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Raiffeisenbank Roth-Schwabach: Dresscode dank Hitzesommer

Im Hitzesommer 2018 schwitzte ganz Bayern. Besonders stark traf es Menschen, die bei den hohen Temperaturen Sakko, Krawatte oder Kostüm trugen – so wie viele Mitarbeiter der Raiffeisenbank Roth-Schwabach. Die Führungskräfte des Kreditinstituts nahmen das zum Anlass, sich über die Kleiderordnung Gedanken zu machen. Zusätzlicher Auslöser war, dass sich die Meinung der Kunden zu Modefragen ändert. „Die Kunden erwarten zu Recht, dass wir uns äußerlich attraktiv und ordentlich präsentieren. Dazu braucht es aber nicht zwangsläufig Anzug und Krawatte“, sagt der Vorstandsvorsitzende Carsten Krauß.

Eine Arbeitsgruppe erarbeitete deshalb einen neuen „Dresscode“. Der zeigt auf, was geht – und was nicht. Neben Kostüm und Anzug sind anders als früher auch dunkle Jeans, Chinos, hochwertige Poloshirts sowie Cardigans oder Pullover erlaubt. No-Gos sind Spaghetti-Träger, Hotpants oder Tennissocken. Nach kurzem anfänglichem Zögern werde die gelockerte Kleiderordnung mittlerweile sehr gut angenommen, sagt Krauß: „Die meisten Mitarbeiter freuen sich über die gewonnene Freiheit. Interessant finde ich, dass sie sich irgendwie mehr Gedanken über ihr Outfit machen und sich gefühlt schicker anziehen als zuvor. Das bestätigt unseren Ansatz.“

Ein weiterer Vorteil ist, dass sich die Mitarbeiter angemessen zur Situation kleiden können. Beim Gespräch mit einem konservativen Mittelständler wird die Krawatte umgebunden. Für den Vor-Ort-Termin beim Landwirt passt vielleicht ein Freizeithemd besser.

Zur erfolgreichen Einführung des neuen Dresscode hat vor allem die letzte Weihnachtsfeier beigetragen. Dort organisierten Mitarbeiter eine Modenschau, bei der acht Kolleginnen und Kollegen unter Applaus in der Praxis demonstrierten, was erlaubt ist.

Auch der Vorstand genießt die krawattenfreien Tage. Der Umbinder bleibt aber stets griffbereit: „Bei den meisten Kundenterminen trage ich sie dann doch. Als Vorstand ziehe ich mich lieber over- statt underdressed an.“ Das hindert Krauß jedoch nicht daran, bei manchen internen Veranstaltungen leger aufzutreten. Auch beim Fotoshooting zum letztjährigen Geschäftsbericht auf der Baustelle des „RaibaCenter“ wählten sein Vorstandskollege Erwin Grassl und er Jeans sowie Freizeithemd.

Carsten Krauß und Erwin Grassl, Vorstände der Raiffeisenbank Roth-Schwabach, tragen Jeans und Hemd beim Fotoshooting zum Geschäftsbericht der Bank.
In Jeans und Hemd: Die Vorstände der Raiffeisenbank Roth-Schwabach, Carsten Krauß und Erwin Grassl, beim Fotoshooting zum Geschäftsbericht des Kreditinstituts.
Vier Auszubildende, Azubis, der Raiffeisenbank Roth-Schwabach präsentieren ihre Kleidung.
Neue Kleiderordnung: Azubis der Raiffeisenbank Roth-Schwabach präsentieren passende Outfits. Fotos: Raiffeisenbank Roth-Schwabach.

Volksbank-Raiffeisenbank Amberg: Am Freitag ist vieles erlaubt

Freitagmorgen in der Hauptgeschäftsstelle der Volksbank-Raiffeisenbank Amberg. Ein Auszubildender spricht am Schalter mit einer Kundin. Zur dunklen Jeans trägt er ein hellblaues Hemd. Der oberste Knopf ist geöffnet. Krawatte? Fehlanzeige. Auch viele seiner Kolleginnen und Kollegen haben sich für ein lockeres Outfit entschieden: Jeans, Hemden, Pullunder und Blusen bestimmen das Bild.

Das Kreditinstitut hat Anfang 2019 den „Casual Friday“ eingeführt. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter zum Ende der Arbeitswoche von der strengen Kleiderordnung abrücken und legere Freizeitkleidung tragen. Anzug, Krawatte und Kostüm bleiben im Schrank. „Damit wollen wir uns gegenüber den Kunden lockerer präsentieren und unser Image auffrischen“, sagt Markus Hirsch. Er ist Leiter des Bereichs VR-Vertriebsmanagement und hat die neue Kleiderordnung in einer Projektgruppe aktiv mitgestaltet.

Zum Start des Casual Friday gab es nahezu keine Leitplanken für die Mitarbeiter. Die Testphase zeigte jedoch, dass Anpassungen nötig waren. „Einige Mitarbeiter haben weiterhin Sakko und Krawatte getragen, andere einen Kapuzenpullover. Das ergab kein homogenes Bild und hat die Kunden verwirrt, da sie nicht mehr zwischen Berater und anderen Kunden unterscheiden konnten“, sagt Hirsch. Deswegen entwickelte die Projektgruppe einen Dresscode für einen sogenannten „Business Casual Friday“, der mit Texten und Bildern vermittelt wird. Seit März sind bei Männern beispielsweise zweifarbige Hemden und Jeans erlaubt. Die Damen können zu Twinsets, Kleidern oder eleganten Strickjacken greifen.

„Beratungsqualität erreichen wir durch Fachkenntnis und Engagement, nicht durch die Krawatte, sagen Kunden unseren Berater immer wieder“, so Hirsch. An den anderen Tagen ist nach wie vor eine einheitliche Dienstkleidung Pflicht. Dafür hatten sich die Mitarbeiter bei einer Befragung vor einigen Jahren mehrheitlich ausgesprochen. Ein Ausstatter stellt den 170 Mitarbeitern seitdem passende Hemden, Röcke, Krawatten oder Schals bereit. Die Bank möchte in den nächsten Monaten weitere Rückmeldungen zum neuen Dresscode einholen. Vielleicht gibt es dann nochmal eine Anpassung. „Vier Tage Dienstkleidung, einen Tag lockeres Outfit – das ist erstmal eine gute Lösung für alle“, sagt Hirsch.

Krawatte ade?

Die Zeiten von strengen förmlichen Kleiderordnungen sind in vielen Unternehmen vorbei. Diese Entwicklung ging vom sogenannten „Casual Friday“ aus, der aus Amerika stammt. Die Idee: Damit sich die Mitarbeiter aufs Wochenende einstimmen können, dürfen sie am Freitag legere Kleidung tragen. Nach und nach haben immer mehr Betriebe in Deutschland diese Regel adaptiert. Es ging noch weiter: In der Start-up-Branche oder in Digitalunternehmen ist es bereits heute normal, wenn die Mitarbeiter Jeans und T-Shirt im Büro anziehen. Andere Branchen greifen den Trend auf, immer mehr Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern, im Büro, im Kundenkontakt oder sogar bei offiziellen Anlässen legere Kleidung zu tragen. Selbst Topmanager wie Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche oder Siemens-Chef Joe Kaeser treten heute ohne Krawatte und mit Turnschuhen auf.

VR-Bank Landsberg-Ammersee: Lauter Applaus auf der Mitarbeiterversammlung

Vorstände müssen nicht gleich Freibier oder einen Tag Sonderurlaub versprechen, um bei der Mitarbeiterversammlung für gute Stimmung zu sorgen. Manchmal genügt auch die Ankündigung, dass der Schlips bis auf Weiteres wegbleiben kann. Damit überraschte Stefan Jörg, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG, die rund 200 Mitarbeiter bei der Mitarbeiterversammlung. „Für diese Ankündigung gab es an dem Tag den lautesten Applaus“, sagt Marketingchef Manfred Doll. Und nicht nur der Schlips kann im Schrank bleiben. Auch Sakko oder Kostüm dürfen die Mitarbeiter des Instituts seit März gegen Hemd und Chino- oder Stoffhose und Bluse eintauschen – und zwar die ganze Woche über. Die Jeans bleibt in Landsberg hingegen weiterhin der Freizeit vorbehalten.

Mit der neuen Kleiderordnung, die derzeit testweise gilt, reagiert die VR-Bank auf die veränderten Erwartungen der Kunden. Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg erzählt, dass er bei Veranstaltungen in Schulen schon lange der einzige mit Schlips im Saal war. Doch in jüngerer Vergangenheit sei es selbst bei Treffen mit Mittelständlern aus der Region vorgekommen, dass keiner der Unternehmer mehr Krawatte trägt. Daraufhin hat das Institut über mehrere Wochen hinweg Kunden zum Thema Kleidung befragt, um ein Meinungsbild einzuholen. Das Ergebnis war eindeutig: „Fast alle Befragten gaben an, dass sie uns deutlich lockerer sehen möchten. Einige Sprüche waren sehr klar; so meinte ein jüngerer Unternehmer, dass wir im Vergleich zur Konkurrenz mittlerweile etwas altbacken wirken“, sagt Jörg.

In Kürze möchte die Bank entscheiden, ob die Krawatte auch weiterhin wegbleiben kann. Da die neue Lockerheit bei den Kunden sehr gut ankomme, sei das sehr gut möglich, so der Vorstandsvorsitzende.

Mit Trachtenkleidung in die Bank

Auch wenn sie nicht Teil der offiziellen Kleiderordnung ist: Bei mehreren bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken kommen die Mitarbeiter an einigen Tagen im Jahr in Trachtenkleidung zur Arbeit. Beispielsweise bei der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost: Am „Trachtentag“, meistens am ersten Freitag im Monat, erscheinen die Damen im Dirndl und die Herren in Lederhose und Trachtenjanker auf ihren Geschäftsstellen. Auch bei gemeinsamen Veranstaltungen des Kreditinstituts, etwa der Vertreterversammlung, treten sie in der einheitlichen Kleidung auf. „Die Aktion kommt bei unseren Kunden richtig gut an. Die VR-Tracht ist etwas ganz Besonderes und unser Bekenntnis zu den traditionellen Gepflogenheiten der Region“, erzählt Katharina Moderegger aus der Marketingabteilung.

Raiffeisenbank Main-Spessart: Keine Jeans im Kundenkontakt

Seit die Raiffeisenbank Main-Spessart im Herbst 2017 eine neue Kleiderordnung verabschiedet hat, haben die Mitarbeiter bei der Wahl ihrer Kleidung mehr Freiheit. Neben den klassischen Banker-Outfits sind Stoffhosen, Hemden und Blusen erlaubt. No-Gos sind bei Frauen Tank Tops und Strumpfhosen mit Muster sowie bei Männern T-Shirts oder kurze Hosen. Kontroverse Diskussionen gab es um die Jeans: „Letztlich haben wir uns auf den Kompromiss geeinigt, dass die Jeans getragen werden darf, wenn an dem Tag kein Kundenkontakt ansteht“, sagt Hilmar Ullrich, Leiter Unternehmenskommunikation.

Der neue Dresscode entspricht den Kundenwünschen. „Wir wollen miteinander auf Augenhöhe sprechen. Und da wirken Anzug und Krawatte mittlerweile häufig abschreckend“, sagt Ullrich. Gleichzeitig sei die Kleiderordnung ein Signal an die jungen Mitarbeiter. „Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, uns für den Nachwuchs einzusetzen. Und viele junge Kollegen haben ein anderes Verhältnis zu Mode. Sie sind froh, dass sie nicht jeden Tag den dunklen Anzug und Krawatte tragen müssen“, sagt Ullrich. Manche Mitarbeiter bleiben ihrem Schlips jedoch treu: „Das ist auch Gewohnheitssache. Viele Kollegen sagen, dass sie damit einfach gerne zur Arbeit kommen“, so der Marketingleiter.

Obwohl die Mitarbeiter nun mehr Freiheiten haben, nutzen viele die Möglichkeit, über einen zentralen Ausstatter einheitliche Business-Kleidung zu bestellen. Dort gibt es Krawatten, Tücher oder Hemden. Einen Teil der Kosten tragen die Mitarbeiter selbst, die Bank gibt einen Zuschuss. „Es gibt viele Nachbestellungen“, sagt Ullrich. Pflicht ist dieses Outfit aber nur noch bei offiziellen Anlässen des Instituts.

Kein einheitliches Bild

Während einige bayerische Volksbanken und Raiffeisenbanken ihren Dresscode lockern oder einen Casual Friday einführen, hält sich anderswo die klassische Banker-Kleidung. Eine bayerische Kreditgenossenschaft äußerte sich gegenüber „Profil“ so:  „Wir – und auch unsere Kunden – erwarten ein ordentliches Erscheinungsbild, da gehört eine geschäftsmäßige Kleidung dazu.“ Die Mitarbeiter sind dazu angehalten, immer Krawatte und Sakko zu tragen.

Dennoch: Immer mehr Banken lassen ihren Mitarbeitern bei der Kleiderwahl Freiräume. Dabei ist Eigeninitiative gefragt. Schließlich kann ein unvorteilhaftes oder zu legeres Outfit dazu führen, dass der Kunde ein falsches Bild von seinem Berater bekommt. „Auch mit der Chino und einem schicken Freizeithemd kann man sich sehr gut kleiden. Die Krawatte ist für gutes Aussehen im Geschäftsbereich nicht mehr zwingend erforderlich“, sagt Vertriebsleiter Markus Hirsch von der Volksbank-Raiffeisenbank Amberg.

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