Kurswechsel: 2025 war ein anstrengendes Jahr für die bayerischen VR-Banken. Immerhin: Politik und Aufsicht versprechen Entlastung. Die ersten Signale stimmen positiv.
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- Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK): „Bankenregulierung darf weder zu einem negativen Standortfaktor noch zu einem Wachstumshemmnis für die Wirtschaft werden.“
- Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Handwerkstags (BHT): „Die wachsende Bankenregulierung verteuert Kredite und bremst Innovationen im Handwerk aus.“
„Bankenregulierung darf weder zu einem negativen Standortfaktor noch zu einem Wachstumshemmnis für die Wirtschaft werden."
Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK):
Dr. Manfred Gößl. Foto: IHK München / Hans-Rudolf Schulz
„Regionalbanken bleiben für die Finanzierung des Mittelstands und als grundlegender Baustein unserer Wirtschaftsstruktur unverzichtbar. Fast alle unserer Unternehmen – mehr als 99 Prozent – sind kleine oder mittlere Unternehmen. Sie finanzieren sich überwiegend über Bankkredite. Räumliche Nähe, der persönliche Kontakt und Verständnis für die regionale Wirtschaft sind in diesem Geschäft ganz besonders wichtig. Nur so entstehen die langfristigen Geschäftsbeziehungen der Mittelständler zu ihren Hausbanken, die sie krisenfest und dynamisch machen. Viele Investitionsvorhaben von kleinen und mittleren Unternehmen gelingen nur deshalb, weil regionale Kreditinstitute ein verlässlicher Finanzierungspartner sind, der die Rahmenbedingungen vor Ort kennt und realistisch bewerten kann.
Es gibt aber eine große Bedrohung der zuverlässigen Mittelstandsfinanzierung: Das ist die stetig komplexer werdende Bankenregulierung aus Brüssel. Verschärfte Eigenkapitalanforderungen sowie erweiterte Prüf- und Dokumentationspflichten führen zu deutlich aufwendigeren Kreditprozessen bei den Banken und sind ein immenser Kostentreiber. Letztlich trifft es die Betriebe: Sie erleben längere Bearbeitungszeiten, umfangreichere Nachweispflichten und restriktivere Kreditentscheidungen.
Die Industrie- und Handelskammern in Bayern
Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) ist die Dachorganisation der neun IHKs in Bayern. Alle bayerischen Unternehmen – ausgenommen Handwerksbetriebe, freie Berufe und landwirtschaftliche Betriebe – sind per Gesetz Mitglied einer IHK. Folglich spricht der BIHK für rund eine Million Unternehmen aller Größen und Branchen: vom global operierenden Konzern bis zum inhabergeführten mittelständischen Unternehmen. Der BIHK ist nicht abhängig von einer bestimmten Gruppe von Unternehmern, sondern repräsentiert das Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft in Bayern. Seit seiner Gründung im Jahr 1909 ist er die größte Wirtschaftsorganisation im Freistaat Bayern.
Die Bankenregulierung darf weder zu einem negativen Standortfaktor noch zu einem Wachstumshemmnis für die Wirtschaft werden. Wir benötigen eine Regulierung mit Augenmaß, welche den bisherigen ,One-size-fits-all‘-Ansatz mit proportionalen Regelungen deutlich entschärft. Einen passenderen regulatorischen Rahmen für viele Regionalbanken bietet etwa das von BaFin und Bundesbank vorgeschlagene Kleinbankenregime. Ähnliche Modelle werden bereits erfolgreich in Großbritannien, der Schweiz und den USA praktiziert. Die bayerischen Industrie- und Handelskammern werden sich weiter im Interesse des Mittelstands und unserer bewährten Finanzierungsstrukturen für einen passenderen Regulierungsrahmen unserer starken Regionalbanken einsetzen.“
„Die wachsende Bankenregulierung verteuert Kredite und bremst Innovationen im Handwerk aus“
Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Handwerkstags (BHT):
Dr. Frank Hüpers. Foto: Schuhmann
„Persönliche Beratung und regionale Vernetzung sind Werte, die gerade im Mittelstand zählen. Deshalb sind Regionalbanken wie die bayerischen VR-Banken für Betriebe aus dem Handwerk verlässliche Partner. Sie kennen die regionalen Märkte, verstehen die Branchen und können Risiken realistisch einschätzen. Das schafft Vertrauen und ermöglicht individuelle Finanzierungslösungen. Gerade für Handwerksbetriebe, die in moderne Technologien investieren wollen, sind Regionalbanken wichtig. Sie vermitteln staatliche Förderprogramme wie KfW-Darlehen und stellen klassische Finanzierungsinstrumente bereit – vom Investitionskredit bis zum Leasing. Damit sichern sie nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe vor Ort, sondern stärken auch die regionale Wirtschaft.
Die wachsende Bankenregulierung macht sich auch im Handwerk bemerkbar. Strengere Eigenkapitalvorgaben verteuern Kredite, zusätzliche Sicherheiten werden zur Pflicht. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Bonität und Dokumentation: Für kleine und mittlere Unternehmen ist das ein erheblicher bürokratischer Mehraufwand. In der Folge sind Finanzierungen, etwa für Digitalisierung oder neue Maschinen, schwerer zu bekommen. Viele Betriebe müssen daher ihre Investitionen verschieben oder umständlich nach Alternativen suchen. So bremst Regulierung Innovationen im Handwerk aus.
Das bayerische Handwerk
Zur Vertretung und Förderung der Gesamtinteressen des bayerischen Handwerks in allen Grundsatzfragen bilden die Handwerksorganisationen Bayerns den Bayerischen Handwerkstag. Dahinter stehen rund 213.600 Handwerksbetriebe mit 63.370 Lehrlingen und 954.400 tätigen Personen, die zusammen einen Umsatz von 148,9 Milliarden Euro erwirtschaften (Stand: 31.12.2024). Dem Bayerischen Handwerkstag obliegt die Wahrnehmung der Belange des bayerischen Handwerks gegenüber der Volksvertretung, der Staatsregierung, den Parteien, sowie anderen Körperschaften und Verbänden. Er hat insbesondere die Aufgabe, eine einheitliche Willensbildung des bayerischen Handwerks in allen Grundsatzfragen herbeizuführen, zu allen, das Handwerk betreffenden grundsätzlichen Angelegenheiten Stellung zu nehmen und sie zu vertreten.
Es ist überaus wichtig, dass Investitionen im Mittelstand nicht an Regulierungen scheitern. Damit Regionalbanken ihre Rolle als Mittelstandsfinanzierer zweckmäßig erfüllen können, braucht es Regeln, die Stabilität garantieren, aber gleichzeitig Spielräume lassen. Eigenkapitalanforderungen sollten risikogerecht ausgestaltet sein, um Kredite für kleine Betriebe nicht unnötig zu verteuern. Außerdem muss Bürokratie reduziert werden: Weniger komplexe Meldepflichten und vereinfachte Prüfprozesse würden die Regionalbanken und ihre Kunden gleichermaßen entlasten. Das diskutierte Kleinbankenregime wäre aus unserer Sicht gut geeignet, um die Regionalbanken bei der Regulierung zu entlasten und die Mittelstandsfinanzierung zu sichern.“