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Die wichtigsten Informationen zur „VR-Crowd“

  • Die Plattform „VR-Crowd“ ergänzt das Angebot der Volksbank Raiffeisenbank Würzburg um ein modernes Geschäftsfeld.
  • Crowdinvesting kannibalisiert nicht das Kerngeschäft des Instituts, sondern ermöglicht es, Projekte zu finanzieren, die ansonsten nicht finanzierbar gewesen wären.
  • Andere Volksbanken und Raiffeisenbanken können als Partner-Banken an der VR-Crowd teilnehmen und Projekte einreichen.

Herr Reder, im Rahmen der Initiative „Viele schaffen mehr“ betreiben viele Volksbanken und Raiffeisenbanken eigene Crowdfunding-Plattformen. Auch die Volksbank Raiffeisenbank Würzburg eG ist dabei…

Claus Reder: Das ist richtig, seit Juni 2016 sind wir im Crowdfunding aktiv. Mit großem Erfolg: Bisher wurden über 600.000 Euro für rund 160 Projekte eingesammelt.
 

Zusätzlich unterhält die VR-Bank Würzburg eine Crowdinvesting-Plattform namens „VR-Crowd“. Was ist der Unterschied zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting?

Reder: Beim Crowdfunding werben Vereine und gemeinnützige Einrichtungen um Spendengelder für ein Vorhaben. Beispielsweise möchte die Freiwillige Feuerwehr einen Mannschaftsbus kaufen, der Förderverein für Kinder und Jugendliche ein Klettergerüst für den Spielplatz errichten oder der Fußballverein einen Rasenmäher anschaffen. Die „Crowd“, also der „Schwarm“, setzt sich aus zahlreichen Einzelpersonen zusammen, die jeweils kleine Beiträge spenden. Crowdinvesting funktioniert ähnlich, nur im Bereich der Unternehmensfinanzierung. Konkret stellt die „Crowd“ Mezzanine-Kapital in Form von Nachrangdarlehen zur Verfügung, damit das Unternehmen ein Projekt umsetzen kann – etwa den Bau von Wohnungen. Die Tilgung des Darlehens erfolgt ratierlich oder auch in einer Summe am Ende der Finanzierungslaufzeit, zusätzlich erhalten die Investoren eine Verzinsung für ihre Anlage.

„Im Bereich der Volksbanken und Raiffeisenbanken sind wir das erste Institut mit einem solchen Angebot.“

Crowdinvesting ist eine neue Art der Unternehmensfinanzierung, sie existiert in dieser Form erst seit einem Jahrzehnt. Wie hat sich der Markt seither entwickelt?

Reder: Bei Crowdinvesting reden wir über ein stark wachsendes und dynamisches Geschäftsfeld. Das belegen die Zahlen: Seit 2011 haben Anleger in Deutschland mehr als 1,1 Milliarden Euro über Crowdinvesting-Plattformen investiert. Davon kam der Löwenanteil in den beiden vergangenen Jahren zusammen: 2018 waren es etwa 300 Millionen Euro, 2019 bereits über 420 Millionen Euro. Den Markt besetzen hauptsächlich Fintechs, und derzeit betreiben nur sehr wenige Kreditinstitute entsprechende Plattformen. Im Bereich der Volksbanken und Raiffeisenbanken sind wir das erste Institut mit einem solchen Angebot. In der Sparkassen-Organisation existiert derzeit ebenfalls noch kein vergleichbares Konzept.


Die „VR-Crowd“ gibt es seit September 2018. Welche Gründe waren ausschlaggebend dafür, die Plattform zu starten?

Reder: Einerseits gehen wir quasi zu unseren Wurzeln zurück. Crowdinvesting ist für uns die digitalisierte Umsetzung des genossenschaftlichen Prinzips „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“. Denn auf der Plattform bringen wir Unternehmer und Anleger zusammen, um gemeinsam ein Vorhaben umzusetzen. Andererseits können wir an einem neuen Geschäftsfeld partizipieren und erreichen damit ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern. Wir werden von Unternehmen als innovative und digital-kompetente Bank wahrgenommen. Einige unserer Neukunden haben uns erst durch die VR-Crowd entdeckt. Ein weiterer Punkt: Wir generieren zusätzliche Erträge und diversifizieren unser Geschäft.

„Crowdinvesting ersetzt nicht unsere Kerntätigkeit, sondern ergänzt sie um eine neue Komponente.“

Beim Crowdinvesting investiert nicht die Bank, sondern der Schwarm. Schaffen Sie sich mit der Plattform nicht selbst Konkurrenz, Kredite an die kleinen und mittleren Unternehmen vor Ort zu vergeben?

Reder: Diesen Einwand höre ich häufiger, nach dem Motto: Ihr macht damit euer eigenes Kreditgeschäft kaputt. Dem widerspreche ich und betone, dass Crowdinvesting unsere Kerntätigkeit nicht ersetzt, sondern – ganz im Gegenteil – um eine neue Komponente ergänzt. Crowdinvesting ermöglicht es, Projekte zu finanzieren, die ansonsten nicht finanzierbar gewesen wären. Die Praxis zeigt, dass viele Unternehmen, die einen Kredit anfragen, sehr wenig Eigenkapital einsetzen. Oftmals ist uns in solchen Fällen das Risiko zu hoch. Wenn wir aber einen Teil der Finanzierung an die Crowd geben, dann können wir den Kredit mit höherer Wahrscheinlichkeit vergeben.


Treten solche Fälle in der Praxis häufig auf?

Reder: Eindeutig ja! Ein nicht zu unterschätzender Anteil der Kreditanfragen scheitert am notwendigen Eigenkapital. Stellen Sie sich folgende beispielhafte Situation vor: Wir haben an einen Kunden Gesamtkredite in Höhe von zehn Millionen Euro vergeben, der unbesicherte Teil beträgt drei Millionen Euro. Nun beantragt das Unternehmen ein weiteres Darlehen über zwei Millionen Euro. Vergeben wir den Kredit, überschreiten wir unsere selbstauferlegte Kreditobergrenze. Sollen wir das Unternehmen also zum Wettbewerber schicken? Oder wollen wir es bei uns behalten und mit Crowdinvesting eine attraktive Alternative anbieten? Ich denke, die Antwort auf diese Frage ist eindeutig. Noch einmal: Die VR-Crowd konterkariert unser Geschäft nicht, sondern hilft uns und unseren Partnerbanken, das Risikolimit im Griff zu halten, den Anteil an unbesicherten Krediten zu reduzieren und dabei einen ordentlichen Ertrag zu erwirtschaften.

Die Unternehmensstruktur

An der Plattform VR-Crowd sind drei Partner beteiligt: Die VR-Bank Würzburg, das Unternehmen Crowddesk sowie deren 100-prozentiges Tochterunternehmen VR Crowdinvest Service GmbH. In der Praxis läuft die Kooperation wie folgt ab: Die VR-Bank Würzburg akquiriert und prüft Anfragen von Unternehmen. Die VR Crowdinvest Service GmbH kontrolliert, ob das eingereichte Projekt den selbstgegebenen Richtlinien der Plattform entspricht. Anschließend reicht sie die Unterlagen bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein. Gibt die BaFin grünes Licht, veröffentlicht die VR Crowdinvest Service GmbH das Projekt auf der Plattform. Crowddesk stellt die technische Infrastruktur bereit. Wenn Anleger in ein Projekt investieren, dann schließen sie den Darlehensvertrag nicht mit der VR-Bank Würzburg, Crowddesk oder der VR Crowdinvest Service GmbH ab, sondern direkt mit dem jeweiligen Unternehmen.

Sie haben soeben die Partnerbanken erwähnt. Können alle Volksbanken und Raiffeisenbanken bei der Plattform einsteigen und wie sieht das Kooperationsmodell konkret aus?

Reder: Die VR-Crowd steht bundesweit allen interessierten Volksbanken und Raiffeisenbanken zur Verfügung. Die Teilnahme ist unkompliziert möglich und die Konditionen sind aus unserer Sicht sehr attraktiv – schließlich erhalten die Partner attraktive Renditen durch die Ausschüttung des Provisionsertrags. Ist eine Bank für die Plattform freigeschaltet, dann läuft die konkrete Zusammenarbeit wie folgt ab: Das jeweilige Institut stellt die VR-Crowd bei den regionalen Unternehmen vor und akquiriert dadurch Projekte. Wenn das Konzept auf Interesse stößt, wendet sich die Bank mit den nötigen Unterlagen an uns. Wir kümmern uns anschließend um alles Weitere. Die Partnerbanken bleiben aber immer der Ansprechpartner für die Unternehmen, wir erledigen lediglich die Prozesse, die im Hintergrund laufen.


Warum kann es sich für Volksbanken und Raiffeisenbanken lohnen, an der Plattform teilzunehmen?

Reder: Aus mehreren Gründen. Erstens stärken sie ihr Image als innovatives Kreditinstitut. Zweitens räumen sie ihren Firmen- und Privatkunden die Möglichkeit ein, an einer modernen Plattform teilzunehmen. Drittens können sie den Anteil der unbesicherten Kredite in ihrem Portfolio reduzieren und die Eigenkapitalbelastung mindern. Insbesondere Eigenkapital ist heute ein limitierender Faktor und durch die immer strengeren regulatorischen Vorschriften wird sich die Situation kaum verbessern. Viertens greifen sie auf rechtssichere Strukturen zurück. Fünftens nutzen sie eine Plattform, auf der bereits über 1.000 registrierte Nutzer aktiv sind, darunter zahlreiche Anleger, die mehrere Projekte gezeichnet haben. Sechstens können sie attraktive Renditen generieren. Und siebtens sind sie somit in der Lage, Neukunden zu gewinnen. Insbesondere innovative Unternehmen wissen die Vorteile des Crowdinvesting bereits zu schätzen und sind gezielt auf der Suche, um ihre Projekte zu platzieren. Aus unserer Sicht gibt es also keine bessere Möglichkeit, mit so geringen Zeit- und Investitionshürden ein komplett neues Geschäftsfeld zu erschließen.

Roadshow zur VR-Crowd

Die Volksbank Raiffeisenbank Würzburg stellt die VR-Crowd im Rahmen einer „Roadshow“ vor. Am 20. Oktober informiert Vorstand Claus Reder zusammen mit dem Partnerunternehmen Crowddesk über die Funktionen der Plattformen, präsentiert das Partnerbankenmodell und beantwortet Fragen. Der Termin findet in den Design Offices in München-Bogenhausen, Einsteinstraße 174, statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter vr-crowd.de/fuer-partnerbanken.

Welche Gründe gibt es für Unternehmen, über die VR-Crowd Kapital einzusammeln?

Reder: Zunächst können Unternehmen sehr kostengünstig ihre Eigenkapitalbasis stärken. Das emittierte Nachrangdarlehen wird wirtschaftlich anteilig wie Eigenkapital behandelt. Dadurch verbessert sich nicht nur die bilanzielle Relation von Fremd- zu Eigenkapital, sondern häufig auch das von Banken ermittelte Rating. Dazu kommt: Wenn ein Unternehmen Geld über eine Beteiligungsgesellschaft einwirbt, dann sind die Zinssätze in der Regel sehr hoch und die Gesellschaften möchten zusätzlich am Erfolg partizipieren. Bei der VR-Crowd haben die Darlehensgeber einen Anspruch auf Verzinsung, aber keine Mitsprache- oder Beteiligungsrechte. Ein weiterer Vorteil ist, dass Unternehmen die Rückzahlung des Kredits sehr individuell gestalten können. Dazu ein Beispiel: Bei einem Projekt wirbt ein Unternehmen ein Darlehen mit einer Zinsfestschreibung ein. Dieses ist endfällig mit einer Laufzeit von vier Jahren. Möchte das Unternehmen den Kredit früher zurückzahlen, müsste es bei einer Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen. Auf unserer Plattform hingegen kann das Unternehmen das Geld zu jedem beliebigen Zeitpunkt zurückzahlen – ohne zusätzliche Gebühren, wenn dies so im Vorfeld mit den Anlegern vereinbart wurde.

Welche Rolle spielt es, dass die Unternehmen bei VR-Crowd öffentlichkeitswirksam um Geld werben?

Reder: In der Tat ist die positive Wirkung des Marketing-Effekts nicht zu unterschätzen. Unternehmen erhalten ja nicht nur eine Finanzierung, sondern erreichen potenzielle Kunden. Auf der VR-Crowd hat der Schwarm beispielsweise ein Projekt von einem Unternehmen, welches Fitnesscenter betreibt, erfolgreich finanziert. Der Geschäftsführer hat mir später erzählt, dass das Würzburger Studio während der Finanzierungsphase deutlich mehr Mitglieder gewonnen hat als sonst üblich. Eine weitere interessante Möglichkeit der VR-Crowd ist es, die Belegschaft am Erfolg teilhaben zu lassen. Wir bieten die Option an, dass während der ersten Tage des Fundings nur die Mitarbeiter des Unternehmens anlegen können. Sie sehen also: Es gibt viele gute Gründe für Unternehmen, die VR-Crowd zu nutzen.

„Das Ausfallrisiko ist bei der VR-Crowd deutlich überschaubarer als auf anderen Plattformen.“

Gilt das auch für Privatanleger? Immerhin besteht für sie das Risiko, ihr eingesetztes Kapital vollständig zu verlieren…

Reder: Im Worst-Case-Szenario einer Insolvenz würde das Darlehen in der Tat nachrangig zurückgezahlt werden, also erst, wenn die Ansprüche der anderen Gläubiger befriedigt sind. Allerdings ist das Ausfallrisiko bei der VR-Crowd deutlich überschaubarer als auf anderen Plattformen.


Warum?

Reder: Die Fintechs, welche Crowdinvesting-Webseiten betreiben, gehen kein finanzielles Risiko ein, wenn ein Projekt scheitert. Sie sind lediglich Dienstleister. Wir – und auch unsere Partnerbanken – haben hingegen ein Kredit-Risiko. Denn an allen Projekten, die auf der VR-Crowd eingestellt sind, sind wir oder die Partner grundsätzlich über die Vergabe von Fremdkapital finanziell beteiligt. Aus diesem Grund haben wir ein hohes Interesse daran, das Unternehmen und sein Vorhaben ganz genau zu prüfen. Dieses hohe Maß an Kontrolle überzeugt die Anleger: Das durchschnittliche Zeichnungsvolumen bei der VR-Crowd liegt bei knapp 11.000 Euro. Andere Plattformen kommen eher auf rund 1.000 Euro pro Anleger. Gleichzeitig möchte ich in diesem Kontext betonen: Wir als VR-Bank Würzburg beraten nicht zu Projekten auf der VR-Crowd und wir sprechen auch keine Anlageempfehlungen aus. Eine Investition auf der Plattform ist ein Selbstentscheider-Prozess: Jeder Anleger muss für sich entscheiden, ob er das mögliche Risiko eines Totalverlusts eingehen möchte.


Seit dem Start der Plattform im Herbst 2018 wurden vier Projekte eingestellt und allesamt erfolgreich finanziert. Sind Sie mit dem bisherigen Verlauf zufrieden?

Reder: Auf der einen Seite sind wir mit der Qualität und dem Volumen der bisherigen Projekte sehr zufrieden. Auf der anderen Seite möchten wir die Anzahl erhöhen. Aber: Qualität geht eindeutig vor Quantität. Wir wollen das Reputationsrisiko für die Plattform möglichst gering halten. Denn auch wenn die Anleger selbst entscheiden, ob sie auf der Plattform investieren: Im Falle einer Insolvenz würden sie auf uns zukommen und fragen, wie das passieren konnte. Aktuell haben wir übrigens einige Projekte mit einem Volumen von rund drei Millionen Euro in Vorbereitung. Insgesamt trauen wir – die VR-Bank Würzburg – uns zu, jedes Jahr Projekte in einer Größenordnung von einigen Millionen Euro umzusetzen. Dazu kommen die Vorhaben der Partnerbanken, deren erste Projekte ebenfalls am Start stehen. Wir sind also sehr zufrieden und freuen uns über jede Bank, jedes Unternehmen und jeden Privatanleger, die sich für die VR-Crowd interessieren.


Herr Reder, vielen Dank für das Gespräch!

Ansprechpartnerin bei der VR-Bank Würzburg

Weiterführende Informationen zur VR-Crowd beantwortet Kerstin Amend-Maar, Geschäftsfeldverantwortliche VR-Crowd bei der VR-Bank Würzburg. Telefon: 0931 3055 6210, E-Mail: vr-crowd(at)vr-bank-wuerzburg.de.

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