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Zu Hause arbeiten oder in der Firma? „Beides“, sagt Ronald Schmautz, Bereichsleiter Personal bei der Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg. Er selbst ist aktuell ein bis zwei Tage pro Woche im Mobile Office. Nur noch in den eigenen vier Wänden zu arbeiten kommt für Schmautz aber auch nicht infrage: „Da würden mir sowohl der persönliche Austausch als auch die spontanen Begegnungen fehlen.“ Seine Kolleginnen und Kollegen vertreten eine ähnliche Auffassung, wie das Kreditinstitut bei einer Mitarbeiterbefragung zum Mobile Office herausgefunden hat. Demnach möchte ein Großteil von ihnen auch in Zukunft sowohl im Betrieb als auch von zu Hause aus arbeiten. „Dem Wunsch werden wir Rechnung tragen“, kündigt Schmautz an.

Zwei Drittel der Belegschaft sind aktuell regelmäßig im Mobile Office. Um ohne Abstriche von dort aus arbeiten zu können, stellt das Kreditinstitut sowohl Laptop als auch Maus, Tastatur und Headset zur Verfügung. Die Entwicklung hat Auswirkungen auf das Büro: Das Kreditinstitut plant, vorhandene Flächen zu verdichten und sich von Räumlichkeiten zu trennen. Dazu setzt die Bank auf das sogenannte Desk-Sharing. Das Prinzip: Mehrere Arbeitnehmer teilen sich die Schreibtische, bei der Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg kommen drei Mitarbeiter auf zwei Plätze. Bis es so weit ist, muss die IT-Abteilung Vorarbeit leisten, beispielsweise sind die Docking-Stationen für die Laptops noch nicht einheitlich. Schmautz betont dabei: „Mobil zu arbeiten ist ein Angebot, kein Zwang. Jeder hat einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz im Büro.“

Das Beispiel aus Starnberg zeigt exemplarisch, dass das Arbeiten von Zuhause aus in Zeiten der Corona-Pandemie bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken zur neuen Normalität geworden ist. Perspektivisch verfolgen die Institute aber durchaus unterschiedliche Strategien, wie die „Profil“-Redaktion in Gesprächen mit mehreren Kreditgenossenschaften erfahren hat. Während einige Banken – wie die Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg – das Mobile Office forcieren, sind andere Banken zurückhaltender. Sie erwarten, dass die Belegschaft nach der aktuellen Corona-Welle und dem Auslaufen der sogenannten „Homeoffice-Pflicht“ wieder ins Büro zurückkehrt.

„Das mobile Arbeiten bleibt uns erhalten“

Zu den Kreditinstituten, die dem Arbeiten von zu Hause aus offen gegenüberstehen, gehört auch die Raiffeisenbank Main-Spessart. In den vergangenen zwei Jahren hat die Bank in diesem Bereich viel Erfahrung gesammelt, berichtet Stefanie Baumann, Teamleiterin Personal. Rund die Hälfte der Mitarbeitenden arbeitet derzeit mobil. Das betrifft vor allem die Arbeitskräfte aus den internen Bereichen. Die Berater sind vorwiegend in der Filiale tätig, sprechen aber auch online mit der Kundschaft. Das geht auch von zu Hause aus, genauso wie die Vor- und Nachbereitung der Termine. „Wir sind überzeugt, dass uns das mobile Arbeiten erhalten bleibt. Deshalb planen wir, entsprechende Leitlinien zu vereinbaren, um verbindliche Regelungen zu treffen“, bekräftigt Baumann.

Die Personalleiterin schätzt die Möglichkeiten des Arbeitens von zu Hause aus. Gleichzeitig weiß sie um die Schattenseiten: Etwa, Familie und Job unter einen Hut zu bringen, wenn die Kinderbetreuung wegfällt. Oder, dass sich manche Kollegen ohne den persönlichen Kontakt einsam vorkommen. „Deswegen ist es uns wichtig, attraktive Büro-Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, wie beispielsweise im neuen Verwaltungsgebäude, das derzeit in Lohr entsteht. Dort schaffen wir eine tolle Atmosphäre, in der man sich gerne aufhält und arbeitet“, bekräftigt Baumann.

Digitale Kaffeepausen für den Team-Spirit

Und welche Strategien gibt es, um den Team-Spirit in Zeiten der Heimarbeit hochzuhalten? Da müsse natürlich jede Abteilung ihre eigenen Methoden entwickeln, sagt Personalleiterin Baumann von der Raiffeisenbank Main-Spessart. Ihr Bereich trifft sich etwa auch abseits von Arbeitsbesprechungen virtuell, beispielsweise bei einer gemeinsamen Kaffeepause. Das bietet die Chance, über dies und das zu quatschen. Eins zu eins lassen sich die echten Treffen auf diesem Weg jedoch nicht ersetzen. „Der direkte Kontakt ist schon wichtig. Das hat sich beispielsweise im Sommer 2021 gezeigt, als Abteilungsevents wieder möglich waren. Die Rückmeldungen waren super, viele haben betont, dass sie die soziale Interaktion vermisst haben. Wir hoffen, dass auch dieses Jahr gemeinsame Teamevents möglich sind“, sagt Baumann.

Virtuelle Meetings beschleunigen Entscheidungsprozesse

Unabhängig von der Frage des mobilen Arbeitens setzen sich die digitalen Arbeitsmethoden immer mehr durch. Ronald Schmautz von der Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg betont, dass ein Großteil der Besprechungen in den vergangenen Monaten per GoToMeeting stattgefunden hat. „Der zentrale Vorteil liegt bei einer Flächenbank natürlich auf der Hand: Niemand muss mehr ins Auto steigen. Außerdem laufen die Treffen effizient ab und können auch mal kurzfristig einberufen werden“, sagt er. So haben sich auch die Entscheidungsprozesse deutlich beschleunigt. Beispielsweise hat sich während Corona ein sogenanntes „Kernteam“, bestehend aus wichtigen Führungskräften, gebildet. Dieses sorgt für schnelle Lösungen, damit Probleme und Verantwortlichkeiten nicht von Abteilung zu Abteilung geschoben werden. Bei allen Vorteilen von Digitalisierung und agilem Arbeiten habe aber auch das Präsenz-Format weiterhin seine Berechtigung, betont Schmautz: „Der Austausch ist dann interaktiver und authentischer. Zudem drückt es Wertschätzung aus, wenn man sich Zeit für ein persönliches Treffen nimmt.“

Bei der Bank mit Sitz in Starnberg liegt die durchschnittliche Beschäftigungsdauer bei 16 Jahren, ein Viertel der Belegschaft ist über 25 Jahre dabei. Wie gelingt es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu halten? „Das Gesamtpaket muss stimmen. Die Krux ist jedoch, dass dazu jeder Mensch unterschiedliche Vorstellungen hat“, sagt Schmautz. Grundsätzlich seien neben einem angemessenen Gehalt auch die Sozial- und Zusatzleistungen nicht zu unterschätzen (siehe Kasten unten).

Zudem betont der Personalleiter die Bindungskräfte eines gutes Teams sowie einer vorbildlichen Führungskraft. Wenn die Chemie stimmt, dann fällt es den Leuten schwer, den Arbeitgeber zu wechseln. Bei der Bank gibt es zudem jedes Jahr Orientierungsgespräche für alle Mitarbeiter. Dabei geht es ausdrücklich nicht nur um die Leistung in der Vergangenheit. Denn: „Gestalten kann man nur die Zukunft. Wir schauen gemeinsam, in welche Richtung sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln und spezialisieren möchten. Nur so können wir ihren Wünschen nachkommen, auch wenn sich natürlich nicht alles realisieren lässt“, betont Schmautz. Zudem setzt die Bank auf das Prinzip „Aufstieg vor Einstieg“. Offene Stellen werden, wenn möglich, durch die bestehenden Angestellten besetzt.

Zusatzleistungen im Büro – was ergibt Sinn?

Kostenloses Wasser, Rabatte für das Fitnessstudio oder sogar eine Spielekonsole für die Lounge: Es gibt vielfältige Möglichkeiten für Unternehmen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zusatzleistungen im Büro anzubieten. Welche sind sinnvoll? „Früher konnte man sich beispielsweise mit kostenlosen Getränken abheben, heute ist es ein Malus, wenn es diese Leistung nicht gibt“, sagt Stefanie Baumann, Teamleiterin Personal bei der Raiffeisenbank Main-Spessart. Auch ein moderner und gut eingerichteter Pausenraum sei absoluter Standard. Das Kreditinstitut setzt zudem auf Leistungen im Bereich Gesundheitsmanagement, in Corona-Zeiten allerdings vermehrt online. Dazu zählen beispielsweise Kochkurse, Vorträge zu gesunder Ernährung oder Darmkrebsvorsorge, mobile Massagen oder E-Bike-Kurse. „Wir schauen konstant, welche bestehenden Zusatzleistungen genutzt werden und was perspektivisch interessant ist“, betont Baumann.

Auch bei der Raiffeisenbank Main-Spessart gibt es zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit über 25 Jahren dabei sind. Die Quote liegt bei über 40 Prozent. Was ist der Erfolgsfaktor für die lange Treue? Stefanie Baumann verweist neben dem Gehalt und den Zusatzleistungen (siehe Kasten) vor allem auf die Erwartungen der Arbeitnehmer, die die Bank erfüllen sollte. Und die haben sich – nicht zuletzt wegen Corona – geändert. Flexibilität, Work-Life-Balance und Mobile Office seien derzeit bestimmende Themen, erzählt die Personalleiterin: „Viele Kollegen wünschen sich mehr Freizeit und sind bereit, dafür auf Geld zu verzichten.“ Auch das Modell der Lebensarbeitszeitkonten, bei denen Arbeitszeit angespart wird, um etwa früher in Rente zu gehen, erfreut sich steigender Beliebtheit. Ebenfalls wichtig: Berufsperspektiven aufzeigen. „Nicht alle, aber einige junge Leute möchten schnell Karriere machen. Die Forderungen nach Aufstiegschancen und mehr Verantwortung sind deutlich stärker ausgeprägt als noch vor zehn oder 20 Jahren“, sagt Baumann. Die Bank bietet deshalb verstärkt Trainee- und Nachwuchsprogramme an.

Die Personalleiterin ist überzeugt, dass die Raiffeisenbank ein attraktives Gesamtpaket für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet. Es gab auch schon Arbeitskräfte, die das Institut verlassen und sich später erneut bei der Bank beworben haben. „In den Gesprächen berichten sie, dass ihnen bei ihrem zwischenzeitlichen Arbeitgeber der Spirit und die Atmosphäre gefehlt haben. Das zeigt uns, dass wir uns im Wettbewerb um talentierte Mitarbeiter nicht verstecken müssen, sondern unsere Leistungen selbstbewusst kommunizieren können“, betont Baumann.

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