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Sommerwiese mit Pusteblumen.

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Warum wird das Thema Nachhaltigkeit für Kreditgenossenschaften immer wichtiger?

Nachhaltigkeit gehört seit jeher zur DNA der Genossenschaften. Dezentrale Struktur und Präsenz in allen Regionen, persönliche Beratung und Kundenbindung, Förderung der Mitglieder, Spenden und Investitionen vor Ort – all diese Aspekte gehören zur Grundidee genossenschaftlicher Unternehmenspraxis.

Seit einigen Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit in der öffentlichen Debatte spürbar an Bedeutung gewonnen. Die UN-Nachhaltigkeitsziele, das Pariser Klimaschutzabkommen und nicht zuletzt die globale Jugendbewegung „Fridays for Future“ erhöhen den öffentlichen Druck auch auf den Finanzsektor, den Übergang zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem zu fördern. Für die Genossenschaftsbanken ist das eine Chance, ihre gelebten Werte mit den politischen Nachhaltigkeitszielen zu verzahnen und ihr Engagement auch gegenüber Kunden, Mitgliedern und Öffentlichkeit zu unterstreichen. Das Thema Nachhaltigkeit bietet den Kreditgenossenschaften zudem zahlreiche Möglichkeiten, neue Kundengruppen zu erschließen, ihr Image zu steigern oder Erträge aus neuen Marktsegmenten zu generieren.

Zentrale Themenseite Nachhaltigkeit und Ansprechpartner

Der GVB bündelt alle Informationen, Unterstützungsleistungen und Kontaktmöglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit auf einer neuen Themenseite im GVB-Webauftritt (nur für Mitglieder). So können sich die GVB-Mitglieder einen schnellen Überblick verschaffen. Auf der Themenseite sind auch alle fachlichen Ansprechpartner im GVB aufgelistet.

Welche politischen Rahmenbedingungen setzt der Gesetzgeber?

Die EU hat in Reaktion auf verschiedene Übereinkommen der Weltgemeinschaft wie dem Pariser Klimaabkommen oder der UN-Agenda 2030 mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung eine ganze Reihe von politischen Initiativen für mehr Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht. So hat die EU-Kommission im März 2018 einen Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen vorgelegt, der insgesamt zehn Handlungsfelder zur nachhaltigen Ausrichtung der Finanzwirtschaft enthält. Aus dem Aktionsplan sind inzwischen mehrere Gesetzesinitiativen hervorgegangen, die teils auch schon beschlossen wurden. Derzeit arbeitet die EU-Kommission an ihrer neuen „Sustainable Finance“-Strategie.

Nachhaltigkeit im Risikomanagement

Der europäische Gesetzgeber hat sich nicht nur daran gemacht, einen einheitlichen Bewertungsrahmen für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten zu schaffen, sondern er nimmt auch zunehmend die Nachhaltigkeitsrisiken von Wirtschaftstätigkeiten in den Blick. So wurde die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) beauftragt, ESG-Risiken zu definieren und quantitative und qualitative Kriterien zu erarbeiten, wie sich die Auswirkung dieser Nachhaltigkeitsrisiken auf die Finanzinstitute messen lässt. ESG steht für die Nachhaltigkeitskriterien Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte mit ihrem „Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken“ im Mai 2020 in dieser Hinsicht einen ersten europäischen Standard. Auf nationaler Ebene war die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sogar noch schneller: Im Dezember 2019 veröffentlichte sie ihr Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken, das den beaufsichtigten Banken eine Orientierung und mögliche Verfahrensweisen an die Hand geben soll.

Außerdem planen die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA), die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) sowie die Europäische Zentralbank (EZB) eine eigene Nachhaltigkeitsagenda. Einer der Schwerpunkte auf der europäischen Ebene ist die EU-Taxonomie. Ziel ist ein einheitlicher Bewertungsrahmen, der nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten in der EU klassifizieren soll. Hier sollen neben ökologischen Aspekten auch soziale Tätigkeiten und eine gute Unternehmensführung betrachtet werden. Die Taxonomie wird voraussichtlich ab Anfang 2022 erstmals angewendet.

Weiterhin ist mit dem „Green Label“ ein EU-Kennzeichen für grüne Finanzprodukte auf der Grundlage der Taxonomie und mit dem „Green Bond Standard“ ein Bewertungsrahmen für grüne Anleihen geplant. In der Finanzberatung kommen auf Banken neue nachhaltigkeitsbezogene Beratungspflichten gegenüber ihren Kunden zu. Gleichzeitig sollen Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden zur individuellen Anlageproduktbeurteilung herangezogen werden.

Was sollten die Genossenschaftsbanken jetzt unternehmen?

Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) empfiehlt seinen Mitgliedern, zu prüfen, wie das Thema Nachhaltigkeit über die regulatorischen Verpflichtungen hinaus in der Bank verankert werden kann. Zusätzlich sollte sich jede Kreditgenossenschaft mit Blick auf die Haltung der Bankenaufsicht fragen, wie das Thema insbesondere im Risikomanagement und in der Gesamtbanksteuerung in Zukunft zu berücksichtigen ist.

Gemäß der aktuellen Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) sind im Rahmen der Risikoinventur alle Risiken zu identifizieren, die sich negativ auf die Vermögenslage (inklusive Kapitalausstattung), die Ertragslage oder die Liquiditätslage der Bank auswirken könnten. Somit sind auch Nachhaltigkeitsaspekte, die auf die bekannten Risikoarten einwirken, zu betrachten. Der GVB plant, bei der diesjährigen Überarbeitung der MaRisk-Musterstrategie entsprechende Textpassagen zu integrieren, die der aufsichtlichen Haltung Rechnung tragen.

Wie können die Banken das Thema Nachhaltigkeit abseits der Regulatorik für sich nutzen?

Der GVB empfiehlt seinen Mitgliedern, sich über eine individuelle Positionierung zum Thema Nachhaltigkeit Gedanken zu machen. Ein erster Schritt ist es dabei, mithilfe des Nachhaltigkeits-Cockpits des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) eine Ist-Analyse durchzuführen und ein Zielbild („Reifegrad“) zu definieren. Daraus können entsprechende Handlungsmaßnahmen abgeleitet werden. Das Nachhaltigkeits-Cockpit des BVR kann in Eigenregie oder gemeinsam mit dem GVB bearbeitet werden. Ein wichtiger Aspekt bei der Zieldefinition und Maßnahmenplanung ist die hausinterne Nachhaltigkeitsstrategie. Diese ist von der Geschäftsleitung zu definieren und in der Bank auf allen Ebenen zu kommunizieren.

EU will verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung verschärfen

Die sogenannte CSR-Richtlinie schreibt seit 2017 erweiterte Offenlegungs- und Berichtspflichten zu Fragen der Nachhaltigkeit in Unternehmen vor (nichtfinanzielle Berichterstattung). Allerdings betrifft das nur Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Deshalb sind bei den bayerischen Genossenschaftsbanken bisher nur wenige Institute betroffen. Da diese nichtfinanziellen Informationen für Kunden und andere Interessengruppen immer mehr an Bedeutung gewinnen, will die EU den Geltungsbereich der CSR-Richtlinie auf Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern ausweiten sowie eine verpflichtende, prüferische Durchsicht der nichtfinanziellen Berichterstattung einführen. Sollte das so kommen, müssten deutlich mehr Kreditinstitute als bisher über Nachhaltigkeitsfragen Bericht erstatten. Der GVB wird den Gesetzgebungsprozess für seine Mitglieder begleiten.

Wie unterstützt der GVB seine Mitglieder auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit?

Der GVB hat es sich zum Ziel gesetzt, seine Mitglieder bestmöglich auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen und zugleich zentraler Ansprechpartner für diesen Themenkomplex zu sein. Dazu entwickelt der GVB sukzessive passende Angebote. Das Leistungsportfolio geht dabei mit der Zeit: Treten neue Regelungen, wie etwa eine Neufassung der MaRisk oder die geplanten Änderungen in der CSR-Richtlinie in Kraft, werden passende Angebote geprüft und aufgebaut.

Welche Angebote gibt es im Detail?

Das Leistungsportfolio des GVB orientiert sich thematisch an den Teilbereichen der BVR-Landkarte zum Thema Nachhaltigkeit. Der Verband wird seine Mitglieder in allen Feldern mit Seminaren, Webinaren, Workshops, Austauschrunden oder anderen Beratungsleistungen bei der Implementation eines ganzheitlichen Wegs in Richtung Nachhaltigkeit unterstützen. Folgende Leistungen werden bereits angeboten:

  1. Positionierungsworkshop Nachhaltigkeit
  2. Best-Practice-Webinar mit Gastreferenten verschiedener Banken (nächster Termin am 17. Juni 2021, siehe Infobox unten)
  3. Energie-Audit (siehe auch „Profil“ 11/2018)
  4. Workshop „Leitbild“
  5. Workshop „Führungsgrundsätze“
  6. Workshop „Change-Management“
  7. Individuelle Unterstützung bei der CSR-Berichterstattung
  8. Ideenpool und Praxisbeispiele zur Nachhaltigkeitskommunikation
  9. Nachhaltigkeits-Cockpit – Benchmark bayerischer Genossenschaften

Weitere Informationen zu den einzelnen Leistungen sowie zu den Buchungsmöglichkeiten gibt es auf der Themenseite Nachhaltigkeit auf der GVB-Webseite.

Darüber hinaus sind perspektivisch Erfahrungsaustauschrunden (Erfa-Kreise) und Weiterbildungsangebote in Zusammenarbeit mit der Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) in Planung. Zudem entwickelt der GVB seine pragmatischen Unterstützungsmaßnahmen rund um das Themenfeld Nachhaltigkeit beständig weiter. Dazu zählen Muster-Textbausteine für die Strategie oder das Risikohandbuch, der Ideenpool mit sogenannten „Quick Wins“ oder die Nachhaltigkeits-Benchmark, die den Durchschnitt der bayerischen Kreditgenossenschaften im Nachhaltigkeits-Cockpit abbildet.


Sabrina Wolf ist Referentin Grundsatz Prüfung und betreut das Projekt Nachhaltigkeit beim Genossenschaftsverband Bayern.

Kontakt: 089 / 2868-3863, nachhaltigkeit(at)gv-bayern.de

Berichte aus der Praxis zum Thema Nachhaltigkeit

Wie lässt sich das Thema Nachhaltigkeit in der eigenen Genossenschaftsbank glaubwürdig umsetzen? Welche Ansatzpunkte gibt es? In einem zweistündigen Best-Practice-Webinar berichten fünf Vertreter bayerischer Kreditgenossenschaften am 17. Juni 2021 über ihren Einstieg in die Nachhaltigkeit, inklusive praktischer Tipps und „Quick-Wins“. Dabei werden alle Themenfelder der BVR-Nachhaltigkeitslandkarte abgedeckt. Die Praxiserfahrungen sollen den Teilnehmern dabei helfen, ihre eigene Umsetzungsstrategie zu entwickeln. Das Webinar richtet sich an Vorstände, Führungskräfte und fachlich Verantwortliche bayerischer Volksbanken und Raiffeisenbanken, die das Thema Nachhaltigkeit in ihrer Bank vorantreiben wollen. Weitere Informationen und Anmeldung entweder auf der Themenseite Nachhaltigkeit im Mitgliederbereich der GVB-Webseite oder über den MuV-Manager.

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