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Herr Mühlbauer, der Ratenkredit biete große Wachstumschancen für Genossenschaftsbanken, haben Sie im Februar dieses Jahres gesagt. Kurze Zeit später kam Corona. Welche Rolle spielt der Ratenkredit in Zeiten der Pandemie?

Frank Mühlbauer: Die weitere Entwicklung des Jahres war im Februar leider völlig unvorhersehbar. So wird 2020 sicher als großes Ausnahmejahr in die Geschichte eingehen. Die gute Nachricht ist aber, dass der Ratenkreditmarkt nach wie vor sehr attraktiv bleibt. So zeigen aktuelle Studien des Bankenfachverbands, dass zwei von drei Haushalten auf Finanzierungen setzen, um sich Wünsche zu erfüllen. Dieser Anteil ist trotz Corona konstant geblieben. Im Segment Ratenkredit bieten sich daher für die Genossenschaftsbanken unverändert große Chancen. Hier gilt es, die vorhandenen Potenziale der Genossenschaftlichen FinanzGruppe konsequent zu nutzen. Leider schließt nach wie vor ein großer Anteil an Kundinnen und Kunden der Genossenschaftsbanken ihre Ratenkredite außerhalb der Gruppe ab. Daher müssen wir uns nun gemeinsam darauf fokussieren, Marktanteile für den genossenschaftlichen Sektor konsequent zurückzuerobern. Dabei setzen die Genossenschaftsbanken mit uns auf den richtigen Partner: Die Zusammenarbeit mit der TeamBank ermöglicht den Volksbanken und Raiffeisenbanken bereits seit vielen Jahren, überdurchschnittlich am Markt für Konsumfinanzierung zu wachsen.

„Bei Warenkörben über 500 Euro landet der Ratenkauf auf Platz drei der beliebtesten Zahlarten.“

Zusätzlich verändert Corona das Shopping-Verhalten der Kunden: Sie kaufen lieber online als vor Ort ein. Was für eine Bedeutung hat der Ratenkauf bei den Bezahlverfahren im Internet?

Mühlbauer: Das ist ein wichtiger Punkt. Die Corona-Pandemie hat sich auf das Einkaufs- und Bezahlverhalten enorm ausgewirkt. Viele haben erstmals kontaktlos an der Supermarktkasse bezahlt und gesehen, dass das sehr gut funktioniert. Da brauche ich kein Prophet zu sein, wenn ich sage, dass diese Veränderung auch in der Zeit nach Corona Bestand haben wird. Beim Online-Shopping ist es ähnlich. Der E-Commerce boomt. Wir haben in unserer Studie „Shopping 2020“, die wir gemeinsam mit dem IFH Köln durchgeführt haben, aber auch zeigen können, dass die Konsumentinnen und Konsumenten durchaus den Wunsch nach Einkäufen vor Ort verspüren. Es besteht ein Bedürfnis nach dem Einkaufserlebnis im stationären Handel. Das Ladengeschäft ist nicht tot. Vielmehr wird es in Zukunft auf kluge Cross-Channel-Lösungen ankommen, um als Händler weiterhin relevant für die Kundinnen und Kunden sein zu können. Mit unserem Produkt „ratenkauf by easyCredit“ bieten wir hier die perfekte Lösung an: Im Laden, im Online-Shop und auch per E-Mail oder Print im Direktvertrieb. Und dass Ratenkauf als Bezahlart an Bedeutung gewinnt, konnten wir mit unserer Studie ebenfalls belegen. Bei Warenkörben über 500 Euro landet der Ratenkauf auf Platz drei der beliebtesten Zahlarten. Diesen Kundenwunsch gilt es zu berücksichtigen. Kein Händler kann es sich erlauben, beim Bezahlvorgang Kundinnen und Kunden aufgrund fehlender Zahlverfahren zu verlieren.

Die TeamBank setzt ebenfalls vermehrt auf digitale Angebote, unter anderem ist der Vertragsabschluss für den easyCredit in den Filialen der Volksbanken und Raiffeisenbanken seit August 2020 digital möglich. Wie läuft der Prozess ab und wie profitieren Banken und Kunden?

Mühlbauer: Ein gelungenes Beispiel dafür, wie digitale Innovationen und Umweltschutz konkret miteinander kombiniert werden können, ist die im Spätsommer 2020 eingeführte Lösung zum digitalen Vertragsabschluss in den Filialen unserer Partnerbanken in Deutschland und Österreich. Mit dieser smarten und kundenorientierten Anwendung können nicht nur sehr viele Seiten Papier gespart werden, sondern die Genossenschaftsbanken gewinnen wertvolle Zeit, die sie stattdessen in ihre Kundinnen und Kunden investieren können. Bei der Nutzung des Verfahrens lösen die Kundinnen und Kunden ganz einfach per SMS die Signatur selbst aus. Der digitale Vertragsabschluss schafft auf diese Weise ein deutlich optimiertes Kundenerlebnis, da alle Unterlagen digital zugestellt werden. Der vorher übliche Papierstapel beim Verlassen der Bankfiliale nach dem Kreditabschluss gehört somit endgültig der Vergangenheit an. Die TeamBank war im Übrigen einer der ersten Ratenkreditanbieter in Deutschland, der einen vollständig digitalen Kreditabschluss in der Filiale implementiert hat.

„Nachhaltigkeit heißt für uns zuerst, in unseren Kundenbeziehungen die genossenschaftlichen Werte zu pflegen und uns fair zu verhalten.“

Das neue Verfahren schont die Umwelt, schließlich umfassen gedruckte easyCredit-Verträge bis zu 127 Seiten. Generell nimmt das Thema Nachhaltigkeit auch in der Finanzwelt eine immer wichtigere Rolle ein. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der TeamBank?

Mühlbauer: Nachhaltigkeit heißt für uns zuerst, in unseren Kundenbeziehungen die genossenschaftlichen Werte zu pflegen und uns fair zu verhalten. Diese Werte sind schon sehr lange in der TeamBank verankert und reichen auch tief in die vielschichtigen Dimensionen der Nachhaltigkeit hinein. Unsere besondere Verantwortung liegt dabei ganz konkret bei einer nachhaltigen Kundenbeziehung und dem Schutz vor Überschuldung – auch über unser Produkt hinaus. Daher fördert die TeamBank mittelbar die finanzielle Bildung in Form der unabhängigen Stiftung Deutschland im Plus. Selbstverständlich beinhaltet Nachhaltigkeit aber auch die klassischen Hausaufgaben in der eigenen Betriebsökologie. Hier konnten wir mit der erfolgreichen EMAS-Zertifizierung für geprüftes Umweltmanagement in diesem Jahr einen wichtigen Meilenstein nehmen. Auf diese Auszeichnung sind wir sehr stolz, sind uns aber gleichzeitig der damit verbundenen Verantwortung bewusst.

Eine beliebte Produkterweiterung von easyCredit ist die „Finanzreserve“. Damit können Kunden bis zu 15.000 Euro ohne erneuten Kreditantrag abrufen. Seit August bieten Sie den Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken an, die „Finanzreserve“ unabhängig von einem easyCredit-Vertrag abzuschließen. Was waren die Beweggründe und warum kann es sich für die Kreditinstitute lohnen, das Produkt anzubieten?

Mühlbauer: Mit der easyCredit-Finanzreserve möchten wir sicherstellen, dass wir für unsere Kundinnen und Kunden nicht nur bei einem konkreten Kreditanlass relevant sind, sondern diese als fairer Lotse langfristig im Liquiditätsmanagement begleiten. So bieten wir seit dem vergangenen Jahr die Möglichkeit, die Finanzreserve losgelöst von einem easyCredit oder einer Kreditkarte abzuschließen. Auf diesem Wege stehen dauerhaft bis zu 15.000 Euro ohne separate Kreditbestellung zur Verfügung. Der zusätzliche Finanzpuffer ist für unsere Kundinnen und Kunden umgehend nutzbar – auch für spontane Anschaffungen. Die Finanzreserve kann im Self Sale jederzeit in Sekundenschnelle per SEPA-Echtzeitüberweisung telefonisch, im Kundenportal, per App oder selbstverständlich auch persönlich beim Berater vor Ort abgerufen werden. Mit dieser innovativen und kundenorientierten Lösung besetzen wir die Kundenschnittstelle über das Girokonto und schirmen darüber hinaus unsere gemeinsamen Kundinnen und Kunden effektiv vom Wettbewerb ab.

„Wir werden ab dem nächsten Jahr noch mehr in bereichsübergreifenden und cross-funktionalen Teams zusammenarbeiten als heute.“

Welche weiteren Anstrengungen unternimmt die TeamBank, um ihr Geschäftsmodell fit für die digitale Zukunft zu machen?

Mühlbauer: Beim Blick in die Zukunft orientieren wir uns an unserem Leitbild „vom Kunden her denken“. Wir werden daher unseren Fokus noch mehr auf die dauerhafte Liquiditätsbegleitung unserer Kundinnen und Kunden legen. Dabei spielt unser innovatives Ökosystem für Liquiditätsmanagement eine tragende Rolle, dass eine große Convenience bietet. In unserem Unternehmen möchten wir uns zudem zukünftig weniger von der fachlichen Funktion oder der hierarchischen Stellung leiten lassen, sondern stärker anhand der real erlebten Kundenreisen orientieren. Wir werden daher ab dem nächsten Jahr noch mehr in bereichsübergreifenden und cross-funktionalen Teams zusammenarbeiten als heute. Ein weiterer wichtiger Punkt ist unsere IT- und Daten-Infrastruktur. Hier bauen wir konsequent neue Expertise und Ressourcen auf, was auch beim Blick in unser Stellenportal deutlich wird. All das wird uns dabei helfen, unserem zunehmend daten- und technologiegetriebenen Geschäftsmodell noch besser gerecht zu werden.
 

Mit dem „easyCredit-Haus“ in Nürnberg setzt die TeamBank auf moderne Arbeitswelten mit offenen Räumen und Desksharing-Arbeitsplätzen. Ziel ist es, ein kooperatives und inspirierendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Wie können Sie dieses aktuell herstellen, wenn ein Großteil der Mitarbeiter von Zuhause aus arbeitet?

Mühlbauer: Unser Ziel ist es – auch wenn sich der Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell im Home Office befindet – beim Arbeiten aus der Distanz gemeinsam die gleiche Teamkultur wie in unserer Unternehmenszentrale in Nürnberg zu leben. Für die meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das ja sowieso nichts Neues, da die Kolleginnen und Kollegen unserer Kundenbank ihren Arbeitsplatz vor Ort in den jeweiligen Regionen haben. Daher standen rein digitale Meetings bei uns auch schon vor Corona auf der Tagesordnung. Um unsere Teamkultur und den gemeinsamen Austausch auch während der Corona-Einschränkungen weiter zu stärken, haben wir unser halbjährliches „TeamBarCamp“ – unsere liebgewonnene Mitarbeiterveranstaltung – komplett in den digitalen Raum verlagert. Darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßig weitere digitale Austausch- oder Gesundheitsangebote.

Um weiter zu wachsen, möchte die TeamBank Stellen zum Beispiel in den Bereichen IT und Datenanalyse aufbauen. Solche Experten sind an Ihrem Standort Nürnberg sehr gefragt. Was machen Sie, um potentielle neue Mitarbeiter auf die TeamBank aufmerksam zu machen?

Mühlbauer: Um Talente und Expertinnen und Experten aus den genannten Bereichen noch besser zu verstehen, wurden neue und potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt, nach welchen Kriterien sie ihren Arbeitgeber wählen. Die TeamBank gilt dabei als besonders attraktiv, wenn wir im fachlichen Austausch, beispielsweise in Meet-Ups oder fachlichen Networkings, wahrgenommen werden. Aus diesem Grund haben wir uns auch entschlossen, als Hauptsponsor beim Nürnberg Digital Festival einzusteigen und uns auch inhaltlich mit eigenen fachlichen Sessions zu verschiedensten Themen einzubringen. Darüber hinaus ermöglicht uns das Festival, über den Tellerrand hinauszuschauen und von anderen Branchen zu lernen. Aus diesem Grund sind wir auch 2021 wieder mit an Bord.

„Das Werteverständnis von Basketball passt sehr gut zu dem der Genossenschaftlichen FinanzGruppe sowie ihrer Kundinnen und Kunden und Mitglieder.“

Apropos Sponsoring: easyCredit ist seit der Saison 2016/17 Namensberger der Basketball Bundesliga. Im Sommer haben Sie die Zusammenarbeit vorzeitig bis zum Ende der Spielzeit 2023/24 verlängert. Inwieweit passt Basketball zu easyCredit und zur genossenschaftlichen FinanzGruppe?

Mühlbauer: Basketball ist ein überaus faszinierender Sport, der von Schnelligkeit, Dynamik und Emotionen lebt. Aber auch Fairness und Respekt werden sowohl auf dem Parkett bei den Spielern als auch auf den Tribünen bei den Fans gelebt. Das Werteverständnis passt sehr gut zu dem der Genossenschaftlichen FinanzGruppe und ihrer Kundinnen und Kunden und Mitglieder. Daran haben wir uns orientiert. Der Fairness- und Qualitätsanspruch der easyCredit Basketball Bundesliga und von easyCredit sind in hohem Maße deckungsgleich. Unser Ziel war es, ein Sponsorship einzugehen, das exzellent zur Produktmarke easyCredit und zur Zielgruppe passt. Mit der easyCredit Basketball Bundesliga haben wir den perfekten Partner gefunden. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit ist über die Jahre hinweg gewachsen. Schmerzlich vermissen wir aktuell die Fans in den Arenen, die leidenschaftlich und fair ihre Mannschaft unterstützen. Die Zeit wird zeigen, inwieweit wir wieder Zuschauer bei den Spielen erleben dürfen. Ich persönlich freue mich auf jeden Fall darauf.
 

Können Sie schon eine Einschätzung geben, wie das Geschäftsjahr 2020 für die TeamBank gelaufen ist?

Mühlbauer: Natürlich geht die Corona-Krise auch an uns nicht spurlos vorbei. Zahlreiche unserer Kundinnen und Kunden waren oder sind in Kurzarbeit. Manche haben sogar ihren Arbeitsplatz verloren. Ein weiteres Thema sind die eingeschränkten Konsummöglichkeiten während des Shutdowns im Frühjahr und im Herbst beziehungsweise Winter. All dies schlägt sich in unseren Zahlen nieder. Um unseren Kundinnen und Kunden schnell und effektiv zu helfen, haben wir diese mit unseren umfangreichen Möglichkeiten zur Zahlungserleichterung unterstützt. Die Maßnahmen gingen dabei deutlich über die gesetzlichen Regelungen hinaus. Dafür erhalten wir viel Zuspruch – auch von unseren Partnern. So konnten wir im schwierigen Corona-Jahr unsere Verlässlichkeit als stabiler Partner für die Genossenschaftsbanken unter Beweis stellen. Trotz aller Herausforderungen im Jahr 2020: Im Moment gibt es aufgrund der aktuellen Entwicklungen zahlreiche Gründe, wieder optimistisch in die Zukunft zu blicken.
 

Herr Mühlbauer, vielen Dank für das Interview!
 

Frank Mühlbauer ist seit April 2019 Vorstandsvorsitzender der TeamBank. In dieser Position verantwortet er als Chief Executive Officer (CEO) die Ressorts IT, Data Analytics, Organisation, Recht und Unternehmensentwicklung, Personal und Kommunikation sowie die Interne Revision.

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