Diese Website verwendet Cookies. Wenn Sie unsere Seiten nutzen, erklären Sie sich hiermit einverstanden. Weitere Informationen

Ja, so hat er sich tatsächlich angefühlt, der 121. Verbandstag des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB): Wie eine große Familienfeier, deren Mitglieder sich freuen, nach langer Zeit endlich wieder in trauter Runde zusammenzukommen. Nach zweijähriger Corona-Pause fand der Verbandstag wie immer zum traditionellen Termin Mitte Juli statt, allerdings erstmals auf dem Nockherberg in München. Rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter viele Ehrengäste aus Politik und Verbund, setzten ein deutliches Signal: Genossenschaften sind ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in Bayern – und sie stehen für „Werte für morgen“, getreu dem Motto der diesjährigen Veranstaltung.

Externer Inhalt

Nach Ihrer Einwilligung werden Daten an YouTube übertragen.

Genossenschaften – Werte für morgen: Der GVB-Verbandstag 2022 in der Video-Zusammenfassung. Video: Karl-Peter Lenhard, GVB.

Wolfgang Altmüller, Ehrenamtlicher Verbandspräsident und Vorsitzender des GVB-Verbandsrats, brachte die Stimmung im Saal auf den Punkt. „Es ist so schön, die Runde der ,Family and friends‘ wieder versammelt zu sehen. In den vergangenen zwei Jahren haben wir dieses Wir-Gefühl schmerzlich vermisst.“ In der Corona-Pandemie hätten die Genossenschaften alles dafür getan, um den Verlust dieses Wir-Gefühls durch digitale Formate zu überbrücken. „Das haben wir geschafft. Mit Stolz können wir behaupten, dass wir damit wesentliche genossenschaftliche Werte unter Beweis gestellt haben: Bei Anpassungsfähigkeit und Veränderungsgeschwindigkeit sind wir ganz vorne dabei. Wo andere mit dem Finger auf den Staat gezeigt haben, haben wir nach dem Prinzip ,Hilfe zur Selbsthilfe‘ gehandelt. Als Familie steht man eben zusammen“, bilanzierte Altmüller.

„Herzliche Leute“

Der 121. GVB-Verbandstag wurde von Ursula Heller vom Bayerischen Rundfunk moderiert. „Ich bin gerne unter herzlichen und bodenständigen Menschen“, begrüßte Heller die Gäste. Die bayerischen Genossenschaften seien „Leistungsträger mit vernünftigen Leuten, die Verantwortung übernehmen und für ihr Tun geradestehen“.

Die genossenschaftlichen Werte geben auch Antworten auf die derzeit drängenden gesellschaftlichen Debatten, so Altmüller. „Die Menschen, die diese Werte verkörpern, sind keine angestaubten Denkmäler aus vergangenen Zeiten, sondern stehen mitten im Leben und sind auf der Höhe der Zeit.“ Der Ehrenamtliche Verbandspräsident machte das an der genossenschaftlichen Nähe fest. Diese sei für das Geschäftsmodell der Genossenschaften unabdingbar. „Wir kennen unsere Kunden, wir kennen unsere Region, wir wissen um die Chancen und Entwicklungspotenziale.“ Der Verbandstag mache diese Nähe erlebbar. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – unter ihnen rund 500 Vorstände, Aufsichtsräte, Geschäftsführer und Mitarbeitende von genossenschaftlichen Unternehmen – seien aus ganz Bayern gekommen. „Sie repräsentieren unsere Heimat, unsere Herkunft, unsere Tradition, sowie die ganze Vielfalt der bayerischen Genossenschaftsorganisation“, sagte Altmüller.

„Es zeichnet das Genossenschaftsmodell aus, dass es immer dann besonders wirkt, wenn gesamtgesellschaftliche Probleme auftauchen. Auf Genossenschaften ist Verlass.“

Ehrenamtlicher Verbandspräsident Wolfgang Altmüller

Die Botschaften des Verbandstags fasste der Ehrenamtliche Verbandspräsident in drei Punkten zusammen:

  • Es zeichnet das Genossenschaftsmodell aus, dass es immer dann besonders wirkt, wenn gesamtgesellschaftliche Probleme auftauchen: in der Finanzkrise, in der Nahversorgung und in der Energiekrise. „Auf Genossenschaften ist Verlass“, betonte Altmüller.
  • Genossenschaften sind stark, stabil und wirtschaftlich erfolgreich. „Das beweisen die 208 bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken und die 959 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften Jahr für Jahr durch ihre soliden Ergebnisse.“
  • Genossenschaften sind etwas Besonderes, gegründet in Zeiten höchster Not, um für die Menschen und die Gesellschaft da zu sein. Diese Werte werden die Genossenschaften auch in die Zukunft tragen. Sie bieten wie keine andere Organisation die besten Voraussetzungen für sinnerfülltes Arbeiten. Gerade für die jungen Menschen werde das immer wichtiger, so Altmüller. „Mit Überzeugung kann ich für die bayerischen Genossenschaften werben: Bei uns hat man Erfolg, bekommt spannende Aufgaben, Nähe zum Menschen, heimatnahe und hoch qualifizierte Arbeitsplätze und Karrierechancen vom Azubi bis zum Vorstand – das alles haben die Genossenschaften zu bieten.“

Aiwanger: Politik braucht mehr Glaubwürdigkeit

Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger unterstrich in seiner Rede die Bedeutung der Genossenschaften für die bayerische Wirtschaft. „Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur dezentralen Energieversorgung, Nahrungsmittelversorgung und bei der Finanzierung des Mittelstands“, sagte Aiwanger. Wichtiger denn je seien die rund 250 Energiegenossenschaften in Bayern, die aktiv an der Energiewende vor Ort mitwirken und so zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Es brauche nach dem Vorbild der Genossenschaften auch in der Politik mehr Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit und gesunden Menschenverstand. Wenn es überall nachhaltige Strukturen gäbe und Menschen, die in Generationen denken wie bei den Genossenschaften, „dann würde der Staat auch ohne Politik funktionieren“, meinte Aiwanger. Es sei wichtig, miteinander Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen. Wenn nur die einen arbeiten und die anderen profitieren, sei das der falsche Weg.

„Ich kann doch Regionalbanken nicht denselben Regularien unterwerfen wie internationale Zockerbanken.“

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger

Die bayerischen Genossenschaftsbanken zum Beispiel seien noch nie ein Störfaktor der Wirtschaft gewesen. „Ich kann doch Regionalbanken nicht denselben Regularien unterwerfen wie internationale Zockerbanken. Das müssen wir uns als Gesellschaft nicht gefallen lassen“, sagte Aiwanger. Die Wirtschaft müsse dringend entbürokratisiert werden, um lebensfähig zu bleiben und ihre Kundennähe aufrechtzuerhalten. Viele Verbraucherschutzvorgaben seien überzogen. Die Republik werde nicht an zu wenig Verbraucherschutz zugrunde gehen. „Da müssen wir lauter werden“, forderte Aiwanger.

Aiwanger: Brauchen klares Bekenntnis zum Eigentum

Um die Zukunft richtig zu organisieren, müsse man die Gegenwart richtig einordnen, sagte Aiwanger mit Blick auf die aktuellen politischen Herausforderungen. So forderte der stellvertretende Ministerpräsident ein klares Bekenntnis zum Eigentum. 30.000 Betriebe in Bayern stünden zur Übergabe an. Bei zu hoher Erbschaftsteuer müssten diese aufgeben. Familien und das Denken in Generationen seien aber in den vergangenen Jahrzehnten in den Hintergrund getreten. „Wir müssen uns gemeinsam unterhaken und das Eigentum verteidigen“, forderte Aiwanger.

„Wir haben ein Stadium der politischen Lähmung erreicht, das unseren Herausforderungen nicht mehr gerecht wird.“

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger

Auch bei der Energiewende laufe vieles falsch. Zehn Prozent der bayerischen Windräder stünden wegen Artenschutzvorgaben permanent still, gab Aiwanger ein Beispiel. Oftmals sei es fast unmöglich, Verantwortlichkeiten zu klären. „Man weiß gar nicht mehr, wo man hinlangen soll, um ein Problem zu lösen. So können wir nicht mehr weiterarbeiten“, klagte Aiwanger, der auch bayerischer Energieminister ist. „Wir haben ein Stadium der politischen Lähmung erreicht, das unseren Herausforderungen nicht mehr gerecht wird.“

Für das Gelingen der Energiewende seien die Energiegenossenschaften zentral, betonte Aiwanger. „Sie können die Bürger einbinden und so dafür sorgen, dass die Bevölkerung hinter lokalen Projekten steht.“ Deutschland und Bayern seien Konsensgesellschaften. Betroffene müssten deshalb zu Beteiligten gemacht werden. Bürgerbeteiligung erhalte den sozialen Zusammenhalt. Dafür müssten Brüssel und Berlin den Energiegenossenschaften den nötigen Freiraum geben, etwa durch die Entbürokratisierung von Vorschriften.

Genossenschaften stehen für werteorientiertes Wirtschaften

Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, weitete den Blick auf Genossenschaften als Vorbild für werteorientiertes Wirtschaften. Das sei aktuell relevanter denn je. „Diese Verbindung aus Wirtschaftlichkeit einerseits und Werten andererseits macht die Genossenschaft zur idealen Unternehmensform für die Zukunft“, betonte Scheller. Das Konzept des ehrbaren Kaufmanns habe sich schon in den italienischen Handelsstädten des zwölften Jahrhunderts entwickelt. Heute werde dieses Konzept zunehmend durch Anglizismen wie „Compliance“, „Governance“ und „Corporate Social Responsibility“ (CSR) verdrängt – im Grunde seien die Werte aber gleichgeblieben.

GVB-Verbandstag

Der Verbandstag des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) ist ein Netzwerktreffen der mittelständischen bayerischen Wirtschaft und findet jedes Jahr statt. Neben Vertretern der 1.167 Mitgliedsgenossenschaften nehmen Verbund- und Kooperationspartner, politische Entscheider und Journalisten an der Veranstaltung teil.

Zweiflern an einer werteorientierten Wirtschaft, die den Eigennutz und das Gewinnstreben von Unternehmen propagieren, hielt Scheller entgegen: „Unternehmer brauchen Werte, an denen sie sich orientieren können. Es reicht eben nicht, wenn jeder nur auf seinen eigenen Nutzen aus ist. Achtet jeder nur noch auf sich, dann kommen die Schwächeren am Markt unter die Räder.“ Marktversagen könne nur verhindert werden, wenn es Unternehmen wie Genossenschaften gebe, die nicht nur auf ihren Profit achten. „Werte fungieren als Spielregeln und sorgen dafür, dass es am Ende allen besser geht“, sagte Scheller. Beim Fußball würde auch keiner auf die Idee kommen, das Fair Play abzuschaffen.

Weil bei Genossenschaften die Gemeinschaft der Mitglieder und nicht das Interesse einzelner Investoren im Zentrum stehe, könnten sie nachhaltig und langfristig handeln. Scheller nannte dafür sechs Beispiele:

  1. In der Corona-Pandemie haben Genossenschaften schnell und unkompliziert geholfen, wo andere Unternehmen erstmal nach der Hilfe des Staats gerufen haben.
  2. In der Ukraine-Krise haben die bayerischen Genossenschaften über 1,5 Millionen Euro an Flüchtlinge gespendet, wo andere noch Geschäfte mit Russland machten.
  3. Wo andere Unternehmen Gewinne in Steueroasen verlagern, zahlen die Genossenschaften ihre Steuern vor Ort und tragen so zum Gemeinwesen bei.
  4. In Krisenzeiten bieten die Molkereigenossenschaften ihren Mitgliedern eine sichere Abnahme der Milch und ein faires Milchgeld, wo andere Molkereien ihre Tore verschließen.
  5. Die Energiegenossenschaften ermöglichen Bürgern die Teilhabe an der Energiewende, wo sonst nur private Investoren Reibach machen.
  6. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken haben trotz Negativzinsen weiterhin Einlagen ihrer Kunden angenommen und zum allergrößten Teil auf Verwahrentgelte verzichtet. Sie sind nicht wie andere Banken einfach auf den Kapitalmarkt umgeschwenkt, um sich billiger zu refinanzieren. Diese Leistung war für die Volksbanken und Raiffeisenbanken eine erhebliche Belastung.

Die Menschen wünschten sich weniger Egoismus, mehr Solidarität und mehr Hilfsbereitschaft, zitierte Scheller eine aktuelle Umfrage. Am Ende des Tages müssten aber auch Genossenschaften Gewinne erwirtschaften. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen seien diese aber nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. „Während Aktiengesellschaften wie Amazon oder Tesla darauf hinarbeiten, ihre Inhaber noch reicher zu machen, verbleiben die Gewinne der Genossenschaft größtenteils im Unternehmen. Damit stärkt die Genossenschaft ihre Substanz und sichert langfristig den Zweck für ihre Mitglieder“, betonte Scheller. Genossenschaften stellten Solidarität vor Eigennutz, ohne die Eigenverantwortung der Mitglieder infrage zu stellen. Nirgendwo werde diese Verbindung aus Wirtschaftlichkeit und Werten so deutlich wie im Genossenschaftsmotto „Hilfe zur Selbsthilfe“.

„An Unterstützungsbekundungen für werteorientiertes Wirtschaften mangelt es nicht. Aber die politischen Versprechen halten leider der Realität nicht stand.“

GVB-Präsident Gregor Scheller

In der Politik mangele es nicht an Unterstützungsbekundungen für Genossenschaften und werteorientiertes Wirtschaften, sagte Scheller. Allerdings machten politische Entscheidungen Genossenschaften das Leben eher schwer, anstatt sie zu fördern. „Die politischen Versprechen halten leider der Realität nicht stand“, stellte Scheller fest. Die Politik setze bisher vor allem auf Bürokratismus, um Werte in der Wirtschaft zu verankern. Als Beispiele nannte Scheller die umstrittene grüne Taxonomie, die festlegen soll, welche Wirtschaftstätigkeit nachhaltig ist, zahlreiche Berichts- und Offenlegungspflichten sowie das europäische Lieferkettengesetz. „Das ist der vollkommen falsche Weg“, kritisierte Scheller. Die Bürokratie nehme sowohl den mittelständischen Unternehmen als auch den Genossenschaften die Luft zum Atmen. Genossenschaften stellten Eigenverantwortung und Solidarität vor Eigennutz. Aus diesem Selbstverständnis heraus, verbunden mit der gesetzlichen Verpflichtung zur wirtschaftlichen Förderung ihrer Mitglieder, seien Genossenschaften auch praktizierter Verbraucherschutz. „Der bürokratische Aufwand für den Verbraucherschutz ist bei Genossenschaften aufgrund des gesetzlichen Auftrags nicht nötig und schlichtweg zu streichen“, sagte Scheller.

Genossenschaften hätten in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen, dass sie Werte schaffen und so ganz erheblich zur Stabilität unserer Wirtschaft, unseres Lebensstandards und unserer Kultur beitragen. Es sei Aufgabe der Genossenschaften, ihre Werte und Prinzipien in der Gesellschaft zur Geltung zu bringen und aktiv an Diskussionen teilzunehmen – auch gegen Widerstände. „Es kostet Kraft, Werte zu leben. Aber es lohnt sich, um die Gesellschaft zu verbessern.“

Zeitenwende bietet Chancen

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Genossenschaftsvertreter aus der Praxis mit Moderatorin Ursula Heller über aktuelle Herausforderungen für Genossenschaften. „Wie ungemütlich ist die Lage?“, wollte Heller wissen. Das „Outsourcing-Modell“ Deutschlands sei leider gestorben, stellte Hans Joachim Reinke fest. Billige Waren aus China, billiges Gas aus Russland und die Sicherheit von den USA – „das ist vorbei“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Union Investment. Doch eine Zeitenwende biete auch Chancen, und die seien nicht weniger geworden, etwa bei der Nachhaltigkeit, sagte Reinke. Der genossenschaftliche Wertekanon habe sich bewährt, sagte Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender der DATEV. Die Genossenschaft habe ihre Mitglieder in der Corona-Krise sehr eng begleitet. Nun gelte es, bürokratische Hindernisse aus dem Weg zu räumen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. „Wir brauchen eine Zäsur. Unternehmen sollten sich nicht an bürokratischen Systemen abarbeiten, sondern wertschöpfend investieren“, sagte Mayr.

Kampf um Flächen für Energiewende-Projekte

Bernhard Schmidt, Geschäftsführer der NEW – Energiegenossenschaft Neue Energien West eG aus Grafenwöhr, wünschte sich eine stärkere Zusammenarbeit der Genossenschaften bei der Energiewende. Der Kampf um Flächen für Photovoltaik-Anlagen oder Windräder sei voll entbrannt. In vielen Gemeinden würden sich die Projektierer die Klinke in die Hand geben. Es sei noch nicht überall angekommen, wie dramatisch die Lage sei. „Es ist jetzt wichtiger denn je, vor Ort mit den Flächenbesitzern zu reden. Sind die Grundstücke erst einmal verpachtet, sind die Genossenschaften raus aus dem Spiel“, warnte Schmidt.

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken bat er um Unterstützung bei der Akquise von Flächen für die Energiewende, indem sie ihre Kunden ansprechen. „Wir müssen die Chance nutzen, bevor es andere tun, denn die Konkurrenz ist schon da“, warnte Schmidt. Roland Petzke, Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost, berichtete von Engpässen bei vielen Energieträgern. „In der Praxis ist es eng. Die Raffinerien geben zum Beispiel keine Preise für Mineralöl mehr heraus“, berichtete Petzke. Die Raiffeisen-Warengesellschaften müssten deshalb für ihre Kunden und Mitglieder mitdenken. Das sei jedoch selbstverständlich. „Mitdenken ist für uns Tagesgeschäft. Das ist unser Job.“

Nachhaltigkeit: Genossenschaften haben Segel gesetzt

Abschließend wollte Moderatorin Ursula Heller wissen, wie Genossenschaften das Megathema Nachhaltigkeit für sich nutzen könnten. Dazu müsse man Themen auch mal anders beleuchten und die richtigen Menschen zusammenbringen, sagte Ruth Houbertz, 1. Vorständin der Genossenschaft Society 6.0 – Bewegung für Menschen und Umwelt. Die demokratische Verfassung von Genossenschaften könne dabei helfen. Von 441 Milliarden Euro Anlagevermögen bei Union Investment seien 130 Milliarden Euro grün investiert, berichtete Hans Joachim Reinke. Union Investment begleite Unternehmen dabei, nachhaltiger zu werden. „Ökonomie braucht Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeit braucht Finanzierung. Der Kapitalmarkt hat eine Lenkungsfunktion und ist Treiber der grünen Transformation“, sagte Reinke.

Roland Petzke mahnte, jede Genossenschaft müsse sich an die eigene Nase fassen und schauen, was sie selbst für mehr Nachhaltigkeit tun könne. Allerdings dürften die Unternehmen dabei auch nicht überfordert werden. „Wir müssen unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation erst wieder auf ein vernünftiges Fundament setzen“, sagte Petzke. GVB-Präsident Gregor Scheller brachte die Diskussion zur Nachhaltigkeit von genossenschaftlichen Unternehmen am Ende auf den Punkt: „Unsere Segel sind gut gesetzt und wir liegen gut im Wind, aber wir könnten noch ein bisschen schneller sein.“

Artikel lesen
Positionen