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Einmal in der Woche dürfen sich die Auszubildenden der VR-Bank Donau-Mindel kreativ austoben. Dann nehmen sie mit ihren Smartphones Videos auf, wie sie zu Musik tanzen oder Szenen aus Filmen und Comedy-Sendungen nachspielen. Außerdem führen sie in verschiedenen Video-Clips durch die Geschäftsstellen des Kreditinstituts oder zeigen, wie sich die PIN am Geldautomaten ändern lässt. Die kurzen Filme laden sie anschließend auf der Videoplattform TikTok hoch. Dort ist die VR-Bank Donau-Mindel mit einem eigenen Kanal vertreten.

Besonders beliebt bei den Zuschauerinnen und Zuschauern ist ein Comedy-Sketch, den zwei der Azubis aufführen. Die Story: Ein Bankkunde nimmt einen Kredit auf und überlässt der Bank als Sicherheit die Schlüssel für seinen Ferrari. Als er das Darlehen drei Monate später inklusive einer Bearbeitungsgebühr von 20 Euro zurückzahlt, fragt ihn die Bankmitarbeiterin, warum er denn einen Kredit aufgenommen habe, obwohl er doch Millionär sei. Die Antwort des Kunden: Er sei drei Monate im Urlaub gewesen und wo hätte er sonst so günstig parken können wie bei der Bank? Das Video wurde bisher fast 440.000 Mal aufgerufen (hier geht‘s zum Film). „Es freut uns natürlich, wenn unsere Clips so viele Menschen erreichen. Das ist eine schöne Bestätigung, dass wir gute Ideen haben und diese spannend inszenieren“, sagt Verena Grossmann, Social-Media-Managerin bei der VR-Bank Donau-Mindel.

Für Grossmann ergibt es Sinn, dass das Kreditinstitut mit Sitz in Dillingen an der Donau auf TikTok aktiv ist. „Wir möchten dort präsent sein, wo sich unsere Kundinnen und Kunden aufhalten. Und vor allem digital affine sowie generell junge Menschen im Alter zwischen 13 und 30 Jahren sind nur noch selten auf Facebook unterwegs, sondern hauptsächlich auf Instagram oder eben TikTok“, erklärt sie. Deshalb ist die Bank seit Juli 2021 auf der Videoplattform präsent. Zwei Ziele stehen im Fokus: Einerseits die Leistungen und Services des Kreditinstituts bekanntmachen, andererseits junge Menschen für eine Ausbildung im Haus begeistern.

Was ist TikTok?

TikTok kommt aus China und ist eine der beliebtesten Videoplattformen weltweit. Mit der Smartphone-App von TikTok können Nutzerinnen und Nutzer kurze Filme aufnehmen und mit Musik oder Dialogen kreativ untermalen. Die Beiträge sind oft nur wenige Sekunden lang. Die Videos sollen in erster Linie kurzweilige Unterhaltung bieten. Die Reichweite einiger TikTok-Kanäle ist riesig, Spitzenreiterin ist die US-amerikanische Influencerin Charli D’Amelio mit rund 140 Millionen Followern. Dem reichweitenstärksten deutschen Nutzer Younes Zarou folgen mehr als 45 Millionen Menschen.

Die VR-Bank Donau-Mindel ist nicht die einzige bayerische Kreditgenossenschaft, die auf TikTok präsent ist. Auch die VR-Bank Main-Rhön, die meine Volksbank Raiffeisenbank und die Raiffeisen-Volksbank Ries sind dabei. Letztere betreibt ihren TikTok-Kanal seit Oktober 2020. „Wir möchten uns, gerade auch für potenzielle Nachwuchskräfte, als moderne sowie innovative Bank präsentieren“, beschreibt Marketingleiter Florian Sefranek die Motivation des Kreditinstituts.

Azubis waren „Feuer und Flamme“

Um den TikTok-Kanal der Raiffeisen-Volksbank Ries kümmern sich vor allem drei ihrer insgesamt zehn Auszubildenden. „Sie waren sofort Feuer und Flamme und haben sich gerne bereit erklärt, mitzumachen. Aus meiner Sicht funktioniert es auch nur über Freiwilligkeit und Eigenmotivation, sonst werden die Inhalte langweilig“, sagt Sefranek. Einmal in der Woche trifft er sich mit den Azubis zum Brainstorming. Dabei besprechen sie die Aktivitäten auf allen Social-Media-Kanälen. Anschließend drehen die Auszubildenden ihr Video für TikTok und schicken es zur Abnahme an den Marketingleiter. „Die Azubis haben viel Freiraum und können selbst sehr gut einschätzen, welche Inhalte zu uns passen. Dennoch ist es sinnvoll, wenn noch einmal eine dritte Person über den Beitrag schaut, bevor wir ihn mit der ganzen Welt teilen“, bekräftigt Sefranek.

Ähnlich geht auch die VR-Bank Donau-Mindel vor. Die Auszubildenden sprechen regelmäßig gemeinsam mit den beiden Social-Media-Managerinnen Verena Grossmann und Ramona Negretti über mögliche Inhalte. Ziel ist es, jeden Freitag ein Video zu veröffentlichen. „Der Tag passt sehr gut, da es Richtung Wochenende geht und viele Leute Zeit für TikTok haben“, sagt Grossmann. Es ergebe absolut Sinn, Videos in einem wiederkehrenden Rhythmus zu veröffentlichten, sagt sie: „Ansonsten wird es schwer, einen Kreis von Abonnentinnen und Abonnenten aufzubauen sowie relevant für den Algorithmus zu bleiben.“

Welche Inhalte kommen auf TikTok gut an?

  • Florian Sefranek, Raiffeisen-Volksbank Ries: „Wir greifen aktuelle Trends auf und versuchen, einen möglichst unterhaltsamen und witzigen Bezug zu unserer Bank herzustellen. So sind die Videos individuell und authentisch. Das ist übrigens gar nicht so einfach, da die Trends auf TikTok sehr schnelllebig sind. Was heute angesagt ist, ist morgen vielleicht schon out.“
  • Verena Grossmann, VR-Bank Donau-Mindel: „Uns ist es am wichtigsten, die Zielgruppe zu unterhalten. Deshalb veröffentlichen wir regelmäßig TikTok-Videos, die einen aktuellen Trend aufgreifen und mit der Bank nicht direkt etwas zu tun haben. Gute Anlässe sind beispielsweise die Weihnachtszeit oder der Valentinstag.“

In den vergangenen anderthalb Jahren hat die Raiffeisen-Volksbank Ries rund 50 Videos auf TikTok veröffentlicht. Manche der Kurzfilme wurden einige Hundert Male aufgerufen, einer über 240.000 Mal. Der Grund: Das Video landete bei vielen Nutzerinnen und Nutzern im sogenannten „Für-Dich-Feed“. Dort werden Beiträge empfohlen, die sie wahrscheinlich interessieren. Den Feed erstellt der Algorithmus für jede Person individuell. „Insofern ist TikTok immer für Überraschungen gut, da man vorher schwer einschätzen kann, wie die Beiträge ankommen“, sagt Marketingleiter Sefranek. Mit der bisherigen Resonanz ist er sehr zufrieden: „Wir haben auf TikTok für Aufmerksamkeit gesorgt und vor Ort gute Rückmeldungen erhalten, beispielsweise bei Bewerbungsgesprächen. Auch in der Berufsschule ist das ein Thema, Auszubildende von anderen Unternehmen finden es toll, dass wir unseren Nachwuchskräften diese Möglichkeit bieten.“

Ratschläge für Volksbanken und Raiffeisenbanken

Worauf sollten Volksbanken und Raiffeisenbanken achten, die einen eigenen Kanal auf TikTok eröffnen möchten? Verena Grossmann von der VR-Bank Donau-Mindel rät dazu, die Auszubildenden von Anfang an ins Boot zu holen. „Es steht und fällt mit dem Engagement der Azubis. Sie müssen davon begeistert sein und regelmäßig Inhalte liefern“, sagt sie. Ansonsten rät Grossmann dazu, sich nicht zu viele Gedanken zu machen, sondern auszuprobieren und schrittweise Erfahrung zu sammeln. Ein Kanal sei schnell eröffnet und im schlimmsten Fall auch schnell wieder geschlossen. „In den vergangenen Monaten hat TikTok viele neue Nutzerinnen und Nutzer gewonnen. Deshalb wird die Plattform auch als Marketingkanal immer bedeutender. Aus unserer Sicht lohnt es sich absolut, bei TikTok mitzumachen“, sagt Grossmann.

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