EU“ eröffnen, die wir zur Fortführung der Risikoentlastungen nutzen wollen. Was dabei im Detail möglich und sinnvoll ist, kann erst beurteilt werden, wenn die konkreten Rahmenbedingungen und Anforderungen feststehen.

Wie bewerten Sie das Gründungsgeschehen im Freistaat und welche Leistungen bietet die LfA Förderbank für Gründerinnen und Gründer?

Schwab: Aus meiner Sicht ist das Gründungsgeschehen in Bayern auf einem guten Weg. Aktuelle Zahlen zeigen unter anderem, dass wir im Bundesvergleich bei den Startup-Gründungen vorne mit dabei sind. Das liegt auch daran, dass die Schaffung guter Rahmenbedingungen für die Wirtschaft traditionell einen sehr hohen Stellenwert bei der bayerischen Politik hat. Die LfA unterstützt Gründungen zum einen mit Förderkrediten wie dem Startkredit und dem Universalkredit sowie mit Risikoentlastungen. Zum anderen stellen wir über unsere Tochtergesellschaft Bayern Kapital und die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft Eigenkapitalangebote für alle Wachstumsphasen eines Unternehmens zur Verfügung. Sie richten sich insbesondere auch an Start-ups.
 

Gibt es auch Angebote für die Unternehmensnachfolge?

Schwab: Auch für dieses Thema gibt es passende Angebote. Schließlich stehen in Bayern jährlich rund 5.000 Unternehmen vor einem Generationswechsel. Es ist von hoher wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischer Bedeutung, dass diese Übergaben erfolgreich sind. Denn dahinter stehen Tausende Arbeitsplätze und jede Menge Know-how. Unternehmensübergaben behandeln wir daher in der Förderung wie eine Existenzgründung, mit den gleichen Fördervorteilen wie günstigen Zinssätzen, langen Laufzeiten sowie tilgungsfreien Anlaufjahren.

Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen ist derzeit eines der bestimmenden Themen. Wie begleitet die LfA Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit?

Schwab: Bereits jetzt ermöglichen wir bayerischen Unternehmen mit unseren speziell auf diese Zwecke zugeschnittenen Finanzierungsangeboten Investitionen in Umweltschutz, Klimaschutz, Energieeinsparung und Energieeffizienz. Ein anschauliches Beispiel dafür, wie Ökonomie und Ökologie dabei in Einklang gebracht werden, ist unsere seit Mitte 2021 neu aufgestellte Förderung für Unternehmen und Freiberufler, die in den Neubau oder die Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Firmengebäude investieren möchten. Zu den Besonderheiten des neuen Energiekredits Gebäude gehören das Angebot von Laufzeiten mit einer Zinsbindung von bis zu 20 Jahren und außerordentlich günstigen Konditionen. Damit können sich Kreditnehmer sehr günstige Zinssätze langfristig sichern und die Zinsänderungsrisiken bei energetischen Gebäudeinvestitionen minimieren. Auf diese Weise ergänzt die LfA die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beziehungsweise von der KfW im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) gewährte Förderung um ein eigenständiges bayerisches Förderdarlehen. Das ist in zweifacher Hinsicht positiv. Indem die Unternehmen weniger Energie verbrauchen, haben sie dadurch auf der einen Seite geringere Kosten, auf der anderen Seite leisten sie damit auch einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion. Das Gleiche gilt auch für unsere Energiekredite für Investitionsmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von Produktionsanlagen und -prozessen. Wir stehen hier allerdings am Beginn eines wohl umfassenden Transformationsprozesses unserer Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität mit entsprechend hohen Investitionsbedarfen. Gemeinsam mit unserem Auftraggeber und unseren Bankenpartnern wollen wir im Rahmen der Transformationsfinanzierung die bayerische Wirtschaft mit guten Angeboten unterstützen, den Weg in Richtung mehr Klimaneutralität zu gehen. Das bedeutet, alle unsere Produktangebote stehen immer wieder auf dem Prüfstand, ob sie diesem Anspruch gerecht werden.

„Wir wollen, dass unser Förderangebot noch kosteneffizienter und einfacher über die Hausbanken, also auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken, beantragt werden kann.“

Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken sind bestrebt, ihre Prozesse und Leistungen zu digitalisieren. Inwiefern unterstützt die LfA Förderbank die Digitalisierung in den Kreditgenossenschaften?

Schwab: Wir werden den bereits eingeschlagenen Weg zur Verschlankung und Digitalisierung unserer Prozesse – in Abstimmung mit unseren Partnerbanken – konsequent weitergehen. Wir wollen, dass unser Förderangebot noch kosteneffizienter und einfacher über die Hausbanken, also auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken, beantragt werden kann, nicht zuletzt auch mit Blick auf den generell hohen Kostendruck im Bankgewerbe. Ganz wichtig sind dabei automatisierte, rasche und effiziente Zusageverfahren für unsere Bankenpartner. Dafür arbeiten wir an Prozessoptimierungen bei Antragstellung und Zusage. Gleichzeitig prüfen wir auch mögliche Automatisierungen bei der weiteren Bestandsbearbeitung bis zur vollständigen Rückzahlung der Darlehen. Mittelfristig sollen neue marktgerechte automatisierungsfähige Produkte hinzukommen.
 

Wie treibt die LfA Förderbank die Digitalisierung im eigenen Haus voran?

Schwab: Nicht zuletzt die Pandemie hat deutlich gezeigt, wie wichtig Strukturen sind, die ein rasches und flexibles Handeln ermöglichen. Denn die Markt- und Rahmenbedingungen werden sich in Zukunft vermutlich immer schneller wandeln. Zentraler Produktionsfaktor einer Bank ist deshalb eine leistungsfähige IT, das gilt auch für eine moderne Förderbank wie die LfA. Wir werden daher in den kommenden Jahren verstärkt in eine moderne IT-Architektur investieren und beispielsweise den Umstieg auf die SAP-Lösung S/4HANA vorantreiben. Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wollen wir verstärkt mobiles und flexibles digitales Arbeiten in medienbruchfreien Bearbeitungsprozessen ermöglichen.
 

Herr Dr. Schwab, vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person

Bernhard Schwab (*1960) schloss sein Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Universität der Bundeswehr München 1986 als Diplom-Kaufmann ab und promovierte 1993 dort. Im Anschluss war er in verschiedenen Stationen in leitender Funktion im bayerischen Wirtschaftsministerium, in der bayerischen Staatskanzlei und der bayerischen Vertretung in Berlin sowie in der Politik tätig, zuletzt als Amtschef in Wirtschaftsministerium. Zur LfA Förderbank Bayern kam Schwab 2019 als Generalbevollmächtigter. Im August 2021 wurde er in den Vorstand berufen, seit 1. September 2021 ist Schwab Vorstandsvorsitzender der LfA.

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