Diese Website verwendet Cookies. Wenn Sie unsere Seiten nutzen, erklären Sie sich hiermit einverstanden. Weitere Informationen

Erkenne und nutze Deine Chancen! Die Absolventinnen und Absolventen des Ausbildungsjahrgangs 2022 der bayerischen Genossenschaften haben sich diese Lebensweisheit zu Herzen genommen und ihre Chancen genutzt. Die besten von ihnen versammelten sich Mitte Juli 2025 zur Lehrabschlussfeier der Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) im Münchner Künstlerhaus, um ihren Erfolg gemeinsam zu feiern. Eingeladen waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der IHK-Prüfungstermine Sommer 2024 und Winter 2024/25 mit einem IHK-Abschlussprüfungsdurchschnitt bis zur Gesamtnote 1,8. Unter den 47 jungen Frauen und Männern mit Bestnote waren

  • 40 Bankkaufleute
  • drei Industriekaufleute
  • drei Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement sowie
  • eine Kauffrau für Büromanagement.

Notendurchschnitt des Ausbildungsjahrgangs 2022 der bayerischen Genossenschaften

  • IHK-Abschlussprüfung Winter 2024/2025: Note 2,9 (74 Punkte; vier Punkte besser als der bayerische Durchschnitt)
  • IHK-Abschlussprüfung Sommer 2024: Note 2,3 (82 Punkte; neun Punkte besser als der bayerische Durchschnitt)

Der Ausbildungsjahrgang 2022 der bayerischen Genossenschaften umfasste allein bei den Bankkaufleuten rund 600 Absolventinnen und Absolventen. Auf der Webseite der IHK für München und Oberbayern gibt es eine Tabelle, welche Punktezahl des bundeseinheitlichen IHK-Notenschlüssels welcher Schulnote entspricht.

„Sie haben mit Ihrem Abschluss einen wichtigen und zukunftsweisenden Schritt gemacht – und das mit großem Erfolg! Ihr Fleiß, Ihre Entschlossenheit und Ihr Durchhaltevermögen haben Sie zu diesem Moment geführt. Das ist eine großartige Leistung, auf die Sie mit Recht stolz sein dürfen“, lobte ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh die überdurchschnittlichen Leistungen der Absolventinnen und Absolventen. Dank gebühre aber auch den Ausbildungsverantwortlichen und Vorständen der Genossenschaften, so der Akademieleiter. „Ohne Ihre Unterstützung wäre dieses hohe Ausbildungsniveau nicht möglich.“

Externer Inhalt

Nach Ihrer Einwilligung werden Daten an YouTube übertragen.

Exzellente Prüfungsnoten sind kein Zufall: Die Lehrabschlussfeier 2025 in der Video-Zusammenfassung. Video: Karl-Peter Lenhard, GVB

Ergebnis von Leistungsbereitschaft und Ausdauer

„Exzellente Prüfungsnoten sind kein Zufall. Sie sind das Ergebnis von Leistungsbereitschaft und Ausdauer“, richtete Stefan Müller das Wort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrabschlussfeier. Die hohe Qualität der Ausbildung führte der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) auch auf die duale Ausbildung in Berufsschule und Betrieb zurück, die Theorie und Praxis optimal miteinander verbinde. „Die duale Ausbildung ist und ein bleibt ein Erfolgsmodell, um das uns die Welt beneidet“, betonte Müller. Abgerundet werde dieses Modell durch die überbetriebliche Ausbildung an der ABG.

Die Absolventinnen und Absolventen seien nun Botschafter ihres Berufsstands. „Mit Ihren Leistungen zeigen Sie, wie gut und vielfältig unsere Ausbildung in Deutschland ist“, sagte Müller. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Lehrabschlussfeier gab er mit auf den Weg: „Bleiben Sie neugierig, leistungsbereit und werteorientiert.“ In einer sich immer schneller drehenden Welt sei es wichtig, die genossenschaftlichen Werte hochzuhalten. „Wir leben in sehr dynamischen Zeiten“, sagte Müller. Das betreffe auch die Finanzbranche. Veränderte Kundenerwartungen, Künstliche Intelligenz und neue Wettbewerber sorgten für einen Umbruch in der Bankenwelt, in der die Genossenschaftsbanken als verlässliche Partner vor Ort ihren Platz verteidigen müssen. Lebenslanges Lernen werde in diesem Kontext immer wichtiger. „Dazu braucht es gut ausgebildetes Personal mit dem Willen, Verantwortung zu übernehmen und Veränderung zu gestalten – Menschen wie Sie“, appellierte Müller an die Teilnehmenden der Lehrabschlussfeier.

Begrüßte die Gäste: ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh.

Leben in sehr dynamischen Zeiten: GVB-Präsident Stefan Müller bei seinem Grußwort.

Eine gute Ausbildung ist wichtig: Bernhard Meier, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal, bei seinem Grußwort.

Vertraut auf Herz und Intuition: Carolin Bürger von der IHK für München und Oberbayern bei ihrem Grußwort.

Wichtig, erfolgreichen Nachwuchs in den eigenen Reihen zu haben

Bernhard Meier betonte in seinem Grußwort ebenfalls die hohe Bedeutung leistungsbereiter und gut ausgebildeter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg. Als stellvertretender Vorsitzender des GVB-Fachausschusses Bildungswesen und Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal vertrat er auf der Lehrabschlussfeier die Ausbildungsbetriebe. „Für uns Genossenschaften ist es wichtig, erfolgreichen Nachwuchs in den eigenen Reihen zu haben – Leute wie Sie. Denn Ihr Potenzial, das Sie durch Ihre Abschlussnoten eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, gepaart mit Ihrem Engagement und Ihren frischen Ideen, bildet das Fundament für unser künftiges Wachstum“, betonte Meier. So sei die genossenschaftliche Gruppe bestens aufgestellt für die Herausforderungen der Zukunft.

Das Pflichtprogramm hätten die ehemaligen Auszubildenden bereits hervorragend gemeistert, jetzt komme die Kür. „Nutzen Sie dafür die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten, sei es durch eine Spezialisierung auf bestimmte Bereiche, sei es durch Weiterbildungen oder im Rahmen von Projekten, in die Sie sich mit Ihren Ideen und Vorschlägen einbringen können“, sagte Meier. Es gebe zahlreiche Möglichkeiten für junge Menschen, die vorankommen möchten, die leistungsbereit und innovativ seien. „Warten Sie nicht ab, werden Sie selbst aktiv, suchen Sie das Gespräch und gestalten Sie gemeinsam mit Ihren Vorgesetzten Ihren optimalen weiteren beruflichen Weg. Wenn Ihnen Ihre künftige Arbeit Spaß macht und Sie mit Freunde und Einsatz dabei sind, profitieren Sie selbst und auch Ihr genossenschaftlicher Arbeitgeber“, betonte der Bankvorstand, in dessen Haus ebenfalls ausgebildet wird.

An ziemlich vielen Stellen ziemlich viel richtig gemacht

Die Abschlussprüfungen der Auszubildenden werden von der IHK abgenommen – bei der Lehrabschlussfeier vertreten durch Carolin Bürger, Teamleiterin Bildungs- und Integrationsberatung bei der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. „Hier ist an ziemlich vielen Stellen ziemlich viel richtig gemacht worden“, zollte sie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Lehrabschlussfeier ihren Respekt. Der Lehrabschluss sei im Lebenslauf ein Meilenstein mit fundamentalem Charakter. Sie habe kurz überlegt, ihr Grußwort mit Unterstützung von KI zu erstellen, den Gedanken aber schnell wieder verworfen. Dafür sei der Anlass zu bedeutsam. „Das Herz muss in so einem Fall dabei sein.“

Das Berufsleben der Absolventinnen und Absolventen werde durch die „VUCA-Welt“ geprägt, so Bürger. VUCA ist der Versuch, die moderne Arbeitswelt in einen Begriff zu fassen, die Buchstaben stehen für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. In dieser Welt müssten sich die ehemaligen Azubis zurechtfinden, meinte Bürger. Doch die Ausbildung habe sie gut darauf vorbereitet. „Sie haben auch Dinge gelernt, die nicht in der Ausbildungsordnung stehen – zum Beispiel, in Teams zu arbeiten, Konflikte zu lösen oder Veränderungsprozesse zu begleiten.“ Damit seien die ehemaligen Azubis gut gerüstet für das Berufsleben. Zum Abschluss gab ihnen Bürger noch einen Tipp: „Vertrauen Sie auf Ihr Herz und Ihre Intuition, dann finden Sie den richtigen Weg.“

300 Seminare mit mehr als 5.000 Teilnehmenden

Die Übergabe der Urkunden und Präsente an die Absolventinnen und Absolventen moderierte Michael Horndasch, Abteilungsleiter Berufsstart bei der ABG. Auch für die Akademie sei die Lehrabschlussfeier ein besonderer Moment, denn sie betreibe einen großen Aufwand, um die im Leitbild verankerte Mission zu erfüllen: „Wir qualifizieren und entwickeln Menschen, die den Erfolg und die Zukunft von Genossenschaften in Bayern gestalten.“ Die ABG habe vergangenes Jahr allein im Ausbildungsbereich fast 300 Seminare mit mehr als 5.000 Teilnehmenden durchgeführt. „Mit praxisnahen Qualifizierungsmaßnahmen, innovativen Lernformaten und einem klaren Fokus auf Qualität konnten wir eine optimale Vorbereitung auf die IHK-Abschlussprüfung sicherstellen“, betonte Horndasch.

Die Akademie freue sich, die Absolventinnen und Absolventen auch künftig mit Anschlussqualifizierungen wie dem BankColleg oder speziellen Angeboten für Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften, zu unterstützen (in „Profil“ 11/2024 berichten zwei Absolventinnen, was ihnen die Weiterbildung zum Bankfachwirt beziehungsweise Bankbetriebswirt BankColleg gebracht hat). „Gerade in Zeiten des digitalen Wandels brauchen wir junge, kreative Köpfe – Menschen, die bereit sind, sich ständig weiterzuentwickeln und ihre Genossenschaft mit Engagement und frischen Ideen voranzubringen“, sagte Horndasch.

Ehrung für die Besten (VR-Banken, Gruppe 1): Die Geehrten der Lehrabschlussfeier 2025 mit ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh (li.) und Bernhard Meier (re.), stellvertretender Vorsitzender des GVB-Fachausschusses Bildungswesen und Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal.

Ehrung für die Besten (VR-Banken, Gruppe 2): Die Geehrten der Lehrabschlussfeier 2025 mit ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh (li.) und Bernhard Meier (re.), stellvertretender Vorsitzender des GVB-Fachausschusses Bildungswesen und Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal.

Ehrung für die Besten (VR-Banken, Gruppe 3): Die Geehrten der Lehrabschlussfeier 2025 mit ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh (li.) und Bernhard Meier (re.), stellvertretender Vorsitzender des GVB-Fachausschusses Bildungswesen und Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal.

Ehrung für die Besten (VR-Banken, Gruppe 4): Die Geehrten der Lehrabschlussfeier 2025 mit ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh (li.) und Bernhard Meier (re.), stellvertretender Vorsitzender des GVB-Fachausschusses Bildungswesen und Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal.

Ehrung für die Besten (VR-Banken, Gruppe 5): Die Geehrten der Lehrabschlussfeier 2025 mit ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh (li.) und Bernhard Meier (re.), stellvertretender Vorsitzender des GVB-Fachausschusses Bildungswesen und Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal.

Ehrung für die Besten (Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften): Die Geehrten der Lehrabschlussfeier 2025 mit ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh (li.) und Bernhard Meier (re.), stellvertretender Vorsitzender des GVB-Fachausschusses Bildungswesen und Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Donautal.

Ausbildung lehrt Selbstständigkeit

Die Absolventenrede jeder Lehrabschlussfeier hält traditionell der oder die Jahrgangsbeste – dieses Jahr wurde diese Ehre Levantes Dogan zuteil, der seine Banklehre bei der Sparda-Bank Ostbayern im Sommer 2024 mit einem Notendurchschnitt von 1,1 (99 Punkte) abgeschlossen hat. Er sei häufig gefragt worden, ob eine Bankausbildung für ihn das Richtige war und ob er sie weiterempfehlen könne. „Diese Frage beantworte ich mit einem klaren Ja“, sagte Dogan. Seine Erfahrung: „An der Schule wird einem vieles vorgekaut. Man macht, was der Lehrer sagt, und hat eine genau vorgegebene Struktur und einen festen Tagesablauf. In der Ausbildung lernt man hingegen Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein.“

Zwar vereinbare man auch in der Ausbildung Ziele und spreche mit seiner Ausbildungsleitung in regelmäßigen Abständen über Stärken und Schwächen, aber wie man die einzelnen Punkte verbessert, müsse man selbst herausfinden. Jeder neue Kundenkontakt helfe dabei, sich auf neue Situationen einzustellen. Anfangs sei es ihm noch schwergefallen, einen Dauerauftrag einzurichten und gleichzeitig mit dem Kunden zu sprechen. „Wenn man so etwas das erste Mal macht, spürt man schon die Schweißperlen auf der Stirn, aber das legt sich schnell.“

Zur Bestnote mit Unterstützung der ABG

Er empfehle eine Bankausbildung aber nicht nur wegen der ersten beruflichen Erfahrungen, sondern auch, weil man wirtschaftliche Grundlagen vermittelt bekomme. Zwar könne das Rechnen mit Zinstagen oder die Beschäftigung mit unterschiedlichsten Rechtsquellen mitunter zäh sein, aber spätestens im zweiten Lehrjahr könne man das Erlernte in der Praxis anwenden. Der Einsatz in den verschiedensten Abteilungen der Bank von der Beratung über die Kreditprüfung bis zum Controlling helfe zudem dabei, die eigenen Fähigkeiten und beruflichen Vorlieben besser einschätzen zu können.

Besonders bedankte sich Dogan bei den Dozentinnen und Dozenten der ABG, die ihm bei der Vorbereitung auf die IHK-Abschlussprüfungen hervorragend geholfen hätten. Die ABG hat dazu das Programm „VR active plus“ entwickelt, das die Bank-Azubis in vier Modulen auf die Prüfungen vorbereitet. Dabei werden Berufsschulinhalte mit der Bankpraxis und den Besonderheiten der Genossenschaftsbanken verknüpft. In jedem Modul wird zudem die ganzheitliche genossenschaftliche Beratung trainiert.

Für Dogan war die Vorbereitung auf die mündliche Prüfung, in der ein Beratungsgespräch simuliert wird, besonders wichtig. „Meine ersten Gespräche waren denkbar katastrophal, ich hatte keinen roten Faden und habe mich darauf verlassen, dass die Prüfer mich durch das Gespräch führen“, berichtete er. Bei der ABG habe er die Möglichkeit bekommen, ein Testgespräch mit einem echten IHK-Prüfer zu führen und unmittelbar im Anschluss Feedback zu bekommen. Zudem hätten die Dozentinnen mit ihm die Gespräche auch außerhalb der Reihe „bis zum Umfallen“ geprobt und dafür auch mehrmals ihre Mittagspause ausfallen lassen. „Ohne sie hätte ich die sehr guten Prüfungsergebnisse nicht erzielt“, lobte Dogan. Obwohl er inzwischen studiert, würde er sich jederzeit wieder für eine Bankausbildung entscheiden – in seiner Familie wurde er damit zum Vorbild: „Auch mein zwei Jahre jüngerer Bruder hat eine Bankausbildung begonnen“, berichtete Dogan.

Gerd Schönfelder: Ein Vorbild in vielerlei Hinsicht

Ein Vorbild in vielerlei Hinsicht ist auch Gerd Schönfelder, der bei der diesjährigen Lehrabschlussfeier die Festrede hielt. „Ein absoluter Ausnahmesportler, aber seine grandiosen Leistungen haben eine Vorgeschichte“, kündigte ihn Veranstaltungsorganisatorin Sonja Maier von der ABG an. Der gebürtige Oberpfälzer verlor 1989 im Alter von 19 Jahren bei einem Bahnunfall den rechten Arm und alle Langfinger der linken Hand. Schnell rappelte er sich nach diesem Schicksalsschlag wieder auf und startete eine außergewöhnliche Sportkarriere im Deutschen Paralympic Skiteam alpin. Bis zu seinem sportlichen Rücktritt im Jahr 2011 gewann er bei sechs paralympischen Spielen 16-mal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze. Damit ist er bis heute der international erfolgreichste Athlet in der Geschichte der Winter-Paralympics. Zudem wurde er 14-mal Weltmeister und achtmal Weltcupgesamtsieger. 2006 ernannte ihn seine Heimatgemeinde Kulmain zum Ehrenbürger. 2011 wurde er vom Internationalen Paralympischen Komitee zum Paralympics-Weltathleten des Jahres gewählt, 2012 kürte ihn die Stiftung Deutsche Sporthilfe zum Champion des Jahres. 2018 wurde Schönfelder in die „Hall of Fame“ des Deutschen Sports aufgenommen. 2021 schließlich verlieh ihm der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder den Bayerischen Verdienstorden. Die Reihe ließe sich fortsetzen, mehr Informationen zu Vita und Erfolgen von Gerd Schönfelder gibt es auf seiner Webseite.

Er wolle am Beispiel seines eigenen Lebens zeigen, dass nach einem Schicksalsschlag auch andere Momente im Leben kommen, begründete Schönfelder seine Motivation, warum er solche Vorträge hält. „Man kann auch aus schlimmen Situationen positive Energie ziehen. Entscheidend ist der Kopf“, berichtete der Sportler. Er wolle dazu inspirieren und motivieren, die eigene Lebenshaltung zu hinterfragen. Am Beispiel seines eigenen Lebens schilderte Schönfelder das mitunter drastisch, aber immer mit einem Schuss Humor. Etwa die Situation, als er nach seinem Unfall aus dem Universitätsklinikum Erlangen entlassen wurde und mit 19 Jahren zu Hause das Leben neu lernen musste. „Das Motorrad stand noch in der Garage, aber die Hand zum Gas geben war nicht mehr da. Dafür hatte ich noch Beine zum Fußballspielen und Skifahren“, erzählte er als Beispiel.

Lebensweisheiten, die nicht wie Floskeln klingen

Per Zufall habe er in der Zeitung einen Bericht über die alpinen Skiweltmeisterschaften der Behinderten 1990 in den USA gelesen. Das habe ihn dazu gebracht zu testen, ob er wieder Skifahren kann. Und siehe da: Es ging. Auch seine Fußballmannschaft motivierte ihn dazu, wieder zu kicken und am regulären Spielbetrieb teilzunehmen. „Ich habe einfach weitergemacht, das war für den Kopf extrem wichtig“, berichtete Schönfelder. Über eine Bekannte nahm er Kontakt zur deutschen Nationalmannschaft im Para Ski Alpin auf und durfte im November 1990 an einem Probetraining in Balderschwang teilnehmen – der Rest ist Geschichte. Schönfelder vermischte in seiner Rede persönliche Erfahrungen mit allgemeinen Lebensweisheiten, ohne dass daraus Floskeln wurden. „Behindert ist nur der, der sich behindern lässt in dem, was er machen möchte“, sagte er zum Beispiel, oder: „Was nützen zwei gesunde Hände, wenn man sie in den Schoß legt.“ Solche Sätze entfalten eine andere Wirkung, wenn sie von einer Person wie Gerd Schönfelder gesagt werden.

Tipps von Gerd Schönfelder für eine gelungenes (Berufs-)Leben

  • Starte jeden Tag mit einer Minute Dankbarkeit!
  • Begegne jeder Herausforderung mit positiver Einstellung!
  • Gute Kommunikation und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Team!
  • Kontinuierliches Lernen und Anpassen!
  • Verliere nicht das Ziel aus den Augen!
  • Ruhepausen und Belohnungen einplanen!
  • Spaß haben an dem, was man tut!

Schönfelder erzählte, wie er sich bei den Paralympics 1998 im japanischen Nagano bei einem Trainingslauf das Kreuzband riss, es dann aber mithilfe der Physiotherapeuten und eiserner Disziplin schaffte, die Verletzung zu überwinden und doch noch bei zwei Rennen anzutreten. Das Ergebnis: Bronze im Riesenslalom und Gold im Slalom. „Welche Parallelen lassen sich daraus für das Leben ableiten?“, fragte Schönfelder. Vor allem müsse man sich Ziele setzen. In Nagano sei sein Ziel gewesen: „Wenn, dann will ich trotz meiner Verletzung auch eine Medaille gewinnen.“ Um Ziele zu erreichen, brauche es eine planmäßige und fokussierte Vorbereitung. „Ohne Fleiß kein Preis“, so Schönfelder. Die Bilanz der Vorbereitung auf seine letzten Paralympics 2010 im kanadischen Vancouver: 12.000 Kilometer auf dem Rad, 140 Skitage und 18 Stunden pro Woche im Kraftraum – „und das alles für maximal zwei Minuten Abfahrt“, scherzte er. Gelohnt hat es sich trotzdem: Aus Vancouver brachte er vier Goldmedaillen und eine Silbermedaille mit nach Hause. Eine der Goldmedaillen ließ er bei der Lehrabschlussfeier durch die Reihen wandern: Ein Handschmeichler, mehr als handtellergroß und deutlich schwerer als erwartet.

Auch mal das Leben genießen

Wichtig sei aber auch das Team um einen herum – im Sport genauso wie im Beruf. Ohne Physiotherapeuten hätte er in Nagano wegen des Kreuzbandrisses kein einziges Rennen bestreiten können. „Nur als Team sind wir stark, wir können uns gegenseitig helfen und nach vorne bringen oder bei Fehlschlägen Trost spenden“, meinte Schönfelder. Man müsse aber auch den anderen etwas gönnen können, sonst funktioniere ein Team nicht. Zudem sei es bei allem Ehrgeiz wichtig, das Leben auch genießen zu können. „Nimm dich selbst nicht so wichtig, Humor gehört zum Leben.“ Abschließend fasst Schönfelder seinen Vortrag in Analogie zum Sport und zu seinem Leben in drei Botschaften zusammen:

  • „Bleibt und haltet Euch in Bewegung!“
  • „Erkennt und nutzt Eure Chancen!“
  • „Lasst Euch dabei nicht behindern!“

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Lehrabschlussfeier 2025 werden sich dank ihrer Leistungen auch in Zukunft viele Chancen auftun – und sie werden sie zu nutzen wissen. Den Grundstein dafür haben sie mit ihrer Ausbildung bei einer bayerischen Genossenschaft gelegt.

Artikel lesen
Genogramm