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Herr Liebig, die zunehmende Digitalisierung von Finanzdienstleistungen wirkt sich auch auf die Arbeitswelt in den Volksbanken und Raiffeisenbanken aus. Welche Veränderungen beobachten Sie?

Marcel Liebig: Die digitale Transformation hat das Arbeitstempo erheblich beschleunigt. Aufgaben müssen viel schneller und unmittelbarer erledigt werden als noch vor einigen Jahren. Durch die Veränderungen müssen sich die Mitarbeiter in sämtlichen Bereichen unseres Hauses in neue Rollen und Aufgaben einarbeiten. Aufgrund der Komplexität der Herausforderungen nimmt außerdem der Grad der Vernetzung permanent zu. Projektorientiertes Arbeiten wird immer wichtiger.
 

Welche Anforderungen müssen die Mitarbeiter erfüllen, um auch in Zukunft ihren Aufgaben gerecht zu werden?

Liebig: Basis sind nach wie vor die Fach- und Sozialkompetenzen der Mitarbeiter. Hier sind wir auch gut aufgestellt. Zukünftig richtet sich der Fokus meines Erachtens jedoch auf technische und digitale Kompetenzen sowie die Bereitschaft zur Veränderung und individuellen Persönlichkeitsentwicklung. Diese Entwicklung zu begleiten und voranzutreiben, wird eine weitere Schlüsselfunktion unserer Führungskräfte sein.


Sind Ihre Mitarbeiter ausreichend auf diese neuen Anforderungen vorbereitet?

Liebig: Hier habe ich eine geteilte Wahrnehmung. Es gibt in allen Bereichen und Teams Vorbilder und Treiber der Themen und zukünftigen Anforderungen, aber auch Mitarbeiter, die unsicher in die Zukunft gehen. Der Großteil unserer Mitarbeiter ist aber auf dem richtigen Weg – eine kontinuierliche Personal- und Organisationsentwicklung liefert hierzu einen entscheidenden Erfolgsbeitrag.
 

Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Erkenntnis für Ihre Personalstrategie und die Arbeit Ihrer Personalabteilung?

Liebig: Es gilt, die Digitalisierung zu nutzen, um die wesentlichen Beiträge des Personalmanagements für eine regionale Genossenschaftsbank weiterzuentwickeln und zu stärken. Wir wollen weg von einer reinen Personalverwaltung und Administration, hin zu einer Personal- und Organisationsentwicklung, die den Erfolgsfaktor Mensch sowie die digitale Transformation in den Mittelpunkt stellt. Daraus leiten wir unsere Personalkonzepte ab.

Sie haben zusammen mit der Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) den Workshop „Personal der Zukunft“ erarbeitet. Was haben Sie sich von dem Workshop erwartet?

Liebig: Der Workshop war für uns eine individuelle Standortbestimmung in Sachen Personalstrategie, Personalentwicklung und Reifegrad der Digitalisierung unter professioneller Begleitung. Die Erwartungen der Teilnehmer waren sehr vielschichtig und unterschiedlich. Für mich persönlich war der Workshop ein Gradmesser, wo wir mit unserem bisherigen Personalmanagement und den internen Digitalisierungsinitiativen stehen. Zudem bot der Workshop Ansätze, wie wir in Zukunft konkrete Angebote und Maßnahmen entwickeln können, die sowohl erfolgversprechend als auch in der Praxis umsetzbar sind.
 

Zu welchen Ergebnissen sind Sie durch den Workshop gekommen?

Liebig: Wir haben sechs Handlungsfelder für unsere Bank identifiziert: Digitale Reise, Kommunikation, individuelle Personalentwicklung, Führungsverständnis, Vernetzung und Zusammenarbeit. Für jedes Handlungsfeld haben wir mit kreativen und agilen Methoden zahlreiche Umsetzungsideen entwickelt sowie anschließend priorisiert. Jeweils eine Maßnahme wurde konkretisiert und dann erst ausgearbeitet. Zudem haben uns die Experten der ABG im Nachgang Handlungsempfehlungen geliefert, wie wir die Themen nachhalten und weiter in der VR-Bank Werdenfels implementieren können.

Der Workshop „Personal der Zukunft“

Warum bietet die ABG den Workshop „Personal der Zukunft“ an?

Demografischer Wandel, globale Marktintegration, zunehmende Digitaliserung und der Wertewandel sind aktuelle Trends, die nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern jedes einzelne Unternehmen beeinflussen – auch die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Sie befinden sich in einem stetigen Wettbewerb, was derzeit viele dazu antreibt, agile und innovative Arbeitsmethoden zu entdecken. Um agil und innovativ arbeiten zu können, bedarf es neben der richtigen geistigen Einstellung insbesondere entsprechende Kompetenzen und eine durchdachte Personalstrategie. Denn die strategischen Zielbilder KundenFokus Privatkunden und Firmenkunden sowie die Digitalisierungsoffensive der Fiducia & GAD stellen hohe Anforderungen an die Genossenschaftsbanken und ihre Mitarbeiter. Aus diesen Gründen hat sich die Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) dazu entschieden, gemeinsam mit der VR-Bank Werdenfels als Pilotbank den Workshop „Personal der Zukunft“ zu entwickeln.

An wen richtet sich der Workshop?

Der Workshop richtet sich in erster Linie an Personalleiter und Vorstände der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken, die sich mit den Themen Personal der Zukunft und Personalentwicklung im Rahmen der digitalen Transformation beschäftigen. Damit vielfältige Ideen und Erfahrungen in den Workshop einfließen können, sollten die Banken an den zwei Tagen bewusst auf eine heterogene Gruppenzusammensetzung achten. Die Teilnehmer sollten alle Bereiche, Hierarchien und Altersgruppen übergreifen.

Was sind die zentralen Ziele des Workshops?

Mit dem Workshop „Personal der Zukunft“ unterstützt die ABG die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken bei der Etablierung einer Personalstrategie im Kontext der digitalen Transformation. Ziel ist es, Handlungsfelder aufzuzeigen, um die Bankorganisation optimal auf die Herausforderungen der Zukunft auszurichten und die Mitarbeiter im Veränderungsprozess zu begleiten. Zum Ende des Workshops sollen konkrete Maßnahmen für die Umsetzung feststehen. Weiterhin soll in dem Workshop die agile Arbeitsweise durch das unmittelbare Anwenden erlebbar gemacht werden.

Wie ist der Workshop aufgebaut?

Vorbereitung: Im Vorfeld des Workshops werden die individuellen Voraussetzungen und Erwartungen der Bank intensiv mit der ABG abgestimmt und analysiert. Auf Wunsch werden auch die Inhalte mit der Unternehmens- beziehungsweise Personalstrategie abgestimmt. Zudem fließen bereits erarbeitete Ergebnisse, beispielsweise aus den Workshops „Standortbestimmung KundenFokus Privatkunden“ und „Standortbestimmung KundenFokus Firmenkunden“ des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), in die Analyse mit ein. Im nächsten Schritt werden durch die Bank „Personas“ – also idealtypische Mitarbeiter – für den Workshop erarbeitet. Dafür werden verschiedene Charaktere in der Bank und deren Herausforderungen im Kontext der Digitalisierung beschrieben. Anschließend schätzen diese Mitarbeiter in einer digitalen Analyse den digitalen Reifegrad ihrer Bank ein. Die gesammelten Informationen bilden die Grundlage für die Konzeption des individuellen Workshops „Personal der Zukunft“ mit der Bank.

Workshop: In dem zweitägigen Workshop wird ein gemeinsames Verständnis für die Veränderungen im Personalbereich und die Anforderungen an das „Personal der Zukunft“ geschaffen. Zudem wird eine einheitliche Definition erarbeitet, was Digitalisierung für die Bank bedeutet. Anschließend werden – unter Einbeziehung der Ergebnisse der Vorbereitung – die Digitalisierungsstrategie, zugehörige agile Werte sowie ein einheitliches Bild für Zukunftskompetenzen definiert. In den folgenden Schritten werden dann Handlungsfelder gemeinsam definiert sowie priorisiert. Aus diesen Handlungsfeldern werden schließlich konkrete Maßnahmen erarbeitet und die Umsetzung geplant.

Welche konkreten Ergebnisse erhält die Bank aus dem Workshop?

Zum einen erarbeiten die Teilnehmer im Workshop Maßnahmen, mit deren Umsetzung sie direkt im Anschluss beginnen können. Zudem erhält die Bank nach dem Workshop einen ausführlichen Ergebnisbericht von der ABG. Dieser Bericht enthält je nach individueller Abstimmung einen Rückblick auf den Workshop, eine Einschätzung zum Status quo der Bank bei der Digitalisierung, einen Überblick über die identifizierten Handlungsfelder, Umsetzungsvorschläge und Methoden sowie Best-Practice-Beispiele.

Wer kann den Workshop buchen – und wie?

Der Workshop „Personal der Zukunft“ richtet sich an die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Zur Buchung kontaktieren diese ihren Bankenbetreuer bei der ABG. Alternativ ist eine Anfrage per E-Mail an bildungsbegleiter(at)abg-bayern.de möglich. Weitere Informationen zum Workshop und zur Buchung gibt es auf der Webseite des ABG-Bildungsbegleiters unter www.abg-bildungsbegleiter.de/workshop.

Welche weiteren Unterstützungsleistungen bietet die ABG an?

Die digitale Analyse zur Ermittlung des digitalen Reifegrades der Bank kann auch unabhängig vom Workshop „Personal der Zukunft“ durchgeführt werden. Zudem stellt die ABG den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken diverse weitere Unterstützungsleistungen über ihre Plattform ABG-Bildungsbegleiter zur Verfügung. Dort finden Personalverantwortliche zum einen Stellenprofile mit zusätzlich integrierten digitalen Kompetenzen und zum anderen entsprechende Bildungskonzepte für diese Profile („Sollrollen“). Weiterhin bietet die ABG auch eine digitale Potenzialanalyse für Bewerber und Mitarbeiter eines Kundendialogcenters. Weitere Informationen hierzu gibt es unter www.abg-bildungsbegleiter.de/potenzialanalyse.

Speziell zu den Themen Personalmanagement und -entwicklung sowie agiles Projektmanagement bietet die ABG auch folgende Seminare an:

Wie werden Sie die Ergebnisse des Workshops in Ihrer Bank umsetzen?

Liebig: Wir haben für unsere sechs priorisierten Ideen konkrete Umsetzungssteckbriefe ausgearbeitet. Dort sind Zweck, Resultate und Prozesse der Maßnahmen klar beschrieben. Zudem wurden jeweils Verantwortlichkeiten und Zeitpläne definiert. Neben einem gemeinsamen, verbindlichen Bekenntnis aller Teilnehmer zu den Ergebnissen des Workshops werden wir uns in einem halben Jahr mit den Experten der ABG zur Retrospektive vor Ort treffen.
 

Wie hat Ihnen der Workshop dabei geholfen, die Personalstrategie der Zukunft in Ihrem Haus zu überarbeiten?

Liebig: Die strategische Betrachtung war im Workshop aufgrund der bankindividuellen Vorbereitung eher ein Randthema. Wir haben uns mehr auf die innovative und umsetzbare Erarbeitung von Maßnahmen fokussiert, um die Bank auf künftige Herausforderungen vorzubereiten und unsere Mitarbeiter im erforderlichen Veränderungsprozess bestmöglich zu unterstützen. Somit werden wir unsere Personalkonzepte im Nachgang anpassen, als Weiterentwicklung unserer konkreten Umsetzungserfolge.
 

Herr Liebig, vielen Dank für das Gespräch!

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