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Julia Graeber, Vorstandsvorsitzende der VEDES AG: „Damit der Mittelstand seine Kraft auch in Zukunft entfalten kann, braucht es Mut zur Veränderung“

Der Mittelstand ist das Rückgrat unserer Wirtschaft – leistungsfähig, werteorientiert und tief in der Region verwurzelt. Besonders im Einzelhandel zeigt sich seine Bedeutung Tag für Tag: Mittelständische Fachhändler sorgen für Vielfalt, Nähe und Verlässlichkeit – Werte, die in Zeiten globaler Umbrüche wichtiger sind denn je.

Damit der Mittelstand seine Kraft auch in Zukunft entfalten kann, braucht es Mut zur Veränderung – und politische Rahmenbedingungen, die entlasten statt belasten. Bei Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz sollten wir nicht zuerst über Regulierung sprechen, sondern über konkrete Anwendungsszenarien und ihren Mehrwert für Wirtschaft und Gesellschaft. Hier sind Gestaltungswille und Offenheit gefragt. Wir brauchen eine Politik, die zuverlässig ist und weitsichtig agiert – statt kurzfristiger Richtungswechsel und überbordender Bürokratie, wie sie etwa bei der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), dem Lieferkettengesetz oder der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) zu beobachten sind. Eine gute Wirtschaftspolitik stärkt das Vertrauen in die unternehmerische Verantwortung, schafft Freiräume und macht Mut, Neues zu wagen. Denn nur wer gestalten darf, kann zukunftsfähig bleiben.

Gerade die Spielwarenbranche zeigt, wie wichtig kreatives Unternehmertum, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft sind. Spielen verbindet Generationen, fördert die Entwicklung und schafft gemeinsame Erlebnisse – Werte, die auch für das gesellschaftliche Miteinander stehen. Damit diese Freude erhalten bleibt, braucht es gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer, eine verlässliche und entlastende Energie- und Steuerpolitik und den Mut, Innovationen im Handel aktiv zu fördern.

Als genossenschaftlich geprägtes Unternehmen leben wir bei der VEDES seit über 120 Jahren das Prinzip des Miteinanders. Unsere rund 600 selbstständigen Fachhändler profitieren von der Stärke unserer Gemeinschaft – durch gebündelte Einkaufskraft, eine starke Marke, moderne Omnichannel-Lösungen, nachhaltige Strategien und den kontinuierlichen Austausch untereinander. Dieses Zusammenspiel aus unternehmerischer Freiheit, einer gemeinsamen Vision und solidarischem Zusammenhalt ist es, was unsere VEDES stark macht.

Genossenschaft bedeutet, gemeinsam mehr zu erreichen, als es einer allein könnte. Dieses Prinzip ist aktueller denn je. Wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wieder stärker auf Miteinander, Verantwortung und Vertrauen setzen, kann der Mittelstand Fahrt aufnehmen – und mit ihm unsere Spielwarenbranche, die seit Generationen für Freude, Kreativität und Zusammenhalt steht.

Heinz Abler, Vorstandsvorsitzender der ABZ Abrechnungs- und Beratungsgesellschaft für Zahnärzte eG: „Wer die flächendeckende Versorgung sichern will, muss den Mittelstand stärken“

Der Mittelstand ist das Rückgrat der bayerischen Wirtschaft – und im Gesundheitswesen tragen insbesondere die freiberuflichen Zahnärztinnen und Zahnärzte zur Stabilität und Qualität der Versorgung bei. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte als Mitglieder unserer Genossenschaft stehen seit Jahrzehnten für eine patientennahe, verantwortungsvolle und wirtschaftlich nachhaltige Versorgung. Doch dieses Modell gerät zunehmend unter Druck. Um auch künftig erfolgreich wirtschaften und den Versorgungsauftrag erfüllen zu können, braucht der zahnärztliche Mittelstand faire und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen.

Demografischer Wandel als doppelte Herausforderung

Die demografische Entwicklung wirkt in der Zahnärzteschaft in zweifacher Weise: Zum einen steigt mit dem Älterwerden der Bevölkerung der Behandlungsbedarf – zum anderen rückt eine Generation von Praxisinhaberinnen und -inhabern ins Rentenalter, während gleichzeitig immer weniger junge Zahnärztinnen und Zahnärzte bereit sind, eine eigene Praxis zu übernehmen. Besonders im ländlichen Raum verschärft sich dadurch der Nachwuchs- und Versorgungsmangel. Damit der Übergang von der einen in die nächste Generation gelingt, braucht es gezielte politische und wirtschaftliche Unterstützung:

  • Förderprogramme und zinsgünstige Kredite für Praxisübernahmen,
  • steuerliche Anreize zur Niederlassung im ländlichen Raum,
  • sowie insbesondere den Abbau bürokratischer Hürden, die den Alltag in der Selbstständigkeit belasten.

Nur mit solchen Maßnahmen bleibt die freiberufliche Praxis ein attraktives Modell für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte.

Investorengetriebene MVZ gefährden die Versorgungsstruktur

Ein wesentlicher Treiber des aktuellen Strukturwandels sind auch investorengetriebene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ).
Diese Einrichtungen, in der Regel von fachfremden Investoren über Kapitalgesellschaften getragen, agieren renditeorientiert und konzentrieren sich auf wirtschaftlich attraktive Standorte – meist in Städten. Die Folge: Während urbane Regionen überversorgt sind, drohen im ländlichen Raum Versorgungslücken.

Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat bereits im Juni 2024 gefordert, den Einfluss solcher Investoren-MVZ zu begrenzen. Ziel war es, deren Ausbreitung zu steuern und eine ausgewogene Versorgungsstruktur zu sichern. Doch die politische Umsetzung bleibt bislang aus. Die Gefahr der Vergewerblichung der Zahnmedizin wurde viel zu lange von der Politik in seiner ungebremsten Dynamik unterschätzt. Dass einige Firmen jetzt sogar meinen, Zahnheilkunde ohne Zahnärztinnen und Zahnärzte anbieten zu können, wie namentlich in sogenannten „Aligner-Shops“, ist ein weiterer Ausdruck dieser bedrohlichen Entwicklung.

Eine klare gesetzliche Regulierung ist überfällig. Investoren-MVZ müssen verpflichtet werden, Versorgungslücken zu schließen, statt sie zu vergrößern. Nur so bleibt die wohnortnahe, unabhängige zahnärztliche Versorgung erhalten.

Fehlende Gleichbehandlung bei der Aktivrente

Ein aktuelles Beispiel für die Ungleichbehandlung Selbstständiger – in diesem Fall selbstständiger Zahnärztinnen und Zahnärzte – ist die geplante Aktivrente. Sie soll Menschen ermöglichen, über das reguläre Rentenalter hinaus zu arbeiten, ohne dadurch finanziell benachteiligt zu werden – ein an sich begrüßenswertes Modell. Doch nach derzeitigem Stand sollen Selbstständige von dieser Regelung ausgeschlossen bleiben.

Damit wird der zahnärztliche Berufsstand, der ohnehin mit dem Fachkräftemangel kämpft, erneut düpiert. Viele erfahrene Zahnärztinnen und Zahnärzte wären bereit, auch über die Altersgrenze hinaus in reduziertem Umfang weiterzuarbeiten – etwa zur Sicherung der Versorgung in ländlichen Regionen oder zur Begleitung von Praxisnachfolgen. Dass ihnen der Anreiz der Aktivrente durch Schlechterstellung genommen wird, sendet ein fatales Signal: Wer Verantwortung übernimmt, Arbeitsplätze schafft und die Versorgung sicherstellt, wird bürokratisch ausgebremst statt unterstützt.

Wenn die Politik wirklich möchte, dass Fachkräfte länger aktiv bleiben, muss sie auch selbstständige Zahnärzte in die Aktivrente einbeziehen. Alles andere wäre ein weiteres Beispiel für die schleichende Entwertung freiberuflicher Arbeit.

Genossenschaften als Stabilitätsanker im Gesundheitswesen

Genossenschaften verkörpern seit jeher den Gedanken der Solidarität und der Selbsthilfe. Sie stehen für Kooperation statt Konkurrenz, für nachhaltiges Wirtschaften statt kurzfristige Rendite. In der zahnärztlichen Versorgung unterstützen sie die Unabhängigkeit ihrer Mitglieder, stärken die regionale Wertschöpfung und fördern gemeinschaftliche Lösungen – etwa bei Praxisnachfolgen oder gemeinsamer Infrastruktur.

Damit dieses Modell weiterhin Zukunft hat, braucht es:

  • Rechtliche Planungssicherheit mit vereinfachten Zulassungsvoraussetzungen für genossenschaftliche Organisationsformen mit zahnärztlichen Mitgliedern,
  • Förderprogramme für kooperative Praxismodelle,
  • stabile Finanzierungsbedingungen, insbesondere für ländliche Regionen,
  • und die gesundheitspolitische Anerkennung der Genossenschaft als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge.

Nur wenn genossenschaftliche Unternehmen gestärkt werden, kann die Versorgung durch sie langfristig unterstützt werden.

Attraktivität des Berufsbilds erhalten

Um dem drohenden Zahnärztemangel zu begegnen, muss der Beruf wieder an Attraktivität gewinnen. Neben wirtschaftlicher Planungssicherheit sind vor allem flexible Arbeitsmodelle, familienfreundliche Strukturen und moderne Ausbildungskonzepte gefragt. Genossenschaften leisten hier einen wichtigen Beitrag: Sie ermöglichen Kooperation, Wissenstransfer und gegenseitige Unterstützung – Werte, die für die junge Generation zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Gesundheitspolitik in der Verantwortung

Die Warnungen vor einem strukturellen Umbruch in der ambulanten Versorgung sind seit Jahrzehnten bekannt. Doch die gesundheitspolitischen Reaktionen bleiben unzureichend. Wer die flächendeckende Versorgung sichern will, muss den Mittelstand stärken – und zwar mit konkreten Maßnahmen statt Absichtserklärungen. Dazu gehört auch, die Wettbewerbsverzerrung zugunsten kapitalgetriebener Strukturen zu beenden und die Arbeit freiberuflicher Zahnärztinnen und Zahnärzte wieder wertzuschätzen.

Fazit

Der zahnärztliche Mittelstand steht für Verlässlichkeit, Selbstverantwortung und Gemeinwohlorientierung – Werte, die unsere Gesundheitsversorgung seit Jahrzehnten prägen.
Damit dieses Modell Zukunft hat, braucht es faire Rahmenbedingungen: gleiche Regeln für Selbstständige, klare Grenzen für Investorenstrukturen und echte politische Unterstützung für genossenschaftliche Kooperationen. Nur so kann die wohnortnahe, qualitätsorientierte Zahnmedizin in Bayern erhalten und gestärkt werden – zum Wohle der Patientinnen und Patienten und im Interesse eines starken, selbstbestimmten Mittelstands.

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