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33 Genossenschaften wurden im Jahr 2024 neu eingetragen, davon 23 im Bereich Energie. Die Bürger Energie Gemeinschaft Isental gehört zu diesen neuen Genossenschaften in Bayern. „Wir haben unsere Kräfte gebündelt mit dem Ziel, Strom regional bereitzustellen“, sagt Vorstandsmitglied Johann Koxholt. Ziel der BEG Isental ist es, gemeinsam – mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Vertretern der Gemeinden – in der Region Isental die Energiewende zu gestalten und langfristig unabhängig von Energiekonzernen zu sein.

Gründungsprojekt der Genossenschaft aus dem Landkreis Erding ist eine bereits installierte Photovoltaik-Anlage auf der Grund- und Mittelschule Isen. Derzeit ist ein PV-Freiflächensystem neben dem Klärwerk in St. Wolfgang in der Umsetzung. Und von Anfang an haben die Initiatoren der BEG Isental den Bau und den Betrieb von Windkraftanlagen im Blick. Hierzu nehmen die Planungen derzeit konkrete Formen an.

Gemeinsam die Energiewende gestalten

Doch zurück zu den Anfängen: „Alles begann mit der Energiekrise. Viele Freunde und Bekannte installierten PV-Anlagen auf ihren Dächern und im kleinen, privaten Kreis ging es oft darum, was der Einzelne zur Gestaltung der Energiewende beitragen kann“, erzählt Johann Koxholt. Im Dezember 2022 erkundigte er sich, ob es im Isental und Landkreis Erding bereits ein Bürgerenergieprojekt gab. „Doch bei uns gab es noch keine Initiativen, bei denen Bürger für Bürger im Bereich Energie etwas bewegen wollten“, erinnert er sich. Er erfuhr aber, dass sich kurz nach ihm noch weitere Interessierte nach Energieprojekten im Landkreis erkundigt hätten. Das Thema schien wohl aktuell zu sein, bemerkte Johann Koxholt und nahm Kontakt zu den anderen auf.

„Wir setzten uns im Februar 2023 zusammen und sprachen darüber, was wir zur Energiewende beitragen können. Schnell gelangten wir da zum Thema Windkraft“, sagt Johann Koxholt. Und gleichzeitig stellte sich die Gruppe Fragen wie: Wie können wir uns am besten gemeinsam organisieren? Was für eine Rechtsform brauchen wir, um auf Veranstaltungen weitere Bürgerinnen und Bürger informieren zu können?

Faszinierend sei im Rückblick auf diese Zeit, wie viele sich bereits Gedanken um Erneuerbare Energien machten. „Man kennt sich hier im Ort, aber über das Thema Energie hatte man sich zuvor noch nie ausgetauscht“, erzählt Johann Koxholt weiter. „Plötzlich stellten wir gemeinsam fest, wie sehr uns das Thema Energie beschäftigt, und wollten aktiv werden.“

Zu siebt gründeten sie im Juli 2023 einen Verein – mit dem Ziel, im Anschluss eine Genossenschaft zu gründen. „Kurz nach der Vereinsgründung nahmen wir Kontakt zu Max Riedl von der Gründungsberatung des Genossenschaftsverbands auf“, berichtet Johann Koxholt und ergänzt: „Max Riedl bekam schnell mit, wie sehr wir mit unserer Idee, die Energiewende gemeinsam hier in der Region zu gestalten, den Zahn der Zeit trafen.“

Bei ihrer ersten öffentlichen Veranstaltung hatten sie sich zunächst für einen kleineren Sitzungssaal in der Gemeinde entschieden. „Doch Interessierte an unserem Projekt haben uns an diesem Tag die Bude eingerannt. Gut 200 Personen nahmen an der Informations-Veranstaltung teil. Schnell hatte unser Verein etwa 80 bis 90 Mitglieder“, erinnert sich Johann Koxholt.

Gemeinsam mit den Menschen vor Ort planen

Melanie Koxholt, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, sieht im transparenten Informieren der Bürgerinnen und Bürger auch das Erfolgsrezept ihres Wirkens: „Wir zeigen uns mit unseren Ideen, das war uns von Anfang an wichtig. Wir hatten bei anderen Akteuren beobachtet, dass Bürgerinnen und Bürger nicht mitgenommen wurden, sondern von einem fertigen Projekt überrumpelt werden. Unser Vorteil war, dass wir das Thema, wie die Energieversorgung in der Region künftig gelingen kann, von Anfang an in die Breite getragen haben.“ Bis heute stoße weder der Verein noch die Genossenschaft auf großen Widerstand in der Bevölkerung. „Natürlich werden bei Veranstaltungen Sorgen geäußert und kritische Fragen gestellt. Bisher läuft aber alles sehr respektvoll ab“, sagt Melanie Koxholt. Am großen Interesse, wie eine Region autark Strom erzeugen kann, sahen die Initiatoren aus dem Isental auch, dass sie auf einem guten Weg sind.

„Sobald Kräfte gebündelt werden, wird schnell klar, aus wie vielen Know-how-Trägern sich eine Gemeinschaft zusammensetzt“, fährt Melanie Koxholt fort. Ob Anwalt, Steuerberater, Marketing-Spezialist oder ein Ingenieur, der weltweit Windkraftanlagen abnimmt: Die Isentaler bündeln fortan ihre Kräfte, in der Summe ergibt das ein großes und breitgefächertes Wissen. Johann Koxholt selbst ist Wirtschaftsingenieur und im Großanlagenbau tätig.

„Am 16. März 2024 war es so weit und wir hielten unsere erste konstituierende Sitzung als Genossenschaft ab.“ Der Grundstein für Energieprojekte in der Region war gelegt. Und mit der gegründeten Genossenschaft war die Möglichkeit geschaffen, dass sich Bürgerinnen und Bürger aus der Region finanziell an der lokalen Energieerzeugung beteiligen können.

Als Genossenschaft eingetragen wurde die BEG Isental Mitte Oktober 2024. Mittlerweile hat die BEG Isental rund 240 Mitglieder. Den Verein Bürger-Energie Isental mit mehr als 200 Mitgliedern gibt es weiterhin, zuständig für die ideelle und ehrenamtliche Arbeit. Das operative Geschäft übernimmt die Genossenschaft.

Die BEG Isental ist nach einjähriger Wirkungszeit davon überzeugt, dass ihr das Glück in die Karten gespielt habe. Doch meist geht es nicht nur um Glück, es bedarf auch eines geschickten Agierens, um voranzukommen. So tat die BEG Isental gut daran, sich von allen Seiten Unterstützung einzuholen.

Nicht nur die Marktgemeinde Isen, in der sie ihr Gründungsprojekt umgesetzt hat und die auch Genossenschaftsmitglied ist, auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus St. Wolfgang, Buch am Buchrain und Lengdorf unterstützen die Genossenschaft. „Hier in der Region haben wir gemeinsam, dass wir unter einem schlechten Netz leiden. Privat ist es derzeit sehr schwierig geworden, eine PV-Anlage zu bauen. Wir bräuchten Speicher und ein Umspannwerk“, zählt das Vorstandsmitglied auf. Was sie allerdings bereits haben ist eine Gemeinschaft, die regional Energie erzeugen möchte sowie die Begeisterung seitens der Vereins- und Genossenschaftsmitglieder.

Zusammenhalt unter den Energie-Genossenschaften

„Wir machen – soweit es geht – alles selbst“, berichtet Johann Koxholt weiter. Bei der Installation der PV-Anlage auf dem Dach der Schule in Isen seien 40 Helfer ehrenamtlich im Einsatz gewesen. „Damit jeder Helfer auch versichert ist, meldeten wir zusätzlich ein Gewerbe an“, berichtet er. „400 Arbeitsstunden auf dem Dach kamen in einer Woche locker zusammen.“ Wer allerdings bei der Installation der PV-Module auf dem Dach helfen wollte, musste zuvor Genossenschaftsanteile zeichnen. „Bei uns bezahlt man, bevor man arbeiten darf“, kommentiert er schmunzelnd.

Nicht nur innerhalb ihrer eigenen Genossenschaft sei der Zusammenhalt groß. Melanie und Johann Koxholt berichten auch von einem guten Miteinander unter bayerischen Energiegenossenschaften. „Für uns war der Austausch mit der Bürgerenergie im Landkreis Pfaffenhofen überaus bereichernd“, erzählt Melanie Koxholt. „Deren Vorstandsvorsitzender Andreas Herschmann ist mit seinem Erfahrungsschatz so etwas wie ein großer Bruder für uns.“ Es gab Besuche und Gespräche, sogar einen Workshop zur Gründung hätten die Pfaffenhofener ihnen gegeben. „Sie haben uns an die Hand genommen und gaben uns Tipps, wie wir den Bau von Windrädern angehen können“, sagt Johann Koxholt.

Suche nach Standorten für Windräder

Nach ihren Gründungsprojekten, der Installation von PV-Anlagen auf dem Schuldach in Isen und neben dem Klärwerk in St. Wolfgang, will die BEG Isental nun den weiteren, großen Schritt gehen und Windkraftanlagen bauen sowie betreiben. Derzeit geht es darum, geeignete Standorte zu finden. Und wieder zeigt sich da, wie wichtig „Kommunikation auf Augenhöhe“ ist, wie Melanie Koxholt betont. „Die Gemeinde Lengendorf zum Beispiel ist durch die neue A94 bereits genug gebrandmarkt, dennoch haben wir es geschafft, den Gemeinderat von unserem Vorhaben zu überzeugen, eine Windkraftanlage zu errichten, indem wir gut informieren.“ Was den Akteuren der BEG Isental da auffällt: „Mal mag ein Gemeinderat zurückhaltend reagieren, doch nie werden wir mit einer absolut negativen Reaktion konfrontiert. Wenn wir unsere Pläne präsentieren, hört man uns an und zeigt sich offen gegenüber unserem Vorhaben, regional Strom zu erzeugen“, sagt Johann Koxholt.

Letztlich hängt es von den Entscheidungen in den einzelnen Kommunen ab, ob und wo die Genossenschaft ihre Windkraft-Pläne umsetzen kann. „Unabhängig davon spüren wir aber, auf dem richtigen Weg zu sein. Mittlerweile werden wir von Grundstückseigentümern kontaktiert. Diesen liegen Angebote von Investoren vor, doch sie rufen uns an und fragen nach Rat. Das macht uns stolz und bestätigt, dass wir bürgernah agieren.“

Klar, ist es durchaus herausfordernd, ehrenamtlich die Energiewende gestalten zu wollen. „Doch wir sind zu viert im Vorstand, wir sind gut aufgestellt. Irgendwann aber werden wir bestimmt auch einen Geschäftsführer anstellen“, sagt Johann Koxholt und fügt hinzu: „Es ist zwar viel Arbeit und manchmal kommen wir schon an unsere Grenzen, aber die vielen kleinen und größeren Erfolge sorgen dafür, dass der Spaß nicht auf der Strecke bleibt.“

Energiegenossenschaft

Die BEG Isental gehört zu den 23 Energiegenossenschaften, die im Jahr 2024 neugegründet wurden. Ende 2024 gab es somit 346 bayerische Energiegenossenschaften mit 46.000 Mitgliedern.

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