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Herr Staatsminister Aiwanger, welche Bedeutung hat der Mittelstand für die bayerische Wirtschaft und welchen Anteil haben Genossenschaften daran?

Hubert Aiwanger: Der Mittelstand ist das Fundament unserer Wirtschaft. Über 99 Prozent aller Unternehmen in Bayern sind mittelständisch geprägt. Kleine und mittlere Unternehmen stehen für mehr als 75 Prozent aller Arbeitsplätze und fast 200.000 Ausbildungsplätze. Rund 80 Prozent aller Auszubildenden sind im Mittelstand tätig, über 25 Prozent allein im Handwerk. Neben den rund 180 bayerischen Genossenschaftsbanken prägen die rund 1.000 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften den Mittelstand in Bayern maßgeblich mit. Das breite Spektrum bayerischer Genossenschaften umfasst Bereiche wie Handel, Handwerk, Dienstleistungen, Landwirtschaft und Energie. Sie haben insofern neben anderen mittelständischen Unternehmen wesentlichen Anteil an der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in allen Regionen Bayerns. Mit mehr als 50.000 Beschäftigten in Bayern leisten Genossenschaften auch einen maßgeblichen Beitrag zur Rolle des Mittelstands als „Hauptarbeitgeber“.


Was macht den bayerischen Mittelstand aus?

Aiwanger: Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die oft familiengeführt sind und fest in ihren Regionen verwurzelt bleiben, prägen Bayerns Wirtschaft entscheidend. Der Mittelstand setzt flächendeckende Wachstumsimpulse – sowohl in den Städten als auch im ländlichen Raum. Er erhöht die Standortqualität durch ein dichtes Netz an qualifizierten Zulieferern sowie Dienstleistern und sichert die Zukunftsfähigkeit der Gesamtwirtschaft durch seine Flexibilität und seine Innovationskraft. Der Mittelstand schafft Arbeits- und Ausbildungsplätze vor Ort, investiert in Forschung und Entwicklung und trägt damit maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität und zum Wohlstand in Bayern bei.

„Dezentrale Kreditversorgung durch Genossenschaftsbanken ist ein Erfolgsmodell.“

Welche Rolle spielen die bayerischen Kreditgenossenschaften für die mittelständische Wirtschaft in Bayern?

Aiwanger: Die rund 180 bayerischen Genossenschaftsbanken als regional verwurzelte Institute sind eine wichtige Säule der bayerischen Wirtschaft insgesamt und des Mittelstands in der Region im Besonderen. Gerade für mittelständische Unternehmen ist der Bankkredit eine wichtige Außenfinanzierungsquelle. Dezentrale Kreditversorgung durch Genossenschaftsbanken ist ein Erfolgsmodell. Die räumliche Nähe zu den Kunden begünstigt persönlichen Kontakt und Aufbau und Erhalt einer langfristigen Geschäftsbeziehung zwischen den Genossenschaftsbanken und ihren Kunden. Durch ihre guten Kenntnisse des Mittelstands vor Ort können Genossenschaftsbanken das spezifische Geschäftsmodell ihrer Kreditnehmer am besten einschätzen. Für mich als bayerischen Wirtschaftsminister ist daher der Einsatz für passende Rahmenbedingungen für die bayerischen Kreditgenossenschaften eine wichtige Daueraufgabe. Neben dem Einsatz für mehr Proportionalität in der Bankenregulierung trete ich daher Initiativen auf europäischer Ebene wie unlängst dem CDMI-Review oder der Schaffung einer europäischen Einlagensicherung (EDIS) entgegen, die die spezifischen Gegebenheiten der Genossenschaftsbanken nicht hinreichend berücksichtigen und die Funktionsfähigkeit der bewährten Institutssicherung gefährden.

Was braucht der Mittelstand, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein?

Aiwanger: Die mittelständischen Unternehmen stehen aktuell vor großen Herausforderungen: Fachkräftemangel, Innovationswettlauf oder der Strukturwandel in der Industrie sowie die vergleichsweise hohen Energiekosten zum Beispiel. Hinzu kommt eine staatliche Bürokratie, die unternehmerische Initiative hemmt, statt sie zu unterstützen. Die fortschreitende Digitalisierung bietet neue Chancen, aber auch Herausforderungen durch völlig neue Geschäftsmodelle. Wir unterstützen den Mittelstand konsequent. Die Palette reicht vom Einsatz für Bürokratieabbau auf EU-, Bundes- und Landesebene, unserer Imagekampagne für Selbstständigkeit und Unternehmertum, über die Finanzierungshilfen von Regionalförderung und LfA Förderbank Bayern bis hin zur Außenwirtschaftsförderung und Projekten zur Gewinnung von Fachkräften. Darüber hinaus unterstützen wir den Mittelstand durch gezielte Förderprogramme, Innovationsförderung unter anderem durch Innovationsgutscheine und den Ausbau digitaler Infrastruktur, damit er noch stärker zur regionalen Entwicklung, Beschäftigung und Innovation beitragen kann. Es werden außerdem regionale Netzwerke und Kooperationen zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Kommunen gefördert, um Synergien zu nutzen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
 

Herr Minister Aiwanger, vielen Dank für das Interview!

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