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Warum engagiert sich die VR-Bank Mittelfranken Mitte gesellschaftlich? „Weil sie als Genossenschaft Teil der Gesellschaft ist“, sagt Gerhard Walther, Vorstandsvorsitzender der Kreditgenossenschaft mit Sitz in Ansbach und ehrenamtlicher Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB). Durch ihre 64.000 Mitglieder sei sie fest in der Region verankert und mit den Menschen verbunden. „Gesellschaftliches Engagement ist für Genossenschaften sehr wichtig, wir verstehen das als Teil unseres genossenschaftlichen Förderauftrags.“ Walther sieht aber auch die Genossenschaftshistorie als Verpflichtung, sich gesellschaftlich zu engagieren. „Genossenschaften wurden und werden gegründet, um durch Hilfe zur Selbsthilfe zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung ihrer Region beizutragen. Dieses gemeinsame Handeln stärkt die Region und sorgt dafür, dass sie lebenswert bleibt. Daran hat sich damals wie heute nichts geändert.“

431 Projekte hat die VR-Bank Mittelfranken Mitte im vergangenen Jahr mit 306.800 Euro an Spenden unterstützt. Dazu kommt die Raiffeisen-Stiftung der Kreditgenossenschaft mit einem Kapitalstock von aktuell rund 1,6 Millionen Euro. Die daraus erwirtschafteten Erträge werden jährlich ausgeschüttet und entsprechend des Stiftungszwecks ebenfalls für gemeinnützige Zwecke verwendet. Anlässlich des Internationalen Jahres der Genossenschaften hat die Raiffeisen-Stiftung einen Wettbewerb „Generationen im Dialog“ ausgerufen. Alle im Geschäftsgebiet ansässigen gemeinnützigen Vereine und Initiativen sind aufgerufen, sich mit einem Beitrag zur Frage „Wie kann der Austausch zwischen verschiedenen Generationen gefördert werden und wie können diese voneinander profitieren?“ zu beteiligen. Für die ersten drei Sieger hat die Stiftung Geldpreise von 7.500 Euro, 5.000 Euro und 2.500 Euro ausgelobt. „Das Miteinander und der Zusammenhalt der Generationen sind ganz klar ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema, für das wir uns ganz bewusst entschieden haben“, betont Walther.

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Zum Internationalen Jahr der Genossenschaften 2025 hat der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) einen kurzen Film produziert, der zeigt, was Genossenschaften bewirken. GVB-Mitglieder können den Film für ihr eigenes Marketing nutzen. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Download gibt es im GVB-Mitgliederportal.

VR-Banken in Bayern spenden fast 16 Millionen Euro

Die VR-Bank Mittelfranken Mitte steht dabei exemplarisch für die 180 Volksbanken und Raiffeisenbanken in Bayern und auch für die über 1.000 genossenschaftlichen Unternehmen aus dem Waren- und Dienstleistungsbereich im Freistaat. Allein die Kreditgenossenschaften spendeten im vergangenen Jahr insgesamt fast 16 Millionen Euro an gemeinnützige Organisationen und Projekte in ihrem Geschäftsgebiet – gegenüber den Vorjahren ein deutliches Plus von mehreren Hunderttausend Euro.

Eine wichtige Rolle spielt dabei der VR Gewinnsparverein Bayern. Er organisiert für die bayerischen Kreditgenossenschaften die Gewinnsparlotterie. Jedes Los kostet fünf Euro, davon fließen 25 Cent als Reinertrag an die VR-Banken zurück, die damit regionale Vereine und Initiativen zu unterstützen (siehe dazu auch den Beitrag in dieser „Profil“-Ausgabe). Ebenso unterhalten viele Kreditgenossenschaften Stiftungen, um mit dem Kapitalertrag in ihrem Geschäftsgebiet Gutes zu bewirken. „Profil“ stellt in dieser Ausgabe die Bürgerstiftung der Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf sowie Stiftungen der meine Volksbank Raiffeisenbank vor. Und auch die Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften sind stark gesellschaftlich engagiert. Nur ein Beispiel: Die Datev eG fördert „Herzensprojekte“ und bindet dabei Mitarbeitende sowie Mitglieder aktiv mit ein. Zu Weihnachten 2024 spendete die Datev eG insgesamt 150.000 Euro an 22 Regionalprojekte.

Gesellschaft nachhaltig unterstützen

Zurück zur VR-Bank Mittelfranken Mitte: Vorstandsvorsitzender Gerhard Walther versteht unter gesellschaftlichem Engagement mehr als nur die Verteilung finanzieller Mittel für gemeinnützige Zwecke. „Es geht darum, die Gesellschaft nachhaltig zu unterstützen“, betont er. So bietet die Bank – wie viele andere Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern auch – ihren jungen Kundinnen und Kunden kostenlose Nachhilfe über die digitale Lernplattform ubiMaster an (mehr zur Kooperation der VR-Banken mit ubiMaster in den „Profil“-Ausgaben 01/2024 und 10/2024). „Wir wollen damit die persönliche Entwicklung junger Menschen und ihre Bildungschancen steigern. Das ist uns ein wichtiges Anliegen, weit entfernt von Bankthemen“, sagt Walther.

Zielgruppenorientiert organisiert die Bank zudem Veranstaltungen, die gesellschaftliche Themen aufgreifen – von der Finanzbildung über die Zukunftsvorsorge bis zur Persönlichkeitsbildung. Außerdem unterstützt sie den persönlichen Einsatz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für gesellschaftliche Zwecke, wenn sich diese ehrenamtlich engagieren – zum Beispiel bei Baumpflanz- oder Müllsammelaktionen oder als Vorstand in einem Verein („Profil“ berichtet in Ausgabe 05/2025 beispielhaft über eine Baumpflanzaktion der VR-Bank Landsberg-Ammersee).

Eine Genossenschaft erhält die ärztliche Grundversorgung

Ein ganz anderes Beispiel für gesellschaftliches Engagement von Genossenschaften ist die Bürgergenossenschaft Markt Mühlhausen. Sie ist ein Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern aus dem mittelfränkischen Ort und seiner Umgebung, um die lokale Infrastruktur zu stärken. „Immer häufiger können Gemeinden notwendige Infrastrukturprojekte nicht mehr aus eigener Kraft stemmen. Um solche Lücken zu schließen, ist Bürgerengagement gefragt“, erklärt Vorstand Hermann Gamperling. Im Fall der Bürgergenossenschaft Markt Mühlhausen war die Gemeinde wegen des angespannten Haushalts nicht in der Lage, der ortsansässigen Hausärztin Frauke Kosteletzky eine Immobilie als Ersatz für ihre bisherigen Praxisräume zur Verfügung zu stellen. Diese sind nach über 50 Jahren Nutzungsdauer nicht mehr zeitgemäß und können außerdem nicht barrierefrei erreicht werden, weil sie im ersten Stock liegen. „Für viele ältere und vor allem gebrechliche Menschen ist das ein großes Problem, selbst wenn sie noch nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind“, betont Gamperling.

Um die Ärztin im Ort zu halten, warb eine kleine Gruppe um Gamperling und Initiator Reinhard Klaus bei den Bürgerinnen und Bürgern dafür, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und ein Gebäude mit Platz für eine moderne Praxis zu errichten. „Es war harte Arbeit, die Bürger und die politische Gemeinde von unserem Vorhaben zu überzeugen, aber es hat sich gelohnt“, berichtet Gamperling. Die Hausärztin war sehr erfreut über die Initiative und sagte zu, bei einem entsprechenden Angebot im Ort zu bleiben. Die Initiatoren entschieden sich dafür, für das Vorhaben eine Bürgergenossenschaft zu gründen, und machten sich auf die Suche nach einem passenden Grundstück.

Mitglieder tragen über 500.000 Euro zur Finanzierung bei

Fündig wurden sie im Ortszentrum. Die alte Gemeindescheune und einige Schuppen auf dem Grundstück Badgasse 14 wurden abgerissen. Dort entsteht nun ein modernes Gebäude mit barrierefrei erreichbaren Praxisräumen im Erdgeschoss und zwei Wohnungen im Obergeschoss, die vermietet werden. Rund um das Gebäude werden ausreichend Parkplätze angelegt. Über die Genossenschaftsanteile und zinslose Darlehen der mittlerweile 356 Mitglieder kamen über 500.000 Euro zusammen. Damit war die Finanzierung des Vorhabens gesichert. Die andere Hälfte der Baukosten von rund einer Million Euro wird über Bankdarlehen finanziert.

Nun geht es Schlag auf Schlag: „Das Gebäude steht schon, der Innenausbau ist in vollem Gange und der Einzug der Ärztin ist auf den 1. Dezember 2025 terminiert“, berichtet Gamperling. Der Vorstand ist stolz darauf, wie stark die Mühlhausener Bürger die Genossenschaft und das Ärztehaus unterstützen. Bei 1.800 Einwohnern und 356 Mitgliedern sei inzwischen rechnerisch jede fünfte Person in der Gemeinde der Genossenschaft beigetreten, mit Blick auf die rund 600 Haushalte in der Gemeinde liege die Unterstützungsquote sogar bei 60 Prozent, schätzt Gamperling. „Das kommt ungefähr hin, denn in vielen Haushalten ist nur eine Person Mitglied geworden, aber die ganze Familie unterstützt unser Vorhaben.“

Diese hohe Unterstützungsquote sei auch darauf zurückzuführen, dass die Bürgergenossenschaft gesellschaftlichen Nutzen stifte, sagt Gamperling. Zudem könne sich jeder im Ort mit der Genossenschaft identifizieren, weil diese von Bürgern für die Bürger gegründet wurde und keine eigennützigen kommerziellen Interessen verfolgt, wie das bei anderen Gesellschaftsformen der Fall sei. „Wir engagieren uns für das Gemeinwohl der Gemeinde und sichern die ärztliche Grundversorgung. Das trägt zur Attraktivität des Orts bei. Außerdem stärkt die Genossenschaft den Zusammenhalt und das Wir-Gefühl der Menschen in Mühlhausen. Die Bürger haben das erkannt. Anders ist die Großzügigkeit der Mitglieder bei der Finanzierung des Ärztehauses nicht zu erklären.“

Eine Dorfbäckerei reüssiert

Ähnlich gelagert ist der Fall der Dorfgenossenschaft Wombach im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart, nur dass es dort nicht um den Erhalt der ärztlichen Grundversorgung ging, sondern um den Fortbestand der beliebten Dorfbäckerei Endres. Diese wurde im Juni 2022 nach zwölf Wochen Pause dank der Genossenschaft als „Wombicher Beck“ wieder eröffnet. Bereits um 5:45 Uhr standen die ersten Kunden Schlange vor der ersten bayerischen Genossenschaftsbäckerei, ehe der neue Bäcker und Brotsommelier Simon Riethmann um 6 Uhr die Türen aufschloss. „Profil“ hat die Dorfgenossenschaft Wombach und den „Wombicher Beck“ in Ausgabe 9/2022 vorgestellt.

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Die Dorfgenossenschaft Wombach eG betreibt Bayerns erste Genossenschafts-Bäckerei. Im Video spricht Vorstand Hilmar Ullrich über den Gründungsprozess, das Engagement der Menschen vor Ort und Backspezialitäten wie den traditionellen Eierweck. Video: Christof Dahlmann und Karl-Peter Lenhard (Schnitt).

Bald drei Jahre später zieht Hilmar Ullrich, Vorstand der Dorfgenossenschaft und neben seiner Tätigkeit bei der Raiffeisenbank Main-Spessart auch Gründungsberater des GVB, ein positives Fazit. „Die Bäckerei läuft, die Menschen sind froh und kaufen gerne dort ein.“ Die Genossenschaft sei seit drei Jahren fester Bestandteil des Dorflebens. Rund 180.000 Euro hat sie inklusive staatlicher Förderung investiert, um den Fortbestand der Bäckerei zu sichern. Jüngst kamen ein neuer Backofen und ein Gärvollautomat hinzu. Letzterer sorgt mit individuell regelbarer Temperatur, automatischer Belüftung und aktiver Befeuchtung dafür, dass die Teiglinge optimal reifen können, bevor sie im Backofen zu knusprigem Gebäck werden. Das Neueste: Über eine eigene Bestell-App können die Kunden des „Wombicher Beck“ bequem von zu Hause aus ihre Backwaren ordern. Die App gibt es in den App-Stores von Google (Android) und Apple (iOS).

Genossenschaft unterstützt das Vereinsleben vor Ort

Der Erhalt der Dorfbäckerei war die Initialzündung für die Gründung der Genossenschaft, doch bei Bedarf könnte diese auch weitere Aufgaben zur Bewahrung des Dorflebens übernehmen. Das wurde auch in der Satzung so festgeschrieben. Hilmar Ullrich beschreibt das gesellschaftliche Engagement der Dorfgenossenschaft so: „In Wombach gibt es ein aktives Vereinsleben, dort treffen sich die Menschen. Die Dorfgenossenschaft unterstützt diese Strukturen und sorgt dafür, dass dieses gesellschaftliche Leben in den Vereinen stattfinden kann, indem zum Beispiel der Bäcker auch mal am Sonntag Brötchen für ein Vereinsfest backt.“

Ein weiterer Aspekt, den Hilmar Ullrich nicht unerwähnt lassen will: Die Dorfgenossenschaft sorgt vor Ort für Arbeitsplätze, denn sie übernahm nicht nur die Backstube von der Familie Endres, sondern auch das Verkaufspersonal. Mittlerweile hat die Genossenschaft mit Florian Fischer einen zweiten Bäckermeister fest angestellt. Der 25-Jährige stammt aus einem Nachbarort und war zuletzt in einem größeren Betrieb tätig. Weil er wieder handwerklich backen wollte, fand er im „Wombicher Beck“ eine neue berufliche und vor allem wohnortnahe Heimat. Ohne die Dorfgenossenschaft würde es heute weder die Bäckerei noch die Arbeitsplätze geben. „Wir wollen Strukturen erhalten, die den Leuten lieb und teuer sind. Sollte ein Teil davon wegbrechen, stehen wir bereit, das aufzufangen – so wie beim Wombicher Beck“, sagt Ullrich.

Mitglieder bilden ein wertvolles Netzwerk

Zurück zur VR-Bank Mittelfranken Mitte: Für den Vorstandsvorsitzenden Gerhard Walther sind die Mitglieder die Essenz jeder Genossenschaft. Sie bilden ein wertvolles Netzwerk und verleihen der Genossenschaften über den Kauf von Anteilen Liquidität. Dadurch wird die Genossenschaft in die Lage versetzt, wirtschaftlich zu agieren und durch ihre Geschäftstätigkeit regionale Wirtschaftskreisläufe und Wertschöpfungsketten in Gang zu bringen – so wirke die Genossenschaft durch ihre Mitglieder auch gesellschaftlich. „Wer solidarisch denkt, handelt immer auch im Sinne des Ganzen und sorgt damit für eine lebenswerte Zukunft in der Region“, ist Walther überzeugt.

Davon profitiert wiederum die Genossenschaft, indem sie neue Mitglieder gewinnt, wie Walther am Beispiel seiner Kreditgenossenschaft erläutert. Weil die Bank ihre gesellschaftliche Unterstützung über viele Jahre hinweg nachgehalten hat und dadurch die Gemeinschaft stärkt, bauen die Menschen Vertrauen zu ihr auf. „Wir werden als verlässlicher Partner wahrgenommen. Die Bürgerinnen und Bürger wissen um unser ehrliches Interesse an den gemeinnützigen Initiativen in der Region. Unser glaubhaftes gesellschaftliches Engagement ist ein Grund, warum wir stetig neue Mitglieder gewinnen. Das ist ein Aspekt, der uns mit großer Freude erfüllt und der nicht unter den Tisch fallen sollte“, sagt Walther. Oder um es mit einem abgewandelten Sprichwort zu sagen: Wie man in die Gesellschaft hineinruft, so schallt es zurück.

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