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In den letzten Jahren hat sich das Bezahlen mit dem Smartphone oder der Smartwatch rasant entwickelt und ist zu einem festen Bestandteil des Alltags vieler Menschen geworden. Besonders die jüngeren Zielgruppen, die sogenannten „Digital Natives“, nutzen zunehmend Mobile Payment-Dienste wie Apple Pay, Google Pay und die mobilen Banking Apps ihrer Hausbanken. Diese Entwicklung zeigt nicht nur den technologischen Fortschritt, sondern auch einen Wandel im Konsumverhalten und in den Erwartungen an moderne Zahlungsmethoden.

Das Forschungs- und Beratungsunternehmen Kantar konnte in einer repräsentativen Studie 1.000 Menschen in Deutschland zu ihren Einstellungen und Nutzungsgewohnheiten bezüglich „Mobile Payment“ befragen. Die Studie wurde in die regelmäßige Mehrthemenbefragung von Kantar, den sogenannten „Bevölkerungsbus“, integriert, und über das hauseigene Onlinepanel „Profiles“ umgesetzt.

23 Prozent der Befragten geben an, heute bereits Mobile Payment am Point of Sale (POS) zu nutzen, wobei Bargeld (65 Prozent Nutzungsquote) und Karten (79 Prozent Nutzungsquote) – nach wie vor – noch wesentlich häufiger zum Bezahlen eingesetzt werden. Bei den unter 30-Jährigen sind es bereits 32 Prozent, die Mobile Payment nutzen, Bargeld nutzen im Vergleich „nur noch“ 53 Prozent. Mobile Payment-Dienste sind demnach aus dem Alltag vieler, insbesondere jüngerer Menschen, nicht mehr wegzudenken. Kaum ein anderer Bezahldienst hat in der Vergangenheit eine ähnlich dynamische Entwicklung gezeigt – und das in der sonst oft trägen Finanzwelt!

Die Kantar-Studie zeigt, dass es vor allem das Alter ist, das die Affinität zu Mobile Payment moderiert. Die Gewandtheit und Selbstverständlichkeit, mit der die „Digital Natives“ mit solchen neuen Technologien umgehen und bereit sind, diese gerne und teilweise auch vorbehaltlos zu nutzen, schaffen beste Voraussetzungen für den einschlagenden Erfolg von Mobile Payment-Lösungen. Weitere Moderatoren für das Nutzungsinteresse sind das Einkommen und der Bildungsstand, wenngleich weniger stark differenzierend im Vergleich zum Alter. Offensichtlich ist das Nutzungsinteresse in allen Bevölkerungsschichten ähnlich, die grundsätzliche Einstellung zu digitalen Services ist ausschlaggebend.

Apple Pay, der mobile Bezahldienst von Apple, hatte diese Entwicklung auf den iPhones begründet und hat sich seit seiner Einführung zu einer beliebten Zahlungsmethode entwickelt. Google Pay, das Äquivalent für Smartphones mit Android-Betriebssystem von Google, folgte wenig später mit ähnlichen Funktionen wie Apple Pay und konnte sich mittlerweile ebenfalls im Markt etablieren. Neben den großen Tech-Unternehmen haben auch viele Banken ihre eigenen Mobile Payment-Lösungen entwickelt, die in der Regel auf den jeweiligen Banking-Apps basieren. Besonders die jüngeren Zielgruppen schätzen die Vielseitigkeit und die einfache Handhabung dieser Apps, über die der komplette Zahlungsverkehr abgewickelt werden kann.

Nun hat auch der Zahlungsdienstleister PayPal ein Mobile Payment-Angebot über die eigene mobile App vorgestellt. Diesem Service wird großes Potenzial zugesprochen. Insbesondere, weil der Dienst im Onlinebereich mittlerweile eine dominante Stellung eingenommen hat, der Marke damit hohe Beliebtheit und durch die positiven Erfahrungen der Nutzer hohes Vertrauen entgegengebracht wird, empfinden viele Banken das Angebot als eine Bedrohung für die eigenen Zahlungsmittel. Rund 70 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, PayPal ihre Online-Zahlungen im Internet gerne anzuvertrauen. 86 Prozent der Befragten geben an, PayPal mindestens gelegentlich zu nutzen und weitere zwölf Prozent geben an, PayPal zwar zu kennen aber (noch) nicht zu nutzen. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich der Eintritt von PayPal in diesen Markt auswirken wird. Sicherlich bringt der von Elon Musk mitgegründete Bezahldienst einige gute Argumente wie die Bedeutung und Verbreitung bei Onlinebezahlvorgängen mit, die sich in der Vermarktung vorteilig nutzen lassen.

Interessant ist dabei die Erkenntnis, dass die Befragten insgesamt der Möglichkeit, mit dem Smartphone oder der Smartwatch über die App der jeweiligen Hausbank zu bezahlen, noch etwas mehr zustimmen (47 Prozent) als dies bei den mobilen Zahlungsdiensten von Apple oder Google der Fall ist (jeweils rund 40 Prozent). Offensichtlich sind die Werte einer Hausbank wie Vertrauen, Sicherheit und eine gute Kundenbeziehung aus Sicht der Befragten bei Finanzthemen etwas wertvoller als die vielleicht noch stärkeren, attraktiveren und statusträchtigeren Marken der amerikanischen Technologieunternehmen, zumindest in Deutschland.

„Für die etablierten Banken ist der Markt für Mobile Payment noch nicht verloren, soweit es gelingt, die etablierten Kundenbeziehungen auszuspielen.“

Zwar konnten insbesondere Apple als Pionier und auch Google den Markt für Mobile Payment aufschließen, für die etablierten Banken ist das Feld aber noch nicht verloren, soweit es gelingt, die etablierten Kundenbeziehungen auszuspielen. Bei den unter 30-Jährigen sind die Zustimmungswerte für die Mobile Payment-Lösungen erwartungsgemäß durchgängig höher, aber auch hier liegt die App der Hausbank (64 Prozent) noch vor der Lösung von Apple (56 Prozent) und Google (55 Prozent). Die Möglichkeit, mit dem Smartphone oder der Smartwatch über die PayPal-App zu bezahlen, erreicht mit 50 Prozent (bei unter 30-Jährigen sogar 60 Prozent) insgesamt sogar noch eine etwas höhere Zustimmung als das Bezahlen über die App der Hausbank. Das ist bemerkenswert und zeigt erneut das Potenzial von PayPal in diesem Markt.

Die Kantar-Studie belegt, dass bei Bezahlangeboten vor allem die Sicherheit, gefolgt von Einfachheit und Schnelligkeit die wichtigsten Motive für die Nutzung sind. Im Grunde geht es also um die Benutzerfreundlichkeit des Diensts. Technische Probleme mit der Freischaltung oder der Mangel eines geeigneten Smartphones, insbesondere aber auch Sicherheits- und Datenschutzbedenken erweisen sich als die größten Hürden aus der Sicht der aktuellen „Nicht-Nutzer“ von Mobile Payment-Diensten. Letztlich sind es auch mangelnde Kenntnisse genereller Art und einfach die Gewöhnung an konventionelle Zahlungsmethoden, die die Nutzung von Mobile Payment noch hemmen. Einfachheit, Schnelligkeit und Sicherheit sind auch die am häufigsten genannten Moderatoren für Zahlungsdienste ganz allgemein.

„Die klassische Bankkarte darf sich bedroht fühlen, da Mobile Payment-Dienste aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken sind.“

Die junge Generation treibt also den Wandel voran! Aus ihrer Perspektive ist Mobile Payment die Zukunft, da das Smartphone heute bereits im Lebensmittelpunkt steht. Die Anstrengungen in der Vermarktung der Dienste durch die etablierten Finanzdienstleister sollten sich daher besonders auf diese zukunftsrelevante Zielgruppe konzentrieren, die Auswirkungen des Eintritts von PayPal in diesen Markt müssen sehr ernst genommen werden. Die klassische Bankkarte aus Plastik darf sich bedroht fühlen, da Mobile Payment-Dienste aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken sind und so den Wandel hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft weiter vorantreiben.
 

Dr. Ulrich van Douwe ist Director Innovation bei dem Marktforschungsunternehmen Kantar Deutschland mit Sitz in München.

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