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Albert Pastötter, Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost: „Wir müssen nicht der First-Mover sein, aber wir sollten den Ehrgeiz des Early-Adopters nicht verlieren.“

Wo liegen die Stärken und Schwächen der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Zahlungsverkehr? Albert Pastötter fallen viele Stärken ein, aber auch ein paar Dinge, wo er bei den Banken noch Luft nach oben sieht. Pastötter ist Vorstandsmitglied der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost, Vorsitzender des neu geschaffenen Fachausschusses Zahlungsverkehr des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) sowie Mitglied des Fachrats Zahlungsverkehr des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Die Kundinnen und Kunden hätten klare Erwartungen an den Zahlungsverkehr, sagt Pastötter. Folgende Punkte seien ihnen besonders wichtig:

  • Eine durchgängige Funktionalität, unabhängig von Zeit und Ort,
  • eine hohe Sicherheit,
  • Erreichbarkeit über alle Kanäle (Omnikanal-fähig),
  • ein gutes App-Angebot für Konto und Karten, sowie
  • eine gute Erreichbarkeit bei Fragen und Problemen.

„Wenn diese Erwartungen erfüllt oder besser übertroffen werden, dann sind die Kunden auch bereit, die Angebote der VR-Banken zu nutzen – vor allem die gewerblichen Kunden“, sagt Pastötter.

VR-Banken punkten mit sicheren und zuverlässigen Systemen

Bei einigen dieser Punkte seien die Volksbanken und Raiffeisenbanken vorne mit dabei. Zu den Stärken der genossenschaftlichen FinanzGruppe im Zahlungsverkehr zählt Pastötter die Sicherheit und die Zuverlässigkeit der Systeme. „Hier ist unser IT-Dienstleister Atruvia ausdrücklich zu loben, die Systeme funktionieren in der Regel sehr stabil.“ Besonders hebt der Bankvorstand jedoch die Nähe der Kreditgenossenschaften zu ihren Mitgliedern und Kunden über die verschiedenen Zugangskanäle in Verbindung mit einer guten Erreichbarkeit bei Fragen und Problemen hervor. „Die Kunden haben die Wahl, wie und über welche Kanäle sie ihre Zahlungsverkehrsprodukte nutzen, gleichzeitig haben sie wegen der regionalen Ausrichtung der VR-Banken immer einen Ansprechpartner in ihrer Nähe, der ihnen weiterhelfen kann“, betont Pastötter.

Verbesserungsbedarf sieht der Bankvorstand im Zahlungsverkehr beim digitalen Kartenangebot sowie bei den Software-Angeboten für Gewerbe- und Firmenkunden. „Hier fallen wir teilweise hinter die Angebote der Konkurrenz zurück“, bedauert Pastötter. Das müsse besser werden, denn der Zahlungsverkehr habe einen hohen Stellenwert für die Volksbanken und Raiffeisenbanken, wie der Bankvorstand am Beispiel seines eigenen Instituts festmacht: „Die Provisionserträge aus dem Zahlungsverkehr belaufen sich bei der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost mittlerweile auf 50 Prozent des Provisionsergebnisses. Das heißt, dass der Zahlungsverkehr mit einem Ergebnisbeitrag von rund 0,5 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme einen signifikanten Beitrag zu unserem Bankergebnis beiträgt.“ Außerdem sei nicht zu vergessen, dass die meisten anderen Geschäftsfelder der Bank – egal ob das Einlagen- und Kreditgeschäft oder das Wertpapiergeschäft – vornehmlich auf Kunden mit Girokontoverbindung basieren. „Der Zahlungsverkehr bleibt Anker und Grundlage auch zahlreicher anderer Finanzgeschäfte mit unseren Privat- und Firmenkunden“, fasst Pastötter zusammen.

Ertragspotenziale in der Preisgestaltung

Ertragspotenziale sieht der Bankvorstand vor allem in einer zielgruppenorientierten Preisgestaltung der privaten und gewerblichen Kontomodelle. „Wenn wir unsere umfangreichen Leistungen, gepaart mit unserer omnikanalen Betreuungsstruktur, in der Kundenkommunikation noch mehr in den Vordergrund rücken und uns damit von Online- und Neobanken abgrenzen, dann sind unsere Kunden auch bereit, dafür einen adäquaten Preis zu bezahlen“, betont Pastötter. Voraussetzung sei, dass die Leistungen der Kreditgenossenschaften nicht hinter die Angebote der Konkurrenz zurückfallen. Die genossenschaftliche FinanzGruppe sei hier auf einem guten Weg, dürfe in ihrem Anspruch aber nicht nachlassen. „Wir müssen nicht der First-Mover sein, aber wir sollten den Ehrgeiz des Early-Adopters nicht verlieren“, fordert Pastötter.

Auf die Frage, worauf es bei der Beratung von Themen und Produkten des Zahlungsverkehrs ankommt, nennt Pastötter für die Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost drei Punkte. Es sei wichtig, dass

  • „erstens alle Berater und Service-Mitarbeiter ein entsprechendes Fachwissen zu den angebotenen Zahlungsverkehrs-Produkten vorweisen können,
  • zweitens alle Kunden über die umfangreichen Leistungen und Funktionalitäten unseres Konto-, Karten- und App-Portfolios durchgehend informiert werden – auch über die laufenden Änderungen und schnelllebigen Weiterentwicklungen, und
  • drittens der Vertriebserfolg auch im Zahlungsverkehr entsprechend transparent gemacht wird und die Ergebnisse immer wieder an die Vertriebsmannschaft kommuniziert werden.“

Beraterinnen und Berater müssen im Zahlungsverkehr fit sein

Um die Stärken der Volksbanken und Raiffeisenbanken zu betonen, gelte das Motto „Tue Gutes und rede darüber“. „Das heißt, wir müssen unsere Kunden und Noch-nicht-Kunden über alle Kanäle und laufend über unsere Stärken informieren. Entscheidend sind unsere Beraterinnen und Berater vor Ort. Diese müssen für das wichtige Geschäftsfeld Zahlungsverkehr fit gemacht werden beziehungsweise darin fit bleiben.“ Aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Service müssten diese Themen sicher beherrschen. „Ein Großteil der Kundinnen und Kunden, die Fragen zum Zahlungsverkehr haben oder ein technisches Problem haben, wenden sich an unser Kundenservicecenter. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich die Kolleginnen und Kollegen dort mit den Anwendungen sehr gut auskennen, damit sie gleich weiterhelfen können.“ Voraussetzung dafür sei auch, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die angebotenen Leistungen wie das Onlinebanking, die VR Banking App, digitale Karten oder auch das neue europäische Bezahlangebot Wero auch privat nutzen (zur Weiterentwicklung der VR Banking App siehe auch den Beitrag in dieser Ausgabe).

Digitale Karten sind große Chance für VR-Banken

Ein Punkt ist Pastötter wichtig: Die genossenschaftliche FinanzGruppe dürfe in ihrem Bemühen um wettbewerbsfähige Angebote nicht nachlassen. „Der Zahlungsverkehr der Zukunft findet über die mobilen Geräte unserer Kundinnen und Kunden statt. Wenn wir dort bestehen wollen, benötigen wir ein konkurrenzfähiges App-Angebot und ein konkurrenzfähiges digitales Kartenangebot, sowohl für unsere Girocard wie auch die Kreditkarten. Daran müssen wir weiter intensiv arbeiten.“ Dass die Girocard nun auch auf dem iPhone in die VR Banking App integriert werden soll, begrüßt Pastötter. Der BVR hat diesen Schritt auf dem Business-Netzwerk LinkedIn für das dritte Quartal 2025 angekündigt. Apple hatte sich lange geweigert, seine NFC-Schnittstelle für andere Zahlungsanbieter zu öffnen, musste jetzt aber nachgeben. „Die Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden hat keine Kreditkarte. Mit der Integration der Girocard in die VR Banking App auf dem iPhone können wir diese Kunden nun an das digitale Bezahlen heranführen. Das ist eine große Chance für die Volks- und Raiffeisenbanken“, sagt Pastötter.

Spannend bleibe, ob sich die europäische Zahlungsinitiative EPI und das von ihr entwickelte Bezahlverfahren Wero am Markt durchsetze (siehe dazu auch das Interview mit VR Payment in dieser Ausgabe). „Wero und die dahinterstehende EPI bieten für uns wahrscheinlich die letzte Chance, um uns in Europa von den US-amerikanischen Zahlungsanbietern Mastercard, VISA und Paypal unabhängiger zu machen. Hier bieten die aktuellen Entkoppelungstendenzen der US-Administration sicherlich den notwendigen politischen Rückenwind“, meint Pastötter.

Mit Besorgnis blickt der Bankvorstand hingegen auf den digitalen Euro. Dieser könne je nach Ausgestaltung eine Herausforderung beziehungsweise sogar Gefahr für die Banken werden, wenn die Menschen den digitalen Euro zur Geldaufbewahrung nutzen und ihr Geld nicht zur Bank tragen. Den Instituten fehlt dann Liquidität zur Kreditvergabe, was wiederum für die Wirtschaft und private Investitionen zum Problem werden könnte. „Dem müssen wir über intensive Lobbyarbeit in den nächsten Monaten und Jahren zielorientiert begegnen, damit dieses EU-Projekt in die richtige Richtung läuft“, sagt Pastötter.

Stephan Weber, ibi research: „Unter der Oberfläche wird beim Zahlungsverkehr seit einigen Jahren an allen Ecken und Enden geschraubt.“

Dr. Stephan Weber, Research Director beim Institut ibi research an der Universität Regensburg, beobachtet die Entwicklung des Zahlungsverkehrs seit vielen Jahren aus wissenschaftlicher Perspektive. Die Expertinnen und Experten von ibi research forschen und beraten zu Themen der digitalen Wirtschaft, unter anderem auch zu digitalem Banking und digitalem Zahlungsverkehr. Insbesondere unter der Oberfläche passiere beim Zahlungsverkehr derzeit sehr viel. „Da wird seit einigen Jahren an allen Ecken und Enden massiv geschraubt“, sagt Weber.

Die verschiedenen Themen und Trends bewertet er auch aus zeitlicher Perspektive. Kurzfristig werden die neuen Vorschriften bei Echtzeitzahlungen (Instant Payments) die stärksten Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr haben, meint Weber. Bis zum 9. Oktober 2025 müssen die Banken Echtzeitüberweisungen nicht nur empfangen, sondern auch senden können. Zudem müssen sie überprüfen, ob Kontoinhaber und Zahlungsempfänger identisch sind (zu den neuen Vorschriften für Instant Payments siehe auch den Beitrag in dieser Ausgabe). „Wenn die neuen Regeln umgesetzt sind, werden Echtzeitzahlungen nochmal deutlich Fahrt aufnehmen“, ist Weber überzeugt. Vor allem für Unternehmen werde das ein Thema sein, weil sie ihr Cash-Management mit Echtzeitzahlungen stärker ausreizen können.

Smartphones und Tablets werden zu Kartenterminals

Sehr dynamisch entwickelt sich auch das Bezahlverhalten der Deutschen an der Ladenkasse, dem sogenannten Point-of-Sale (POS). Immer häufiger zücken die Menschen ihre Karte oder ihr Smartphone, um im Supermarkt ihre Einkäufe oder im Restaurant die Rechnung zu begleichen (zum Bezahlverhalten der Deutschen siehe auch den Beitrag in dieser Ausgabe). Mittlerweile reagieren darauf auch kleinere Händler, beobachtet Weber. „Vielerorts kann man inzwischen beim Metzger oder im Second-Hand-Laden mit Karte zahlen.“ Weil mittlerweile fast alle Karten und Smartphones über eine kontaktlose NFC-Schnittstelle verfügen, die auch zum Bezahlen benutzt werden kann, brauchen Einzelhändler nicht mehr zwingend ein eigenes Terminal für Kartenzahlungen. Mit entsprechender Software ausgerüstet, können dafür auch mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets verwendet werden. „Solche Soft-POS sind vor allem für kleine Händler oder Handwerker interessant, weil sie mit wenig Aufwand sofort die Bezahlung einer Leistung initiieren können, ohne dafür gesonderte Hardware anschaffen zu müssen“, sagt Weber.

Gute Aussichten für Request-to-Pay

Mittelfristig sieht der Experte die digitale Zahlungsanforderung SEPA Request-to-Pay als Meilenstein bei der Weiterentwicklung des Zahlungsverkehrs. Mit Request-to-Pay können Rechnungssteller dem Empfänger eine Zahlungsaufforderung mitschicken, die dieser in seinem Online- oder Mobile-Banking nur noch zu autorisieren braucht. Die genossenschaftliche FinanzGruppe unter Federführung der DZ BANK sei hier sehr umtriebig, um das Thema voranzutreiben, lobt Weber.

Bei Wero bleibt der Experte von ibi research abwartend. „Bisher ist Wero nur eine Zahlungsfunktion, um Geld zwischen Personen zu überweisen (Peer-to-Peer). Spannend wird es, wenn Wero im späteren Verlauf dieses Jahres im E-Commerce antritt. Dann wird man sehen, ob das neue Verfahren relevante Marktanteile erobern kann.“ Die zentrale Herausforderung von Wero formuliert Weber so: „Stand heute haben wir in Deutschland eigentlich keinen Mangel an digitalen Bezahlverfahren. Im Umkehrschluss heißt das, wenn ein neues Verfahren dazukommt, dann müssen die Vorteile so groß sein, dass Kunden und Händler bereit sind zu wechseln.“ Die Tatsache, dass Wero ein europäisches Verfahren ist, wird allein nicht den Erfolg garantieren, vermutet der Experte. Weber kann sich aber auch vorstellen, dass Wero neben dem Bezahlen perspektivisch weitere Funktionalitäten anbietet. „Wenn ich mit der Wero-Wallet nicht nur bezahlen kann, sondern dort auch meine digitale Identität aufbewahre, könnten die Banken mit Wero einen relevanten Mehrwert bieten.“

Regulatorik sorgt für tiefgreifende Veränderungen im Zahlungsverkehr

Bis Ende dieses Jahrzehnts sieht der Experte von ibi research neben dem digitalen Euro vor allem regulatorische Themen, die den Zahlungsverkehr verändern werden. Mit der dritten Zahlungsdiensterichtlinie PSD3 will die EU-Kommission im Zahlungsverkehr unter anderem die starke Kundenauthentifizierung verschärfen, die Betrugsprävention verbessern, den Zugang zu Finanzdaten für Drittanbieter erleichtern und die Rechte der Verbraucher stärken. Die umstrittene FiDA-Verordnung (Financial Data Access) über den Zugang zu Finanzdaten soll Dateninhaber wie Banken, Versicherer oder Vermögensverwalter dazu verpflichten, von ihnen gespeicherte Finanz- und Kundendaten über eine standardisierte Schnittstelle für Drittanbieter zugänglich zu machen. Aktuell verhandeln EU-Parlament und EU-Rat mit der EU-Kommission über den endgültigen Gesetzentwurf. „FiDA und PSD3 werden weitere tiefgreifende Veränderungen im Finanzsektor mit sich bringen“, ist Weber überzeugt.

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sieht er jedoch gut aufgestellt, um die kommenden Herausforderungen anzugehen. Die VR-Banken seien eine starke Marke, die mit Sicherheit assoziiert werde, dazu gebe es im Verbund genügend Kompetenzträger und Spezialisten, die Trends und Innovationen aufnehmen und in die Gruppe tragen könnten. „Die genossenschaftliche FinanzGruppe kann in allen Feldern des Zahlungsverkehrs qualifiziert mitspielen“, attestiert Weber.

Potenziale besser ausschöpfen

Trotzdem kommt er ohne ein „Aber“ nicht aus. Seine Kritik will der Experte nicht ausschließlich auf die Volks- und Raiffeisenbanken gemünzt wissen, aber an einem Beispiel veranschaulichen. So habe die genossenschaftliche FinanzGruppe darauf verzichtet, die Girocard in Apple Pay zu integrieren. Weber kann diese Entscheidung nicht ganz nachvollziehen, auch wenn er die aktuelle Ankündigung, die Girocard auch auf dem iPhone in die VR Banking App zu integrieren, gutheißt. „Warum nicht das eine tun, ohne das andere zu lassen?“, fragt er. Nutzer von iPhones seien häufig technikaffine, zahlungskräftige Kunden, die es cool finden, digital zu bezahlen. „Apple ist hip, ich kenne sehr viele junge Leute, die darauf abfahren. Warum schöpft man dieses Potenzial nicht aus und bietet die Karten sowohl in der VR Banking App als auch bei Apple Pay an?“

Die Ausgangslage der VR-Banken sei hervorragend, aber um die Pferdestärken im Zahlungsverkehr auf die Straße zu bringen, müsse die genossenschaftliche FinanzGruppe vor allem zwei Dinge stärker beachten: Zum einen müssten neue Angebote und Leistungen noch stärker im Verbund kommuniziert werden, zum anderen müssten die Primärbanken diese innovativen Leistungen ihren Kundinnen und Kunden auch aktiv anbieten. „Ich sehe dann doch, dass hin und wieder gute Ideen und Produkte einfach versanden oder deren Effekt unterschätzt wird“, sagt Weber. Gerade im Firmenkundengeschäft ließen sich im Zahlungsverkehr noch Potenziale heben. „Bei den Firmenkundenberatern steht häufig das Thema Kredit im Fokus. Zwar gibt es mittlerweile in vielen Banken eigene Zahlungsverkehrsspezialisten, aber diese werden oft nur hinzugezogen, wenn der Kunde ein Problem hat oder selbst Bedarf anmeldet. Besser wäre es, den Zahlungsverkehrsspezialisten von Anfang an proaktiv in die Betreuung mit einzubinden und zu schauen, wo der Kunde vielleicht einen Bedarf noch gar nicht realisiert hat. Dafür sollten die Firmenkundenberater noch stärker sensibilisiert werden“, meint Weber.

Direktbanken versuchen, auch bei Firmenkunden den Fuß in die Tür zu bekommen

Auch bei der Auswertung von Kontoinformationen für den Vertrieb – die Zustimmung des Kunden vorausgesetzt – schlummere noch einiges Potenzial. Das alte Banker-Sprichwort „Wer das Konto hat, hat den Kunden“ würde Weber so nicht mehr stehen lassen, aber ein gewisser Funken Wahrheit stecke doch drin. „Ich würde es anders formulieren und sagen, wer das Konto hat, hat nach wie vor überlegene Informationen über den Kunden“, meint der Experte. Wenn die Hauptkontoverbindung verloren gehe, wisse die Bank nicht mehr, wie der Kunde sein Geld anlege oder zu welchem Zinssatz er einen Kredit aufnehme. Bei Firmenkunden sei die Bindung an die Hausbank noch stärker, weil sie neben dem Konto in der Regel noch weitere Leistungen von der Bank beziehen. „Aber auch hier versuchen die Direktbanken immer stärker, den Fuß in die Tür zu bekommen. Die ING zum Beispiel hat ihren Fokus mittlerweile aktiv auf kleine und mittlere Unternehmen gelegt“, sagt Weber.

Häufig würden Banken bei Neuerungen im Zahlungsverkehr nur die Regulatorik und die Kosten sehen, nicht aber die Chancen. „Die Banken haben oftmals das Gefühl, sie würden zu Veränderungen gezwungen, von denen andere profitieren. Dabei kommt es auf die Anwendungsfälle an und welche Mehrwerte die Banken damit ihren Kunden anbieten“, sagt Weber. Die Einführung von Echtzeitzahlungen sei so ein Beispiel. „Wenn der Berater bei der Regulierung eines Versicherungsschadens innerhalb von Sekunden eine Abschlagszahlung überweist, sorgt das beim Kunden für ein ganz anderes Erlebnis, als wenn er Tage oder Wochen auf sein Geld warten muss“, skizziert Weber eine von vielen Ideen. Er ist überzeugt: „Manchmal braucht man etwas Fantasie, um das Potenzial einer Veränderung zu erkennen. So ist es auch beim Zahlungsverkehr: Wenn man sich Gedanken macht, dann steckt da noch ganz viel Musik drin.“

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