Diese Website verwendet Cookies. Wenn Sie unsere Seiten nutzen, erklären Sie sich hiermit einverstanden. Weitere Informationen

    Anzeige

Anzeige

Warum investiert die Raiffeisenbank Beuerberg-Eurasburg in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden? Vorstandsmitglied Florian Fent macht eine einfache Rechnung auf: „Wenn wir es heute nicht tun, müssen wir in Zukunft für Ausfallzeiten und Fachkräftemangel bezahlen – und das mit Zinsen.“ Der Ausfall kranker Kolleginnen und Kollegen koste mehr als gesundheitsfördernde Angebote, deshalb liege es auf der Hand, gleich ein vernünftiges Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) aufzusetzen.

Doch das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz auf den finanziellen Aspekt zu reduzieren, wäre zu kurz gegriffen, findet Fent. Wenn sich ein Unternehmen um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden kümmere, habe das auch viel mit Wertschätzung zu tun. „Uns liegt viel an der Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen, denn nur wenn sie gesund und fit sind, können sie hervorragende Arbeit abliefern.“ Weitere Motivation sei, Krankheitstage zu reduzieren und Mitarbeitende zu halten, obwohl die Bank keine ungewöhnlich hohen Krankenstände verzeichne – die Gesundheitsangebote sollen hier eher vorbeugend wirken.

Für die Umsetzung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in der Bank ist Andrea Mürnseer zuständig. Die Raiffeisenbank Beuerberg-Eurasburg kommt auf 62 Mitarbeitende, zwei Geschäftsstellen und 339 Millionen Euro Bilanzsumme. „Wir sind eine kleine, eigenständige Raiffeisenbank, die von ihren Mitarbeitenden viel Eigenverantwortung und vielseitige, fordernde Tätigkeiten abverlangt. Unser Ziel ist es, unsere Eigenständigkeit zu erhalten. Um das zu erreichen, ist es wichtig, unsere Mitarbeitenden bei ihrer körperlichen und mentalen Gesundheit zu unterstützen. Sie sind unser höchstes Gut“, sagt die Personalleiterin. Ein hoher Krankenstand sei für kleine Unternehmen besonders belastend, weil viele Mitarbeitende aufgrund der kleinen Belegschaft allein für ein Themengebiet verantwortlich sind und sie mit ihrem Spezialwissen nicht so einfach ersetzt werden können.

Unterstützung von der R+V Betriebskrankenkasse

Diese Überlegungen gaben in der Bank den letzten Anstoß, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement aufzusetzen. Doch wie? Guter Rat muss nicht teuer sein, wie Mürnseer schnell feststellte. Sie fragte bei der R+V Betriebskrankenkasse an und fand in Julia Harter eine engagierte Beraterin. Die Krankenkassen haben einen präventiven Auftrag und auch ein Budget zur Unterstützung der Arbeitgeber beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Harter ist dafür Ansprechpartnerin der R+V BKK für Unternehmen in Bayern. „Als kleine Bank fehlt uns die Kapazität, ein ganzes Konzept für Betriebliches Gesundheitsmanagement alleine auszuarbeiten. Da in unserem Haus über 50 Prozent der Mitarbeitenden betrieblich bei der R+V BKK versichert sind, lag es nahe, dort nachzufragen. So sind wir an Julia Harter gekommen“, berichtet Mürnseer.

Aus der Anfrage wurde schnell eine intensive Zusammenarbeit zwischen Bank und R+V BKK. „Wir unterstützen die Raiffeisenbank Beuerberg-Eurasburg im Rahmen unseres Programms BeneFIT zwei Jahre lang beim Aufbau und der Implementierung eines strategischen Betrieblichen Gesundheitsmanagements“, berichtet Harter. Gemeinsam mit der R+V BKK analysierte die Bank psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz und leitete daraus Gesundheitsangebote ab. Harter habe ihre Erfahrung sowie viele konkrete Umsetzungsideen eingebracht, lobt Mürnseer. Außerdem vermittelte Harter die Kontakte von Kooperationspartnern der R+V BKK an die Bank. „Das hat uns ebenfalls geholfen, weil wir nicht selbst nach geeigneten Anbietern suchen mussten, sondern uns auf Empfehlungen der R+V BKK verlassen konnten“, sagt Mürnseer.

Eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung, wie es korrekt heißt, hört sich im ersten Moment nach starkem Tobak an. Manche Führungskraft mag davor zurückschrecken, so eine Analyse anzugehen, weil die Ergebnisse auch unbequem sein können. Der Gesetzgeber schreibt die Gefährdungsbeurteilung jedoch seit 2013 vor, die Unternehmen sind also dazu verpflichtet, in dieser Richtung aktiv zu werden (siehe Kasten). „Jeder Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seiner Belegschaft. Dazu gehört auch die Analyse psychischer Belastungen. Bei uns war die Gefährdungsbeurteilung der Grundstock dafür, dass wir überhaupt mal mit Gesundheitsleistungen angefangen haben“, betont Mürnseer.

Kurz erklärt: Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

Seit 2013 ist die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung von Mitarbeitenden Bestandteil der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung (GBU). Sie ist eines von mehreren Instrumenten, die Arbeitgebern zur Verfügung stehen, um Gefahren für die Gesundheit der Mitarbeiter abzuwenden. Während die Arbeitssicherheit und die Arbeitsschutzvorschriften sowie die Gefährdungsbeurteilung körperlicher Belastungen seit Jahren etabliert sind, rückt nun die psychische Belastung in den Fokus. Denn ein Zusammenhang zwischen psychischer Belastung, Stresserleben und Krankheiten ist mittlerweile valide erwiesen.

Definition Gefährdungsbeurteilung: Bei einer Gefährdungsbeurteilung werden auf Grundlage einer Analyse der körperlichen und psychischen Gefahren einer Arbeit erforderliche Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Beschäftigten systematisch ermittelt, umgesetzt und auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Zweck der Gefährdungsbeurteilung ist es, Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird (§ 4 ArbSchG). Quelle: GDA-Leitlinie - Arbeitsschutz in der Praxis

Harter appelliert an die Unternehmen, die psychische Gefährdungsbeurteilung nicht nur als lästige Pflicht zu beurteilen, sondern auch die zahlreichen Vorteile zu sehen:

  • Unternehmen erhalten mit einer Gefährdungsbeurteilung Sicherheit, ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nachzukommen.
  • Mit einer Gefährdungsbeurteilung werden auch die Führungskräfte für die eigene Gesundheit sensibilisiert.
  • Eine Gefährdungsbeurteilung zeigt Optimierungsmöglichkeiten im Bereich der Führungs-, Konflikt- und Veränderungskultur auf.
  • Aus den Ergebnissen der Gefährdungsbeurteilung lassen sich punktgenaue Interventionen und maßgeschneiderte Angeboten aus dem Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung ableiten.
  • Ganz allgemein verbessern eine Gefährdungsbeurteilung und die daraus abgeleiteten Angebote die Gesundheit der Mitarbeitenden und reduzieren damit das Risiko für akute Erkrankungen, Langzeiterkrankungen und psychische Symptome.

Anonyme Gesundheitsbefragung als Grundlage

Um die Gefährdung durch psychische Belastung bei ihren Mitarbeitenden beurteilen zu können, gab die Bank bei dem externen Dienstleister Eudemos eine anonyme Gesundheitsbefragung in Auftrag. Eudemos war ein Tipp von der R+V BKK. „Wir haben die Mitarbeitenden gefragt, wo im Bereich Gesundheit der Schuh drückt und welche Angebote sie sich wünschen würden. Das Feedback war enorm. 93 Prozent der Mitarbeitenden haben teilgenommen“, berichtet Mürnseer stolz. Aus den Ergebnissen der Befragung leitete die Bank mit Unterstützung von Harter ein Umsetzungskonzept für das Betriebliche Gesundheitsmanagement ab.

In der Bank selbst kümmert sich ein Steuerkreis um das Thema Gesundheit, dem neben Mürnseer vier weitere Mitarbeitende aus allen Bereichen der Bank angehören. „Es ist jemand aus unserer Hauptstelle und unserer Nebenstelle dabei, mit langjähriger und erst kurzer Betriebszugehörigkeit, Mann und Frau, Jung und Alt. Uns war wichtig, dass wir alle denkbaren Bedürfnisse der Belegschaft in dem Steuerkreis abbilden“, betont Mürnseer. Die Gruppe trifft sich etwa alle zwei Monate für eine Stunde, um zu überlegen, was die Mitarbeitenden gesundheitlich gerade bewegt und welche Angebote dazu passen. Dazu kommen je nach Notwendigkeit noch kurze Abstimmungen per Videokonferenz.

Seminar zu Zeitmanagement und Selbstorganisation

Aus den Ergebnissen der Gesundheitsbefragung formte der Steuerkreis der Bank in Kooperation mit Julia Harter ein Paket an Gesundheitsleistungen, die Zug für Zug umgesetzt werden. Ein Bereich, in dem die Mitarbeitenden vermehrt Unterstützungsbedarf nannten, war Zeitmanagement und Selbstorganisation. Dazu veranstaltete die Bank einen Workshop über 1,5 Tage für alle Mitarbeitenden. „Dafür haben wir tatsächlich an einem Donnerstag einen Tag lang die ganze Bank zugesperrt, Mittwochnachmittag sind die Filialen ohnehin für den Kundenverkehr geschlossen, so hatten wir anderthalb Tage Zeit, uns intensiv dem Seminar zu widmen“, berichtet Mürnseer.

Um den Workshop vom Arbeitsalltag abzukoppeln, mietete sich die Bank an einem Tag in der Bildungsstätte Kloster Beuerberg des Kreisbildungswerks Bad Tölz-Wolfratshausen und am anderen Tag in einem Landgasthof ein. „Das ist wirklich eine tolle Location in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer Bank, die wir gerne genutzt haben“, sagt Mürnseer. Der Referent Michael Romeis kam von der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG), mit der die R+V BKK ebenfalls zusammenarbeitet. „Das war ein Spezialist, der sich ad hoc auf unsere Wünsche einstellen konnte und letztlich ein Programm zusammengestellt hat, das genau zu uns gepasst hat. Das kam bei den Mitarbeitenden sehr gut an, wir haben nur positives Feedback erhalten“, sagt Mürnseer. Von dem Workshop profitiere mittelbar auch die Bank, wenn die Mitarbeitenden sich besser organisieren können, dadurch in der Arbeit weniger Stress haben und Themen konsequenter abarbeiten.

Gesundheitsangebote kommen sehr gut an

Auch die anderen Gesundheitsangebote der Bank werden gut angenommen. Bisher wurden folgende Leistungen umgesetzt:

  • Weil die Ergonomie am Arbeitsplatz für die Mitarbeitenden ein wichtiges Thema ist, die Bank aber nicht nur sporadisch externe Berater ins Haus holen wollte, ließ sie kurzerhand Mitarbeitende zu Ergonomie-Coaches ausbilden. Diese übernehmen nun die ergonomische Erstberatung bei Neueinstellungen, zudem gehen sie einmal im Jahr durch das komplette Haus und beraten alle Mitarbeitenden, wie sie zum Beispiel ihre Sitzhaltung verbessern können. Zudem bieten sie regelmäßige Übungen zur Verbesserung der Haltung im Intranet der Bank an.
  • Im Frühjahr 2025 bot die Bank ihren Mitarbeitenden ein kostenloses Hautscreening im Haus an. „Hier hatten wir sehr positive Rückmeldungen und eine Beteiligung von fast 70 Prozent“, berichtet Mürnseer. Bei den Mitarbeitenden fehle oft der Impuls, solche Vorsorgeuntersuchungen selbst anzugehen. „Bei uns konnten sie das ganz bequem in der Arbeit erledigen, außerdem mussten sie keinen eigenen Arzttermin koordinieren. Das ist vor allem für Mütter und Väter schwierig, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen“, sagt Mürnseer.
  • Anlässlich einer digitalen Themenwoche bot die Bank Übungen für eine aktive Mittagspause und Schulungen zu gesunder Ernährung an. Die Themenwoche sei mit 30 bis 40 Prozent nicht ganz so gut angenommen worden wie die anderen Angebote, Mürnseer ist aber trotzdem zufrieden. „Nicht jedes Thema ist für alle gleich interessant. Diejenigen, die das Angebot genutzt haben, empfanden es als sehr wertvoll.“
  • An einem digitalen Gesundheitsscanner konnten die Mitarbeitenden in wenigen Minuten ihr Gesundheits- und Fitnesslevel analysieren und sich Trainingstipps abholen. Auch dieses Angebot kam laut Mürnseer sehr gut an, zwei Drittel der Belegschaft vereinbarten einen Termin.

Alle Angebote finden während der Arbeitszeit statt

In Summe investiert die Bank erhebliche Ressourcen in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden, etwa in einen anderthalbtägigen Gesundheitsworkshop für die komplette Belegschaft. Mürnseer ist stolz darauf, dass bisher alle Angebote während der Arbeitszeit stattfinden konnten. Die Personalleiterin verweist an dieser Stelle nochmal auf die Unterstützung der R+V BKK, die sich nicht nur in Person von Julia Harter mit Konzeptarbeit und Ideen einbringt, sondern sich auch finanziell am Betrieblichen Gesundheitsmanagement beteiligt. „Wir haben von der R+V Betriebskrankenkasse für die Maßnahmen ein finanzielles Budget für zwei Jahre erhalten. Dafür hat sich die Bank vertraglich verpflichtet, die gleiche Summe als eigene Investition einzubringen“, berichtet Mürnseer. Die Unterstützung durch Julia Harter sei jedoch mindestens ebenso wertvoll. Weil sie ihren Dienstsitz in München und nicht am R+V-Stammsitz in Wiesbaden habe, seien auch persönliche Treffen möglich. „Mit ihr haben wir eine hervorragende Ratgeberin, und das auch noch vor Ort. Ihre Impulse und Kontakte helfen uns dabei, Gesundheitsleistungen anzubieten, die zu unseren Mitarbeitenden passen.“

Mürnseer und Vorstand Florian Fent sind fest davon überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt, auch wenn der Nutzen nicht konkret in Zahlen zu fassen ist. „Gesunde Mitarbeitende sichern die Produktivität, Innovationskraft und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, deshalb ist Betriebliches Gesundheitsmanagement kein Nice-to-have, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor“, betont Fent. In kleinen Betrieben sei der Ausfall einer einzigen Person immer sofort spürbar – operativ, menschlich und wirtschaftlich. „Es fällt jeder ins Gewicht. Wenn jemand krank wird, wackelt das ganze Boot. Deshalb lohnt es sich gerade für kleine Betriebe, präventiv zu denken und in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu investieren“, betont Fent.

Es müssen nicht immer teure Programme sein

Personalleiterin Mürnseer hat noch einen anderen Gedanken: Betriebliches Gesundheitsmanagement bedeute nicht automatisch, teure Programme einkaufen zu müssen. „Manchmal reicht schon ein gezielter Impuls, damit das Team gesund, motiviert und leistungsfähig bleibt. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann man im ersten Moment nicht messen, aber die positiven Auswirkungen werden über Jahre spürbar sein.“ Es sei immer ein Geben und Nehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern, gerade in kleinen Betrieben. „In einer Bank unserer Größenordnung wird viel Eigenverantwortung und Selbstständigkeit von den Mitarbeitenden gefordert. Das funktioniert aber nur, wenn wir ihnen dafür das entsprechende handwerkliche und mentale Werkzeug zur Verfügung stellen“, sagt Mürnseer.

Artikel lesen
Topthema