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2013 hat die genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken ihre Crowdfunding-Initiative „Viele schaffen mehr“ ins Leben gerufen. Zum zehnjährigen Bestehen lässt sich festhalten: Die Plattform ist ein Erfolg. Seit dem Start wurden über 11.000 Projekte finanziert. Insgesamt steuerte eine Million Menschen zusammen mit den teilnehmenden Banken mehr als 60 Millionen Euro an Spendengeldern bei, rund 17 Millionen Euro davon kamen von den 190 teilnehmenden Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die Zahlen stammen von der VR-NetWorld, die die Plattform betreibt.

Aus Bayern sind über 30 VR-Banken dabei

Auch in Bayern findet „Viele schaffen mehr“ einen großen Anklang. 33 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Freistaat unterhalten eine entsprechende Plattform. Die „Crowd“, über 140.000 Menschen, spendeten fast acht Millionen Euro, die genossenschaftlichen Kreditinstitute gaben weitere 2,5 Millionen Euro. Bisher konnten über 2.500 Projekte realisiert werden.

Für wen Crowdfunding Sinn macht

Ein neues Klettergerüst für den Kindergarten, Kratzbäume für die Katzen im Tierheim, Kostüme für die Faschings-Prinzengarde oder ein neues Einsatzfahrzeug für das Rote Kreuz – häufig fehlt Vereinen und sozialen Einrichtungen das Geld für solche Anschaffungen. Sie sind auf Spenden angewiesen. Auf „Viele schaffen mehr“ können die Institutionen ihre Projekte vorstellen und um finanzielle Unterstützung werben.

Hermann Starnecker: „Eine Erfolgsgeschichte“

Eine der bayerischen Kreditgenossenschaften, die so eine Crowdfunding-Plattform unterhält, ist die VR Bank Augsburg-Ostallgäu. Vorstandssprecher Hermann Starnecker erklärt, dass das Crowdfunding eine zentrale Rolle im Spendenkonzept der Bank einnehme: „Bei ‚Viele schaffen mehr‘ treten die Volksbanken und Raiffeisenbanken prominent als regionale Unterstützer sowie sozial engagierte Unternehmen auf und helfen, die Region nach vorne zu bringen. Da die Projekte durch die Gemeinschaft verwirklicht werden, ist Crowdfunding im Grunde die digitale Abbildung des genossenschaftlichen Prinzips ‚Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele‘. Aus meiner Sicht ist ‚Viele schaffen mehr‘ eine tolle Erfolgsgeschichte. Es hat sich zu einem wichtigen Baustein unseres gesellschaftlichen Engagements entwickelt“, betont er.

Co-Funding durch die Bank

Crowdfunding lohne sich sowohl für die Bank als auch für die Vereine und Einrichtungen, ist Starnecker überzeugt. Schließlich können die ihr Projekt auf einer professionellen Webseite vorstellen und dadurch eine große Reichweite erzielen. Dazu kommt, dass die VR Bank für jede Spende in Höhe von mindestens fünf Euro als „Co-Funding“ weitere zehn Euro bis zu einem Gesamtbetrag von 2.500 Euro dazugibt. Die Bank profitiert wiederum, da sie sich als modernes und innovatives Kreditinstitut präsentiert und somit ihr positives Image stärken kann. „Zudem ist ‚Viele schaffen mehr‘ eine ideale Werbeplattform für die genossenschaftliche Idee, mit der wir sowohl unsere Mitglieder und Kunden als auch die breite Öffentlichkeit adressieren“, erklärt Starnecker.

Vereine müssen Werbetrommel rühren

Die VR Bank Augsburg-Ostallgäu unterhält ihre Crowdfunding-Plattform seit über fünf Jahren. In dieser Zeit hat das Kreditinstitut einen zentralen Erfolgsfaktor ausgemacht: Der Erfolg eines Spendenaufrufs ist abhängig von der Reichweite. Das bedeutet: Je mehr Menschen von dem Projekt erfahren, desto wahrscheinlich ist es, dass dies verwirklicht werden kann. „Wenn das Vorhaben online ist, müssen die Verantwortlichen bei den Vereinen und Einrichtungen kräftig die Werbetrommel rühren“, sagt Starnecker. Bewährt hat sich die regelmäßige Ansprache der Vereinsmitglieder über E-Mail, WhatsApp und die sozialen Netzwerke. Wenn diese ihre Familie, Freunde und Bekannte informieren, entsteht schnell ein Multiplikatoreffekt. Eine weitere Möglichkeit ist es, Flyer auf Veranstaltungen zu verteilen. Diese können direkt auf der „Viele schaffen mehr“-Plattform generiert werden.

Vorstandssprecher Hermann Starnecker betont, dass der Aufwand für die Bank überschaubar sei. Die Betreuung der Plattform liegt in den Händen der Abteilung Marketing und Kommunikation. Zu den zentralen Aufgaben zählt es, Fragen zu beantworten sowie allgemein zu unterstützen. Vieles können die Vereine in Eigenregie erledigen. Das Co-Funding der Bank wird separat wie eine klassische Spendenzahlung abgewickelt. „Insgesamt halte ich den Aufwand für absolut vertretbar“, fasst Starnecker zusammen.

Seit dem Start wurden 80 Projekte umgesetzt

Die Crowdfunding-Plattform der Bank ist im Geschäftsgebiet etabliert. Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniere sehr gut, erzählt Starnecker. Zudem bewirbt das Kreditinstitut „Viele schaffen mehr“ regelmäßig auf den Social-Media-Kanälen wie Instagram oder Facebook. Wichtige Multiplikatoren sind zudem die Regionalverantwortlichen der Bank. Diese fungieren als Ansprechpartner für die örtlichen Vereine und machen „Viele schaffen mehr“ vor Ort bekannt.

Über die Crowdfunding-Plattform der VR Bank Augsburg-Ostallgäu haben bisher rund 80 Vereine und Einrichtungen erfolgreich um Spenden geworben. Drei aktuelle Beispiele: Die Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren kann dank der finanziellen Unterstützung ihr Sportangebot für Menschen mit Behinderung anbieten. Der Verein BC Aichach konnte in einen Mähroboter investieren. Und die Musikschule der vhs Buchloe eine Klarinette sowie ein Altsaxophon erwerben. Besonders in Erinnerung geblieben ist Hermann Starnecker ein Projekt aus diesem Frühjahr. Dort hatte die Garten-AG der Realschule Füssen um Gelder für die Fertigstellung ihres Pizzaofens gebeten. Die benötigten 2.500 Euro kamen zusammen. „Bei der Einweihungsfeier, zu der wir eingeladen waren, haben die Jugendlichen voller Stolz ihr Bauwerk präsentiert. Da merkt man hautnah, wie solche Projekte das Gemeinschaftsgefühl aufgreifen und stärken können. Das war ein toller Moment – und die Pizza hat auch hervorragend geschmeckt“, betont Starnecker.

Manche Vereine erhalten mehr Geld, als sie erhoffen

Von den Vereinen, die ein Vorhaben auf die Plattform gestellt haben, hat die Bank bisher ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten. Viele Projektverantwortliche sind selbst überrascht, wie gut ihr Spendenaufruf läuft. Starnecker erklärt sich den Erfolg dadurch, dass die Vereine und Einrichtungen mit „Viele schaffen mehr“ eine große Bühne haben. Besonders schön sei es, wenn die Vereine mehr Geld erhalten, als sie vorher erhoffen. Zuletzt habe beispielsweise ein Gewichthebeverein ein Crowdfunding gestartet, um Trainingsmatten zu finanzieren. Am Ende wurde das Projekt zu über 500 Prozent finanziert. „Da war die Begeisterung natürlich riesig. Mit einem Crowdfunding-Projekt ist zwar immer ein bisschen Mühe verbunden. Aber dass sich der Aufwand lohnt, zeigen die vielen umgesetzten Projekte und Erfolgsgeschichten“, resümiert Starnecker.

Sein Praxistipp für andere Volksbanken und Raiffeisenbanken ist es, auch bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für „Viele schaffen mehr“ zu werben. „Sie sind häufig ehrenamtlich tätig und können in ihren Vereinen und Einrichtungen auf unser Crowdfunding aufmerksam machen. Eine bessere Werbung für diese tolle Initiative gibt es nicht“, betont er.

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