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Herr Pabst, Sie waren für den DGRV lange Jahre in Bolivien, Chile, Mexiko und Vietnam tätig und haben dort die internationale Zusammenarbeit vorangetrieben. Welche Erfolge sind geblieben?

Helmut Pabst: Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Genossenschaften haben sich in vielen dieser Länder stark gebessert. Wir haben zum Beispiel hart daran gearbeitet, dass die Mitgliederförderung im Fokus des jeweiligen Genossenschaftsgesetzes steht und nicht irgendein nur schwer greifbarer volkswirtschaftlicher Nutzen. Außerdem haben wir überall dort, wo der Arbeitsschwerpunkt auf den Spar- und Kreditgenossenschaften lag, diese in die Obhut der jeweiligen Bankenaufsicht gebracht. Der DGRV hat immer darauf gedrungen, dass die Spar- und Kreditgenossenschaften im jeweiligen Kreditwesengesetz verankert werden und nicht in eigenen Gesetzen oder nur im Genossenschaftsgesetz. Wer als Finanzintermediär auftritt, gehört auch entsprechend reguliert und beaufsichtigt. Für diese Position wurde der DGRV in vielen Ländern anfangs angefeindet. In Bolivien etwa wurden die Spar- und Kreditgenossenschaften 1994 ins Bankengesetz integriert. Das gab damals einen Aufschrei, weil die Genossenschaften auf einmal als Banken bezeichnet wurden. In Mexiko wurde 2001 ein Gesetz erlassen, das die Spar- und Kreditgenossenschaften mit den Banken nahezu gleichstellte und sie unter die Bankenaufsicht stellte. Vorher hatten die Genossenschaften eher den Charakter von Nothilfeorganisationen, die von den lokalen Eliten oft nach Gutdünken geführt wurden. Mit einem normalen Bankbetrieb hatte das wenig zu tun. Heute sind das immer mehr solide geführte Spar- und Kreditgenossenschaften, die den Auftrag der Mitgliederförderung ernst nehmen. Das ist ein Erfolg.
 

Mit wem haben Sie vor Ort zusammengearbeitet?

Pabst: Vor Ort hatte ich von Repräsentanten des Staats und seiner Ministerien und Behörden über Vertreter der Partnerverbände bis zu Vorständen und Aufsichtsräten der Primärgenossenschaften mit vielen verschiedenen Ansprechpartnern Kontakt. Dazu sollte man wissen, dass sich der DGRV – eingebettet in die internationale Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland – um einen ganz speziellen Bereich kümmert, der sich Sozialstrukturförderung nennt. Die Arbeit setzt auf mehreren Ebenen an: Auf der Makro-Ebene arbeitet der DGRV mit Regierungen, Ministerien und Bankenaufsichten zusammen. Auf der Meso-Ebene kooperiert der DGRV mit Partnerverbänden vor Ort, das können Dachverbände genauso sein wie Fachverbände. Auf der Mikro-Ebene arbeitet der DGRV mit Spar- und Kreditgenossenschaften, mit landwirtschaftlichen Genossenschaften, aber auch mit Servicegenossenschaften zusammen, um deren nachhaltige Entwicklung zu unterstützen und den Mehrebenen-Ansatz abzurunden. In diesem Punkt unterscheidet sich der DGRV wesentlich von anderen Institutionen, die ebenfalls Entwicklungszusammenarbeit betreiben.


Haben Sie auch auf Ebene der Partnerverbände und der Primärgenossenschaften vor Ort Erfolge erzielt?

Pabst: Wir haben es geschafft, Multiplikatoren zu schulen, die das Genossenschaftswesen vor Ort voranbringen. Ich nenne da gerne El Salvador als Beispiel. Das kleine Land in Mittelamerika ist berüchtigt für seine extreme Kriminalität. Sehr viel Armut, eine hohe Migrationsrate, viel Gewalt – ein ganz schwieriges Land. Aber die Genossenschaftsorganisation ist hervorragend aufgestellt. Die Verantwortlichen haben es geschafft, ein Verband- und Verbundsystem ähnlich wie in Deutschland aufzubauen. Da spielt das Thema Unternehmensführung eine große Rolle. Die Verantwortlichen der Genossenschaftsorganisation in El Salvador wollten für ihre Mitglieder einen starken Verband mit subsidiären Institutionen aufbauen, die die Primärgenossenschaften unterstützen. Der Verband hat darüber hinaus alle seine Mitgliedsgenossenschaften dazu verpflichtet, Finanzindikatoren offenzulegen und Qualitätsnormen einzuhalten. Diejenigen, die das nicht wollten, haben den Verband daraufhin verlassen. Geblieben sind die, die neue Transparenz akzeptierten und sich entwickeln wollten. Davon profitierten letztlich alle. Auch in Brasilien und in Guatemala wurde eine starke Genossenschaftsorganisation mit einem systemischen Ansatz aufgebaut, der unserem ähnlich ist.

Die wichtigsten beruflichen Stationen von Helmut Pabst

  • 1973-1977: VR Bank Nürnberg, Ausbildung zum Bankkaufmann, Zahlstellenleiter, Kreditsachbearbeiter
  • 1978-1990:  Genossenschaftsverband Bayern (GVB), Ausbildung zum Verbandsrevisor, Verbandsrevisor, Regionaldirektor in Schwaben
  • 1991-1994: Projektleiter in Bolivien für den DGRV
  • 1994-1998: GVB, Verbandsrevisor in Franken
  • 1998-2002: Projektleiter in Chile für den DGRV
  • 2002-2006: GVB, Verbandsrevisor in Schwaben, Kurzzeiteinsätze in der Ukraine, Mexiko und Südafrika für den DGRV
  • 2007-2016: Projektleiter für Mexiko, El Salvador, Nicaragua, Kuba und Honduras für den DGRV
  • 2017-2019: Projektleiter Vietnam, Philippinen und Thailand für den DGRV
  • 2020 bis heute: Kurzzeiteinsätze in Südostasien (Myanmar, Laos und Thailand) für den DGRV

Erzählen Sie mal, wie Ihr beruflicher Alltag in Lateinamerika und Asien aussah…

Pabst: Ich musste vor allem viel früher aufstehen als in Deutschland. Das hängt mit dem Verkehrschaos in den lateinamerikanischen und asiatischen Megastädten zusammen. Natürlich können Sie im Ballungsraum Mexiko-Stadt mit seinen über 20 Millionen Einwohnern oder in Santiago de Chile mit über fünf Millionen Einwohnern erst um 7 Uhr morgens zur Arbeit fahren. Aber dann sollten Sie für die Beschäftigung im Stau ein gutes Buch mitnehmen. In der Regel fuhr ich deshalb morgens vor 6 Uhr ins Büro, um Zeit und Nerven zu sparen. Nach meinen Gesprächen oder Vorträgen bin ich dann entweder am frühen Nachmittag oder erst nach 22 Uhr wieder zurückgefahren, um dem Chaos auf den Straßen zu entgehen. Dienstreisen waren häufig mit Fliegen verbunden. Das ist in Ländern wie Bolivien, Chile, Mexiko oder auf den Philippinen praktisch unabdingbar, um Termine pünktlich wahrzunehmen. Viele Veranstaltungen für Vorstände und Aufsichtsräte von Genossenschaften fanden an Wochenenden statt. Also ein Job fast rund um die Uhr. Ab einer gewissen Arbeitsintensität fließen das Privat- und das Berufsleben ineinander.


Welche Art von Veranstaltungen haben Sie durchgeführt?

Pabst: Ein Ziel des DGRV ist es, in den Partnerländern genossenschaftliche Aus- und Fortbildungssysteme aufzubauen, die einem bestimmten Lehrplan folgen. Diesen curricularen Ansatz gibt es im deutschen Genossenschaftswesen schon lange, zum Beispiel für die Spar- und Kreditgenossenschaften. Dort können die Mitarbeiter bestimmte Unterrichtsmodule besuchen, bis sie ihren angestrebten Abschluss erreichen, zum Beispiel als Geschäftsleiter für Kreditgenossenschaften. Um diese Aus- und Fortbildungssysteme anzuschieben, erteilte ich verschiedene Grundlagenseminare für die ehrenamtlichen Vorstände und Aufsichtsräte der Primärgenossenschaften, zum Beispiel zum Risikomanagement von Banken oder zur Unternehmensführung und zu internen Kontrollsystemen. Solche Veranstaltungen haben in der Regel von Freitagmittag bis Sonntagvormittag gedauert, ähnlich einem Wochenendseminar bei uns.


Gibt es in Lateinamerika und Asien eine ähnliche Auffassung über Aufgaben und Zweck von Genossenschaften wie in Deutschland?

Pabst: Vor allem in Lateinamerika herrschte vielerorts die Meinung vor, Genossenschaften sollen keine Gewinne machen, sondern karitativ tätig sein. Damit waren diese konzeptionell von vorneherein zu Misserfolg verurteilt. Genossenschaften sind keine sozialen Nothilfeorganisationen, sondern normale Unternehmen, die einen besonderen Zweck verfolgen, nämlich jedes Mitglied wirtschaftlich zu fördern. In meinen Gesprächen mit Regierungsvertretern oder der Bankenaufsicht waren unsere deutschen Genossenschaftsprinzipien häufig Anlass für Grundsatzdiskussionen. Trotz ihrer Mitgliederorientierung und dem fehlenden Ziel der Gewinnmaximierung müssen Genossenschaften betriebswirtschaftlichen Maximen folgen. Sie müssen Gewinne erwirtschaften, um Rücklagen bilden zu können, damit wirtschaftliche Nachhaltigkeit erreicht wird. Es war ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit für den DGRV, in den Projektländern aufzuzeigen, was Genossenschaften leisten können und was nicht. Deshalb sollte auch deren Betriebsorganisation mindestens so gut aufgestellt sein wie in alle anderen Unternehmen.

„Genossenschaften sind nicht das Rote Kreuz für dysfunktionale Volkswirtschaften.“

War das in den asiatischen Ländern genauso?

Pabst: Insbesondere in Ländern wie Vietnam, wo bis 1985 Planwirtschaft herrschte, werden Genossenschaften nach wie vor als Teil der Volkswirtschaft gesehen, die übergeordnete Ziele zu erfüllen haben. Über diese Form der Instrumentalisierung wird immer noch intensiv diskutiert, auf Regierungs-, und auch auf Verbandsebene. Die Verbände in solchen Ländern fühlen sich oft immer noch in volkswirtschaftliche Entwicklungskonzepte eingebunden. Ob in Asien Afrika, oder Lateinamerika, in der DGRV Entwicklungsberatung versuchen wir klarzustellen: Genossenschaften sind nicht das Rote Kreuz für dysfunktionale Volkswirtschaften, sondern sie sind dazu da, ihre Mitglieder zu fördern. Diese Überzeugung bemüht sich der DGRV in Ländern mit planwirtschaftlicher Vergangenheit durch intensive Beratungen zu vermitteln. Bei uns steht der einzelwirtschaftliche Förderauftrag schwarz auf weiß in §1 des Genossenschaftsgesetzes. Wenn Genossenschaften ihre Mitglieder fördern, stimuliert das auf lokaler Ebene die Wirtschaft, weil die Mitglieder mehr investieren oder konsumieren können. Das hat am Ende auch einen positiven Effekt auf die gesamte Volkswirtschaft, aber der Förderauftrag jeder Basisgenossenschaft liegt auf der Mikro- und nicht auf der Makro-Ebene.

Welche Bedingungen braucht es vor Ort, damit die Genossenschaftsidee sowie die Entwicklungsberatung des DGRV auf fruchtbaren Boden fallen?

Pabst: Dazu habe ich mir intensiv Gedanken gemacht. Besonders wichtig ist mir ein Punkt: Ohne Demokratie und rechtsstaatliche Ordnung gibt es keine nachhaltige Entwicklung. Ich möchte das an einem ganz konkreten Beispiel festmachen. In den vergangenen drei Jahren war ich mehrfach in Myanmar. Seitdem in dem Land die Militärs geputscht haben, ist die Projektarbeit deutlich erschwert. Wie sich die Zusammenarbeit in Zukunft entwickeln wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Für eine weitere Kooperation werden Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aber sehr wichtig sein. Außerdem sollten die Projektpartner vor Ort bereit sein, ein Verband- und Verbundsystem mit subsidiär unterstützenden Institutionen im Sinne des Mehrebenen-Ansatzes des DGRV aufzubauen, damit die Genossenschaften ihrem Förderauftrag nachkommen können. In Chile zum Beispiel haben wir mit der staatlichen Ebene sehr gut zusammengearbeitet, aber der dortige Verband war letztlich nicht gewillt, ein genossenschaftliches Verbundsystem aufzubauen. Bei so einer Entwicklung muss man auch mal ein Projekt beenden.

Was hat Sie während Ihrer langjährigen Auslandstätigkeit für den DGRV besonders berührt?

Pabst: Wie viel Zeit haben Sie? (lacht) Ich will mich auf zwei Erlebnisse beschränken. Im mexikanischen Oaxaca – übrigens eine wunderschöne Stadt mit kolonialer Vergangenheit – gibt es eine große, noch recht junge Spar- und Kreditgenossenschaft mit über 100.000 Mitgliedern. Die luden mich vor Jahren zur Vertreterversammlung ein. Zur Vorbereitung meines Grußworts habe ich mir den Jahresabschluss geben lassen. Das sah alles sehr gut aus, deshalb reiste ich nach Oaxaca und lobte die Genossenschaft sehr in der Veranstaltung. Hinterher stellte ich fest, dass die Verantwortlichen immer kurz vor dem Jahresabschluss die faulen Kredite abgeschrieben hatten, damit diese nicht in der Bilanz auftauchen. Damit waren auch die Risikoindikatoren alle vorbildlich. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Nach einer lebhaften Sitzung mit Vorstand und Aufsichtsrat und einigen Schulungsseminaren lieferte die Genossenschaft fortan saubere Zahlen. Außerdem baute die Genossenschaft in den Folgejahren ein wirkungsvolles Risikomanagement auf und stärkte erheblich ihr Eigenkapital durch Rücklagen. So wurde aus der Spar- und Kreditgenossenschaft eine Erfolgsstory und ich bin noch viele Jahre gerne zur Vertreterversammlung gekommen, um guten Gewissens ein Statement abzugeben. Die Leitung hatte verstanden, dass faule Kredite und Intransparenz die Nachhaltigkeit der Genossenschaft gefährden und Risikomanagement und Rücklagen ihre Zukunft sichern.


Und das zweite Erlebnis?

Pabst: Als der damalige US-Präsident Barack Obama im März 2016 Havanna besuchte, hofften nicht wenige Kubaner auf politische und wirtschaftliche Verbesserungen. Auch der DGRV hatte seine Zusammenarbeit mit Kuba ab 2014 zunehmend intensiviert. Das Interesse an einer Beratung insbesondere zu den Themen Aus- und Fortbildung sowie marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Genossenschaften war groß. 2015 hatte ich 15 Produktivgenossenschaften besucht, die im Rahmen eines Pilotprojekts für den Markt und nicht für den Plan wirtschaften durften. Ich traf auf hoch motivierte und innovationsfreudige Genossenschaftsmitglieder, die sich angesichts der allgegenwärtigen Mangelwirtschaft große Hoffnungen auf eine bessere Zukunft machten. Auf einem Workshop, den der DGRV mit dem Nationalverband der Ökonomen und Wirtschaftsprüfer Kubas (ANEC) organisierte, moderierte ich eine Diskussionsrunde zu genossenschaftlichen Unternehmensprinzipien und Governance. Die Teilnehmer der eingeladenen Basisgenossenschaften nutzten das Forum ausgiebig für kritische Fragen an die anwesenden Vertreter einer Regierungskommission und reklamierten deutlich das langsame Reformtempo auf Kuba.


Kritik an der kubanischen Regierung… Konnte das gutgehen?

Pabst: Ich war begeistert über die vermeintliche Offenheit der Kubaner, aber den Regierenden war das offensichtlich zu viel Wirtschaftsdemokratie für ihre Genossenschaften, denn die Zusammenarbeit zwischen ANEC und dem DGRV lief danach aus und ich bekam keine Einladung mehr zu Veranstaltungen. Das hat mich enttäuscht. Diese Erfahrung hat mir aber auch nochmal deutlich vor Augen geführt, dass erfolgreiche und nachhaltige Genossenschaftssysteme demokratische und marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen erfordern, sonst funktionieren die Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung nicht.

Haben Sie auch Erkenntnisse aus Ihrer Auslandsarbeit mitgebracht, die auch für Genossenschaften hierzulande wertvoll sein können?

Pabst: Der Erfolg nachhaltiger Entwicklung hängt von mehreren Faktoren ab, und zwar global in jedem Land der Welt. Denn jede Gesellschaft entwickelt sich weiter, wenn auch zeitlich versetzt. Eine gute Unternehmensführung und eine ausreichende Unternehmenskontrolle, also „Good Corporate Governance“, sind überall unentbehrlich. Das hat nicht zuletzt der Fall Wirecard gezeigt. Moralisch verwerfliches Handeln, „Moral Hazard“ auf Englisch, kann überall dort vorkommen, wo es keine effektiven Kontrollmechanismen gibt. Das darf keinesfalls als Plädoyer für Überregulierung und überzogene Vorschriften missverstanden werden, aber es zeigt, wie wichtig integre Führungspersonen für den Unternehmenserfolg sind. Ein weiterer wesentlicher Faktor für die nachhaltige Entwicklung von Gesellschaften ist die Rolle der Frau. Gerade in Lateinamerika ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen vor allem bei Genossenschaften, sowohl im Ehrenamt als auch im Hauptamt, deutlich höher ist als in Deutschland. In Lateinamerika sind die Frauen generell stark ins Berufsleben eingebunden, und zwar bis weit hinauf in der Hierarchie. Auch in Asien ist das so. Diese Frauen haben Power und wollen ihr Unternehmen voranbringen. Meine Erkenntnis aus 20 Jahren Entwicklungsarbeit ist die: Da wo Frauen mitmachen, da bewegt sich auch etwas. Der dritte Punkt zielt auf die Natur des Genossenschaftswesens ab. Eine Gesellschaft voller Individualisten kann auf Dauer nicht funktionieren – weder in der Wirtschaft noch in der Politik. Letztendlich gewinnen immer diejenigen, die sich auf eine Zusammenarbeit zum Wohle aller einlassen.

„Wenn man so viele Kilometer zusammen abspult und immer wieder mit einer Reifenpanne liegen bleibt, das schweißt zusammen.“

Wenn Sie auf Ihre Auslandstätigkeit zurückblicken: Woran denken Sie besonders gerne?

Pabst: An die Menschen und die Freundschaften, zum Beispiel mit meinen Fahrern. Der DGRV stellt seinen Mitarbeitern im Auslandseinsatz aus Sicherheitsgründen einen einheimischen Fahrer zur Verfügung. Wenn man so viele Kilometer zusammen abspult und immer wieder mit einer Reifenpanne liegen bleibt, das schweißt zusammen. Viele Freundschaften dauern bis heute an. Zu einem Projektleiter einer US-amerikanischen Entwicklungsgesellschaft habe ich heute noch regelmäßig Kontakt. Wir tauschen uns fast täglich über die sozialen Medien aus. Und ich denke gerne an die Menschen zurück, die sich für die Idee der Genossenschaft begeistern. Ich habe viele Menschen erlebt, die das Genossenschaftswesen ihr Leben lang nicht mehr losgelassen hat. Es ist auch immer wieder schön zu sehen, wenn ehemalige Mitarbeiter selbstständig Seminare geben, die ich früher selbst gehalten habe. Zu sehen, dass die jahrelange Arbeit in den Partnerländern vielfach auf fruchtbaren Boden fällt, gibt mir ein gutes Gefühl.


Herr Pabst, vielen Dank für das Gespräch!

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