Krypto-Regulierung: Seit dem 30. Dezember 2024 ist die „Verordnung über Märkte in Kryptowerten“ (MiCAR) in der gesamten EU anwendbar. Was sollten die VR-Banken dazu wissen?
Herr Bärenfänger, die DZ BANK entwickelt gemeinsam mit Atruvia und der Börse Stuttgart eine Lösung, mit der die Volks- und Raiffeisenbanken ihren Kundinnen und Kunden den Zugang zu Kryptowerten ermöglichen können. Wie genau sieht dieses Angebot aus?

Markus Bärenfänger ist Abteilungsleiter Kapitalmärkte Privatkunden / Kunden- & Vertriebsmanagement bei der DZ BANK in Frankfurt und Projektverantwortlicher für das Kryptowerte-Projekt der DZ BANK in Zusammenarbeit mit Atruvia und der Börse Stuttgart. Foto: DZ BANK
Markus Bärenfänger: Sofern die Kreditgenossenschaften diese Funktionalität in der VR Banking App freischalten, können die Kundinnen und Kunden in Zukunft aus der App heraus – und damit aus ihrem gewohnten Umfeld – Kryptowerte kaufen, verkaufen sowie ihren aktuellen Bestand einsehen. Dazu wird eine entsprechende Eröffnungsstrecke in die VR Banking App integriert. Die Kundinnen und Kunden sehen dann in der App den Bestand ihrer Kryptowerte und den zugehörigen Kurs. Verantwortlicher Verwahrer ist die Boerse Stuttgart Digital Custody GmbH. Mit wenigen Klicks können die Kundinnen und Kunden einzelne Positionen oder Teilpositionen davon aufstocken oder abstoßen. Am Anfang bieten wir diese Funktionalität für vier Kryptowerte an.
Welche sind das?
Bärenfänger: Wir starten mit Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Cardano. Im Projekt haben wir nach intensiver Prüfung entschieden, dass wir auf jeden Fall die beiden großen Kryptowerte Bitcoin und Ethereum dabeihaben wollen und dazu zwei weitere. Perspektivisch steht zur Debatte, die Zahl der angebotenen Kryptowerte zu erhöhen, für den Anfang haben wir uns jedoch auf die vier erwähnten Werte beschränkt. Um welche Anzahl oder um welche Kryptowerte wir das Angebot in der Zukunft erweitern werden, ist aktuell noch nicht entschieden. Auf jeden Fall wird es auch dann eine intensive Prüfung jedes einzelnen Kryptowertes geben, bevor wir ihn zum Handel zulassen. Denn seit diesem Jahr gilt die EU-Verordnung MiCAR, um die Märkte für Kryptowerte zu regulieren (Anm. d. Red.: Siehe dazu auch den „Profil“-Beitrag „MiCAR ist in Kraft: Was Banken zu Kryptowerten wissen sollten“ in Ausgabe 2/2025). MiCAR sieht unter anderem vor, dass jeder Kryptowert, der neu ins Angebot aufgenommen werden soll, einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden muss. Für den Start sind wir aus unserer Sicht mit den vier Werten sehr gut aufgestellt.
Auf welchen Plattformen werden Sie die neue Funktionalität anbieten?
Bärenfänger: Das Angebot wird es nur in der VR Banking App geben. Im Vorfeld des Projekts wurden gemeinsam mit Atruvia verschiedene Studien durchgeführt. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass die Kundinnen und Kunden, die sich für Kryptowerte interessieren, nicht vor einem Marktzugang über ihr Smartphone zurückschrecken. Die Basis für die Entscheidung, die Funktionalität allein in die VR Banking App zu integrieren und einen Mobile-Only-Ansatz zu verfolgen, entspricht also dem Kundenwunsch.
„Acht bis zehn Millionen Menschen in Deutschland sind bereits in Kryptowerte investiert. Darunter ist sicherlich eine signifikante Anzahl an Personen, die bereits Kunde einer Genossenschaftsbank sind.“
Welche Kundengruppen wollen Sie mit der Lösung genau ansprechen?
Bärenfänger: Zunächst wollen wir die Menschen ansprechen, die bereits Kunde einer VR-Bank sind. Wenn man verschiedene Studien auswertet, sind bereits acht bis zehn Millionen Menschen in Deutschland in Kryptowerte investiert. Darunter ist sicherlich eine signifikante Anzahl an Personen, die bereits Kunde einer Genossenschaftsbank sind. Das heißt aber auch, dass diese Menschen ihre Geschäfte mit Kryptowerten im Moment bei anderen Anbietern tätigen, die VR-Banken also außen vor bleiben. Diese Kunden sollen mit dem neuen Angebot auch bei ihrer VR-Bank die Option haben, ihre Kryptowerte bequem über die VR Banking App zu erwerben und zu verwalten. Zusätzlich besteht die Chance, dass die VR-Banken durch das Produkt auch für neue Kundinnen und Kunden attraktiv werden. In Summe wollen wir also weniger den Kryptoinvestor der ersten Stunde als Zielkunden ansprechen, sondern den Kunden, der einen auf Bequemlichkeit ausgerichteten Zugang aus seinem gewohnten Umfeld heraus wünscht.
Wie genau sieht diese Bequemlichkeit aus?
Bärenfänger: Die Eröffnungsstrecke ist zum Beispiel so einfach wie möglich gehalten. Um die neue Funktion in der VR Banking App einzurichten, benötigt der Kunde nur wenige Klicks. In der App wurde ergänzend auch ein Demomodus eingebaut. Dort kann sich der Kunde virtuell, ohne den Einsatz von echtem Geld, mit den Funktionen vertraut machen, erste Erfahrungen sammeln, wie der Handel mit Kryptowerten funktioniert, und sich so an den Markt „gewöhnen“. Zudem sind Optik und Handhabung der Funktion durch die Atruvia auf die VR Banking App abgestimmt. Der Kunde bewegt sich also digital in seiner gewohnten Umgebung, die er von seinem Bankgeschäft ohnehin kennt, und muss sich nicht mit einer neuen Umgebung auseinandersetzen. Mit diesem Mehrwert hoffen wir, bei den Kunden eine Marktlücke zu treffen.
Kryptowerte in der VR Banking App: „Selbsterklärend und unkompliziert“
Sechs Pilotbanken, darunter aus Bayern die VR-Bank Würzburg, die VR Bank Metropolregion Nürnberg und die VR-Bank Rottal-Inn, haben die neuen Kryptowerte-Funktionen in der VR Banking App bereits getestet. Ihr Fazit ist durchwegs positiv. Lesen Sie hier die Bewertungen der drei bayerischen Pilotbanken:
Andreas Scheller, VR-Bank Würzburg: „Die Anwendung ermöglicht einen reibungslosen Einstieg in die Welt der Kryptowerte.“
Andreas Scheller verantwortet bei der VR-Bank Würzburg die Pilotierung des neuen Kryptowerte-Angebots der DZ BANK:
Warum hat die VR-Bank Würzburg das neue Krypto-Angebot der DZ BANK getestet?
Andreas Scheller: Weil wir überzeugt sind: Digitale Vermögenswerte werden ein fester Bestandteil der Finanzwelt von morgen sein. Unsere Kundinnen und Kunden verdienen einen frühzeitigen, sicheren und vertrauensvollen Zugang dazu. Als Zukunftsgenossenschaft der Region Unterfranken wollen wir nicht nur beobachten, sondern aktiv mitgestalten.
Wie bewerten Sie die Lösung nach den bisherigen Tests?
Scheller: Die Anwendung ist leicht verständlich, modern und ermöglicht einen reibungslosen Einstieg in die Welt der Kryptowerte. Besonders wertvoll: Die nahtlose Integration in unsere bestehende Banking-App schafft Vertrauen – gerade auch bei weniger technikaffinen Nutzerinnen und Nutzern. Unsere Mitarbeitenden, die die Anwendung bereits nutzen, sind durchweg begeistert – vor allem von der einfachen Handhabung und der klaren Nutzerführung. Auch im Hintergrund verlief alles reibungslos. Besonders hervorheben möchte ich die hervorragende Zusammenarbeit mit der DZ BANK und allen beteiligten Partnern, die maßgeblich zum erfolgreichen Start beigetragen haben.
Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?
Scheller: Gemeinsam mit den anderen Pilotbanken, der DZ BANK und allen weiteren Beteiligten bereiten wir derzeit den breiten Rollout für unsere Kundinnen und Kunden vor. Dabei entwickeln wir das Angebot entlang aktueller regulatorischer Anforderungen weiter und finalisieren Themen wie Vermarktung, technische Feinjustierungen und weitere Details – damit der Start sicher, stabil und überzeugend gelingt.
Welchen besonderen Kundennutzen sehen Sie in der neuen Anwendung?
Scheller: Unsere Kundinnen und Kunden erwarten heute zeitgemäße Finanzlösungen – und dazu zählt auch ein verlässlicher Zugang zu Kryptowerten. Diesen ermöglichen wir in einem regulierten, verständlichen und sicheren Rahmen. Gerade als gezielte Beimischung innerhalb einer ausgewogenen Vermögensstruktur können Kryptowerte einen echten Mehrwert schaffen – unkompliziert investiert, begleitet von der Bank ihres Vertrauens.
Kerstin Klokow, VR Bank Metropolregion Nürnberg: „Die bisherigen Erfahrungen der Testpersonen sind durchweg positiv.“
Kerstin Klokow ist Expertin für Innovationsmanagement bei der VR Bank Metropolregion Nürnberg und Projektverantwortliche für den Test des neuen Kryptowerte-Angebots der DZ BANK:
Warum hat die VR Bank Metropolregion Nürnberg das neue Krypto-Angebot der DZ BANK getestet?
Kerstin Klokow: Wir nehmen ein steigendes Interesse an Krypto-Assets sowohl in der Bevölkerung als auch bei unseren Kunden und Kundinnen wahr. Zudem beschäftigen wir uns bereits seit geraumer Zeit mit den Potenzialen und Möglichkeiten im Bereich Kryptotrading. Da wir uns neben dem klassischen Kerngeschäft auch mit zukunftszugewandten Themen auseinandersetzen, sehen wir Krypto-Assets als einen weiteren Baustein zu den bestehenden Angeboten. Es war für uns positiv zu sehen, dass innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe ein entsprechendes Vorhaben initiiert wurde. Weil wir diesen Weg aktiv mitgestalten wollten, haben wir uns als Pilotbank beworben.
Wie bewerten Sie die Lösung nach den bisherigen Tests?
Klokow: Die bisherigen Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind durchweg positiv. Die Anwendung überzeugt durch eine klare Menüführung, eine übersichtliche Darstellung und eine insgesamt benutzerfreundliche Oberfläche. Sowohl die Einrichtung der Wallet als auch die Käufe und Verkäufe sind selbsterklärend und unkompliziert.
Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?
Klokow: Wir befinden uns aktuell mitten in der internen Pilotierungsphase. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für den Breitenrollout sowohl seitens der DZ BANK und der Atruvia als auch innerhalb der Bank.
Welchen besonderen Kundennutzen sehen Sie in der neuen Anwendung?
Klokow: Das Leistungsangebot „Kryptowertehandel“ wird direkt in die VR Banking App integriert. Dadurch wird ein einheitliches und intuitives Kundenerlebnis ermöglicht. Der Handel, die Abwicklung und die Verwahrung werden von kompetenten Partnern und Dienstleistern übernommen. Als Universalbank verstehen wir es als unsere Aufgabe, ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen anzubieten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden. Unser Ziel ist es, einen vertrauenswürdigen Durchführungsweg und eine sichere Verwahrmöglichkeit zu schaffen und innerhalb der VR Banking App eine Plattform anzubieten, auf der Interessierte – in dem Bewusstsein, dass es sich um eine hochspekulative Anlage handelt – Krypto-Assets im Selbstentscheidungsprozess handeln können.
Hermann Hochholzer, VR-Bank Rottal-Inn: „Die Unterstützungsleistungen sind bereits jetzt auf einem sehr guten Niveau.“
Hermann Hochholzer ist Bereichsdirektor Unternehmensservice bei der VR-Bank Rottal-Inn und verantwortlich für die Pilotierung des neuen Kryptowerte-Angebots der DZ BANK:
Warum hat die VR-Bank Rottal-Inn das neue Krypto-Angebot der DZ BANK getestet?
Hermann Hochholzer: Neuen Themen stehen wir grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Deshalb haben wir uns für dieses Pilotprojekt gemeldet. Wir beschäftigen uns schon länger mit den Themen Blockchain und Kryptowerte und wollen zu den Ersten gehören, die ihren Kundinnen und Kunden ein Angebot in diesem Bereich machen können. Denn die Nachfrage ist da. Kunden sprechen uns regelmäßig auf den Handel mit Kryptowerten an. Für uns ist es wichtig, Kunden mit diesem Angebot zu binden und ein sicheres sowie konkurrenzfähiges Angebot im Wettbewerb mit Fintechs zu bieten.
Wie bewerten Sie die Lösung nach den bisherigen Tests?
Hochholzer: Alle unsere Pilotnutzer haben rückgemeldet, dass die Kryptowerte-Funktionen in der VR Banking App gut, einfach und intuitiv bedienbar sind. Am ersten Tag gab es noch leichte Performance-Probleme, die aber schnell behoben wurden. Auch die Unterstützungsleistungen, zum Beispiel für den Neuproduktprozess, sind trotz des frühen Stands der Pilotierung bereits auf einem sehr guten Niveau. Wenn es um Einfachheit und Sicherheit geht, werden wir eine der besten Lösungen am Markt bieten.
Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?
Hochholzer: Jetzt geht es darum, den Kundenrollout vorzubereiten. Wir haben mit unserem Start Ende 2024 die MiCAR-Übergangsfrist in Anspruch genommen. Aktuell bereiten wir die Notifizierungsanzeige an die BaFin vor und arbeiten daran, die Anforderungen mit der Hilfe der DZ BANK zu erfüllen.
Welchen besonderen Kundennutzen sehen Sie in der neuen Anwendung?
Hochholzer: Ein ganz entscheidendes Plus des neuen Angebots für die Kunden wird sein, dass sie alles aus einer Hand und in einer App steuern können. Wir werden die einzige Bankengruppe in Deutschland sein, die Konto, Depot, Fonds, Zahlungsverkehr und Kryptowerte in einer App anbietet. Dort sieht der Kunde seine gesamten Vermögenswerte auf einmal. Gleichzeitig kann er auch fremde Konten, die neue Bezahllösung Wero und Paypal einbinden. Außerdem haben unsere Kunden über die VR Banking App einen sehr einfachen Zugang zu einem gefragten Anlagebereich. Die Anmeldung und die Bedienung der App sind einfach und intuitiv. Diese Annehmlichkeiten gepaart mit der Zusammenarbeit mit unseren Partnern bieten Sicherheit in der Handhabung, im Handel und in der Aufbewahrung von Kryptowerten. Ein Entwenden von Kryptowerten aus der VR Banking App ist nicht möglich. Damit können wir die Kundenbindung erhöhen, die VR Banking App noch stärker positionieren, die Wahrnehmung unserer Kunden als moderne und innovative Bank stärken und natürlich auch Erträge generieren.
Sechs Pilotbanken – darunter drei aus Bayern – haben die neue Funktionalität bereits getestet. Wir fällt Ihr vorläufiges Fazit aus?
Bärenfänger: Bisher haben nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Pilotbanken sowie ausgewählte Kolleginnen und Kollegen aus dem Projekt die neue Funktionalität im Livebetrieb getestet. Insofern kommen wir noch nicht auf hohe Nutzerzahlen. Das war in dieser Phase aber auch nicht unser Anliegen. Uns ging es darum, die neue Anwendung erstmal auf Herz und Nieren zu prüfen und diese dann mit den gewonnenen Erkenntnissen weiterzuentwickeln, um sie reif für den Start in der Breite zu machen. Das ist uns meiner Einschätzung nach gelungen. Die Rückmeldungen der Pilotbanken sind sehr positiv gewesen, sowohl in Bezug auf den Onboarding-Prozess als auch die Nutzung selbst. Abhängig vom Entwicklungsstand der Anwendung werden wir nun Schritt für Schritt weitere Funktionalitäten in die Pilotierung geben.
„Wir rechnen mit einer dreistelligen Zahl von Volksbanken und Raiffeisenbanken, die für ihre Kundinnen und Kunden die neue Funktionalität in der VR Banking App freischalten wollen.“
Wie hoch schätzen Sie das Interesse der Volksbanken und Raiffeisenbanken an der neuen Anwendung ein?
Bärenfänger: Sehr hoch. Genaue Zahlen kann ich nicht nennen, aber wir rechnen mit einer signifikant hohen dreistelligen Zahl von Volksbanken und Raiffeisenbanken, die für ihre Kundinnen und Kunden die neue Funktionalität in der VR Banking App freischalten wollen. Das sieht man auch an der hohen Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich bei verschiedenen Veranstaltungen über die Anwendung und den Projektstand informieren. Auch den Banken ist bewusst, dass die erwähnten acht bis zehn Millionen Menschen, die bereits in Kryptowerte investiert sind, ein hohes Potenzial bieten. Aus unserer Sicht geht es für die Institute auch darum, an dieser Stelle die Kundenschnittstelle abzusichern. Mit der neuen Funktionalität können die Banken ihre Kunden auch bei Kryptowerten zu 100 Prozent in der genossenschaftlichen FinanzGruppe halten. Damit verringern sie die Wahrscheinlichkeit, gegebenenfalls Kunden zu verlieren, weil sie keinen Kryptowertehandel anbieten. Sollte an dieser Stelle ein Bruch in der Kundenbeziehung entstehen, besteht die Gefahr, dass andere Krypto-Anbieter die Schnittstelle nach und nach besetzen und weiteres Geschäft an sich ziehen.
„Wir planen, in der zweiten Jahreshälfte mit dem Onboarding-Prozess für die Volksbanken und Raiffeisenbanken zu starten.“
Wann werden die Volksbanken und Raiffeisenbanken ihren Kundinnen und Kunden die neue Funktionalität anbieten können und wie sieht der Onboarding-Prozess für die Kreditgenossenschaften aus?
Bärenfänger: Wir planen, in der zweiten Jahreshälfte mit dem Onboarding-Prozess für die Volksbanken und Raiffeisenbanken zu starten. Die Institute werden sicherlich zuerst einen Neuproduktprozess durchführen müssen, wie es bei jedem neuen Produkt in einer Bank der Fall ist. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, müssen sich die Institute bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht melden und anzeigen, dass sie Kryptowerte-Dienstleistungen erbringen möchten. Mit dieser Notifizierung wird auch dokumentiert, dass das jeweilige Haus sämtliche rechtliche Anforderungen für die Erbringung der vorgesehenen Kryptowerte-Dienstleistungen erfüllt. Der interne Prozess bis zur Notifizierung bei der BaFin wird eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Wie lange die interne Vorlaufzeit bis zur Abgabe der Notifizierung dauern wird, ist schwer zu sagen. Dies ist sicherlich sehr davon abhängig, wie die Bank individuell aufgestellt ist. Insofern rechnen wir mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Sofern alle Unterlagen vollständig bei der BaFin vorliegen, hat diese maximal 60 Arbeitstage Zeit, das Notifizierungsverfahren abzuschließen. Insofern wird es kein konkretes Datum geben, ab wann die Funktion allgemein verfügbar ist, sondern die Banken schalten diese frei, wenn sie den Onboarding-Prozess und die Notifizierung bei der BaFin erfolgreich abgeschlossen haben.
„Wir arbeiten an einem Leitfaden und weiteren Leistungen, um die VR-Banken beim Neuproduktprozess und dem Notifizierungsverfahren zu unterstützen.“
Wie werden Sie die Institute beim Onboarding-Prozess unterstützen?
Bärenfänger: Wir arbeiten gerade gemeinsam mit den genossenschaftlichen Regionalverbänden sowie dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken an einem Leitfaden und weiteren Leistungen, um die VR-Banken beim Neuproduktprozess und dem Notifizierungsverfahren zu unterstützen. Sobald alle Leistungen ausgearbeitet sind, werden wir auf die Banken zugehen und ihnen das Paket zur Verfügung stellen, voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2025. Diese können dann den Onboarding-Prozess starten.
Die Lösung ist eine gemeinsame Entwicklung von DZ BANK, Atruvia und Börse Stuttgart. Wie haben Sie sich die Aufgaben und Verantwortlichkeiten aufgeteilt?
Bärenfänger: Grundsätzlich handelt es sich zunächst einmal um ein Angebot der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Wir sind hier im engen Schulterschluss mit dem BVR und den genossenschaftlichen Regionalverbänden unterwegs. Die konkrete Entwicklung des Produkts haben hierbei die DZ BANK, Atruvia und die Börse Stuttgart in einer klassischen Arbeitsteilung übernommen. Bei Atruvia liegen die technische Entwicklung und das Nutzererlebnis in der VR Banking App. Die DZ BANK orchestriert das Gesamtangebot. Zu guter Letzt haben wir mit der Börse Stuttgart einen Partner, der sowohl als Handelsplatz dient als auch mit seiner Tochtergesellschaft, der Boerse Stuttgart Digital Custody GmbH, die treuhänderische Verwahrung der Kryptowerte für den Endkunden der Primärbank übernimmt.
Hilfe bei aufsichtsrechtlichen Fragen
Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) berät seine Mitgliedsinstitute bereits seit mehreren Jahren intensiv zu rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Fragen rund um Kryptowerte. Dies betrifft auch das neue Angebot „MeinKrypto“ der genossenschaftlichen Finanzgruppe und die Einführung in den einzelnen Volks- und Raiffeisenbanken, sofern sich diese dazu entscheiden.
Kontakt zur aufsichtsrechtlichen Beratung des GVB:
Tel. +49 89 2868-3860
bankaufsichtsrecht(at)gv-bayern.de
Mit welchen Vertragspartnern haben es die Kundinnen und Kunden am Ende zu tun?
Bärenfänger: Der Kunde schließt im Eröffnungsprozess in der VR Banking App einen Kryptowerte-Handelsvertrag mit seiner VR-Bank ab. Gleichzeitig schließt er noch einen Verwahrvertrag mit der Boerse Stuttgart Digital Custody ab. Mit diesem Vertrag wird die Verwahrung der Kryptowerte des Kunden bei der Boerse Stuttgart Digitial Custody geregelt. Sobald der Kunde dann über die App einen Kryptowert erworben hat, werden seine Werte in einer sogenannten Omnibus-Wallet bei der Boerse Stuttgart Digital Custody verwahrt. Einfach formuliert besitzt der Kunde dann einen Anteil an dieser Wallet. Der Bestand an Kryptowerten als Teil der Omnibus-Wallet, auf den sich die Rechte des Kunden beziehen, wird dann in seiner VR Banking App angezeigt. Der Kunde geht also zwei Vertragsverhältnisse ein. Die genossenschaftliche FinanzGruppe beziehungsweise die VR-Bank übernimmt das Kommissionsgeschäft, während die Boerse Stuttgart Digital Custody die Verwahrseite verantwortet.
Die Wertpapierberatung der Volks- und Raiffeisenbanken ist mit zahlreichen regulatorischen Auflagen verbunden, zum Beispiel muss der Berater den Kunden umfangreich über die Risiken einer Geldanlage aufklären und dies dokumentieren. Was kommt auf die Institute zu, wenn sie ihren Kunden über die VR Banking App das Geschäft mit Kryptowerten ermöglichen?
Bärenfänger: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Innerhalb des Verbundes hat man sich dazu entschieden, Kunden, die „aus eigenem Antrieb“ und aus eigener Entscheidung heraus in Kryptowerte investieren möchten, eine Lösung anzubieten. Anders ausgedrückt sprechen wir hier von einem reinen Selbstentscheidungsprodukt, das komplett ohne Beratung auskommt und auch eine solche Beratung weder von der VR-Bank angeboten oder der DZ BANK bereitgestellt wird. Die genossenschaftliche FinanzGruppe ist sich der hohen Risiken und Volatilität dieser neuen Assetklasse bewusst, die durchaus zu einem Totalverlust der Anlage führen kann. Auf diese Risiken wird der interessierte Kunde auch deutlich hingewiesen. Kunden, die diese Risiken unter Berücksichtigung der durch sie selbst bewerteten Chancen des Handels mit Kryptowerten eingehen wollen, will die genossenschaftliche FinanzGruppe den Marktzugang nicht verwehren. Übrigens betreiben die VR-Banken mit unserer Lösung auch kein Kryptoverwahrgeschäft, denn dafür bräuchten sie eine eigene Erlaubnis der BaFin. Das Kryptoverwahrgeschäft übernimmt für den Endkunden die Boerse Stuttgart Digital Custody. Unser Ziel war es, eine schlanke Lösung zu entwickeln, die den Volks- und Raiffeisenbanken möglichst wenig Aufwand, ihren Kunden aber einen echten Mehrwert beschert. Das Feedback der Pilotbanken bestätigt uns, diesen Weg weiter zu beschreiten.
Herr Bärenfänger, vielen Dank für das Gespräch!

Union Investment hat 6.211 Beraterinnen und Berater von Genossenschaftsbanken befragt, ob sich Kryptowerte als eigene Anlageklasse in der Vermögensstruktur etablieren werden. Grafik: Union Investment
Umfrage unter Geno-Beratern: Bald mehr Kryptowerte in privaten Portfolios
Ein beachtlicher Anteil von Beraterinnen und Beratern in Genossenschaftsbanken prognostiziert Kryptowerten und Blockchain-Technologien eine wachsende Relevanz in zukünftigen Geldanlagestrategien ihrer Kunden. Dies hat eine Online-Umfrage von Union Investment ergeben, an der im März 2025 mehr als 6.000 Beraterinnen und Berater teilgenommen haben.
Gemäß der Befragung halten es 84 Prozent der Befragten für möglich, dass Kryptowerte sich sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich als eigene Anlageklasse in der Vermögensstruktur ihrer Kunden etablieren werden. Lediglich 16 Prozent halten dies für sehr unwahrscheinlich oder ausgeschlossen. 78 Prozent sind der Meinung, dass Kryptowerte in den nächsten drei Jahren als Bestandteil eines Anlagenportfolios privater Anleger zunehmen werden.
Zugleich stellen gut zwei Drittel der befragten Beraterinnen und Berater (68 Prozent) ein wachsendes Interesse ihrer Kunden an Investments in die Bereiche Blockchain und Kryptowerte fest. Müssten die Beraterinnen und Berater ein Ranking von nachgefragten Anlagemöglichkeiten aufstellen, würden Kryptowerte und Blockchain immerhin Rang sechs belegen. Am stärksten fragen demnach Kunden nach Anlagemöglichkeiten in weltweite Aktien (76 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgt Interesse an Anlagemöglichkeiten in europäische Aktien (48 Prozent), deutsche Aktien (44 Prozent), Rohstoffe (34 Prozent) und Unternehmensanleihen (26 Prozent).
Mit Blick auf die Kundenstruktur, von der das Interesse nach Anlagemöglichkeiten in Kryptowerten oder Blockchain-Technologien kommt, stellt die Mehrheit der Befragten fest, dass dieses hauptsächlich von jüngeren Kunden stammt (69 Prozent). Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) meint, dass vor allem Kunden, die sich eigenständig mit der Geldanlage beschäftigen und auch ohne Beratung darüber entscheiden, diese Investitionsmöglichkeiten interessieren. 42 Prozent sind der Meinung, das Interesse resultiere auch daraus, dass das Thema neu ist. „Insgesamt zeichnen die Erkenntnisse aus der Befragung, ein klares Bild des Marktpotenzials für Krypto- und Blockchaininvestments und legen nahe, dass sich den Genossenschaftsbanken hier Chancen bieten, mit entsprechenden Produktangeboten gerade eine jüngere Zielgruppe zu erreichen“, kommentiert Arnold Wunder, Produktmanager Alternative Investments bei Union Investment. „Dies bestätigen auch unsere Kundendaten. So sind beispielsweise in unserem Mischfonds UniThemen Blockchain junge Privatkunden bis 35 Jahre stark vertreten. Gut ein Drittel der Privatanleger, die in diesem Fonds investiert sind, gehören zu dieser Altersgruppe“, betont auch Vanessa Nogales, Produktmanagerin Alternative Investments.